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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Bernhard von Bulow Begriffsklarung aufgefuhrt Bernhard Heinrich Martin Karl von Bulow ab 1899 Graf ab 1905 Furst von Bulow 1 3 Mai 1849 in Klein Flottbek 28 Oktober 1929 in Rom war ein deutscher Politiker und Staatsmann Seit 1897 war er Staatssekretar des Auswartigen Amtes und von Oktober 1900 bis Juli 1909 Reichskanzler des Deutschen Kaiserreichs Bernhard von Bulow 1895 Bulow machte eine Karriere als Diplomat Als Staatssekretar hatte er im Kaiserreich ein Amt inne das in etwa einem heutigen Minister entsprach Schon in dieser Zeit entwickelte er sich zur fuhrenden Person in der Reichsleitung Dem Reichskanzler Bulow gelang es sowohl mit dem Kaiser als auch mit den verschiedenen Parteien des Reichstags zusammenzuarbeiten Aussenpolitisch vermied er wohl den Ausbruch eines Krieges trug aber Mitschuld an der Verschlechterung des Verhaltnisses vor allem zu Grossbritannien Sein Vater Bernhard Ernst von Bulow war 1876 1879 ebenfalls Staatssekretar des Ausseren sein Neffe Bernhard Wilhelm von Bulow 1885 1936 war von 1930 bis 1936 Staatssekretar und Vertreter des Aussenministers Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Ausbildung und diplomatische Karriere 3 Staatssekretar des Ausseren 4 Reichskanzler 4 1 Ernennung 4 2 Kanzlerschaft 4 3 Rucktritt 5 Nach dem Rucktritt 6 Beurteilung 7 Ehrungen 8 Schriften 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenBernhard von Bulow wurde geboren als Sohn von Bernhard Ernst von Bulow 1815 1879 und dessen Frau Luise Victorine geb Rucker Sein Vater war Staatssekretar im Auswartigen Amt unter Otto von Bismarck Der Bruder seiner Mutter war der Hamburger Senator Alfred Rucker sein Urgrossvater der Hamburger Senator Martin Johann Jenisch der Altere Sein Vetter ersten Grades war Wilhelm von Godeffroy Bankhaus Jenisch amp Godeffroy in dessen Berliner Stadtpalais in der Wilhelmstrasse 59 Bulow lange gewohnt hatte 2 Godeffroy starb 1904 und ermoglichte dem Vetter seiner Frau Bulow mit einem Extra Vermachtnis von funf Millionen Goldmark die Annahme des ersehnten Furstentitels Aus den Ertragnissen der Dr jur Wilhelm Martin v Godeffroy Familien Fideikommiss Stiftung hat das Ehepaar Bulow dann lebenslang grosse Zuwendungen erhalten 3 zur Aufrechterhaltung eines standesgemassen Lebensstils 4 Die Familie von Bulow ist ein altes mecklenburgisches Adelsgeschlecht mit gleichnamigem Stammhaus im Dorf Bulow bei Rehna Der Name Bulow wird erstmals bei der Grundsteinlegung des Ratzeburger Doms 1154 urkundlich erwahnt Die Stammreihe beginnt mit Godofridus de Bulowe 1229 5 Viele Mitglieder der Familie brachten es im Staatswesen beim Militar und in der Kirche zu hohen Amtern oder machten sich um das Kulturleben verdient 6 Ausbildung und diplomatische Karriere Bearbeiten nbsp Maria von Bulow geb Beccadelli di Bologna Principessa di Camporeale Jugendportrat gemalt von Franz von Lenbach 1873 Bernhard von Bulow besuchte Gymnasien in Frankfurt am Main und Neustrelitz und wechselte als Funfzehnjahriger zum Padagogium in Halle wo er 1867 die Reifeprufung bestand An der Universitat Lausanne in Berlin und an der Universitat Leipzig studierte er Jura nahm als Freiwilliger im Husaren Regiment Konig Wilhelm I Nr 7 am Deutsch Franzosischen Krieg 1870 71 teil Sein Regimentskommandeur Oberst Walter von Loe legte ihm eine Offizierslaufbahn nahe wozu der Vater Anfang 1871 die Einwilligung erteilte Am 15 November 1870 wurde Bulow zum Gefreiten befordert am 18 Januar 1871 zum Fahnrich und schliesslich am 8 Marz 1871 zum Leutnant Nach Beendigung des Krieges und Ruckkehr an den Regimentsstandort Bonn legte Bulow auf Druck seines Vaters im Marz 1872 an der Universitat Greifswald das Referendarsexamen ab und schied am 11 Juni 1872 aus dem aktiven Militardienst aus 7 Am Landgericht und Bezirksprasidium in Metz Elsass Lothringen gehorte seit Ende des Deutsch Franzosischen Krieges zum Deutschen Reich bereitete er sich bis 1874 auf den Justiz und Verwaltungsdienst vor Danach trat er in den Auswartigen Dienst ein Auf Bulows diplomatische Karriere wirkte sich der Umstand begunstigend aus dass sein Vater seit der gemeinsamen Tatigkeit im Bundestag in Frankfurt am Main mit Otto von Bismarck befreundet war Als Legations und Botschaftssekretar kam Bernhard von Bulow nach St Petersburg und Wien 1876 wurde er Attache an der deutschen Botschaft in Rom 1877 Geschaftstrager in Athen Ab Marz 1878 war er an der deutschen Botschaft in Paris tatig wo er im November zum Zweiten Sekretar ernannt wurde Zwischenzeitlich war Bulow im Sommer 1878 dem Sekretariat des Berliner Kongresses zugeteilt In Paris hatte er im Auftrag des Berliner Hofes die Familie des Bankiers Adolf Wilhelm von Kessler zu bespitzeln Dort kam es zu einem Skandal als Bulow vergeblich versuchte dessen attraktive Frau Alice die Mutter von Harry Kessler in Abwesenheit ihres vielverreisten Ehemannes zu verfuhren In seinen spateren Erinnerungen unterstellte er Adolf von Kessler dieser habe die Schonheit seiner Frau gewinnbringend fur seine geschaftlichen Interessen benutzt 8 Im August 1883 wurde er nach einer hausinternen Intrige Erster Sekretar an der Botschaft in Paris und wechselte im Juli 1884 als Botschaftsrat nach St Petersburg 1888 wurde er Gesandter in Bukarest und ging 1893 als Botschafter nach Rom 1886 heiratete er Maria Beccadelli di Bologna Prinzessin di Camporeale eine italienische Adlige die in vorheriger Ehe mit einem Grafen von Donhoff Friedrichstein verheiratet gewesen war Die Ehe blieb kinderlos Staatssekretar des Ausseren Bearbeiten nbsp Reichskanzler Bernhard von Bulow mit Ehefrau Maria im Jahre 1905 auf Norderney1897 kehrte er nach Berlin zuruck wurde im Oktober 1897 unter Reichskanzler Chlodwig zu Hohenlohe Schillingsfurst zum Staatssekretar des Ausseren ernannt und arbeitete in dieser Position drei Jahre lang im Auswartigen Amt Im ersten Amtsjahr leitete er die Verhandlungen mit China uber die Pachtung von Kiautschou mit der spater schnell emporbluhenden Hafenstadt Tsingtau In einer Reichstagsdebatte am 6 Dezember 1897 rechtfertigte er diese Erweiterung der Kolonialinteressen mit den Worten wir wollen niemand in den Schatten stellen aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne In Ostasien wie in Westindien werden wir bestrebt sein ohne unnotige Scharfe aber auch ohne Schwache unsere Rechte und unsere Interessen zu wahren Mit dieser Aussage vor dem Parlament verkundete er indirekt eine Abkehr von der Bismarckschen Ausgleichspolitik hin zu einem expansiven Kolonialismus 9 In Berlin fuhrte er die Verhandlungen mit Grossbritannien und den Vereinigten Staaten die zum Samoa Abkommen von 1899 fuhrten das vorsah dass das Deutsche Reich Westsamoa mit den beiden Hauptinseln Savaiʻi und Upolu mit dem Hafen Apia als Schutzgebiet zugeteilt erhielt Ausserdem leitete er 1899 die Verhandlungen die zum Ankauf der seit 1565 zu Spanien gehorenden Inselgruppe der Marianen mit Ausnahme von Guam das an die Vereinigten Staaten von Amerika ging und der ebenfalls spanischen Inselgruppe der Karolinen fuhrten Er forderte die Erschliessung der Kolonien und den Handel mit Kolonialerzeugnissen In seine Amtszeit als Staatssekretar des Ausseren fallt auch der Boxeraufstand in China im Jahr 1900 Er hielt personlichen Kontakt zu Philipp zu Eulenburg einem Freund des Kaisers der wesentlich dazu beitrug Bulow als Kanzlerkandidaten aufzubauen Bulow war ein Menschenkenner und stand in dem Ruf auch auf Schmeicheleien zuruckzugreifen wenn dies Erfolg versprach So schrieb er einmal an Eulenburg Er der Kaiser ist so bedeutend Nach Friedrich dem Grossen der bedeutendste Hohenzoller offenbar in der Erwartung dass dieses Lob Kaiser Wilhelm II der fur byzantinistische Schmeicheleien sehr zuganglich war mitgeteilt wurde Reichskanzler BearbeitenErnennung Bearbeiten Am 17 Oktober 1900 nach dem Rucktritt Hohenlohes aus Altersgrunden und weil Wilhelm II gerade mit der Durchsetzung der Zuchthausvorlage im Reichstag gescheitert war wurde Bulow Reichskanzler und preussischer Ministerprasident Kaiser Wilhelm II setzte grosse Hoffnungen in ihn Bulow soll mein Bismarck werden und so wie dieser und mein Grossvater Deutschland ausserlich zusammenhammerten so werden wir im Innern den Dreck des Parlaments und Parteiapparats wegraumen 10 Als Kanzler verhielt sich Bulow gegenuber dem Kaiser loyal kritisierte jedoch dessen personliche Politik allerdings ohne Erfolg Bulow war wie sein Berater Friedrich August von Holstein 1837 1909 uberzeugt dass das Deutsche Reich sich eine seiner Wirtschaftskraft entsprechende Aussenpolitik der freien Hand erarbeiten sollte und unterstutzte die von Alfred von Tirpitz vorgelegten Flottengesetze Das Deutsche Reich war gegen Ende des 19 Jahrhunderts hinter Grossbritannien und vor den Vereinigten Staaten die zweitgrosste Exportnation geworden doch waren die deutschen Handelsschiffe auf denen jahrlich Waren im Wert von mehreren Dutzend Milliarden Mark transportiert wurden im Gegensatz zu den britischen und amerikanischen Handelsschiffen weitgehend ungeschutzt Eine der politischen Hauptaufgaben Bulows war es dafur Sorge zu tragen dass der von Wilhelm II forcierte Bau von Kriegsschiffen reibungslos vorangetrieben werden konnte und nicht von den im Handel konkurrierenden Imperialmachten behindert oder unterbunden wurde Durch den Erwerb uberseeischer Besitzungen sollten der Flotte Stutzpunkte mit geschutzten Hafen an den Weltmeeren gesichert werden Ein wichtiges Ziel von Bulows war der Bau von Eisenbahnen wie der Bagdadbahn und die Realisierung von Eisenbahn Projekten in den afrikanischen Kolonien siehe Liste der deutschen Kolonialbahnen Kanzlerschaft Bearbeiten nbsp Bernhard Furst von Bulow links im Berliner Tiergarten nbsp Bernhard von Bulow Kaiser Wilhelm II und Rudolf von Valentini von links nach rechts an Bord der Hohenzollern in Kiel 1908Die von Grossbritannien eingeleiteten deutsch britischen Bundnisgesprache fuhrte er nur zogerlich fort bis sie 1901 scheiterten Am 8 Januar 1902 hielt von Bulow im Reichstag seine sogenannte Granitbeisserrede gegen den britischen Kolonialminister Joseph Chamberlain der das Vorgehen der Briten im Burenkrieg gerechtfertigt hatte indem er es mit dem Vorgehen der Deutschen im Deutsch Franzosischen Krieg verglich Von da an waren die deutsch britischen Beziehungen nachhaltig getrubt Im Jahr 1904 ereignete sich der Doggerbank Zwischenfall bei dem russische Kriegsschiffe versehentlich ein britisches Fischerboot in der Nordsee versenkten Im Zuge dieses Konfliktes suchte von Bulow die Annaherung an Russland Tatsachlich erzielte er nur eine Verscharfung des bereits bestehenden Konflikts mit Grossbritannien Im selben Jahr kam es zur Bildung der Entente zwischen Frankreich und Grossbritannien und 1905 06 erwies sich das Deutsche Reich in der ersten Marokkokrise als isoliert Obwohl von Bulow diese Entwicklung wesentlich durch seine unkooperative Politik mitverschuldet hatte bezichtigte er in seiner Reichstagsrede vom 14 November 1906 die Gegner Deutschlands der Einkreisung Dieser Begriff wurde fortan zum oft verwendeten Schlagwort In Bulows Amtszeit fielen auch die Aufstande in Deutsch Ostafrika und Deutsch Sudwestafrika Hereroaufstand 1904 die darauf folgende verwaltungsmassige Neuordnung der Schutzgebiete Selbstverwaltung Landgesellschaften die Diamantenentdeckung die Einrichtung eines selbstandigen Reichsamts fur die Kolonialverwaltung und die damit verbundenen politischen Kampfe die 1907 zur Auflosung und zur Neuwahl des Reichstags fuhrten Er wandte sich gegen den Volkermord an den Herero der allen Prinzipien des Christentums und der Menschlichkeit widerspreche wirtschaftlichen Schaden verursache und dem internationalen Ansehen schade 11 Bereits 1902 hatte der Reichskanzler in der Affare um die Swinemunder Depesche einen Skandal des Kaisers nicht verhindern konnen Ab 1907 wurde Bernhard von Bulow dann wiederum innenpolitisch in die Harden Eulenburg Affare hineingezogen So verdachtigte im September 1907 Adolf Brand den Reichskanzler intimer Kontakte zum Privatsekretar Max Scheefer 12 Diese Anschuldigungen wurden von Bernhard von Bulow Philipp zu Eulenburg und Magnus Hirschfeld im Prozess gegen Brand bestritten und vom Gericht zuruckgewiesen 13 Der Historiker Peter Winzen vertritt in einer 2010 erschienenen Studie die Auffassung dass es von Bulow selbst gewesen sei der den Journalisten Maximilian Harden mit belastendem Material gegen Eulenburg versorgt habe Er habe auf diese Weise seinen fruheren Freund Eulenburg einen Intimus des Kaisers der bei diesem inzwischen auf eine Ablosung von Bulows hingewirkt habe ausschalten wollen 14 Etwa ab Sommer 1907 regte Bulow beim Kaiser an den Flottenbau zu verlangsamen um die verstimmten Briten zu besanftigen Jedoch vermochte er es nicht zu verhindern dass Wilhelm II anlasslich einer Begegnung mit dem britischen Konig Eduard im August 1908 in Friedrichshof ein kategorisches Nein bezuglich einer Reduzierung des Flottenbaus aussprach Im Jahr 1908 gab von Bulow hinsichtlich der Probleme auf dem Balkan unmissverstandlich zu verstehen dass fur die Haltung des Deutschen Reiches die Interessen Osterreich Ungarns massgeblich seien Durch diese in seiner Reichstagsrede vom 29 Marz 1909 zur bosnischen Annexionskrise demonstrativ zur Schau gestellte und ausdrucklich so bezeichnete Nibelungentreue wurde der deutsche Handlungsspielraum noch weiter eingeschrankt Rucktritt Bearbeiten In Zusammenhang mit seinem Verhalten vor und wahrend der so genannten Daily Telegraph Affare verlor Bernhard von Bulow schliesslich das Vertrauen des Kaisers Diese Zeitung hatte einen den Kaiser kompromittierenden Artikel uber das deutsch britische Verhaltnis veroffentlicht der Gesprache des Kaisers mit dem britischen Obersten Edward Montagu Stuart Wortley wiedergab In Grossbritannien wurde das uberhebliche Verhalten Wilhelms mit Emporung aufgenommen und das deutsch britische Verhaltnis erreichte einen Tiefpunkt Auch in Deutschland wurden als Reaktion immer mehr Tone laut die eine klare verfassungsmassige Beschrankung der kaiserlichen Befugnisse forderten und es bahnte sich eine ernste Staatskrise an Die Parteien im Reichstag stellten sich geschlossen gegen den Kaiser Reichskanzler Bulow trug an dem Skandal eine erhebliche Mitschuld da es seine Aufgabe gewesen ware den Text des Interviews vor dessen Veroffentlichung zu uberprufen Er behauptete es vor der Weiterleitung an das Auswartige Amt nicht gelesen zu haben da es auf dunnem Papier in unleserlicher Handschrift geschrieben gewesen sei Bereits 1902 hatte sich der Reichskanzler bei der Swinemunder Depesche ahnlich nachlassig verhalten Im Reichstag gab er Wilhelm II jedoch keinerlei Ruckendeckung und dieser musste dem grossen offentlichen Druck schliesslich nachgeben und versprechen sich in seinen Ausserungen kunftig zu massigen Damit war dem Verhaltnis zwischen Kaiser und Kanzler jede Vertrauensbasis entzogen Am 14 Juli 1909 reichte Bulow seinen Rucktritt ein nachdem es innerhalb des ihn unterstutzenden Parteienblocks Bulow Block aus Konservativen und Liberalen auch noch zu Meinungsverschiedenheiten uber den Haushalt und die Reform der Erbschaftsteuer gekommen war und deshalb die von ihm geplante Steuerreform vom Reichstag abgelehnt worden war Nach dem Rucktritt Bearbeiten nbsp Grab von Bernhard von Bulow rechts und seiner Frau Maria links auf dem Nienstedtener Friedhof1909 zog Bulow nach Rom wo er 1907 die herrschaftliche Villa Malta fur seine Zeit nach der Pensionierung gekauft hatte Dort schrieb er u a ein Buch uber den sechsten Koalitionskrieg 15 in dem er auch seine Politik verteidigte 1914 wurde von Bulow angesichts der sich dramatisch zuspitzenden aussenpolitischen Lage Sonderbotschafter in Rom 1914 1915 mit dem Auftrag Italien zu einem Verbleib im Dreibund zu bewegen Mit diesem Auftrag wurde Bulow wegen seiner familiaren Beziehungen und der Nahe zu fuhrenden Staatsmannern Italiens betraut Gleichwohl hatte er keinen Erfolg Hierfur machte er spater die Unentschlossenheit und fehlende Weitsicht seines von ihm verachteten Nachfolgers Theobald von Bethmann Hollweg verantwortlich der ihn nicht ausreichend unterstutzt habe 1917 kam Bulow wiederum als moglicher Nachfolger von Bethmann Hollweg ins Gesprach wurde aber vom Kaiser nicht in Betracht gezogen Ebenso wurde Bulow noch 1921 als potentieller Kanzler gehandelt war aber fur die Mehrheit der Burger und des Reichstags nicht akzeptabel 15 Nach Kriegsende kehrte Bulow nach Rom zuruck finanziell unabhangig u a durch die auf Lebenszeit ausgesetzte Rente des Ullstein Verlags als Honorar fur die Uberlassung seiner Denkwurdigkeiten die der Verlag aber erst nach dem Tode Bulows veroffentlichen durfte 16 In Rom verstarben am 26 Januar 1929 seine Frau Maria und Bulow selbst am 28 Oktober 1929 Beide wurden nebeneinander auf dem Nienstedtener Friedhof in Hamburg Nienstedten beigesetzt ungefahre Grablage 53 33 13 1 N 9 50 33 O 53 553633333333 9 8425083333333 Postum erschienen 1930 31 die vier Bande umfassenden Denkwurdigkeiten Wegen ihrer teils unverblumten und indiskreten Urteile uber Zeitgenossen insbesondere aber wegen der negativen Charakterisierung Wilhelms II erregten sie grosses Aufsehen und hatten heftige offentliche Diskussionen zur Folge 17 18 Fur die Geschichtswissenschaften sind die Denkwurdigkeiten eine wertvolle Quelle John C G Rohl bezieht sich in seiner dreibandigen Biographie Kaiser Wilhelms II oft darauf 19 Beurteilung BearbeitenBulow der fliessend vier Sprachen beherrschte galt als Gesellschaftslowe mit grossem Charme und bestechender rednerischer Brillanz Zugleich wurde ihm jedoch Opportunismus nachgesagt da er einerseits Kaiser Wilhelm II nie energisch genug widersprochen ihn andererseits jedoch in Krisenzeiten weitgehend im Stich gelassen habe Wahrend seiner Kanzlerschaft war es ihm immerhin gelungen einen Krieg zu vermeiden ein halbes Jahrzehnt nach seiner Amtsniederlegung begann jedoch der Erste Weltkrieg 1914 1918 eine Katastrophe der er mit seiner uber die Politik Bismarcks weit hinausgreifenden Weltmachtpolitik 20 Vorschub geleistet hatte Ehrungen BearbeitenEhrenmitglied der Preussischen Akademie der Wissenschaften Ehrendoktor der Universitaten Konigsberg und Munster Domherr des Domstifts Brandenburg Ritter des Ordens des Schwarzen Adlers Benennung der Bulowallee auf Norderney Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies 1900 wurde Bernhard von Bulow das Grosskreuz des Ordens der Wurttembergischen Krone verliehen 21 Zwischen 1910 und 1933 hiess der heutige Rosa Luxemburg Platz in Berlin Mitte zu seinen Ehren Bulowplatz 22 Schriften BearbeitenDeutsche Politik herausgegeben und eingeleitet von Peter Winzen Bouvier Verlag Bonn 1992 ISBN 3 416 80662 X Weg zur politischen Reife Berlin 1917 Denkwurdigkeiten Hrsg v Franz von Stockhammern Ullstein Berlin 1930 31 Band 1 Vom Staatssekretariat zur Marokko Krise Digitalisierte Ausgabe unter urn nbn de s2w 11878 Band 2 Von der Marokko Krise bis zum Abschied Digitalisierte Ausgabe unter urn nbn de s2w 11897 Band 3 Weltkrieg und Zusammenbruch Digitalisierte Ausgabe unter urn nbn de s2w 11908 Band 4 Jugend und Diplomatenjahre Digitalisierte Ausgabe unter urn nbn de s2w 11911 Deutschland und die Machte Dresden 1929 Furst von Bulows Reden Hrsg von Wilhelm von Massow 5 Bande Leipzig 1910 Mit Erlaubnis des Reichskanzlers gesammelt und hrsg von Johannes Penzler Band 1897 1903 archive org Band 2 Furst Bulows Reden nebst urkundlichen Beitragen zu seiner Politik 1903 1906 Mit Erlaubnis des Reichskanzlers gesammelt und hrsg von Johannes Penzler 1907 archive orgBand 1907 1909 archive orgLiteratur BearbeitenNachruf in Deutsches Biographisches Jahrbuch Band 11 1929 S 335 Norman Domeier Bernhard Furst von Bulow In Ute Daniel Peter Gatrell Oliver Janz Heather Jones Jennifer Keene Alan Kramer Bill Nasson Hrsg 1914 1918 online International Encyclopedia of the First World War issued by Freie Universitat Berlin Berlin 2016 05 30 doi 10 15463 ie1418 10913 Gerd Fesser Reichskanzler von Bulow Architekt der deutschen Weltpolitik Militzke Verlag Leipzig 2003 ISBN 3 86189 295 2 Gerd Fesser Unruhestand in Rom und Klein Flottbek Exkanzler Bernhard von Bulow 1909 1929 In Michael Epkenhans Ewald Frie Hrsg Politiker ohne Amt Von Metternich bis Helmut Schmidt Otto von Bismarck Stiftung Wissenschaftliche Reihe Bd 28 Schoningh Paderborn 2020 S 53 65 ISBN 978 3 506 70264 7 Adolf Henle Furst Bulow als Angeklagter skandalose Zustande in Deutschland Pache Verlag Lausanne 1907 Adolf Henle Furst Bulow und der Kaiser mit e Wiedergabe aus ihrem geheimen Briefwechsel Reissner Verlag Dresden 1930 Friedrich Hiller von Gaertringen Furst Bulows Denkwurdigkeiten Untersuchungen zu ihrer Entstehungsgeschichte und ihrer Kritik Tubinger Studien zur Geschichte und Politik Nr 5 Mohr Siebeck Tubingen 1956 Wolfgang J Mommsen War der Kaiser an allem schuld Ullstein Verlag Berlin 2005 ISBN 3 548 36765 8 Friedrich Thimme Hrsg Front wider Bulow Bruckmann Munchen 1931 Peter Winzen Bulows Weltmachtkonzept Untersuchungen zur Fruhphase seiner Aussenpolitik 1897 1901 Schriften des Bundesarchivs 22 Harald Boldt Verlag Boppard 1977 ISBN 3 7646 1643 1 Peter Winzen Im Schatten Wilhelms II Bulows und Eulenburgs Poker um die Macht im Kaiserreich SH Verlag Koln 2011 ISBN 978 3 89498 261 4 Peter Winzen Reichskanzler Bernhard von Bulow Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2013 ISBN 978 3 7917 2546 8 Ludwig Zimmermann Bulow Bernhard Heinrich Martin Graf Furst von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 729 732 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bernhard von Bulow Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Bernhard von Bulow Quellen und Volltexte nbsp Wikiquote Bernhard von Bulow Zitate Literatur von und uber Bernhard von Bulow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Bernhard von Bulow in der Deutschen Digitalen Bibliothek Zeitungsartikel uber Bernhard von Bulow in den Historischen Pressearchiven der ZBW Kai Britt Albrecht Gabriel Eikenberg Bernhard Furst von Bulow Tabellarischer Lebenslauf im LeMO DHM und HdG Katharina Kellman Kein zweiter Bismarck Bernhard von Bulow bei Deutsche amp Polen Nachlass Bundesarchiv N 1016Einzelnachweise Bearbeiten A Freiherr von Houwald Brandenburg Preussische Standeserhebungen und Gnadenakte fur die Zeit 1873 1918 Gorlitz 1939 S 110 und 146 Bogdan Graf von Hutten Czapski Sechzig Jahre Politik und Gesellschaft Berlin 1935 1 Band S 328 Verschiedenes In III Beilage der Berliner Borsen Zeitung 10 Juni 1905 S 13 Digitalisat Birgit Scheps Das verkaufte Museum Die Sudsee Unternehmungen des Handelshauses Joh Ces Godeffroy amp Sohn Hamburg und die Sammlungen Museum Godeffroy Naturwissenschaftlicher Verein in Hamburg Hamburg 2005 ISBN 3 937783 11 3 S 218 219 P von Bulow Familienbuch der von Bulows Berlin 1858 59 2 Teile Erganzungsband 1873 Meyers Enzyklopadisches Lexikon Biographisches Institut Mannheim Wien Zurich 1972 Band 5 S 59 Heinrich Otto Meisner Bulow von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 727 f Digitalisat Bernhard Furst von Bulow Denkwurdigkeiten Hrsg Franz von Stockhammern 1 Auflage Band 4 Ullstein Berlin 1931 S 186 f 189 234 239 und 274 Laird M Easton Der rote Graf Harry Kessler und seine Zeit Aus dem Amerikanischen von Klaus Kochmann 2 Auflage Klett Cotta Stuttgart 2007 ISBN 978 3 608 93694 0 S 28 f Deutschlands Platz an der Sonne Wikisource Michael Frohlich Imperialismus Deutsche Kolonial und Weltpolitik 1880 1914 dtv Munchen 1994 S 82 Christopher Clark Preussen Aufstieg und Niedergang 1600 1947 Deutsche Verlags Anstalt Munchen 2007 ISBN 978 3 421 05392 3 S 691 Bernd Ulrich Hergemoller Mann fur Mann Biographisches Lexikon Suhrkamp Frankfurt M 2001 ISBN 3 518 39766 4 S 160 Marita Keilson Lauritz Wilhelmshagen gegen das Deutsche Reich Adolf Brands Flugschrift gegen den Reichskanzler von Bulow In Capri 17 September 1994 S 2 16 Peter Winzen Das Ende der Kaiserherrlichkeit Die Prozesse um die homosexuellen 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Luisenstadtischen BildungsvereinsReichskanzler des Deutschen Kaiserreichs 1871 1918 Otto von Bismarck Leo von Caprivi Chlodwig zu Hohenlohe Schillingsfurst Bernhard von Bulow Theobald von Bethmann Hollweg Georg Michaelis Georg von Hertling Max von BadenStaatssekretare im Auswartigen Amt des Deutschen Kaiserreichs Hermann von Thile Hermann Ludwig von Balan Bernhard Ernst von Bulow Joseph Maria von Radowitz Chlodwig Furst zu Hohenlohe Schillingsfurst Friedrich Graf zu Limburg Stirum Clemens Busch Paul Graf von Hatzfeldt zu Wildenburg Herbert Graf v Bismarck Adolf Frhr Marschall v Bieberstein Bernhard Graf v Bulow Oswald Frhr Praetorius v Richthofen Heinrich v Tschirschky und Bogendorff Wilhelm Frhr v Schoen Alfred von Kiderlen Waechter Gottlieb von Jagow Arthur Zimmermann Richard von Kuhlmann Paul von Hintze Wilhelm Solf Ulrich Graf v Brockdorff RantzauKabinett Hohenlohe Schillingsfurst 29 Oktober 1894 bis 15 Oktober 1900 Chlodwig zu Hohenlohe Schillingsfurst Karl Heinrich von Boetticher Arthur Graf von Posadowsky Wehner Freiherr von Postelwitz Adolf Marschall von Bieberstein Bernhard von Bulow Arnold Nieberding Friedrich von Hollmann Alfred von Tirpitz Heinrich von Stephan Victor von Podbielski Max von ThielmannKabinett Bulow 17 Oktober 1900 bis 10 Juli 1909 Bulow Posadowksy Wehner Bethmann Hollweg Richthofen Tschirschky Bogendorff Schoen Delbruck Nieberding Tirpitz Podbielski Kraetke Thielmann Stengel SydowMinisterprasidenten von Preussen Adolf Heinrich von Arnim Boitzenburg Ludolf Camphausen Rudolf von Auerswald Ernst von Pfuel Friedrich Wilhelm von Brandenburg Adalbert von Ladenberg Otto Theodor von Manteuffel Karl Anton Hohenzollern Adolf zu Hohenlohe Ingelfingen Otto von Bismarck Albrecht von Roon Otto von Bismarck Leo von Caprivi Botho zu Eulenburg Chlodwig zu Hohenlohe Schillingsfurst Bernhard von Bulow Theobald von Bethmann Hollweg Georg Michaelis Georg von Hertling Robert Friedberg Paul Hirsch und Heinrich Strobel Paul Hirsch Otto Braun Adam Stegerwald Otto Braun Wilhelm Marx Otto Braun Franz von Papen Kurt von Schleicher Franz von Papen Hermann Goring als Reichskommissar kommissarisch Siehe auch Liste der preussischen MinisterprasidentenPreussische Aussenminister Hardenberg C G Bernstorff Ancillon Werther Maltzahn H Bulow Canitz und Dallwitz Arnim Boitzenburg Arnim Schleinitz Auerswald Donhoff Brandenburg Arnim Heinrichsdorff Werbelow Brandenburg Schleinitz Radowitz Manteuffel Schleinitz A Bernstorff O Bismarck H Bismarck Caprivi Bieberstein B Bulow Bethmann Hollweg Michaelis Hertling Baden Normdaten Person GND 118517023 lobid OGND AKS LCCN n88163888 NDL 00519708 VIAF 32076100 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bulow Bernhard vonALTERNATIVNAMEN Bulow Bernhard Heinrich Martin Karl von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker und StaatsmannGEBURTSDATUM 3 Mai 1849GEBURTSORT Klein FlottbekSTERBEDATUM 28 Oktober 1929STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bernhard von Bulow amp oldid 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