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Die Zuchthausvorlage eigentlich Gesetz zum Schutze des gewerblichen Arbeitsverhaltnisses war ein Gesetzentwurf der Reichsleitung aus dem Jahr 1899 und gilt als ein letzter Versuch den Aufstieg der Sozialdemokratie und der Gewerkschaftsbewegung mit gesetzlichen Mitteln aufzuhalten 1 Die Zuchthausvorlage steht im Zusammenhang mit verstarkten Forderungen Wilhelms II und des Generals von Waldersee nach einer Bekampfung der Sozialdemokratie Verstarkt wurde dies durch die Zuruckhaltung der Sozialdemokraten anlasslich der Feierlichkeiten zum 25 jahrigen Jubilaum des Reiches und einen mehrwochigen Streik im Hamburger Hafen im Jahr 1897 Der Kaiser selbst kundigte in verschiedenen Reden einen Kampf gegen den Umsturz mit allen Mitteln an 2 Nachdem im Preussischen Abgeordnetenhaus 1897 das sogenannte Kleine Sozialistengesetz an der Mehrheit des Parlaments unter Einschluss auch der Nationalliberalen gescheitert war reichte auf Anregung von Wilhelm II der Innenstaatssekretar Arthur von Posadowsky Wehner im Reichstag die sogenannte Zuchthausvorlage ein Diese sah deutlich hartere Strafen als bisher vor wenn arbeitswillige Beschaftigte von Streikenden zur Teilnahme am Arbeitskampf oder zum Beitritt in die Gewerkschaften gezwungen wurden Koalitionszwang Zukunftig sollte dies mit Gefangnis oder gar Zuchthausstrafen bestraft werden Innerhalb der Arbeiterbewegung fuhrte die Vorlage zu heftigen Protesten Allein in Berlin fanden am 7 Juni 1899 grosse Protestversammlungen mit zusammen etwa 70 000 Teilnehmern statt In Hamburg und Altona waren es 20 000 Protestierende August Bebel ausserte dass er so einen Unmut in seinem langen politischen Leben noch nicht erlebt hatte Aber auch in der liberalen burgerlichen Offentlichkeit stiess der Vorstoss auf Ablehnung Max Weber Lujo Brentano und Friedrich Naumann etwa sprachen sich gegen das Vorhaben aus Ahnlich war die Haltung in der Zentrumspartei Auch dort stiess der Vorstoss auf Ablehnung Selbst ein Grossteil der Nationalliberalen hatte den Entwurf missbilligt Dennoch hielt der Kaiser unbeirrt an der Vorlage fest Notfalls war er bereit den Reichstag aufzulosen Dadurch liessen sich die Mitglieder des Reichstages aber nicht von ihrer Ablehnung abbringen Die Vorlage scheiterte daher 1899 im Reichstag an der ubergrossen Mehrheit des Hauses Nur die Konservativen und der rechte Flugel der Nationalliberalen stimmten fur die Vorlage Dies war auch eine personliche Niederlage fur Wilhelm II und ein Grund fur die Ablosung des Reichskanzlers Chlodwig zu Hohenlohe Schillingsfurst durch Bernhard von Bulow Wichtiger war jedoch dass die Reichsregierung nunmehr ihren Kurs anderte und an Stelle der Repressionspolitik die staatliche Sozialpolitik verstarkte Literatur BearbeitenKlaus Schonhoven Die Gewerkschaften als Massenbewegung im Wilhelminischen Kaiserreich 1890 bis 1918 In Klaus Tenfelde u a Geschichte der deutschen Gewerkschaften Von den Anfangen bis 1945 Koln 1987 ISBN 3 7663 0861 0 S 213 215 Franz Osterroth Dieter Schuster Chronik der deutschen Sozialdemokratie Bd 1 Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Bonn Berlin 1975 S 100 Thomas Nipperdey Deutsche Geschichte 1866 1918 Bd II Machtstaat vor der Demokratie Munchen 1998 ISBN 3 406 44038 X S 714 f Weblinks BearbeitenInnenpolitik wahrend des Kaiserreichs Vortrag von Friedrich Naumann zur Zuchthausvorlage Die Vorlage im Wortlaut Chronologie der deutschen GewerkschaftsbewegungEinzelnachweise Bearbeiten Zum Text der Zuchthausvorlage und weiteren Quellentexten hierzu vgl Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914 III Abteilung Ausbau und Differenzierung der Sozialpolitik seit Beginn des Neuen Kurses 1890 1904 4 Band Arbeiterrecht bearbeitet von Wilfried Rudloff Darmstadt 2011 S 272 288 292 303 305 310 325 336 343 346 353 458 546 Nipperdey deutsche Geschichte S 714 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zuchthausvorlage amp oldid 204838038