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Die Friedrichswerdersche Kirche ist ein Baudenkmal am Werderschen Markt im Berliner Ortsteil Mitte Erbaut im Auftrag des preussischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm in den Jahren 1824 1831 von Karl Friedrich Schinkel im Stil der Neogotik fand sie als erster reprasentativer Ziegelbau seit dem Mittelalter schon damals grosse Beachtung Nach schwerer Beschadigung im Zweiten Weltkrieg wurde der einschiffige doppelturmige Sakralbau 1982 1987 rekonstruiert An die ursprungliche Nutzung als evangelische Kirche erinnern heute noch der Altar die Kanzel und die farbigen Glasfenster im Innern Aktuell beheimatet sie Skulpturen des 19 Jahrhunderts aus der Sammlung der Nationalgalerie 1 Friedrichswerdersche Kirche Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Planung der Kirche 2 1 Schinkels Bebauungsplan 2 2 Erster Entwurf 2 3 Zweiter Entwurf 2 4 Dritter Entwurf 3 Bau der Kirche 3 1 Ausfuhrung 3 2 Beschreibung 4 Nachgeschichte 5 Nutzung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Lageplan der Friedrichswerderschen Kirche nbsp Vorgangerbau Kupferstich von Johann David Schleuen 1760Auf einer Insel am linken Spreearm genannt der Werder begann um 1658 die erste barocke Stadterweiterung Berlins Zu Ehren des Grossen Kurfursten erhielt das Gebiet im Jahre 1660 den Namen Friedrichswerder Nachdem dieses Gebiet zur dritten selbststandigen Gemeinde neben Berlin und Kolln erhoben wurde sowie der 1673 begonnene Rathausbau 1678 vollendet war wurde die Notwendigkeit einer eigenen Kirche fur diese Gemeinde erkannt Ausserdem bestand hier seit dem Jahre 1685 eine franzosisch reformierte Gemeinde deren Mitglieder hauptsachlich im Friedrichswerder lebten und die ebenfalls ein Gotteshaus benotigten Im Jahr 1699 wurde den deutschen Gemeinden der Lutheraner und der Calvinisten Reformierte sowie der franzosisch reformierten Gemeinde ein Gebaude zur gemeinsamen Nutzung zugewiesen Simultankirche bekannt unter dem Namen kurfurstliches langes Stallgebaude oder auch Reithaus Dieses Gebaude war um 1648 wieder aufgebaut worden nachdem es vorher vollig verfallen war Es handelte sich hierbei um ein sehr langes 288 Fuss ca 90 4 m aber schmales Gebaude das aufgrund der Bebauung der Gegend in Nord Sud Richtung ausgerichtet war 1700 1701 wurde von Giovanni Simonetti ein Entwurf des Baudirektors Martin Grunberg zum Umbau als Doppelkirche verwirklicht Im Nordteil kamen die calvinistische franzosischsprachige Gemeinde und im sudlichen Teil die deutschsprachigen Gemeinden unter Die Eroffnungsfeier in franzosischer Sprache fand am 16 Mai die in deutscher Sprache am 12 Juli 1701 statt Nunmehr war das ehemalige Reithaus ein zweigeschossiger nur durch Lisenen leicht aufgelockerter nuchterner Zweckbau Das hohe Satteldach wurde durch einen unvollendeten Turm unterbrochen unter dem sich ein Mittelrisalit befand Das dokumentierte auch die Trennung in zwei verschiedene Gemeinden nach aussen Im Jahr 1801 wurde der Turmaufbau vollendet 1806 lagerten franzosische Besatzungssoldaten in der Kirche 1809 fanden unter anderem hier die ersten Wahlen nach der Preussischen Stadteordnung statt 2 Nach 1817 hatten sich die beiden deutschsprachigen Gemeinden im Rahmen der Preussischen Union vereinigt Die franzosische Gemeinde blieb konfessionell calvinistisch schloss sich aber organisatorisch wie die anderen beiden Gemeinden auch der Evangelischen Kirche in Preussen an Um 1819 sollte der allgemein schlechte Zustand des Gebaudes das teilweise einsturzgefahrdet war durch eine umfassende Sanierung wiederhergestellt werden Allerdings war zu dieser Zeit schon an einen Neubau an der gleichen Stelle gedacht Schinkel bekam vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm den Auftrag fur einen Neubau Er legte mehrere klassizistische Entwurfe unter anderem in der Grundform romischer Tempel oder als Wandpfeilerkirche mit vier Kuppeln vor konnte aber den Bauherrn nicht uberzeugen Der Kronprinz verlangte ein Gebaude im Mittelalterstil aus romantischer Neigung und weil so die offizielle Begrundung dieser Stil besser passe in diese etwas engere Gegend der Stadt die durch die Unregelmassigkeit ihrer Strassen sich dem Altertumlichen nahert Planung der Kirche Bearbeiten nbsp Schinkels Bebauungsplan von 1817 in der Bildmitte unten die geplanten Kirchen nbsp Perspektivische Ansicht der Friedrichswerderschen Kirche Schinkelzeichnung 1826 nbsp Grundriss der Friedrichswerderschen Kirche Schinkelzeichnung 1829 nbsp Panorama von Berlin Gemalde von Eduard Gaertner 1834 Ausschnitt mit Blick zur Bauakademie nbsp Ansicht auf einem Gemalde von Carl Daniel Freydanck 1839 nbsp Ansicht auf einem Stich von Albert Henry Payne 1850Schinkels Bebauungsplan Bearbeiten Schinkel als Dezernent in der Oberbaudeputation Preussens hatte 1817 einen grossen fast die Halfte der Stadt umfassenden Bebauungsplan vorgelegt Darin schlug er anstelle einer Doppelkirche fur zwei Gemeinden den Neubau zweier symmetrisch nebeneinander stehender Kirchen vor Diese sollten ostlich des Vorgangerbaus auf dem Gelande des Alten Packhofs der nordlich verlagert werden sollte errichtet werden Auf diesem Platz wurde spater die Berliner Bauakademie erbaut Von diesen geplanten Kirchen sind nur Grundrisse bekannt Mit diesem Bebauungsplan versuchte Schinkel die Wirkung vorhandener Bebauung mit Neuem und Geplantem zu verbinden Ihm lag daran die bisherige unregelmassige Bebauung des Gebiets Friedrichswerder entscheidend zu verbessern und in eine deutliche Beziehung zum Lustgarten und seiner Randbebauung treten zu lassen Schinkel bemerkte dazu Die sehr lebendige Gegend zwischen dem Schlossplatz und der Friedrichsstadt kann durch die im Plane angegebene Einrichtung die langst gewunschte Ordnung und Schonheit gewinnen und verliert ganz die sogar oft lebensbedrohliche Enge Sollten die schlechten Gebaude der jetzigen Friedrich Werderschen Kirchen einmal den angegebenen Platz erhalten so wurde die Perspektive von der Hundebrucke Anm spatere Schlossbrucke von der grossten Wirkung sein Die grundsatzlichen Ideen dieses Planes den Bereich der Strasse Unter den Linden die Platze am Zeughaus und der Lindenoper uber die Hundebrucke mit dem Lustgarten und dem Berliner Schloss sowie die Friedrichstadt mit einer durchgehenden Verbindung zu versehen wurden in den kommenden Jahren verwirklicht Jedoch wurde dabei auf die Errichtung der vorgeschlagenen beiden Kirchen verzichtet Erster Entwurf Bearbeiten Der Hofbauinspektor Johann Gottlieb Schlaetzer und der Altertumswissenschaftler Aloys Hirt reichten um das Jahresende 1820 Entwurfe zu einem Neubau der Friedrichswerderschen Kirche ein Schinkel als Planer bewertete diese Entwurfe jedoch in einem Gutachten sehr kritisch Er entwickelte einen eigenstandigen sehr klaren Entwurf den er auf einem Zeichenblatt zusammen mit den eingereichten entgegenstellte Seinen in Feder ausgefuhrten Vorschlag fugte er seinem Gutachten bei Diesen beschrieb er folgendermassen Bei dem Stil der Architektur sind wir der Gattung von Tempelgebauden gefolgt die nach Vitruv Pseudoperipteros genannt wird wo namlich die Architektur des freistehenden Portikus am Giebel durch Halbsaulen an den Seiten des Gebaudes fortgefuhrt ist Eins der schonsten Monumente des Altertums hat uns dabei zum Teil als Vorbild gedient die sogenannte Maison Carree zu Nimes Der ganze innere Raum der Kirche ist frei ohne Hindernis im Sehen und Horen von einer angemessenen Anzahl grosser nicht zu hoch liegender Fenster erleuchtet Bei Gebauden in antiken Stil ist ein Turmgebaude schwer in gute Verbindung zu bringen Im Plan ist es zwar auf die Anlage des Turmes gerechnet es ware indes jedenfalls besser er fiele weg und wurde nach Art der italienischen Glockenturme isoliert in der Nahe des Gebaudes gesetzt alsdann wurde auch noch weit mehr Raum in der Kirche gewonnen Der Turm ist aus diesem Grund isoliert auf einem besonderen Blatt gezeichnet und im Grundriss des ganzen Platzes um die Kirche sind drei Orte angegeben wo dieser Turm stehen konnte Der Konig und das zustandige Bauministerium beschieden alle Entwurfe in diesem Stil abschlagig Zweiter Entwurf Bearbeiten Bis zum Jahr 1822 ruhte nach der Ablehnung der antikisierenden Entwurfe das Bauvorhaben Schinkel reichte einen neuen Vorschlag ein von dem keine Erlauterungen oder Akten uberliefert sind Nunmehr favorisierte er eine vierjochige Wandpfeilerkirche mit jeweils einer runden Kuppel pro Joch sowie einem halbrunden abschliessenden Chor Die gegenuberliegende Haupteingangsseite wurde von einem hohen Portal in einer bis zum Hauptgesims reichenden Konche dominiert Der dazugehorige Glockenturm sollte als viergeschossiger wuchtiger Campanile ausgefuhrt werden Besonders bemerkenswert ist die auch in spateren Entwurfen immer wieder auftauchende Schamwand die Turm und Kirchenschiff verbindet Der Innenraum ware dominiert durch die Gliederung der machtigen Wandpfeiler und die dadurch abgeteilten Kuppelraume die wiederum durch Emporen auf ionischen Saulen ihre Wirkung entfalten Baufachleute sind sich einig dass dieses Bauwerk und besonders der Campanile den Blick auf das Quartier bestimmt hatten Dabei ware es eine gelungene Erganzung zu dem 1798 1800 von Heinrich Gentz errichteten Neubau der Preussischen Munze eingegangen einem geradezu majestatischen Werk des Berliner Klassizismus Schinkel arbeitete diesen Vorschlag sehr detailreich aus sodass es ihm geboten schien diesen uberaus gelungenen Entwurf im Heft 8 im Jahr 1826 seiner Sammlung Architektonischer Entwurfe zu publizieren Dort schrieb er folgendes dazu Die Lage des Bauplatzes wie er hoheren Ortes bestimmt wurde gab die Veranlassung zu der vorliegenden Anordnung des Gebaudes An drei Seiten von engen Strassen umschlossen in denen ein reiche Architektur ungeniessbar sein wurde ist dem Gebaude ein ganz einfaches Ausseres gegeben worden wozu auch der nur sehr massige Umfang des Ganzen noch mehr aufforderte Die vierte Seite des Giebels mit der grossen Eingangspforte ist dem Markt zugekehrt und um dieser Front mehr Wichtigkeit zu geben ist das Innere Gewolbe des Gebaudes hier ausserlich in seinem ganzen Verhaltnis durch eine tiefe Nische angedeutet in deren Hintergrund die grosse Eingangspforte in ihren Flugeln reich geschmuckt in Bronze gegossen von Marmortafelungen umgeben eingefugt Der vorgeschriebene Bauplatz der keine Erweiterung so wenig nach der Breite als Lange zuliess ist hiernach so abgeteilt dass das Gewolbe der Kirche aus vier nebeneinanderliegenden durch starke Gutbogen abgeschnittenen Kuppeln besteht zwischen deren Widerlagspfeilern an den beiden langen Seiten Emporkirchen im Saulenbau eingefugt sind Die Bogenscheiben an den beiden langen Wanden geben bequem Platz einfache grosse Fenster in angemessener Hohe anzubringen Die unteren Wande sind in einer Marmorvertafelung gehalten und die Saule mit ihrem Gebalk in weissem Marmor gearbeitet Ein Glockenturm sollte an einer leeren Ecke des Marktes isoliert aufgefuhrt werden weil weder der beschrankte Bauplatz noch der Stil des Gebaudes eine unmittelbare Verbindung mit derselben erlaubte Dritter Entwurf Bearbeiten 1822 1823 befand sich Konig Friedrich Wilhelm III von Preussen auf einem langeren Italienaufenthalt Dies nutzte Kronprinz Friedrich Wilhelm ab 1840 Konig Friedrich Wilhelm IV aus romantisch feudalistischen Neigungen auch am mittelalterlich gotischen Baustil interessiert um Schinkel zu neuerlichen Planungen fur eine Kirche am Werderschen Markt zu motivieren und dies gleichzeitig mit seinem Wunsch nach dem Mittelalterstil zu verbinden So nahm Schinkel diesen Gedanken Mitte 1823 auf und skizzierte erste Gedanken in Form mittelalterlicher englischer Chapels Er stutzte sich dabei auf vom Kronprinzen empfohlene Literatur wie etwa The architectural antiques of Great Britain von John Brittons und Cathedrals antiques des gleichen Autors sowie andere Veroffentlichungen In diesen Skizzen versuchte er sich an den Grossenverhaltnissen und Gestaltungselementen Die spater zur Ausfuhrung kommende Doppelturmfassade das Fenster mit der grossen Fensterrose als auch das Doppelportal tauchte erstmals auf Schinkel entwickelte diese Idee zu einem ersten Entwurf weiter Dabei berucksichtigte er die besondere Situation der zwei Kirchgemeinden Fur die personell anwachsende deutsche Gemeinde entwarf er einen monumental anmutenden Baukorper wollte aber den nordlichen Teil des Reithauses auf der Skizze gut zu erkennen fur die kleiner werdende franzosische Gemeinde belassen Trotz der vor Ort herrschenden Enge sollte der neu zu errichtende Bau drei Joche umfassen und jeweils eine Doppelturmfassade am nordlichen und sudlichen Ende sowie eine sparsame Verwendung von schmuckendem Beiwerk zeigen Die wichtigste neue Idee war jedoch die absolut konsequente Verwendung von Backsteinen und Terrakotta fur die Fassaden Schinkel erlauterte am 2 Marz 1824 diesen Entwurf In dieser etwas engeren Gegend der Stadt die durch die Unregelmassigkeit ihrer Strassenanlagen sich dem Altertumlichen nahert durfte eine Kirche im Mittelalterstil wohl an ihrem Platze sein Da jedoch die Baustelle nicht sehr gross ist wurde es nicht geraten sein dem Plan grosser Dome aus dem Mittelalter zu folgen deshalb hielt ich es zweckmassig dem Gebaude mehr den Charakter englischer Chapels zu geben worin einige grosse Verhaltnisse wirken und das Ganze sich eng zusammenschliesst Hierbei durfte der Vorteil sein dass wenn man in folgenden Zeiten auch die franzosische Kirche erneuern wollte der Bau in der gleichen Art fortgefuhrt und am Ende mit zwei Glockenturmchen geschlossen werden konnte wodurch sich dann sechs Turmchen uber der Masse erhoben und gewiss von mehreren Seiten aus der Ferne eine imposante Wirkung machen wurden Die Saulen der schmalen Emporen in der Kirche sowie das Fenstersprossenwerk und die Dachgelander konnten aus Gusseisen sein das ganze ubrige Gebaude wurde aus Backstein erbaut und bliebe in sorgsamer Mauerarbeit ohne Abputz wie die Kirchen des Mittelalters unserer Gegenden Konig Friedrich Wilhelm III verlangte Anfang des Fruhjahrs 1824 die schinkelschen Entwurfe zu sehen Dafur stellte Schinkel seine Konzeptionen auf einem Blatt zusammen Also zeichnete er den Pseudoperiteraltempel in einer korinthischen und einer dorischen Fassung Dabei orientierte er sich an der Langhansschen Sichtweise der den dorischen Stil erstmals wieder am Brandenburger Tor anwandte und zugleich an der Munze von Heinrich Gentz die ebenfalls in diesem Stil ausgefuhrt war In beiden Entwurfen der antikisierenden Form wird ein zylinderformiger Rundbau im Nordteil integriert der eine innere Kuppel uberdacht Die beiden ubereinander dargestellten gotisierenden Entwurfe weisen in etwa den gleichen Grundriss auf Ebenso wie der vorhergehende vierturige Entwurf sind sowohl der ein und der zweiturmige Entwurf in dem ihnen innewohnenden kubischen Charakter weitere Abwandlungen der klassizistischen Schemata Der Konig entschied sich im Marz 1824 dafur den zweiturmigen Entwurf ausfuhren zu lassen jedoch wurde entgegen der ursprunglichen Planung Schinkels der Bauplatz ein Stuck vom Werderschen Markt zuruckgesetzt So konnte die zusatzliche Schamwand oder Blendarchitektur vermieden werden die zur Verdeckung der schlechten Gebaude in der Falkoniergasse am alten Standort der Kirche angedacht worden war Folgende Erlauterung fugte Schinkel 1829 den sechs Planen bei die er in das 13 Heft seiner Sammlung architektonischer Entwurfe aufgenommen hatte Da bei dem Entwurf die Sparsamkeit zur Pflicht gemacht ward so ging ich davon aus den angenommenen Mittelalterstil in grosster Einfachheit durchzufuhren und allein durch die Verhaltnisse zu wirken Die Anlage eines einzigen Turmes wenn er die Breite der Kirche haben sollte um den Giebel vollig zu decken wurde nicht allein viel Platz von der Grundflache weggenommen haben sondern hatte wegen der nach seiner Breite proportionierten sehr betrachtlichen Hohe einen Kostenaufwand veranlasst der mit der anempfohlenen Sparsamkeit in gar keinem Verhaltnis gestanden hatte Aus diesem Grund wahlte ich eine Giebelfront die von zwei kleinen Glockenturmchen eingefasst ist Diese Turmchen konnten nun ohne bedeutend hoch zu werden doch feine und zierliche Verhaltnisse annehmen und das Werk gewann mit geringen Mitteln eine reichere Wirkung als bei einem einzigen kolossalen Turmgebaude weil die Perspektive zwei Turme weit mannigfaltiger in ihren Ansichten gegeneinander verschiebt Bei der sehr geringen Grundflache jedes dieser Turmchen wurde die Auffuhrung einer verhaltnismassigen Spitze kleinlich ausgefallen sein ich zog deshalb vor diese Turmchen oben in ihrer vollen Breite gegen die Luft endigen zu lassen so dass zugleich der Zweck ein Plateau fur die Umsicht auf dieser Hohe zu bilden hervorleuchtet Die zierliche Einfassung dieser Flachen mit durchbrochen gearbeiteten Gelandern die sich in zugespitzten Eckpfeilern schliessen bezeichnet hinreichend die Endigung dieser Gebaude und tragt zugleich viel bei die Wirkung reicher zu machen Bei der Einfachheit des Gebaudes kam es darauf an der Architektur ein eigentumliches Interesse zu geben dies wurde dadurch gewonnen dass die Konstruktion uberall in einem sorgfaltig und fur jeden Bauteil eigens zweckmassig behandelten Backsteinmaterial sichtbar gelassen wurde Es verlangte der Bau hernach eine bedeutende Menge in sehr verschiedener Gestalt und Grosse geformter Ziegel zu den Saulchen Kapitalen Gliederungen Fensterstocken Gesimsen und Ornamenten Bau der Kirche Bearbeiten nbsp Ansicht vom Werderschen Markt 2005 nbsp Ansicht vom Schinkelplatz 2010 nbsp Ansicht vom Berliner Dom 2012 nbsp Hauptportal und Bronzefigur des Erzengels MichaelAusfuhrung Bearbeiten Mit der Vorlage der vier alternativen Entwurfe durch Karl Friedrich Schinkel ging die Planungsphase fur eine neue Kirche fur die beiden Kirchgemeinden auf dem Friedrichswerder zu Ende Konig Friedrich Wilhelm III wahlte im Marz 1824 unter den von Schinkel erarbeiteten Entwurfen jeweils zwei Versionen in antikisierender und zwei in gotisierender Formensprache letztendlich denjenigen Entwurf aus der die zweiturmige Variante zeigt Mit dem Bau der ersten neugotischen Kirche der Stadt wurde umgehend begonnen Eine Besonderheit bei der Ausfuhrung war die Bestimmung eines einzigen Gebaudes fur zwei verschiedene Kirchgemeinden das an der ausseren Gestalt ausdrucklich nicht erkennbar sein sollte Die Ausfuhrungsplanung und ebenso die Bauleitung bis zur Fertigstellung im Jahre 1830 besorgte hauptsachlich Ludwig Ferdinand Hesse Er musste sich seine Ausfuhrungsplane durch Schinkel personlich genehmigen lassen Diese Plane sind verschiedentlich mit handschriftlichen Veranderungen oder Erganzungen von Schinkel versehen Wahrend der Ausfuhrungsphase lag Schinkels Anteil als Architekt vor allem darin fortwahrend die Detailplanung zu uberwachen und die beim weiteren Baufortschritt anstehenden Probleme zu losen Schinkel wurde durch erhebliche finanzielle Einschrankungen gezwungen auf die Planungen fur die Fialturmchen uber den Strebepfeilern am Kirchenschiff zu verzichten Er hoffte dass durch die Betonung der beiden Turme mit jeweils vier Fialen der obere Abschluss des Bauwerks ausreichend betont sei Schon in der Entwurfsphase hatte sich der Architekt mit diesem Aspekt beschaftigt dies zeigt die perspektivische Darstellung als Doppelturmkirche ohne die Fialen am Schiff auf dem die vier verschiedenen Alternativen zeigenden Blatt Die gravierenden Auswirkungen dieser Entscheidung waren fur die Beteiligten jedoch nicht vorhersehbar Nach seiner Englandreise im Jahr 1826 nahm Schinkel die Entscheidung fur den Verzicht auf die Betonung der oberen Strebepfeilerabschlusse am Kirchenschiff zuruck Er konnte vor Ort die Bauwerke studieren an deren Darstellungen als Kupferstich er sich orientiert hatte und erkannte dass das Berliner Bauwerk unvollkommen aussehen wurde Im Februar 1828 setzte er gegenuber dem Konig durch dass die Strebepfeiler die vorgesehenen Spitzen bekommen Dafur musste er aus den oben angegebenen Kostengrunden das Zugestandnis machen diese Bauteile in einer sparsamen Variante auszufuhren Dies geschah dann durch die Verwendung von auf der Baustelle von den Maurern von Hand zugehauenen Reichsformatziegeln anstelle extra hergestellter Formsteine Dieser Mittelweg zwischen der Nichtausfuhrung und perfekten Verwendung von Formsteinen fuhrte dann schon drei Jahre nach Schinkels Tod zu ersten Planungen fur weitreichende Anderungen an der ausseren Gestalt Trotz Schinkels Orientierung an englischen Vorbildern erinnert das Ergebnis stark an echte Gotik Sudfrankreichs insbesondere den Jakobinerkonvent in Toulouse und als Abseitensaal die Kathedrale von Albi Die sind ebenfalls fast ganz aus Backstein errichtet haben hoch aufragende Schiffe und polygonale Chorschlusse In England gibt es keine mittelalterliche Kirche mit dieser Kombination 3 nbsp Chorgewolbe und fenster nbsp Schiff in LangsrichtungMitte des Jahres war der Aussenbau der Kirche fertiggestellt Der im Vergleich zu anderen in dieser Zeit ausgefuhrten Bauten relativ langsame Baufortschritt war durch zweierlei Ursachen bedingt Zum einen gab es immer wieder Probleme mit der Finanzierung Zum anderen waren die Ausfuhrenden also angefangen von den Maurern und anderen Handwerkern bis hin zu den bauleitenden Architekten nicht mehr gewohnt den Backstein ziegelsichtig zu verarbeiten Besondere Probleme bereiteten dabei die im Millimeterbereich unterschiedlichen Hohen der handgestrichenen Reichsformatziegel Um ein einheitliches Fugenbild zu erreichen war es deshalb notwendig sich exakt an die Richtschnur zu halten was bei Mauerwerk das spater verputzt wird nicht notwendig ist Trotz aller Anstrengungen war es daher notwendig dem Mauerwerk bis in Hohe des ersten Gurtgesimses auf Hohe der Fensterbrustung mit einer Stabfuge ein einheitliches Aussehen zu verleihen Der Tonwaren Fabrikant Tobias Feilner wurde mit der Herstellung der komplizierteren und kunstlerisch anspruchsvollen Form und Dekorsteine beauftragt Er konnte insgesamt 9000 Reichstaler fur dieses Projekt abrechnen Zu seinen Lieferungen zahlten die 141 massigen Akanthusblatter am Hauptgesims samtliche Teile der Fenstermasswerke einschliesslich der dazugehorigen Laibungssteine sowie die reich geschmuckten Kapitelle der Laibungen an den Portalen Die allein 1800 Reichstaler teure Terrakottafigur des Erzengels Michael am Hauptportal wurde in sieben Teilen gefertigt und dann zusammengesetzt das Werk galt zu jener Zeit als eine grossartige technische Leistung Ludwig Wichmann hatte das Modell zu dieser nahezu rundplastischen Figur gefertigt gleiches gilt fur die beiden als Relief ausgefuhrten Engelsfiguren links und rechts davon Die Erzengel Figur wurde zunachst 1904 durch eine Kopie in Kupfer 1986 1987 durch eine bronzene Nachbildung ersetzt In den Feilnerschen Werkstatten wurde auch durch die hohen Anspruche Schinkels bedingt eine den hochsten Anspruchen genugende Perfektion erreicht welche in den nachsten Jahrzehnten Massstabe fur die Herstellung von Baukeramik setzte Im Jahr 1828 fiel die Entscheidung dass statt der veranschlagten Haupteingangsturen von Holz solche von Gusseisen gefertigt werden Damit schuf Schinkel die Voraussetzung fur eine zusatzliche Ausschmuckung der Turflugel mit Flachrelief Medaillons die gleichzeitig die Eingangssituation sowohl an den nach Suden als auch an den nach Osten weisenden Doppelportalen enorm aufwertete Der Bildhauer Friedrich Tieck modellierte die 20 Medaillons mit der Darstellung von Genien Die Turflugel sowie die darin eingesetzten Bildplatten wurden in der Berliner Eisengiesserei gegossen und im August des Jahres 1830 eingebaut Der Altar des Gotteshauses war mit Gemalden von Carl Joseph Begas und Friedrich Wilhelm von Schadow geschmuckt Die feierliche Weihe der Friedrichswerderschen Kirche fand am 10 Juli 1831 statt Beschreibung Bearbeiten nbsp Innenansicht mit Blick zum Chor nbsp Innenansicht mit Blick zum HauptportalSchinkel entwarf schliesslich in freier Aneignung gotischer Vorbilder und stilistischer Anlehnung an englische chapels einen Baukorper der in seiner kubischen Gliederung deutlich klassizistisches Formempfinden ausdruckt Es fehlen das fur gotische Kirchen typische Satteldach und spitze Helme auf den beiden Turmen Das Dach ist vielmehr sehr flach und diente den Berlinern eine Zeit lang als beliebte Aussichtsplattform der Vedutenmaler Eduard Gaertner hat 1834 von hier aus sein beruhmtes Panorama der Residenzstadt Berlin gemalt der Bildausschnitt zeigt Gaertner mit Frau Kind und Arbeitsgerat auf dem Dach der Blick geht uber Schinkels Bauakademie hinweg nach Sudosten Die Backsteinfassaden der Kirche erinnern kaum an die schlanken unbedingt nach oben strebenden Strukturen gotischer Bauwerke Akanthusblatter und korinthische Kapitelle als Schmuckformen verweisen auf die klassische Antike Zwei Spitzbogenportale mit Masswerk Rosetten bilden den Haupteingang Friedrich Tieck lieferte den Entwurf fur die gusseisernen Flugelturen die Modelle fur die Portalplastiken waren von Ludwig Wilhelm Wichmann Der Innenraum bezieht sich deutlicher auf gotische Originale als das Aussere des Gebaudes Schmale gebundelte Strebepfeiler mit eleganten Profilen gehen an der hohen Decke in illusionistische Netzgewolbe uber Die Illusion wurde durch aufgemalte Gewolberippen und eindrucksvoll gemalte Schatten erzeugt Tatsachlich handelt es sich um ein Kreuz Rippen Gewolbe Auf die Gewolbe liess Schinkel Backsteinmauerwerk auf die Pfeiler Sandsteinquadermauerwerk aufmalen Im Innenraum sind klar ausgepragte Zuge mittelalterlicher Hochgotik erkennbar Die funf Kreuz Rippen Gewolbe uber den eingezogenen also in den Raum hineinragenden gebundelten Strebepfeilern geben der Halle ihr Angesicht Zwischen diesen Strebepfeilern sind schmale holzerne Emporen eingebaut Deren gotische Arkaden waren zunachst in gusseiserner Ausfuhrung vorgesehen die aber aus Kostengrunden einer Tragkonstruktion aus heimischen Nadelholzern mit einer Verkleidung aus Eichenholz in der Bauphase weichen mussten Die in sich geschlossene nach oben strebende Raumwirkung wird durch den polygonalen Chor mit seinen gemalten Bleiglasfenstern vervollstandigt Im ausseren Bild sind deutlich die Anlehnungen an die englische Spatgotik erkennbar im Inneren jedoch griff Schinkel auf die Gotik insbesondere des Deutschen Ritterordens des 13 Jahrhunderts zuruck Er bezog sich mit dem Kreuz Rippen Gewolbe aber auch mit vielen anderen Details direkt auf die Schlosskapelle der Marienburg Durch die Verwendung von Backsteinen im Ausseren als Sichtmauerwerk insbesondere die von der Feilnerschen Tonwarenfabrik gelieferten Terrakotten wird eine vollstandige Materialsichtigkeit und vor allem Schlussigkeit erreicht Im Gegensatz dazu wird im Inneren durch und durch illusionistisch gearbeitet Sowohl die ziegelsichtigen Gewolbe die Rippen des Gewolbenetzes als auch die Anmutung komplett in hellem Marmor ausgefuhrten Mauerwerks fur die Wande und Bundelpfeiler sind eine wenn auch in allen Einzelheiten gelungene Illusion Im Innenraum sind aus den schon angefuhrten Kostengrunden alle Flachen mit Weissputz und Stuck uberzogen um dann in hochster handwerklicher Malkunst in Backstein und Sandsteinimitation falschlich Marmor genannt verwandelt zu werden Nachgeschichte Bearbeiten nbsp Kriegsschaden an der Fassade 1951 nbsp Restaurierungsarbeiten im Innenraum 1987 nbsp Friedrichswerdersche Kirche und DDR Aussenministerium 1990Das fertige Bauwerk fand zunachst wenig offentliche Anerkennung tauchte in der Literatur sogar als Schinkels gothisches Schmerzenskind auf Andererseits gab Schinkel hier den Anstoss zu einer Vielzahl neogotischer Backsteinkirchen in Berlin Brandenburg und der Provinz Sachsen die den historischen Formenkanon meist vollstandig und unreflektiert ubernahmen und weder an die architektonische Qualitat der gotischen Originale heranreichten noch an die der Friedrichswerderschen Kirche Deren einstiger Auftraggeber inzwischen Konig Friedrich Wilhelm IV versuchte noch 1843 zwei Jahre nach Schinkels Tod den Bau in seinem Sinne zu verandern ihn also gotischen Vorbildern starker anzugleichen Schinkel hatte die Turme oben im Wesentlichen flach enden lassen mit einem durchbrochenen gusseisernen Gelander mit Vierpassen und je vier kleinen zugespitzten Eckpfeilern Fialen die mit 16 weiteren Fialen auf dem Kirchenschiff korrespondierten Diese sind jedoch aus Kostengrunden nur mit zugehauenen Ziegeln im Bereich der Fialspitzen und nicht wie im Bereich der Fialsockel mit Formsteinen ausgefuhrt worden Diese mindere Qualitat fuhrte zu einer fruhzeitigen Zerstorung durch Witterungseinflusse Der Konig beauftragte den Architekten Friedrich August Stuler mit Entwurfen die dem Bauwerk vor allem zwei gotisierende Turmhelme hinzufugen sollten Diese Plane stilistisch und proportional ohne rechte Beziehung zur vorhandenen Architektur blieben wegen fehlender Finanzen unvollendet Zur Vorbereitung des Umbaus wurden allerdings schon die acht Fialen der Turme bis auf Sockelhohe abgetragen Stuler liess ausserdem die Fialpfeiler in einer anderen Form aufmauern sowie die Fialspitzen durch neue in anderer Form aus massivem Gusszink Materialstarke mindestens 3 mm ersetzen Wahrend die schinkelschen Spitzen einfache Formen aus Backstein mit einer vergoldeten Kugel als oberen Abschluss aufwiesen die auf dem Panorama von Eduard Gaertner zu sehen sind weichen die Stulerschen Zinkguss Fialbekronungen mit jeweils vier Krabben auf den Graten und einer Kreuzblume erheblich von der einfachen und klaren Formensprache Schinkels ab Bei der ersten Restaurierung wurden durch die Bauleitung und die Denkmalschutzbehorden die Form der Fialen und insbesondere die daraus resultierenden Formen der neu herzustellenden Handformziegel auf dem Kirchenschiff als Analogie der vorhandenen schinkelschen Fialstumpfe auf den Glockenturmen festgelegt Ein Grossteil dieser Ziegel war bereits gefertigt und zur Baustelle geliefert worden Nachdem auch schon die Aufmauerung der zweiten Fiale vom Turm aus gesehen begonnen hatte fanden die Arbeiter bei den Abbrucharbeiten der Stulerschen Fialrumpfe im Sockel der funften Fiale auf der Westseite zwei unversehrte originale Formsteine Daraufhin wurden die Arbeiten gestoppt und neue Ziegel in der nunmehr historisch korrekten Form wurden gefertigt und eingesetzt In dieser fur Architekturkritiker unbefriedigenden Form uberdauerte der Bau dann beinahe 150 Jahre Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kirchengebaude durch mehrfache Bombentreffer stark beschadigt Die schwersten Schaden richtete der Artillerie Beschuss am 29 April 1945 an besonders an der Turmfassade und im Inneren Die ausgelagerten erhaltenen originalen 5 Chorfenster wurden 1986 restauriert und wieder eingebaut Die Rekonstruktion der infolge des Krieges vollstandig zerstorten Verglasung der zehn Langhausfenster und des grosseren Masswerkfensters der Sudfassade erfolgte anhand der uberlieferten von Ludwig Ferdinand Hesse 1829 angefertigten farbigen und von Schinkel bestatigten Entwurfskartons LAB 5 Das Mittelbild des Altars von Begas 4 wurde durch Kriegseinwirkungen zerstort Kartensammlung 5 In den 1950er Jahren wurde die Ruine gesichert und von 1982 bis 1987 auf direkte Weisung Erich Honeckers denkmalgerecht instand gesetzt rekonstruiert und restauriert Ursprunglich sollte nur die nach Suden zeigende Turmfront mit dem grossen Masswerkfenster wiederhergestellt werden jedoch ohne den uber dem Portal thronenden Erzengel Michael Nach langerer Diskussion uber denkmalpflegerische Prinzipienfragen sollten Veranderungen und Schaden die im Lauf der Zeit aufgetreten waren als Spuren der Geschichte sichtbar bleiben oder nicht entschied man sich fur die Wiederherstellung des ursprunglichen Zustands Der Bildhauer Achim Kuhn fuhrte eine fachgerechte Instandsetzung und Restaurierung des Erzengels aus Eine Nutzung fur kirchliche Zwecke erfolgte danach jedoch nicht wieder das Haus wurde Ausstellungsgebaude Schinkelmuseum Nach der deutschen Wiedervereinigung begann 1997 2001 eine erneute Instandsetzung nun zum Teil auch mit Materialien die in der DDR nicht zur Verfugung gestanden hatten Die 1987 in Kalkkasein nach Befund ausgefuhrte Steinimitationsmalei des Innenraumes ist keine Marmorierung sondern eine Sandsteinimitation die Dipl Restaurator Gottfried Grafe als Projektrestaurator anhand von Musterflachen vorgab und die Ausfuhrung der gesamten Raumausmalung sowie die Instandsetzungs und Restaurierungsmassnahmen in der Kirche fachlich und kunstlerisch uberwachte 6 Im Juni 2007 wurden bei Leitungsarbeiten neben der Friedrichswerderschen Kirche 20 Graber entdeckt die zum ehemaligen Friedhof der Kirche gehorten Die rund 300 Jahre alten Graber wurden wissenschaftlich dokumentiert und die exhumierten Skelettreste anthropologisch untersucht Nutzung BearbeitenBis 1872 war der Bau eine preussisch unierte und franzosisch reformierte Simultankirche daher auch Temple du Werder auf Franzosisch Danach erwarben die Unierten den Anteil der Reformierten die schon seit 1835 in der Kirche keine eigenen Gottesdienste mehr abhielten 7 Uber hundert Jahre bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs diente die Friedrichswerdersche Kirche als Gotteshaus fur die lutherische Ortsgemeinde von Friedrichswerder die mittlerweile in der Evangelischen Kirchengemeinde St Marien Friedrichswerder aufgegangen ist Aufgrund der Kriegsschaden blieb die Friedrichswerdersche Kirche gut vier Jahrzehnte lang als Ruine ungenutzt Anlasslich der 750 Jahr Feier Berlins wurde sie 1987 als Dependance der Nationalgalerie und dem Schinkelmuseum wieder allgemein zuganglich gemacht Im Kirchenschiff wurden Werke von Vertretern der Berliner Bildhauerschule aufgestellt Skulpturen von Johann Gottfried Schadow Christian Daniel Rauch Emil Wolff Friedrich Tieck Theodor Kalide und anderen Bei vielen Exponaten handelt es sich um originale Entwurfe aus Gips Besonders bekannt ist das Doppelstandbild der Prinzessinnen Luise und Friederike von Preussen die sogenannte Prinzessinnengruppe von Schadow dessen Original Gipsmodell im Kirchenraum gezeigt wird Eigens neu gesockelt fur die Ausstellung wurde Kalides stark beschadigte und aus dem Schutt der Nationalgalerie geborgene Marmor Gruppe Bacchantin auf Panther Neben Werken aus dem Berliner Schloss sind auch Bildnisse von Geistesgrossen wie Immanuel Kant Johann Wolfgang von Goethe und den Brudern Humboldt ausgestellt Auf der Empore ist eine Ausstellung uber Leben und Werk Karl Friedrich Schinkels zu sehen nbsp Detail der Gewolbeausmalung am 18 Januar 2020Im Oktober 2012 wurde die Friedrichswerdersche Kirche wegen Bauschaden geschlossen und die Skulpturen ausgelagert 8 Die Schaden entstanden durch das Ausheben einer Baugrube fur die zweigeschossige Tiefgarage eines grossen Gebaudes mit Luxuswohnungen Kronprinzengarten dicht neben der Kirche 9 und durch Neubauten beiderseits der Kirche gegen die die Evangelische Landeskirche und die Stiftung Preussischer Kulturbesitz protestierten 10 Kritiker bemangelten dass die Kirche durch die Neubauten als Landmarke aus dem Stadtbild verschwinden werde Befurworter argumentierten dass die Kirche auch vor den Kriegszerstorungen und DDR Abrissen dicht umbaut gewesen sei Bis Anfang Oktober 2019 wurden die Schaden behoben am 18 Januar 2020 wurde die Kirche nach der Renovierung wiedereroffnet seit Ende Oktober 2020 wird sie wieder fur Ausstellungen der Alten Nationalgalerie genutzt 11 12 Literatur BearbeitenElke Blauert Die Friedrich Werdersche Kirche Berlin Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1992 Martina Abri Die Friedrich Werdersche Kirche zu Berlin Gebr Mann Berlin 1992 ISBN 3 7861 1612 1 Die Bauwerke und Kunstdenkmaler von Berlin Beiheft 22 Zugleich Berlin Techn Univ Diss 1990 Wolfgang Gottschalk Hrsg Altberliner Kirchen in historischen Ansichten 2 uberarbeitete Auflage Koehler amp Amelang Leipzig 1986 ISBN 3 7338 0013 3 S 175 f Bernhard Maaz Hrsg Friedrichswerdersche Kirche Schinkels Werk Wirkung und Welt Staatliche Museen zu Berlin Preussischer Kulturbesitz G und H Verlag Berlin 2001 ISBN 3 931768 62 7 Brigitte Schmitz Steffen Werner Hrsg Schinkelmuseum Friedrichswerdersche Kirche 3 bearb Auflage Staatliche Museen zu Berlin Nationalgalerie Berlin 1989 Jan Mende Die Tonwarenfabrik Tobias Chr Feilner in Berlin Kunst und Industrie im Zeitalter Schinkels Berlin Munchen 2013 ISBN 978 3 422 07207 7 S 113 118 412 415 Yvette Deseyve Ralph Gleis Hrsg Im wechselnden Licht Skulpturen des 19 Jahrhunderts in der Friedrichswerderschen Kirche Schnell amp Steiner Regensburg 2022 ISBN 978 3 7954 3663 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Friedrichswerdersche Kirche Album mit Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Friedrichswerdersche Kirche Obj Dok Nr 09065027 in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen Friedrichswerdersche Kirche Staatliche Museen zu Berlin Entwurfe im Architekturmuseum der TU Berlin Kathrin Chod Herbert Schwenk Hainer Weisspflug Friedrichswerdersche Kirche In Hans Jurgen Mende Kurt Wernicke Hrsg Berliner Bezirkslexikon Mitte Luisenstadtischer Bildungsverein Haude und Spener Edition Luisenstadt Berlin 2003 ISBN 3 89542 111 1 luise berlin de Stand 7 Oktober 2009 Friedrich Werdersche Kirche KarlFriedrichSchinkel de Suche nach Friedrichswerdersche Kirche In Deutsche Digitale Bibliothek Suche nach Friedrichswerdersche Kirche im Online Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Achtung Die Datenbasis hat sich geandert bitte Ergebnis uberprufen und SBB 1 setzen Friedrichswerdersche Kirche In archINFORM Einzelnachweise Bearbeiten smb museum Moderne Wahlen Eine Geschichte der Demokratie in Preussen und den USA im 19 Jahrhundert Hamburger Edition Hamburg 2017 S 47 f Vgl Liste der Backsteinbauwerke der Gotik in England Auferstehung Christi siehe Robert Dohme Begas Karl der Altere In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 2 Duncker amp Humblot Leipzig 1875 S 269 f erwahnt S 270 Horst Drescher Berlin Hauptstadt der DDR In Gotz Eckardt Hrsg Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg Henschel Verlag Berlin 1978 S 7 8 Gottfried Grafe Architektur und Farbe Das Raumerlebnis Friedrichswerdersche Kirche In Baukultur Nr 4 1990 S 12 15 Werner Gahrig Unterwegs zu den Hugenotten in Berlin Historische Spaziergange Institut fur vergleichende Staat Kirche Forschung Hrsg 2 erw und korr Auflage Das Neue Berlin edition ost Berlin 2000 ISBN 3 360 01013 2 S 124 Friedrichswerdersche Kirche Nicht mehr online verfugbar In berlin de Archiviert vom Original am 10 Mai 2013 abgerufen am 3 Juni 2013 Hans Stimmann Einsturzende Altbauten In FAZ net 3 April 2016 Regina Monch Ein Pflegefall auf der Denkmalintensivstation In FAZ net 27 Oktober 2015 Ab 2020 Schinkel in der Friedrichswerderschen Kirche Stiftung Preussischer Kulturbesitz abgerufen am 25 Oktober 2019 Nikolaus Bernau Wie der Stil zum Geschmack wurde Die durch einen Bauskandal schwer beschadigte Friedrichswerdersche Kirche dient von diesem Montag an wieder als Museum In Berliner Zeitung 26 Oktober 2020 S 11 berliner zeitung de 52 515833333333 13 397222222222 Koordinaten 52 30 57 N 13 23 50 O Normdaten Geografikum GND 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