www.wikidata.de-de.nina.az
Die Prinzessinnengruppe auch Prinzessinnen Denkmal genannt ist eine Skulptur des Bildhauers Johann Gottfried Schadow Sie zeigt die preussische Kronprinzessin und spatere Konigin Luise zusammen mit ihrer jungeren Schwester Friederike Schadow stellte zuerst Portratbusten der Schwestern her Zwischen 1795 und 1797 entstand dann die lebensgrosse Gruppe zunachst in einer Fassung aus Gips danach aus Marmor Heute steht die Gipsausfuhrung in der zum Schinkelmuseum umgewidmeten Friedrichswerderschen Kirche Das Original der Marmorgruppe wird in der Eingangsachse der Alten Nationalgalerie gezeigt Die Prinzessinnengruppe links Luise rechts Friederike Gipsausfuhrung von 1795 in der Friedrichswerderschen Kirche Berlin Ruckseite der GipsausfuhrungDas Doppelstandbild wurde von Fachleuten und Publikum gefeiert von Luises Ehemann jedoch gering geschatzt und in der Folge fur rund 90 Jahre fast vergessen Heute gilt es als ein Hauptwerk des Berliner Fruhklassizismus ahnlich wie Schadows Quadriga auf dem Brandenburger Tor von 1793 Die Prinzessinnengruppe ist in vielen Kopien unterschiedlichster Grosse und Qualitat als Kunstgegenstand Dekorationsobjekt und Berlin Souvenir weit verbreitet Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Die Portratbusten 3 Das Standbild aus Gips 4 Das Standbild aus Marmor 4 1 Auftrag und Ausfuhrung 4 2 Ausstellung 4 3 Bewertung durch Friedrich Wilhelm III 4 4 Standorte 5 Markante Details 5 1 Die Halsbinde 5 2 Das Blumenkorbchen 6 Die Kopien 6 1 Marmor 6 2 Porzellan 6 3 Andere Materialien und Formate 6 4 Galerie 7 Zur Rezeption 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenAm 24 Dezember 1793 wurden im Berliner Stadtschloss Kronprinz Friedrich Wilhelm III und Prinzessin Luise von Mecklenburg Strelitz getraut Zwei Tage spater heirateten an gleicher Stelle Prinz Louis und Prinzessin Friederike die jungeren Geschwister des Kronprinzenpaares Die beiden Paare wohnten in nebeneinander liegenden Gebauden an der Strasse Unter den Linden im Kronprinzenpalais und dem spater so genannten Prinzessinnenpalais Der preussische Staatsminister Friedrich Anton von Heynitz in alten Texten meist Heinitz schlug seinem Konig Friedrich Wilhelm II vor die Schwestern Luise und Friederike damals 17 und 15 Jahre alt von Schadow portratieren zu lassen Heynitz eigentlich Minister des Bergbauwesens wurde 1786 auch Kurator der damals reformbedurftigen Akademie der Kunste und leitete zudem die Konigliche Porzellan Manufaktur KPM Bis zu seinem Tod 1802 blieb er als tuchtiger Organisator und durch geschickte Berufung geeigneter Kunstler die bestimmende Personlichkeit des preussischen Kunstlebens 1 Auf Schadow war er erstmals aufmerksam geworden nachdem dieser wahrend seines Rom Aufenthaltes von 1785 bis 1787 bei dem angesehenen Kunstwettbewerb der Accademia di San Luca eine der Preismedaillen gewonnen hatte 2 Nach der Ruckkehr des Bildhauers im November 1787 vermittelte Heynitz ihm eine Reihe von grosseren Auftragen und beschleunigte so seine Karriere 1793 im Jahr der Doppelhochzeit war Schadow Leiter der Hofbildhauerwerkstatt Nach Ansicht des Ministers verdiente er jetzt unter allen Bildhauern Europas den ersten Platz 3 Der Konig machte sich den Vorschlag seines Ministers zu eigen er selbst war von der Schonheit und dem jugendlichen Charme der Prinzessinnen hochst beeindruckt seit er sie im Marz 1793 erstmals gesehen hatte danach hatte er die Heirat seiner Sohne nachdrucklich gefordert In seinen Memoiren beschrieb Schadow den ersten Schritt der schliesslich zur Entstehung der Prinzessinnengruppe fuhrte Der Staatsminister von Heinitz erbat bei Hof eine Sitzung fur seinen Modelleur also fur Schadow dieser erhielt sogleich schriftliche Order wo wie und wann er sich zu stellen habe und dass man hoffe er werde etwas der nachsten Ausstellung in der Akademie Wurdiges darbringen 4 Die Portratbusten BearbeitenGegenstand des Auftrags waren zunachst nur zwei Portratbusten aus gebranntem Ton Schadow erhielt einen Arbeitsraum im Seitenflugel des Kronprinzenpalais zugewiesen Friederike die jetzt Prinzessin Louis oder Ludwig genannt wurde kam haufig aus dem Nachbargebaude heruber um ihm Modell zu sitzen Die Kontakte mit Luise verliefen formlicher sie beschrankten sich meist darauf dass Schadow bei offiziellen Audienzen des Kronprinzenpaares in einer Ecke des Saales anwesend war Der Bildhauer beschrieb in seinen Erinnerungen aber auch wie der Kronprinz nach dem Ende des Zeremoniells nun von manchen die Gebarden und ubertriebene Freundlichkeit nachmachte sowie deren poetische Phrasen wiederholte 5 In den Jahren 1794 und 1795 entstanden zwei Portratbusten zuerst die von Friederike dann die ihrer Schwester Die Tonbuste von Friederike ist noch in der ursprunglichen Form erhalten die von Luise nur noch in Abformungen in Gips und Pappmache Schadow sah in diesen Arbeiten eine besondere Herausforderung In anderem Zusammenhang hatte er geschrieben Weibliche Busten sind eine der schwersten Aufgaben in der Kunst diese zu losen habe ich mir immer unglaubliche Muhe gegeben Ahnlichkeit mit Anmut zu vereinigen erfordert ein zartes Kunstgefuhl und einen mochte ich fast sagen an List grenzenden Beobachtungsgeist 6 1798 entstand eine Variante zur Portratbuste Luises Schadow veranderte Kopfhaltung und Blickrichtung der Skulptur derart dass sie als Pendant zu einer Portratbuste wirkte die er 1797 von dem Kronprinzen angefertigt hatte Bei der Gelegenheit korrigierte er auch das tiefe Dekollete der ersten Fassung nach oben Ein Auftragshonorar fur die Portrats ist nicht belegt Aus Schadows Geschaftsunterlagen geht aber hervor dass er durch den Verkauf einiger Dutzend Gipsabgusse der Portrats von Luise Friedrich Wilhelm und Friederike Einnahmen hatte die weit hoher waren als jedes damals ubliche Honorar Portratbusten von Johann Gottfried Schadow nbsp Prinzessin Friederike von Preussen Terrakotta Alte Nationalgalerie Berlin nbsp Prinzessin Luise von Preussen Gips Alte Nationalgalerie Berlin nbsp Prinzessin Luise von Preussen Marmor Alte Nationalgalerie Berlin nbsp Prinzessin Luise von Preussen Pappmache rosagetont Alte Nationalgalerie Berlin nbsp Prinzessin Luise von Preussen Biskuitporzellan Alte Nationalgalerie BerlinDas Standbild aus Gips Bearbeiten nbsp Gottfried Schadow in einer Arbeitspause 1795 nbsp Die Prinzessinnengruppe Teilansicht der GipsvarianteDie Portratbusten waren 1795 fertiggestellt Schadow begann nun mit der Arbeit an einem Doppelstandbild der Prinzessinnen in Lebensgrosse Diese in Gips auszufuhrende Gruppe sollte als Modell fur eine Reihe kleinerer Kopien in Porzellan dienen ein Projekt von dem nicht eindeutig belegt ist ob Minister von Heynitz oder Schadow selbst es angeregt hatte 7 Ausserdem sollte die lebensgrosse Skulptur in der Ausstellung der Kunstakademie im September 1795 prasentiert werden Fur das Doppelbildnis waren neue Sitzungen mit den Prinzessinnen erforderlich Schadow arbeitete nach seinen eigenen Worten in stiller Begeisterung er nahm die Masse nach der Natur die hohen Damen gaben von ihrer Garderobe das was er aussuchte und hatte so die damalige Mode ihren Einfluss auf die Gewandung 8 Die Anordnung der beiden Schwestern innerhalb der Gruppe war nicht nur durch kunstlerische Erwagungen sondern wesentlich auch durch die Rangordnung der beiden bestimmt Luise die Altere und Ranghohere steht nach den Regeln der Heraldik rechts Friederike ausserdem geringfugig hinter ihrer Schwester Am 25 September dem Geburtstag des Konigs wurde die Akademie Ausstellung 1795 eroffnet Der Katalog beschrieb die prominent herausgestellte Prinzessinnengruppe wie folgt Eine Gruppe in Lebensgrosse Ihre Konigl Hoheiten die Kronprinzessin und Prinzessin Ludwig vorstellend welche an einander gelehnt sich beide schwesterlich umarmen 9 Der weit uberwiegende Teil der Besucher war von Schadows Werk begeistert Im Ruckblick fand der Bildhauer das nicht uberraschend Versetzt man sich in jene Tage und in die Mitte der vielen schwachen Kunsterzeugnisse welche herumstanden so erklart sich der Eindruck den diese Gruppe machte Man konnte taglich die Natur mit dem Bildwerke vergleichen und es vereinten sich auch am Hofe die Stimmen dahin dass dieses Werk wohl verdiene in Marmor ausgefuhrt zu werden Der Minister erhielt Befehl daruber mit dem Kunstler den Kontrakt abzuschliessen 10 Das Standbild aus Marmor BearbeitenAuftrag und Ausfuhrung Bearbeiten Von Heynitz hatte den Konig der die Ausstellung 1795 offenbar nicht gesehen hatte auf das Doppelstandbild aufmerksam gemacht und eine Audienz mit Schadow arrangiert Am 5 Januar 1796 schrieb Heynitz dem Konig namhafte Personlichkeiten und Sachverstandige hatten die Skulptur gelobt und sich fur eine Ausfuhrung in Marmor ausgesprochen eine solche Marmorskulptur sei geeignet der Nachwelt zu beweisen dass unter des Konigs Regierung etwas wahrhaft Vollendetes entstehen konnte zudem sei Schadows Honorarforderung von 5000 Reichstalern fur eine Arbeitszeit von 18 Monaten und die Beschaffung des notigen weissen Carrara Marmors recht massvoll und er Heynitz konne diesen Betrag aus der Kasse der Porzellanmanufaktur bezahlen des Konigs eigene Kasse werde also nicht belastet Auch die Kosten fur die Portratbusten der Prinzessinnen fur die Gipsausfuhrung der Gruppe und fur die Vorbereitung der Porzellanausfuhrung waren uber die KPM abgerechnet worden Am 6 Januar erfolgte die Genehmigung des Konigs Vom 16 Januar datiert ein Vertrag zwischen Heynitz als Kurator der Akademie und Schadow darin sind Arbeitsumfang Kosten und Zahlungsmodalitaten entsprechend den Vorvereinbarungen festgehalten 1500 Taler sollten noch im Januar desselben Jahres ausbezahlt werden weitere 1500 im Oktober und 2000 nach Fertigstellung der Gruppe 11 nbsp Die Marmorfassung mit Sockel in der Alten NationalgalerieDie Ausfuhrung der Marmorgruppe ubergab Schadow fur ein vertraglich vereinbartes Honorar von 1300 Reichstalern an Claude Goussaut der seit etwa 1760 im Hofbildhaueratelier tatig war durch seine grosse Practik in Marmor sich auszeichnete und im Konigl Bildhauer Atelier lange als Muster in diesem Talente diente Schadow in seinem Nachruf auf Goussaut 1799 12 Am 12 Juli 1797 war die Arbeit beendet etwa zweieinhalb Monate spater als geplant Schadow war dennoch so zufrieden dass er Goussaut eine Erfolgspramie von 100 Reichstalern zahlte Er selbst arbeitete noch bis Anfang August an letzten Feinheiten In mehreren Details ergaben sich leichte Veranderungen gegenuber der Gipsfassung meist vorsichtige stilistische Korrekturen vom Individuellen hin zum Allgemeingultigen in Richtung auf den idealen griechischen Stil 13 Neu hinzugekommen war ein Sockel aus grauem Marmor mit zwei achteckigen weissen Inschriftentafeln in denen Namen und Rang der Prinzessinnen genannt werden Ausstellung Bearbeiten Die Akademieausstellung von 1797 begann wieder am 25 September Schadows Marmorgruppe wurde im Ausstellungskatalog angezeigt als Die Gruppe der Kronprinzessin und Prinzessin Ludewig K H Konigliche Hoheiten in Lebensgrosse Das dazugehorige Piedestal von schlesischem Marmor mit zwey Rosenkranzen von weissem Marmor decorirt 14 Wiederum war das Publikum begeistert Der Weimarer Gelehrte Karl August Bottiger hatte die fertige Arbeit zuvor in Schadows Werkstatt gesehen und notierte Alle Welt sprach wahrend meines Daseins von der neuesten Kunstschopfung Schadow s der himmlisch schonen Gruppe der beiden Schwestern der Kronprinzessin und der Prinzessin Luis die nun vollendet in Schadow s Kunstlerwerkstatt zu sehen war und am 25 September zum Geburtstag des Konigs die Hauptschussel bei dem Ausstellungsschmause machen sollte 15 Die Portratkunst als Abbildung der individuellen Natur galt damals eigentlich deutlich weniger als die reine Kunst die bildnerische Darstellung idealer Vorstellungen Im Fall der Prinzessinnengruppe traf nun beides zusammen Ihr Zweck waren zwar die konkreten Bildnisse der beiden Schwestern Diese aber galten ihrer Umwelt langst als Beispiele vollkommener menschlicher Schonheit sodass der Kunstler mit dem individuellen zugleich das ideale Kunstwerk schaffen konnte 16 In diesem Sinne ausserte sich auch Bottiger mit leicht kritischem Unterton Man muss gestehen dass Schadow schwerlich ein populareres Sujet vom Konig aufgetragen bekommen konnte als die Gruppe von zwei Schwestern zu bilden die durch Schonheit und ungekunstelte Herablassung die Gottinnen des Publicums sind Gelang es ihm diese jugendlich schlanken Figuren in einer gefalligen Draperie und mit Portraitahnlichkeit neben einander zu stellen so war das Publicum zufrieden und bewunderte das Kunstwerk mit der Liebe zum Originale 17 Bewertung durch Friedrich Wilhelm III Bearbeiten Das weitere Schicksal seiner Arbeit war fur Schadow eine schwere Enttauschung Kurz nach Ende der Ausstellung von 1797 starb sein Auftraggeber Konig Friedrich Wilhelm II Dessen Sohn und Nachfolger Friedrich Wilhelm III ein nuchterner und sparsamer Mann war bestrebt sich demonstrativ von dem lockeren und verschwenderischen Regime seines Vaters zu distanzieren An dem Standbild seiner Frau nunmehr der Konigin von Preussen und ihrer Schwester missfielen ihm gerade die eigentlichen Vorzuge das Fehlen jeder hoheitsvollen Pose und die lebensnahe naturliche Darstellung die unter faltenreichen Gewandern noch die Korperformen der jungen Frauen erkennen liess Dazu kam dass die als freizugig bekannte neunzehnjahrige Friederike im ersten Jahr ihrer Witwenschaft schwanger geworden war und in hochster Eile verheiratet 18 seit 1798 ihren Ruf als galanteste Lowin des Jahrhunderts nunmehr fern vom preussischen Hof und von Berlin zu erwerben hatte Jedenfalls beurteilte der Konig die Skulptur in der ihm eigenen formelhaften Sprache kurz und eindeutig Mir fatal 19 Standorte Bearbeiten nbsp Prinzessinnengruppe im Parolesaal Schadowsaal des Berliner SchlossesIm Auftrag fur das Standbild war nicht festgelegt worden wo es aufgestellt werden sollte Schadow liess es zuruck in seine Werkstatt transportieren und schlug dem Konig durch Vermittlung von Heynitz mehrere geeignete Standorte in reprasentativen Raumen des Berliner Schlosses vor Der Konig vermied es drei Jahre lang sich zu entscheiden dann liess er das Werk in ein Gastezimmer des Schlosses bringen Dort stand es wie Schadow in seinen Memoiren beklagte in ungunstigem Licht dicht vor einer Wand also nicht rundum sichtbar Dabei hatte der Bildhauer auch die Ruckseite der Skulptur mit besonderer Sorgfalt gestaltet und war dafur ausdrucklich gelobt worden Offentlich war die Gruppe rund 90 Jahre lang nicht mehr zu sehen und wurde daher beinahe vergessen Fur die Legendenbildung um Konigin Luise die durch Kunst und Literatur gefordert wurde im 19 Jahrhundert hymnische Formen annahm und bis ins 20 Jahrhundert reichte hatte das lebensecht geformte uber Jahrzehnte aus der Offentlichkeit verschwundene Werk kaum Bedeutung Nur allmahlich geriet die Gruppe wieder ins Blickfeld der Offentlichkeit und der Kunstbetrachtung 1886 war sie fur kurze Zeit auf einer Jubilaumsausstellung der Berliner Kunstakademie zu sehen 1906 auf der Jahrhundert Ausstellung der Nationalgalerie Im Berliner Schloss fand sie 1893 in der Bildergalerie einen neuen Platz 1921 dann vor einer Stirnwand des Parolesaals an einem der Standorte die Schadow einst vorgeschlagen hatte Der Raum war nach dem Ende der Monarchie Teil des Schlossmuseums und hiess in den Katalogen des Museums jetzt Schadowsaal Er lag im ersten Obergeschoss des Nordflugels hinter den drei Fenstern des Innenportals IV zum Eosanderhof das heute die nordliche Schmalseite der zwischen Lustgarten und Schlossplatz verlaufenden Passage Stellahof bildet Den Zweiten Weltkrieg uberdauerte das Doppelstandbild im Kellergewolbe des Berliner Doms Markante Details BearbeitenDie Halsbinde Bearbeiten nbsp Mode Illustration von 1796Ein ungewohnliches modisches Detail war schon an der Portratbuste Luises aufgefallen und wurde fur ihr Standbild ubernommen ein um Kopf und Hals gebundenes schmales Tuch Schadow erklarte dazu es solle eine Schwellung verdecken die am Hals Luises entstanden war spater aber wieder verschwand Karl August Bottiger hatte die Marmorgruppe bei Schadow im Atelier gesehen und dessen Erklarung fur die Halsbinde gehort danach notierte er In der That ich traute meinen Ohren nicht als ich dies horte O der armen bedauernswurdigen Kunst die sich in ihrem veredelnden zum Ideal hinstrebenden Geschaft nicht einmal uber einen dicken Hals wegsetzen darf 20 Sehr schnell wurde aus dem Notbehelf jedoch eine Modeerscheinung Schon 1796 findet sich das Accessoire auf einer Illustration im Journal des Luxus und der Moden ebenso auf verschiedenen Bildern und Zeichnungen die von Luise in jenen Jahren angefertigt wurden Im spateren 19 Jahrhundert diente die Kinnbinde als unverzichtbares Kennzeichen in nahezu jeder Abbildung der beinahe kultisch verehrten Luise nbsp Federzeichnung Schadows von 1795 einzige Darstellung der Gruppe mit BlumenkorbchenDas Blumenkorbchen Bearbeiten Der gedachte Verwendungszweck als Porzellanfigur hatte Schadow veranlasst seinem Standbild der Kronprinzessin in der Gipsausfuhrung das dekorative Element eines Blumenkorbchens beizugeben Schon in der Ausstellung 1795 wurde dieses Detail von Kunstkennern kritisiert die darin zumindest im Falle der Grossplastik einen Stilbruch eine Abweichung vom klassisch griechischen Ideal sahen Der Konig erklarte spater in seiner Genehmigung zur Marmorausfuhrung man konne die Figur in diesem Punkt andern Schadow schloss sich jetzt den Bedenken an und korrigierte die Gipsausfuhrung noch bevor sie fur die KPM verkleinert worden war sodass nicht nur die Marmorstatue sondern auch die Porzellanausfuhrung ohne das Korbchen hergestellt wurde Stattdessen hielt die Kronprinzessin in der rechten Hand nun ein locker fallendes Tuch dessen Faltenwurf die vorhandenen Falten der Kleidung erganzte Von einer geringfugigen Korrektur der Handstellung abgesehen blieb die eigentliche Komposition unverandert Die Kopien BearbeitenMarmor Bearbeiten In Berlin existiert noch eine zweite Marmorfassung der Prinzessinnengruppe hergestellt von dem Berliner Bildhauer Albert Wolff 1814 1892 einem Schuler von Christian Daniel Rauch Diese Kopie deren genaues Entstehungsdatum nicht bekannt ist war eine Auftragsarbeit fur das Haus der Grossherzoge von Mecklenburg Strelitz die Familie Luises und Friederikes Wolff arbeitete nach der originalen Gipsausfuhrung berucksichtigte aber auch einige abweichende Details der Marmorgruppe Die Skulptur stand im Schloss Neustrelitz im Zweiten Weltkrieg wurde sie zerstort Erhalten ist eine erste Fassung die Wolff wegen spat erkannter Fehler im Marmor nicht an das Herzogshaus auslieferte sondern privat weitergab Der Stadtbezirk Berlin Charlottenburg erwarb die Gruppe 1932 seit 1953 war sie als Dauerleihgabe im Eosander Treppenhaus des Schlosses Charlottenburg zu sehen Wegen erheblicher Schaden musste sie 1999 ins Depot verbracht werden die aufwandige Restaurierung war 2007 beendet Inzwischen wurde die Skulptur wieder im Charlottenburger Schloss aufgestellt nun im Vestibul des Neuen Flugels unmittelbar neben der einstigen Wohnung von Friedrich Wilhelm III und Konigin Luise Eine weitere Replik das sogenannte Koniginnen Denkmal steht seit 1910 am Rande des Stadtwaldes Eilenriede in Hannover Ausgefuhrt wurde die gegenuber dem Original um etwa ein Drittel vergrosserte Kopie von Valentino Casal einem in Venedig geborenen Spezialisten in seiner Werkstatt in Berlin Friedenau sind zahlreiche Gips oder Tonmodelle Berliner Bildhauer in Marmor ubertragen worden darunter zwolf der 32 Gruppen fur die Siegesallee in Berlin Kaiser Wilhelm II hatte aus Anlass des hundertsten Todestages der Konigin Luise den Auftrag zum Koniginnen Denkmal erteilt Die in der Skulptur dargestellte enge Gemeinsamkeit der einstigen preussischen Konigin mit ihrer Schwester Friederike die in dritter Ehe Konigin von Hannover geworden war sollte auch als politisches Signal verstanden werden Seit Preussen im sogenannten Deutschen Krieg 1866 das Konigreich Hannover annektiert und zur preussischen Provinz gemacht hatte galt das gegenseitige Verhaltnis als problematisch 21 Porzellan Bearbeiten Etwa gleichzeitig mit der Arbeit an der Marmorgruppe begann die Vorbereitung fur die Porzellanfiguren Im Fruhjahr 1796 bekam der Modelleur Carl Heinrich Schwarzkopf der in der KPM schon fruher Skulpturen Schadows nachgeformt hatte den Auftrag fur das verkleinerte Modell der Prinzessinnengruppe An seinem Arbeitsplatz standen ihm die beiden Portratbusten zur Verfugung nicht aber die lebensgrosse Gipsgruppe die im Atelier Schadows fur die Ubertragung in Marmor gebraucht wurde Minister von Heynitz zeigte sich bei seinen Visiten in der Porzellan Manufaktur mehrfach unzufrieden mit der Arbeit Schwarzkopfs Der Auftrag ging daher an Carl Friedrich Hagemann uber den Schadow als seinen geschicktesten Schuler bezeichnete Im August 1796 war das Modell zur Zufriedenheit der Auftraggeber fertiggestellt und Hagemann wurde mit 60 Reichstalern aus der Kasse der Manufaktur entlohnt Das erste gebrannte Exemplar von Anfang Dezember 1796 wies noch erhebliche technische Mangel auf Am 21 Dezember wurde eine qualitativ verbesserte Porzellangruppe an das Hofmarschallamt ubergeben Ursprunglich kam die Gruppe unter der Bezeichnung Die Kronprinzess und Prinzess Ludwig in den Handel als Prinzessinnengruppe wird sie von der KPM bis heute hergestellt Sie ist 55 cm hoch besteht aus sogenanntem Biskuitporzellan bei Temperaturen bis 1400 C zweimal gebrannt und nicht glasiert um dem Materialcharakter von Marmor nahezukommen und wird aus 88 Teilen zusammengefugt Im September 2010 betrug der Preis 21 250 Euro Andere Materialien und Formate Bearbeiten Einige Kopien waren durch Beteiligung Gottfried Schadows sozusagen autorisiert Spatere Repliken basierten vor allem auf diesen fruhen Exemplaren Daneben wurden und werden bis heute von kommerziellen Anbietern Kopien in den verschiedensten Grossen und Materialien hergestellt und als Dekorationsstucke und Berlin Souvenirs auf den Markt gebracht Um 1900 begannen erste Abformungen nach dem Originalgips Ein solcher Abguss war 1909 auch in einer umfangreichen Schadow Retrospektive der Kunstakademie zu sehen Die Berliner Bildgiesserei Hermann Noack fertigte 1906 einen Nachguss aus vergoldeter Bronze fur die Hamburger Kunsthalle an und hatte Gipsabgusse der Gruppe zum Preis von 400 Mark im Angebot Seit 1926 gehort die lebensgrosse Gruppe zum Formenbestand der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin Erst seit 1994 gibt es Abformungen nach der Marmorgruppe der Nationalgalerie Das Original ist zu empfindlich fur Transporte und kann daher an anderen Orten nicht gezeigt werden Der Souvenirhandel beschrankt sich nicht auf die beiden historisch uberlieferten Grossen Bei einem Internethandler findet man beispielsweise Ausfuhrungen mit 15 20 22 35 57 und 180 cm Hohe zu Preisen zwischen 28 Euro und 14 000 Euro Oktober 2016 hergestellt aus Materialien wie Marmorstaub und Alabastergips Erhaltlich sind aber auch kleine Ausfuhrungen aus Schokolade die zum Beispiel als Tischdekoration Verwendung finden 22 Galerie Bearbeiten Kopien der Prinzessinnengruppe nbsp Kopie von Casal in Hannover nbsp Tafel in Hannover nbsp Porzellanfiguren der Koniglichen Porzellan Manufaktur Kunstgewerbemuseum Berlin nbsp Johann Gottfried Schadow Prinzessinnnengruppe von 1796 Ausformung kurz nach 1800 durch Carl Friedrich Hagemann Biskuitporzellan Kunstgewerbemuseum Berlin nbsp Federzeichnungen von Schadow von 1809 1810 Kupferstichkabinett Berlin nbsp Kopie in einer Berliner Buchhandlung 2010 Zur Rezeption BearbeitenDie Prinzessinnengruppe wurde von Schadows Zeitgenossen mit nahezu einstimmiger Begeisterung aufgenommen ihr Verschwinden aus der Offentlichkeit durchaus bedauert Allerdings herrschte an bildlichen Darstellungen der hochverehrten und fruh verstorbenen Konigin Luise im 19 Jahrhundert kein Mangel sodass die Skulptur doch weitgehend in Vergessenheit geriet Theodor Fontane zum Beispiel der uber Schadows Arbeiten sehr positiv schrieb erwahnte die Prinzessinnengruppe mit keinem Wort Im Journal des Luxus und der Moden des Weimarer Verlegers Friedrich Justin Bertuch erschien im Dezember 1795 der Artikel Moderne weibliche Statuen in dem uber die erste Ausstellung der Prinzessinnengruppe berichtet wird Ein Freund in Berlin schreibt mir unterm 24 Nov Daruber Folgendes Ich wunschte Sie konnten eine vortrefliche Grouppe von den beyden schonen Prinzessinnen von Preussen welche unser Schadow in Thon eigentlich Gips RFL in Lebensgrosse gefertiget hat selbst schauen Ich habe fast nie etwas Herrlicheres von modernen Bildsaulen gesehen Sie sind dabey zum Sprechen ahnlich Stellung Ausfuhrung der griechischen Draperie Grazie kurz Alles ist vortrefflich Vielleicht lasst der Konig diese unendlich schone Gruppe die es so sehr verdient in Marmor hauen um sie zu verewigen 23 Ein anonymer Autor schrieb unter dem Titel Die Furstlichen Schwestern Eine Marmorgruppe von Schadow uber die Ausstellung von 1797 Der Text erschien in Jahrbucher der preussischen Monarchie unter der Regierung Friedrich Wilhelms des Dritten Das dunkle Gefuhl dass hier das Ideal der Schonheit im Bildnisse ausgedruckt sei war es was dieser Gruppe allgemeinen Beifall verschaffte Nicht bloss der Patriot welcher eine hohe Verehrung gegen seine Konigin und ihre furstliche Schwester im Herzen tragt sondern auch der Kunstliebhaber Kunstkenner und Kunstler verliessen diese Gruppe mit der vollsten Befriedigung und es war eines der angenehmsten Schauspiele wie beide Klassen von Beschauern ohne es zu wissen Lobreden bald auf die Furstinnen bald auf den Kunstler hielten 24 Aus einem Nachruf auf Schadow den die Illustrirte Zeitung 1850 veroffentlichte Zur Zeit befindet sich diese herrliche Gruppe in welcher unser Kunstler sich ungehemmt von kleinlichen Forderungen und Beschrankungen zu einer rein idealen Hohe erhoben hat fast vergessen in einem Winkel des Berliner Schlosses dem Auge des Publikums entzogen Und doch ist dieses Werk vielleicht das bedeutendste welches unser Kunstler geschaffen 25 In der jungeren Vergangenheit lieferte der deutsche Maler Matthias Koeppel mit seinem Gemalde Requiem fur Luise ein Beispiel fur die kreative Rezeption der Prinzessinnengruppe Das Bild entstand 1984 in Hinblick auf die 750 Jahr Feier Berlins von 1987 Es zeigt die Schwestern Annette und Inga Humpe Popsangerinnen der Neuen Deutschen Welle in sommerlicher Freizeitkleidung und in derselben Korperhaltung die Schadow seinen Prinzessinnen mitgegeben hatte Den Hintergrund bildet der Park des Schlosses Charlottenburg in dessen Mausoleum Luise begraben liegt 26 Literatur BearbeitenReimar F Lacher Schadows Prinzessinnengruppe Die schone Natur Mit genauen Verweisen auf historische Quellen Berlin Story Verlag 2007 ISBN 978 3 929829 67 9 Gunter de Bruyn Preussens Luise Vom Entstehen und Vergehen einer Legende Berliner Taschenbuch Verlag 2003 ISBN 3 8333 0106 6 Andreas Schatzke Die Gottinnen des Publicums Zur Rezeption von Johann Gottfried Schadows Prinzessinnengruppe In Preussen und Preussentum vom 17 Jahrhundert bis zur Gegenwart Hrsg von Jurgen Frolich Esther Beate Korber und Michael Rohrschneider Berlin Verlag Arno Spitz Berlin 2002 S 107 130 Beate Christine Mirsch Anmut und Schonheit Schadows Prinzessinnengruppe und ihre Stellung in der Skulptur des Klassizismus Deutscher Verlag fur Kunstwissenschaft 1998 ISBN 3 87157 179 2 Bernhard Maaz Johann Gottfried Schadow Das Doppelstandbild der Prinzessinnen Luise und Friederike von Preussen In Die Friedrichswerdersche Kirche in Berlin Baudenkmal und Museum Verlag fur Bauwesen Berlin Munchen 1993 S 72 162 Peter Bloch Waldemar Grzimek Das klassische Berlin Die Berliner Bildhauerschule im neunzehnten Jahrhundert Frankfurt am Main 1978 ISBN 3 7861 1767 5 Sp 43 47 Hans Mackowsky Die Bildwerke Gottfried Schadows Deutscher Verein fur Kunstwissenschaft Berlin 1951 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Prinzessinnengruppe Schadow Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Reimar F Lacher S 13 f Reimar F Lacher S 13 Gunter de Bruyn Preussens Luise Vom Entstehen und Vergehen einer Legende S 13 Reimar F Lacher Schadows Prinzessinnengruppe Die schone Natur S 24 Reimar F Lacher S 27 Reimar F Lacher S 38 Reimar F Lacher S 41 Reimar F Lacher S 41 f Reimar F Lacher S 60 Reimar F Lacher S 62 Reimar F Lacher S 70 f Reimar F Lacher S 82 Reimar F Lacher S 84 f Reimar F Lacher S 88 Karl W Bottiger Hrsg Literarische Zustande und Zeitgenossen In Schilderungen aus Karl Aug Bottiger s handschriftlichem Nachlasse Leipzig 1838 2 Bd S 130 133 Tb Die Furstlichen Schwestern Eine Marmorgruppe von Schadow In Jahrbucher der preussischen Monarchie unter der Regierung Friedrich Wilhelms des Dritten Jg 1798 1 Bd S 129 135 Karl W Bottiger S 130 133 So in der Darstellung des Vorganges Eduard Vehse Preussische Hofgeschichten Vierter Band Neu herausgegeben von Heinrich Conrad Georg Muller Munchen 1913 S 137 139 dort auch das Folgende Gunter de Bruyn S 21 Karl W Bottiger S 130 133 Reimar F Lacher S 136 Reimar F Lacher S 145 Friedrich Justin Bertuch Moderne weibliche Statuen In Journal des Luxus und der Moden Bd 12 1795 Dezember S 564 566 Tb S 129 135 Johann Gottfried Schadow I III Nekrolog In Illustrirte Zeitung 1850 Bd 14 Matthias Koeppel Requiem fur Luise cafe deutschland blogspot de 29 April 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prinzessinnengruppe amp oldid 236788173