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Ferdinand Gotthold Max Eisenstein 16 April 1823 in Berlin 11 Oktober 1852 ebenda war ein deutscher Mathematiker der hauptsachlich in der Zahlentheorie und uber elliptische Funktionen arbeitete Gotthold Eisenstein Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Jugend 2 Studium 3 Dozentur und Ende 4 Werk 5 Schriften und Werkausgaben 6 Literatur 7 Weblinks 8 Fussnoten und QuellenHerkunft und Jugend BearbeitenEr wurde als Sohn des Kaufmanns und zeitweiligen Plattier Fabrikanten Johann Konstantin Eisenstein 1791 1875 geboren in Danzig und von Helene Pollack 1799 1876 aus Konigsberg stammend in Berlin geboren Die Eltern waren judischer Herkunft konvertierten aber bereits vor seiner Geburt zum Protestantismus Ein Bekannter der Familie weckte schon beim Sechsjahrigen das Interesse fur Mathematik Ich konnte schon als Sechsjahriger den Beweis eines Satzes verstehen 1 Ausserdem war er musikalisch interessiert spielte Klavier und komponierte Nach dem Besuch der Vorschule wurde er wegen seines schlechten Gesundheitszustandes auf ein Internat ausserhalb Berlins geschickt Im eher landlichen Charlottenburg besuchte er von 1833 bis 1837 die reformpadagogische Cauersche Anstalt ab 1834 Padagogium eine nach den Grundsatzen Fichtes und Pestalozzis gefuhrte Lehr und Erziehungsanstalt 1837 bis 1842 war er am Friedrich Wilhelm Gymnasium bzw Friedrich Werder Gymnasium Ab 1840 besuchte er Vorlesungen des Mathematikers Dirichlet an der Universitat Berlin Am Gymnasium wurde er durch den Lehrer Karl Heinrich Schellbach gefordert er las die Werke von Euler Lagrange und Gauss 1840 ubersiedelte der Vater nach England konnte aber nirgends Fuss fassen Im Sommer 1842 folgte ihm Eisenstein mit der Mutter Sie zogen durch England Wales und Irland In Liverpool erregte sein Klavierspiel Bewunderung Ausserdem studierte er in dieser Zeit Gauss Hauptwerk uber Zahlentheorie die Disquisitiones In Dublin traf er den beruhmten Mathematiker und Physiker William Rowan Hamilton der ihm eine Arbeit uber Abels Gleichungstheorie fur die Publikation in Berlin mitgab Mitte Juni 1843 war er wieder in Berlin wo die Eltern von nun an getrennt lebten Eisenstein zog ab 1843 insgesamt sechzehnmal in Berlin um ab 1846 lebte er von der Mutter getrennt 1843 stellte die Mutter fur ihn einen Antrag auf Unterstutzung Er machte das externe Abitur wobei er in seinem dafur obligatorischen Lebenslauf schon damals auf seine hypochondrische Stimmung aufmerksam machte und im Ubrigen auf Empfehlungen von Dirichlet Hamilton Jacobi und des Astronomen und Sekretars der Berliner Akademie Johann Franz Encke verwies Im Oktober immatrikulierte er sich an der Berliner Universitat Studium BearbeitenJanuar 1844 reichte er eine eigene Arbeit uber kubische Formen in zwei Variablen bei Leopold Crelle zur Veroffentlichung ein in dessen Zeitschrift die meisten seiner Arbeiten erschienen Uber ihn lernte er im Marz 1844 auch Alexander von Humboldt kennen der ihn forderte mit ihm in Briefwechsel trat und zahlreiche Eingaben fur ihn machte Er erhielt von nun an zahlreiche Zuwendungen des Konigs und des Kultusministeriums bzw der Akademie insgesamt 5300 Taler im Mittel 250 Taler im Jahr wobei er nach seinem Tod noch 500 Taler seinen Eltern hinterliess Allerdings mussten die Eingaben alle zwei bis drei Jahre erneuert werden Auf Einladung von Gauss der die ihm zugesandten Arbeiten lobte war er im Juni in Gottingen Dort freundete er sich auch mit dem Mathematiker Moritz Stern an Gleichzeitig erschienen in Band 27 und 28 von Crelles Journal 1844 25 Arbeiten von ihm genauer 23 und 2 Probleme die ihn mit einem Schlag bekannt machten Sie betrafen das kubische und biquadratische Reziprozitatsgesetz Gauss veroffentlichte in den Disquisitiones nur das quadratische Reziprozitatsgesetz Arbeiten uber kubische Formen Kreisteilung elliptische und Abelsche Funktionen Erste Ehrungen folgten 1845 wurde er als Student im dritten Semester Ehrendoktor der Universitat Breslau auf Vorschlag von Kummer und Gauss schlug ihn fur den Orden Pour le Merite vor Er machte die Bekanntschaft von Leopold Kronecker mit dem er sich anfreundete Als dieser allerdings die Universitat verliess um eine Karriere als Geschaftsmann zu beginnen war er sehr isoliert Seine hypochondrische Stimmung verschlechterte sich und blieb so bis zu seinem Tod Anfang 1846 gab es einen Prioritatsstreit mit Jacobi Er hatte ihn in seinen Arbeiten zur Kreisteilung nicht erwahnt Jacobi nannte ihn in einem Schreiben an Bessel einen Lugner und literarischen Dieb was auch Auswirkungen auf seine Forderer Encke in Berlin hatte Gauss dagegen der sonst mit Lob kargte schrieb am 14 April 1846 an Humboldt dass Eisensteins Begabung von der Art sei welche in jedem Jahrhundert nur Wenigen erteilt wird Der 80 jahrige Humboldt versuchte nach Kraften den Einflussnahmen Jacobis entgegenzusteuern suchte aber schon einen anderen Wirkungsort und schrieb dazu an den bayrischen Kronprinzen Maximilian und nach Heidelberg Dozentur und Ende Bearbeiten1847 habilitierte sich Eisenstein und hielt Vorlesungen an der Berliner Universitat als Privatdozent Im Sommer 1847 horte dort Bernhard Riemann bei Eisenstein uber elliptische Funktionen Eisenstein schrieb uber Riemann Als er hier war bin ich ihm formlich nachgelaufen er schien mich aber zu vermeiden und fuhrte das auf seine eigene Schuchternheit und Unzuganglichkeit zuruck Im Ubrigen hatte er sechs elliptische Funktionen bzw zwei Horer Funktionentheorie und ahnlich in den folgenden Semestern 2 Eisenstein gab einen Sammelband mit seinen Arbeiten heraus fur den Gauss das Vorwort schrieb Im Revolutionsjahr 1848 besuchte er demokratische Clubs mischte sich aber nicht in die Politik Er studierte bei Johannes Muller schon seit 1847 nebenbei Medizin In Briefen beklagte er sich uber seine Isolation Dirichlet ware ganz freundlich zu ihm er spure aber nur kalte Hoflichkeit Am 19 Marz wurde er in seinem Haus Ecke Friedrich und Krausenstrasse wahrend der Barrikadenkampfe mit den anderen Bewohnern festgenommen da aus dem Haus geschossen worden war Unter Misshandlungen wurden sie nach Spandau in die Zitadelle gebracht aber am nachsten Tag freigelassen In dieser Zeit hielt er an der Universitat Vorlesungen uber Analysis und Mechanik Im Marz 1849 gab Dirichlet ein sehr gutes Urteil uber ihn fur das Kultusministerium ab Das Ministerium fragte auch nach umlaufenden Geruchten uber sein sittliches Verhalten Anscheinend glaubte man aber Geruchten 3 er hatte sich an der Revolution beteiligt und kurzte sein Gehalt was Humboldt noch teilweise auffangen konnte der fur ihn ein ahnliches Schicksal wie das Abels befurchtete Das Verhaltnis zu Crelle trubte sich da dieser ohne zu fragen Anderungen an seinen Veroffentlichungen vornahm mit denen er Eisensteins Stil verbessern wollte die aber nach Eisensteins Meinung teilweise den Sinn verandern August 1850 beantragten Dirichlet und Jacobi fur Eisenstein eine Professur was aber abgelehnt wurde Offiziell teilte man ihm Zweifel an seiner Lehrbefahigung mit Er war haufig krank und hielt seine Vorlesung fur die wenigen Horer teilweise vom Bett seines Zimmers aus Er veroffentlichte sein Irreduzibilitatskriterium und Arbeiten uber hohere Reziprozitatsgesetze Januar 1851 wurde er zum Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften gewahlt nachdem er von Dirichlet Jacobi und Encke vorgeschlagen worden war Er wurde aber nicht aufgenommen da zwei andere Kandidaten die frei gewordenen Platze einnahmen Allerdings wurde er 1851 mit Kummer auf Vorschlag von Gauss zum korrespondierenden Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften ernannt Marz 1852 wurde er dann auch Mitglied der Berliner Akademie Nachdem er in den Jahren zuvor immer wieder wegen Krankheit niederlag erlitt er Ende Juli 1852 einen Blutsturz Tuberkulose Auf Betreiben Humboldts erhielt er 500 Taler fur einen einjahrigen Sizilienaufenthalt war dafur aber zu schwach Er starb mit 29 Jahren im Oktober und wurde auf dem Friedhof am Blucherplatz beigesetzt Der 83 jahrige Humboldt gab ihm das letzte Geleit Das Grab existiert nicht mehr Humboldt sorgte fur die finanzielle Unterstutzung der Eltern die die Briefe Humboldts an ihren Sohn 1869 zur Verfugung stellten um aus dem Verkaufserlos fur das Humboldt Denkmal zu spenden Werk BearbeitenIn der Algebra stammt das Eisensteinkriterium 4 von ihm wurde allerdings schon vorher von Theodor Schonemann bewiesen Nach ihm benannt sind z B die Eisenstein Zahlen die Eisensteinreihen und die Eisensteinfunktionen Der Zugang zu elliptischen Funktionen uber Eisensteinreihen ist spater von Weierstrass und Kronecker ausgebaut worden Auch uber Thetafunktionen finden sich neue Gesichtspunkte bei Eisenstein In der Zahlentheorie bewies er das kubische und biquadratische Reziprozitatsgesetz aus der Theorie der Lemniskate gab einen geometrischen Beweis des quadratischen Reziprozitatsgesetzes Crelle Journal Band 28 1844 S 246 und errang dafur die Bewunderung von Gauss Bei all diesen Gesetzen handelt es sich um die Charakterisierung der Losungen der entsprechenden Gleichungen 3 und 4 Grades in der mod p Arithmetik In seinen Arbeiten zu den Reziprozitatsgesetzen stand er im Wettstreit mit gleichzeitigen Arbeiten Kummers dessen Idealtheorie er auch verwendete Ausserdem versuchte er Gauss Arbeiten uber quadratische Formen in den Disquisitiones auf kubische Formen auszudehnen Leopold Kronecker fuhrte viele Ideen seines Freundes weiter Andre Weil zeigt in seinem Buch dass die Theorien Eisensteins auch heute noch sehr aktuell sind Schriften und Werkausgaben BearbeitenMathematische Abhandlungen Besonders aus dem Gebiete der hoheren Arithmetik und der elliptischen Funktionen Mit einer Vorrede von C F Gauss Reimer Berlin 1847 Mathematische Werke 2 Bande Chelsea Publ New York 1975 ISBN 0 8284 0280 9 2 Auflage 1989 ISBN 0 8284 1280 4 Literatur BearbeitenAllan Adler Eisenstein and the Jacobean Variety of Fermat curves In Rocky Mountain Journal of Mathematics Band 27 1997 S 1 60 Kurt R Biermann Eisenstein Ferdinand Gotthold Max In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 420 f Digitalisat Moritz Cantor Eisenstein Ferdinand Gotthold Max In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 5 Duncker amp Humblot Leipzig 1877 S 774 f Collison The origin of the cubic and biquadratic reciprocity laws In Archive history of exact sciences Band 16 1977 S 63 Edwards Kummer Eisenstein and higher reciprocity laws In Koblitz Hrsg Number theory related to Fermats last theorem Birkhauser 1982 Lemmermeyer Reciprocity laws from Euler to Eisenstein Springer 2000 zu Eisenstein besonders S 270 ff mit Einschatzungen von Kummer und anderen Ferdinand Rudio Hrsg Eine Autobiographie von Gotthold Eisenstein In Zeitschrift fur Mathematik und Physik Band 40 1895 S 143 168 A Hurwitz und F Rudio Hrsg Briefe von G Eisenstein an M A Stern In Zeitschrift fur Mathematik und Physik Band 40 1895 S 169 204 Norbert Schappacher Eisenstein In Begehr Koch Kramer Schappacher Thiele Hrsg Mathematics in Berlin Birkhauser 1998 Schwermer Uber Reziprozitatsgesetze in der Zahlentheorie In Knorrer Hrsg Mathematische Miniaturen Band 3 1986 Stillwell Eisensteins footnote In Mathematical Intelligencer 1995 Nr 2 Losung der Gleichung 5 Grades Peter Ullrich Uber das Exemplar von Gauss Disquisitiones aus dem Besitz Eisensteins In Mitteilungen der Mathematischen Gesellschaft Hamburg Band 21 2002 S 35 das Exemplar ist jetzt in der Universitatsbibliothek Giessen Andre Weil Elliptic functions according to Kronecker and Eisenstein Springer Verlag Ergebnisse der Mathematik und ihrer Grenzgebiete Band 88 1976 Andre Weil On Eisensteins copy of Gauss Disquisitiones In Coates Hrsg Algebraic number theory in honor of Iwasawa 1989 Weil vermutet dass Riemann Ideen fur seine Zetafunktionsarbeit teilweise von Eisenstein hat Andre Weil Besprechung der Gesammelten Werke Bulletin AMS Band 82 1976 S 658 Weblinks BearbeitenSammlung samtlicher Abhandlungen online GDZ John J O Connor Edmund F Robertson Gotthold Eisenstein In MacTutor History of Mathematics archive Biermann Gotthold Eisenstein die wichtigsten Daten seines Lebens und Wirkens In Journal fur reine und angewandte Mathematik 1964 Bibliographie der Schriften von Eisenstein aus Biermanns Aufsatz M Schmitz The Life of Gotthold Ferdinand Eisenstein 2004 mit englischer Ubersetzung seiner Curriculum Vitae PDF 306 kB Spektrum de Gotthold Eisenstein 1823 1852 1 1 November 2017Viele Arbeiten von Eisenstein besonders aus Crelles Journal wo die meisten seiner Arbeiten erschienen sind online verfugbar Fussnoten und Quellen Bearbeiten Zitiert nach Kurt Biermann Eisenstein Crelle J 1964 Maximal ca 18 allerdings hielten auch Dirichlet Jacobi und Steiner Vorlesungen Die weniger Begabten gingen zu Martin Ohm Sie drangen bis zum Astronomen Schuhmacher in Altona der Gauss in einem Brief davon berichtete Eisenstein Uber die Irreductibilitat und einige andere Eigenschaften der Gleichung von welcher die Theilung der ganzen Lemniscate abhangt Journal fur die reine und angewandte Mathematik Band 39 1850 S 160 179 Normdaten Person GND 118529676 lobid OGND AKS LCCN no2020051851 VIAF 71464538 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Eisenstein GottholdALTERNATIVNAMEN Eisenstein Ferdinand Gotthold MaxKURZBESCHREIBUNG deutscher MathematikerGEBURTSDATUM 16 April 1823GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 11 Oktober 1852STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gotthold Eisenstein amp oldid 234083272