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Die Disquisitiones Arithmeticae lateinisch fur Zahlentheoretische Untersuchungen sind ein Lehrbuch der Zahlentheorie Hohere Arithmetik in Gauss Worten das der deutsche Mathematiker Carl Friedrich Gauss 1798 mit nur 21 Jahren schrieb und das am 29 September 1801 in Leipzig veroffentlicht wurde In diesem Werk schuf Gauss nach den Worten von Felix Klein im eigentlichen Sinn die moderne Zahlentheorie und bestimmte bis zum heutigen Tage die ganze folgende Entwicklung 1 Er stellt darin fruhere Ergebnisse von Pierre de Fermat Leonhard Euler Joseph Louis Lagrange und Adrien Marie Legendre die Autoren die Gauss selbst im Vorwort neben Diophant explizit erwahnt sowie zahlreiche eigene Entdeckungen und Entwicklungen in systematischer Weise dar Das Buch ist als eines der letzten grossen mathematischen Werke in Latein verfasst Es werden sowohl die elementare Zahlentheorie Kapitel 1 bis 3 behandelt als auch die Grundlagen der algebraischen Zahlentheorie gelegt Das Buch ist im klassischen Satz Beweis Korollarien Stil geschrieben enthalt keine Motivation der eingeschlagenen Beweisrichtungen und verbirgt sorgfaltig die Art und Weise wie Gauss zu seinen Entdeckungen kam 2 Weiteren mathematischen Kreisen zuganglich wurde das Werk von Gauss erst durch die Vorlesungen von Peter Gustav Lejeune Dirichlet Titelseite der ErstausgabeGauss 1803 von Johann Christian August Schwartz Universitatssternwarte GottingenDie Verzogerung der Drucklegung die 1798 begann war unter anderem durch Probleme mit den Buchdruckern verursacht die das schwierige Werk setzen mussten Trotzdem wurden im Original noch einmal eingelegte Korrekturseiten erforderlich Die ersten vier Kapitel stammen noch von 1796 und waren Ende 1797 als Gauss noch in Gottingen war im Wesentlichen in ihrer endgultigen Form Die erste Version des zentralen Kapitels 5 stammt vom Sommer 1796 wurde aber bis Anfang 1800 mehrfach umgearbeitet Ab Herbst 1798 war Gauss wieder in Braunschweig wo er bis 1807 lebte Die Widmung an seinen Forderer den Herzog von Braunschweig ist vom Juli 1801 datiert Der Herzog hatte den Druck erst ermoglicht Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Ausgaben 3 Sekundarliteratur 4 Weblinks 5 QuellenInhalt BearbeitenKapitel 1 funf Seiten behandelt die Kongruenz Arithmetik modulare Arithmetik und Teilbarkeitsregeln Kapitel 2 24 Seiten bringt die eindeutige Primfaktorzerlegung und die Auflosung linearer Gleichungen in der modularen Arithmetik kurz mod n genannt Kapitel 3 35 Seiten behandelt Potenzen mod n einschliesslich des Konzepts der primitiven Wurzel und des zugehorigen Index das Analogon zum Logarithmus in der modularen Arithmetik Hier finden sich der kleine fermatsche Satz der Satz von Wilson und Kriterien fur quadratische Reste Kapitel 4 47 Seiten behandelt sein Fundamentaltheorem der Arithmetik das quadratisches Reziprozitatsgesetz das heisst die Frage der Auflosung quadratischer Gleichungen in der Kongruenzarithmetik Der Beweis ist durch viele Fallunterscheidungen umstandlich ist aber elementar gehalten und findet sich schon in seinem Tagebuch von 1796 angekundigt Peter Gustav Lejeune Dirichlet vereinfachte den Beweis 1857 unter Verwendung des Jacobi Symbols 3 Gauss verwendet nicht die Notation von Legendre fur das Legendre Symbol sondern aRb wenn a quadratisches Residuum von b ist und aNb wenn nicht Das quadratische Reziprozitatsgesetz war uberhaupt der Ausgangspunkt der zahlentheoretischen Arbeiten von Gauss wie er in seinem Vorwort schrieb Kapitel 5 mit 260 Seiten fast die Halfte des Buches behandelt die Zahlentheorie binarer quadratischer Formen in zwei Variablen die schon Lagrange behandelte Es werden Aquivalenzklassen quadratischer Formen eingefuhrt und zu einer Klasse gehorige reduzierte Formen sowie die Zahlen charakterisiert die durch Formen einer bestimmten Klasse ausgedruckt werden konnen Dazu definiert er Ordnung Geschlecht und Charakter einer Klasse Den Hohepunkt bildet seine Theorie der Komposition quadratischer Formen Im Paragraph 262 steht ein neuer Beweis des quadratischen Reziprozitatsgesetzes aus der Theorie quadratischer Formen fur den Gauss im Laufe seines Lebens mehrere weitere Beweise lieferte 4 Auch dieser Beweis findet sich schon in seinem Tagebuch von 1796 angekundigt Ausserdem findet sich hier eine Theorie ternarer quadratischer Formen in drei Variablen In Paragraph 303 stehen seine Berechnungen uber in heutiger Formulierung die Klassenzahlen imaginarquadratischer Zahlkorper Insbesondere gibt Gauss Listen fur alle solchen Zahlkorper mit 1 2 und 3 Klassen an Speziell fur die Klassenzahl 1 listet er neun imaginar quadratische Zahlkorper auf und vermutet dass dies alle seien Zahlen der Form a b n displaystyle a b sqrt n nbsp a b displaystyle a b nbsp ganz mit n 1 2 3 7 11 19 43 67 163 displaystyle n 1 2 3 7 11 19 43 67 163 nbsp Dies ist der Ausgangspunkt fur Untersuchungen zum Klassenzahlproblem das im Fall der Klassenzahl 1 von Kurt Heegner Harold Stark Alan Baker gelost wurde und allgemein in den 1980er Jahren durch Don Zagier und Benedict Gross einen gewissen Abschluss fand Die Falle der Klassenzahl 2 und 3 imaginarquadratischer Zahlkorper wurden spater auch bewiesen siehe Klassenzahlproblem Paragraph 293 gibt Losungen fur das Fermatsche Polygonalzahlproblem fur Quadrate was schon Lagrange loste und Kuben In Paragraph 356 tauchen zum ersten Mal Gauss Summen auf Ein Satz in Paragraph 358 wurde spater von Andre Weil als Spezialfall der Riemannhypothese fur Kurven uber endlichen Korpern erkannt siehe Weil Vermutungen 5 Fur eine andere elliptische Kurve stellte Gauss einen zur Riemann Vermutung aquivalenten Satz in der letzten Eintragung seines Tagebuchs auf bewiesen von Gustav Herglotz 1921 6 7 Kapitel 6 behandelt unter anderem Kettenbruche Hier finden sich auch zwei verschiedene Primzahltests Kapitel 7 behandelt die Lehre von der Kreisteilung Hier findet sich der Beweis dass ein n displaystyle n nbsp Eck mit Zirkel und Lineal konstruiert werden kann falls n displaystyle n nbsp eine Fermat Primzahl ist explizit fur das 17 Eck 8 Er gibt aber keinen Beweis der Unmoglichkeit der Konstruktion fur andere Zahlen n displaystyle n nbsp dies geschah durch Pierre Wantzel Ausserdem deutet er eine Verallgemeinerung auf die Teilung der Lemniskate an Viele der Satze stehen schon in der fast gleichzeitig entstandenen Zahlentheorie von Legendre sie wurden aber von Gauss unabhangig gefunden da er Legendres Buch erst kennenlernte als ein Grossteil seiner Disquisitiones schon beim Drucker waren so Gauss in seinem Vorwort Es kam auch zu einer Verstimmung von Legendre der sich ungenugend von Gauss gewurdigt sah und sich bei diesem daruber beklagte Legendres Buch stand spater vollig im Schatten von Gauss Disquisitiones Gauss plante eine Fortsetzung der Disquisitiones es kam aber nie dazu Material dazu wurde zum Beispiel in seinen Abhandlungen uber biquadratische Reste veroffentlicht 1825 1831 in der er gausssche Zahlen einfuhrt Ein achtes Kapitel der Disquisitiones wurde im Nachlass entdeckt Analysis Residuorum und im zweiten Band der Gesamtausgabe veroffentlicht 9 Es sollte so Gauss im Vorwort der Disquisitiones in denen er auch mehrfach auf dieses achte Kapitel verweist allgemein unbestimmte Gleichungen in der modularen Arithmetik behandeln Viele tiefsinnige Bemerkungen von Gauss wie die zur Lemniskate Ausgangspunkt der Theorie der komplexen Multiplikation in der algebraischen Zahlentheorie regten Mathematiker wie Augustin Louis Cauchy der 1815 das Fermatsche Polygonalzahlproblem vollstandig loste Gotthold Eisenstein Carl Gustav Jacobi Ernst Eduard Kummer Dirichlet der ein Exemplar der Disquisitiones stets griffbereit an seinem Schreibtisch hatte Charles Hermite Hermann Minkowski David Hilbert und selbst noch Andre Weil zu weiteren Untersuchungen an Ein weiteres Beispiel ist die Erweiterung der Kompositionsgesetze quadratischer Formen auf hohere Kompositionsgesetze durch Manjul Bhargava ab 2004 Ausgaben BearbeitenDie Originalausgabe erschien bei Gerhard Fleischer Lipsiae Leipzig 1801 668 Seiten Oktavformat Ein erster Nachdruck erschien als erster Band der Gesamtausgabe Carl Friedrich Gauss Werke Band 1 Dieterich Gottingen 1863 deren zweiter Abdruck 1870 im Internet Archiv 2 herausgegeben von der Koniglichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen von Ernst Schering Eine Faksimileausgabe erschien 1968 in Brussel Culture et civilisation ein Nachdruck 2006 bei Olms in Hildesheim Hrsg Jochen Bruning mit einem Vorwort von Norbert Schappacher ISBN 3 487 12845 4 Carl Friedrich Gauss Untersuchungen uber hohere Arithmetik Herausgeber Hermann Maser Julius Springer Berlin 1889 deutsche Ubersetzung im Internet Archiv 3 auch Untersuchungen uber hohere arithmetik AMS Chelsea Publications 2006 695 Seiten ISBN 0 8218 4213 7 zusammen mit weiteren Arbeiten von Gauss das Buch wurde vom Verlag Kessel 2009 neu aufgelegt ISBN 978 3 941300 09 5 Disquisitiones arithmeticae Yale University Press 1966 Nachdruck Springer Verlag New York Heidelberg 1986 ISBN 0 387 96254 9 englische Ubersetzung von Arthur A Clarke 1986 uberarbeitet von William C Waterhouse Recherches arithmetiques Courcier Paris 1807 Nachdruck Jacques Gabay Paris 1989 franzosische Ubersetzung von A C M Poullet Deslisle Die Ausgabe markiert die fruhe Rezeption in Frankreich und die franzosische Ausgabe wurde auch von vielen Lesern in Deutschland als Ersatz fur die seltene lateinische Erstausgabe benutzt 10 Gausu Seisuron Asakura Publishing Co Ltd Tokio Japan 1995 ISBN 4 254 11457 5 online japanisch ガウス整数論 Ubersetzt von Masahito Takase es gibt auch russische Ubersetzung Demjanov Moskau 1959 spanische 1995 und katalanische 1996 Ausgaben Sekundarliteratur BearbeitenDavid A Cox Primes of the form x 2 n y 2 displaystyle x 2 ny 2 nbsp Wiley 1989 Jay Goldman The Queen of Mathematics A Historically Motivated Guide to Number Theory A K Peters 1997 ISBN 1 56881 006 7 Catherine Goldstein Norbert Schappacher Joachim Schwermer Herausgeber The Shaping of Arithmetic after C F Gauss s Disquisitiones Arithmeticae Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 2007 Harold M Edwards Composition of Binary Quadratic Forms and the Foundations of Mathematics PDF Datei mit Liste von Ausgaben und Ubersetzungen der Disquisitiones 340 kB in The Shaping of Arithmetic after C F Gauss s Disquisitiones Arithmeticae S 129 144 Walter Kaufmann Buhler Gauss A Biographical Study Springer Verlag 1981 Kapitel 3 ISBN 0 387 10662 6 Uta Merzbach An early version of Gauss Disquisitions Arithmeticae in J W Dauben Mathematical Perspectives Essays on mathematics in its historical development Academic Press 1981 S 167 178 Olaf Neumann Carl Friedrich Gauss Disquisitiones Arithmeticae 1801 in Ivor Grattan Guinness Landmark writings in western mathematics 1640 1940 Elsevier 2005 Kapitel 22Weblinks BearbeitenMacTutor zu den Disquisitiones mit englischer Ubersetzung von Widmung und Vorwort nbsp Wikisource Disquisitiones arithmeticae Quellen und Volltexte Latein nbsp Wikisource Recherches arithmetiques Quellen und Volltexte franzosisch Quellen Bearbeiten Felix Klein Vorlesungen uber die Entwicklung der Mathematik im 19 Jahrhundert Julius Springer Berlin 1926 S 26 Klein loc cit S 27 1837 von Jacobi eingefuhrt aber implizit im Buch von Gauss David A Cox Primes of the form x 2 n y 2 displaystyle x 2 ny 2 nbsp Wiley 1989 S 64 Insgesamt sechs wesentlich verschiedene Gauss selbst unterscheidet acht Dieser Beweis uber die Theorie quadratischer Formen wird in Daniel Flath Introduction to number theory Wiley 1989 S 163 dargestellt Flath stellt auch den ersten Beweis und weitere Beweise des Satzes von Gauss dar David A Cox Primes of the form x 2 n y 2 displaystyle x 2 ny 2 nbsp Wiley 1989 S 86 Behandelt in Kenneth Ireland Michael Rosen A classical introduction to modern number theory Springer 1990 S 166 Frans Oort The last entry Notices ICCM Juli 2016 pdf angekundigt schon im Intelligenzblatt der Allgemeinen Literaturzeitung Jena 1796 Carl Friedrich Gauss Werke Band 2 Dieterich Gottingen 1863 S 212 240 bei Google Books 1 Gleichzeitig sind in dem Manuskript Vorentwurfe fur einige der veroffentlichten Kapitel Die entsprechenden Abschnitte wurden in Band 2 der Gesamtausgabe weggelassen Norbert Schappacher zu Gauss Disquisitiones in Michael Hagner Hrsg Klassiker der Naturwissenschaften Kindler Kompakt J B Metzler 2016 S 93 94 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Disquisitiones Arithmeticae amp oldid 238342036