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Adrien Marie Legendre adʁiɛ maʁi leʒɑ ːdʁ 18 September 1752 in Paris 9 Januar 1833 ebenda war ein franzosischer Mathematiker Legendre karikiert von Julien Leopold Boilly Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Sonstiges 4 Schriften 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben BearbeitenLegendre besuchte das College Mazarin wo er 1770 promoviert wurde Da er aus wohlhabendem Haus war lebte er danach bis zur franzosischen Revolution als Privatgelehrter und nur aus Interesse nahm er von 1775 bis 1780 von d Alembert empfohlen eine Lehrstelle an der Pariser Militarakademie Ecole Militaire an 1782 gewann er den Preis der Berliner Akademie der Wissenschaften fur die Bestimmung der Bahn eines Geschosses mit Berucksichtigung des Luftwiderstands was ihm die Aufmerksamkeit von Lagrange verschaffte der damals in Berlin Direktor der Akademie war Eine im Januar 1783 bei der Pariser Akademie eingereichte Arbeit uber die Anziehung von Ellipsoiden 1 in der er auch die Legendre Polynome einfuhrte verschaffte ihm Anerkennung bei dem fuhrenden franzosischen Astronomen und Mathematiker Pierre Simon de Laplace der dafur sorgte dass er korrespondierendes Mitglied und 1785 assoziiertes Mitglied der Academie des sciences wurde 1785 beschaftigte er sich mit elliptischen Integralen und 1786 mit Zahlentheorie er formulierte das quadratische Reziprozitatsgesetz das aber schon Leonhard Euler bekannt war 1787 erhielt er den Auftrag unter Delambre und Mechain ein weiteres Mitglied war Cassini den Langengrad zwischen Dunkirchen und Barcelona die Langengrade beider Orte unterscheiden sich um nur 13 Winkelminuten durch geodatische Triangulation auszumessen auch mit dem Ziel Grundlagen fur die Festlegung des Meters zu gewinnen Sie arbeiteten dabei mit dem Observatorium in Greenwich zusammen und fuhrten auch eine Triangulation von Greenwich nach Paris durch Zu dieser Zeit besuchte er mit Cassini auch William Herschel in England und wurde 1789 Mitglied der Royal Society Uber die Ergebnisse berichtet die Schrift Expose des operations faites en France en 1787 Paris 1792 1791 wurde er Mitglied der Kommission zur Neuordnung der Masse und Gewichte Metrische Kommission Ab 1792 war er mit Gaspard de Prony und anderen Mathematikern wie Lazare Carnot an einem umfangreichen Projekt zur Erstellung mathematischer Tafeln Logarithmentafeln beteiligt Wahrend der franzosischen Revolution verlor er seinen Besitz und musste sich nach einer Beschaftigung umsehen In der Zeit des Terrors musste er sich sogar einige Zeit verstecken 1793 heiratete er Marguerite Claudine Cohin 1794 erschien die erste Auflage seines Lehrbuchs der Geometrie das fur den mathematischen Unterricht nicht nur in Frankreich sondern auch z B in den USA im 19 Jahrhundert sehr einflussreich war und viele Auflagen erlebte Ab 1795 lehrte er an der Ecole normale superieure 1808 wurde er zum lebenslangen Vorsteher der Universitat 1815 zum Ehrenmitglied der Kommission fur den offentlichen Unterricht und 1816 zum Examinator an der Ecole polytechnique als Nachfolger von Laplace ernannt 1812 ersetzte er Lagrange im Bureau des Longitudes 1820 wurde er zum Fellow der Royal Society of Edinburgh 2 und 1832 in die American Academy of Arts and Sciences gewahlt Nachdem er sich mit der Regierung uberworfen hatte er weigerte sich 1824 einem von ihr vorgeschlagenen Kandidaten fur das Institut de France seine Zustimmung zu geben strich man ihm seine Pension Er verarmte und starb 1833 in Paris nbsp Legendre s Grabstein in AuteuilWerk BearbeitenLegendre leistete wichtige Beitrage auf den unterschiedlichsten Gebieten der Mathematik die allerdings schon zu Lebzeiten von denen des 25 Jahre jungeren Carl Friedrich Gauss in den Schatten gestellt wurden der in merkwurdiger Parallelitat auf fast allen Gebieten uber dieselben Gegenstande wie Legendre arbeitete aber stets tiefer vordrang 3 So entdeckte Legendre vor Gauss die Methode der kleinsten Quadrate und veroffentlichte sie als Erster 1805 die er auch in der Astronomie benutzte bei der Bestimmung der Kometenbahnen aus drei Beobachtungen und fand auch vor Gauss das quadratische Reziprozitatsgesetz das allerdings schon Euler in Arbeiten von 1751 und 1783 kannte dessen erste Beweise von Gauss stammen Der Begriff Legendre Symbol in der Zahlentheorie erinnert noch heute an die Leistungen Legendres bei dessen Formulierung Legendre erkannte die Beitrage von Gauss an und berucksichtigte sie auch in der stark uberarbeiteten zweiten Auflage seiner Zahlentheorie von 1808 beklagte sich aber gleichzeitig bitter daruber dass Gauss umgekehrt alle Prioritaten fur sich in Anspruch nahm Er formulierte darin Losungskriterien fur diophantische quadratische Gleichungen Satz von Legendre Auch die asymptotische Formel fur die Primzahlverteilung findet sich in Legendres Zahlentheorie von 1798 Sie steht am Anfang der Verwendung analytischer Methoden in der Zahlentheorie Legendre steht auch am Anfang der modernen Siebtheorie durch Verbesserung bzw Umformulierung des Siebes des Eratosthenes mit Hilfe der Mobiusfunktion und zugehoriger Legendre Identitat darauf baute unter anderem Viggo Brun 1915 auf womit die eigentliche moderne Siebtheorie begann Es wird Sieb von Legendre oder Sieb von Eratosthenes und Legendre genannt Von Legendre stammt der Beweis 1825 des Grossen Fermatschen Satzes fur den Spezialfall n 5 displaystyle n 5 nbsp Er fand auch 1830 ein neues Paar befreundeter Zahlen vermutete den spater von Dirichlet bewiesenen Satz dass es unendlich viele Primzahlen in arithmetischen Progressionen gibt bei denen das erste Glied teilerfremd zur Differenz aufeinanderfolgender Glieder ist und stellte die Legendresche Vermutung auf dass fur n gt 0 displaystyle n gt 0 nbsp zwischen n 2 displaystyle n 2 nbsp und n 1 2 displaystyle n 1 2 nbsp mindestens eine Primzahl liegt Von Legendre stammt in der Zahlentheorie auch der Drei Quadrate Satz In der Analysis ist Legendre nicht nur fur seine Legendre Polynome in der Potentialtheorie bekannt sondern auch fur seine Arbeiten uber elliptische Integrale in der seine Einteilung in drei Gattungen nach ihm benannt ist Die nach ihm benannte Legendresche Normalform definiert die unvollstandigen und vollstandigen elliptischen Integrale in Abhangigkeit von einer numerischen Exzentrizitat beziehungsweise einem elliptischen Modul Und in diesen Werken wird auch die Legendresche Identitat aufgestellt welche die vollstandigen elliptischen Integrale erster und zweiter Art von zueinander pythagoraisch komplementaren elliptischen Moduln in Beziehung setzt K e E 1 e 2 E e K 1 e 2 K e K 1 e 2 1 2 p displaystyle K varepsilon E sqrt 1 varepsilon 2 E varepsilon K sqrt 1 varepsilon 2 K varepsilon K sqrt 1 varepsilon 2 tfrac 1 2 pi nbsp Er behandelte sie zusammen mit anderen uber Integrale definierten Funktionen wie der Gammafunktion und der Betafunktion in seinen Exercises du calcul integral die in drei Banden 1811 1817 1819 erschienen Im ersten dieser drei Bande fuhrte Legendre die nach ihm benannte Legendresche Chi Funktion ein die sich als nichtelementare Linearkombination von Polylogarithmen ergibt x n x m 1 2 m 1 n x 2 m 1 displaystyle chi n x sum m 1 infty 2m 1 n x 2m 1 nbsp x n x 1 2 Li n x 1 2 Li n x Li n x 2 n Li n x 2 displaystyle chi n x tfrac 1 2 operatorname Li n x tfrac 1 2 operatorname Li n x operatorname Li n x 2 n operatorname Li n x 2 nbsp Darin finden sich auch Anwendungen elliptischer Integrale und umfangreiche Tabellen Spater war Legendre mit der Darstellung nicht mehr zufrieden und publizierte statt einer Neuauflage die drei Bande des Traite des fonctions elliptiques 1825 1826 1830 Zu dieser Zeit war sein Buch aber schon durch die bahnbrechenden Arbeiten von Niels Henrik Abel und Carl Gustav Jacobi uberholt Legendre stand mit Jacobi in Briefwechsel 4 Von bleibendem Einfluss war das zuerst 1794 erschienene Geometrielehrbuch von Legendre in dem er die Elemente von Euklid vereinfachte und modernisierte Noch zu Lebzeiten erzielte es 15 Auflagen wurde in viele Sprachen ubersetzt und war im 19 Jahrhundert an den Schulen weit verbreitet teilweise in gekurzter Form Blanchet 1854 1862 Im Anhang finden sich auch Vereinfachungen der Beweise der Irrationalitat von p displaystyle pi nbsp zuerst von Johann Heinrich Lambert bewiesen und von p 2 displaystyle pi 2 nbsp Im Gegensatz zu Gauss war er von der Gultigkeit von Euklids Parallelenpostulat uberzeugt und versuchte es 30 Jahre lang vergeblich zu beweisen Die Beweise veroffentlichte er in mehreren Auflagen seiner Elemente der Geometrie wobei er nach Widerlegung durch andere Mathematiker jeweils einen neuen Beweis veroffentlichte bis er in der 12 Auflage 1823 meinte einen korrekten Beweis gegeben zu haben den er dann nicht mehr ersetzte 1787 fand er den Satz von Legendre der eine brauchbare Approximation eines hinreichend kleinen spharischen Dreiecks durch ein ebenes beschreibt In der Mechanik ist Legendre auch fur die Legendre Transformation bekannt Sonstiges BearbeitenEin Stich von Francois Seraphin Delpech 1778 1825 der haufig als Portrat von Legendre reproduziert wird zeigt nicht ihn sondern den Politiker Louis Legendre Jedoch befindet sich sein Portrat unter den 73 Aquarellkarikaturen von Mitgliedern des Institut de France des Kunstlers Julien Leopold Boilly 5 6 Legendre ist namentlich auf dem Eiffelturm verewigt siehe Die 72 Namen auf dem Eiffelturm Der Mondkrater Legendre und der Asteroid 26950 Legendre sind nach ihm benannt Schriften BearbeitenSur la figure des planetes 1784 Hier werden erstmals die Legendre Polynome erwahnt Elements de geometrie Paris 1794 Dieses Werk wurde noch oft aufgelegt 1881 von Girard neu herausgegeben und 1858 von Crelle ins Deutsche ubersetzt Berlin Memoire sur les transcendantes elliptiques Paris 1794 Essai sur la theorie des nombres Paris 1797 1798 2 Auflage zwei Bande Paris 1808 3 Auflage 1830 zwei Bande Deutsch Leipzig 1886 Nouvelle theorie des paralleles Paris 1803 Nouvelles methodes pour la determination des orbites des cometes etc Paris 1807 Neue Ausgabe 1819 drei Bande Exercises du calcul integral Paris 1811 1817 drei Bande Traite des fonctions elliptiques et integrales Euleriennes Paris 1826 1829 drei Bande Die Elemente der Geometrie und der ebenen und sphaerischen Trigonometrie Rucker Berlin 1833 DigitalisatWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Adrien Marie Legendre Sammlung von Bildern Literatur von und uber Adrien Marie Legendre im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek John J O Connor Edmund F Robertson Adrien Marie Legendre In MacTutor History of Mathematics archive Heinz Klaus Strick Adrien Marie Legendre 1752 1833 In Spektrum de 1 November 2013 abgerufen am 22 Marz 2023 Digitalisierte Werke von Legendre In gallica bnf fr Abgerufen am 22 Marz 2023 Adrien Marie Legendre Die Elemente der Geometrie und der ebenen und spharischen Trigonometrie In gdz sub uni goettingen de Gottinger Digitalisierungszentrum Niedersachsische Staats und Universitatsbibliothek Gottingen Abgerufen am 22 Marz 2023 Adrien Marie Legendre Abhandlung zur Unterscheidung der Maxima und Minima in der Variations Rechnung In gdz sub uni goettingen de Gottinger Digitalisierungszentrum Niedersachsische Staats und Universitatsbibliothek Gottingen Abgerufen am 22 Marz 2023 S 7 37 Adrien Marie Legendre Beweis dass das Verhaltnis des Kreisumfanges zum Durchmesser und das Quadrat desselben irrationale Zahlen sind In gdz sub uni goettingen de Gottinger Digitalisierungszentrum Niedersachsische Staats und Universitatsbibliothek Gottingen Abgerufen am 22 Marz 2023 Felix Klein Vorlesungen uber die Geschichte der Mathematik im 19 Jahrhundert Teile 1 und 2 In gdz sub uni goettingen de Gottinger Digitalisierungszentrum Niedersachsische Staats und Universitatsbibliothek Gottingen Abgerufen am 22 Marz 2023 Zu Legendre siehe S 60 f Simeon Denis Poisson Discours prononce aux funerailles de M Legendre In gdz sub uni goettingen de Gottinger Digitalisierungszentrum Niedersachsische Staats und Universitatsbibliothek Gottingen Abgerufen am 22 Marz 2023 Nachruf auf S 360 ff Eintrag zu Gendre Adrien Marie Le 1752 1833 im Archiv der Royal Society LondonAnmerkungen Bearbeiten Sur l attraction des spheroides Memoires presentes a l Academie des Sciences par divers Savants Band 10 1785 S 419 Legendre verwendet die Legendre Polynome auch in seinen Recherches sur la theorie des planetes von 1784 Fellows Directory Biographical Index Former RSE Fellows 1783 2002 PDF Nicht mehr online verfugbar In rse org uk Royal Society of Edinburgh archiviert vom Original am 25 Oktober 2017 abgerufen am 22 Marz 2023 Der Eintrag zu Legendre steht nicht unter L sondern auf S 65 unter dem Buchstaben G LE GENDRE Felix Klein Vorlesungen uber die Entwicklung der Mathematik im 19 Jahrhundert Teil 1 Springer Berlin 1926 S 60 f Herbert Pieper Hrsg Korrespondenz Adrien Marie Legendre Carl Gustav Jacob Jacobi Teubner Archiv Mathematik 19 Teubner 1998 Julien Leopold Boilly Album de 73 portraits charge aquarelles des membres de l Institut 1820 Manuscrit 7749 Bibliotheque de l Institut de France Paris Peter Duren Changing Faces The Mistaken Portrait of Legendre In Notices of the American Mathematical Society 56 2009 S 1440 1443 PDF 273 kB Dezember 2009 abgerufen am 22 Marz 2023 Normdaten Person GND 118779249 lobid OGND AKS LCCN n84806552 NDL 00768899 VIAF 106967132 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Legendre Adrien MarieKURZBESCHREIBUNG franzosischer MathematikerGEBURTSDATUM 18 September 1752GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 9 Januar 1833STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adrien Marie Legendre amp oldid 234670347