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Jacob Ludwig Cauer 22 Marz 1792 in Dresden 24 September 1834 in Charlottenburg war ein deutscher Reformpadagoge und Grunder der Cauerschen Erziehungsanstalt eines nach den Grundsatzen von Johann Gottlieb Fichte und Johann Heinrich Pestalozzi gefuhrten privaten Internats fur das wohlhabende Bildungsburgertum in Berlin Ludwig Cauer 1823 Gemalde von Eduard Magnus Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Familie 2 Zeitgeschichtliches 3 Student in Berlin 4 Teilnahme an den Befreiungskriegen 5 Cauersche Anstalt 6 Bekannte Schuler der Cauerschen Anstalt 7 Familie Ludwig Cauer 8 Ehrungen 9 Literatur 10 EinzelnachweiseHerkunft und Familie BearbeitenDer Grossvater Ludwig Cauers der Handwerker Johann Kauer aus Bamberg war in preussische Dienste getreten und hatte Elisabeth Billot aus hugenottischer Familie geheiratet Sein Sohn Carl Ludwig Cauer 1750 1813 wurde praktischer Arzt in Dresden Er nahm sich Aimee Eleonore Bassenge 1760 1824 ebenfalls eine Hugenottin zur Frau Von ihren sechs Kindern die das Erwachsenenalter erreichten war Ludwig Cauer getauft als Jaques Louis Cauer der alteste Sohn Als der Vater 1813 starb nahm Ludwig Cauer seinen noch unmundigen jungsten Bruder Emil fur einige Jahre bei sich in Berlin auf Emil Cauer begrundete spater die Bildhauerfamilie Cauer Zeitgeschichtliches BearbeitenDie Jugendjahre Ludwig Cauers waren uberschattet von den Kampfhandlungen im Rahmen der Napoleonischen Kriege Dresden als Sitz des sachsischen Hofes war Zentrum des Aufmarschgebietes der Franzosen und jahrelang schwer umkampft Die Einwohner Dresdens mussten zwischen 1806 und 1809 einen dreimaligen Wechsel der Besatzungstruppen erdulden Schliesslich nahm der Russland Feldzug Napoleons 1812 von hier seinen Ausgang Die allgemeine Verunsicherung in Sachsen das seit 1806 mit Frankreich verbundet war fuhrten in dem protestantisch calvinistisch gepragten Cauerschen Elternhaus zu dem Entschluss den Sohn zum Studium nach Berlin an die neue Universitat zu schicken die 1810 von Wilhelm von Humboldt gegrundet worden war Student in Berlin BearbeitenLudwig Cauer wollte aus personlicher Neigung Arzt werden wie sein Vater In Berlin schrieb er sich 1812 ein allerdings nicht fur das Fach Medizin sondern fur die Philosophie Cauer war in der preussischen Hauptstadt die ebenfalls unter der franzosischen Herrschaft litt sogleich mit der patriotischen Bewegung in Kontakt gekommen und hatte daraufhin sein Berufsziel geandert Er wollte reformerisch nach dem Vorbild Fichtes und Pestalozzis wirken und daruber hinaus zur freiheitlichen Nationalerziehung beitragen Teilnahme an den Befreiungskriegen BearbeitenDie leidenschaftlichen Reden der Universitatslehrer Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Schleiermacher die wesentlichen Anteil an der Grundung der Berliner Universitat hatten und die Aufrufe anderer Patrioten 1 erfullte die studentische Jugend mit Kampfesgeist gegen die franzosische Fremdherrschaft Cauer und seine Kommilitonen liessen sich aber nicht nur vom Gedanken der geistigen Erneuerung tragen sondern waren auch Friedrich Ludwig Jahn gefolgt 2 der Berlin zu einem Zentrum der korperlichen Ertuchtigung fur den bevorstehenden Freiheitskampf gemacht hatte Das von ihm entwickelte vaterlandische Turnen und der in der Hasenheide 1811 angelegte erste deutsche Turnplatz dienten allein der Erziehung zur Wehrtuchtigkeit 3 Die Niederlage Napoleons in Russland fuhrte in Preussen zu einer allgemeinen Aufbruchsstimmung die von Konig Friedrich Wilhelm III mit seiner Rede An mein Volk noch gesteigert wurde Cauer meldete sich wie viele seiner Freunde 1813 als Freiwilliger zur preussischen Landwehr Nach einem Einsatz bei Dresden und den Gewaltmarschen von Schlesien nach Dresden und zuruck erkrankte er auf Grund nasskalter Witterung schlechter Ausrustung und unzureichender Verpflegung Seine Hoffnung auf baldige Genesung zerschlug sich Die Verschlimmerung der Krankheit zwang ihn weiter in Prag zu bleiben An der Volkerschlacht bei Leipzig konnte er nicht teilnehmen Im November 1813 kehrte er noch immer krank in das befreite Dresden zu seinen Eltern zuruck 4 Nach dem Tod des Vaters kurz darauf Heiligabend 1813 ging er im Januar 1814 wieder nach Berlin Cauersche Anstalt BearbeitenGleich zu Beginn seines Studiums in Berlin hatte Cauer 1812 damit begonnen sich mit Gleichgesinnten uber die Grundung einer reformpadagogischen Lehranstalt auszutauschen Nach Ruckkehr vom Kriegseinsatz intensivierte er seine Bemuhungen und konnte schliesslich elf Manner meist Kommilitonen von dem Projekt begeistern Sechs von ihnen darunter sein zwei Jahre jungerer Bruder Jakob reisten auf eigene Kosten 1816 nach Yverdon zu Pestalozzi um sich ausbilden zu lassen 5 Einige blieben noch bis Mitte 1817 an der dortigen Lehranstalt und waren spater auch Lehrer am Berliner Institut Der Mathematiker Jakob Steiner der in Yverdon als Hilfslehrer tatig war unterrichtete nach seiner Ankunft in Berlin im Winter 1820 21 einige Zeit an der Cauerschen Anstalt 6 Nachdem die erhoffte staatliche Unterstutzung fur das freiheitlich liberale Schulprojekt infolge der in Preussen beginnenden Restauration ausblieb grundete Cauer mit Hilfe seiner Getreuen auf privater Basis 1818 die Cauersche Anstalt als Internat Die von den Grundungsmitgliedern aufgebrachte Summe betrug 40 000 Taler Erster Standort der unter gemeinschaftlicher Leitung stehenden Institutes war die Munzstrasse 21 in der Nahe des Hackeschen Marktes in Berlin Hier war Cauer auch kommunalpolitisch als Vorsitzender einer Armenkommission und als Stadtverordneter aktiv 7 1826 erfolgte die Verlegung nach Charlottenburg in die Berliner Str 1 heute Otto Suhr Allee Das kollektive Prinzip endete als Cauer 1827 Alleineigentumer und Direktor wurde und dem Haus eine Blutezeit bescherte 1829 erreichte das Haus mit 65 Zoglingen die hochste Auslastung Die Schwierigkeiten begannen als die Zahl der Zoglinge sank die Lehranstalt daraufhin vermehrt Tagesschuler aufnahm und die Probleme aus den konkurrierenden padagogischen Konzepten die Zahl der Zoglinge weiter reduzierte Auch als Folge der ab 1831 grassierenden Cholera Epidemie hatte das Haus 1834 nur noch sechs Zoglinge Cauer gab sein Projekt auf und verkaufte die in Existenznot geratene Einrichtung fur 36 000 Taler an den Staat Konigliche Kabinettsorder vom 3 April 1834 Der Neustart unter wesentlich veranderten Bedingungen erfolgte am 29 September 1834 ohne Cauer Er war einige Tage vorher gestorben Die weitere Entwicklung fuhrte zur volligen Abkehr vom Internatskonzept hin zur Einrichtung staatlicher Schulen 1869 fand die Grundung des Gymnasiums statt ab 1876 Kaiserin Augusta Gymnasium dessen erweiterter Schulbetrieb 1899 den noch heute erhaltenen reprasentativen Bau in der Cauerstrasse 36 37 erforderlich machte Nach dem Krieg 1945 wurde in dem Gebaudekomplex eine Grundschule eingerichtet die ab 1954 den Namen Ludwig Cauer tragt Ludwig Cauer Grundschule Bekannte Schuler der Cauerschen Anstalt BearbeitenHeinrich Gustav Magnus 1802 1870 Physiker Chemiker Felix Eberty 1812 1884 Jurist Astronom und Schriftsteller Julius Springer 1817 1877 Berliner Buchhandler Verleger und Stadtverordneter Ferdinand Henry 1819 1891 hoher preussischer Militarbeamter Geheimer Kriegsrat Wilhelm Hertz 1822 1901 Berliner Buchhandler und Verleger Gotthold Eisenstein 1823 1852 MathematikerFamilie Ludwig Cauer BearbeitenLudwig Cauer war verheiratet mit Marianne Louise Itzig 1794 1869 einer Tochter des Bankiers und Hofbaurats Friedrichs des Grossen Isaak Daniel Itzig Dessen zwei Sohne also Ludwig Cauers Schwager Benjamin Benny und Jakob Itzig gehorten zu den Mitgrundern der Cauerschen Anstalt und zu den ersten Lehrern Ludwig Cauers Sohn der Berliner Stadtschulrat Eduard Cauer 1823 1881 heiratete 1869 in zweiter Ehe die Lehrerin und Schriftstellerin Wilhelmine Minna geb Schelle verw Latzel die spater unter ihrem Ehenamen Minna Cauer als Frauenrechtlerin bekannt wurde Deren Tochter Margarethe 1852 1926 heiratete 1874 den Danteforscher Paul Pochhammer und machte sich unter dem Pseudonym M Tellmar einen Namen als Schriftstellerin 8 Ludwig Cauers Tochter Bertha gest 1917 war verheiratet mit dem Mathematiker Ernst Eduard Kummer Rektor der Humboldt Universitat 1868 69 Die Tochter Aimee Louise Cauer heiratete Wilhelm Mendelssohn einen Vetter des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy ihr Sohn war der Komponist Arnold Mendelssohn Ludwig Cauer starb 42 jahrig an einem Herzschlag am 24 September 1834 Er wurde auf dem Luisenkirchhof Luisenfriedhof I beigesetzt Sein Grab ist nicht mehr erhalten Ehrungen BearbeitenDen Namen Ludwig Cauers tragen die Cauerstrasse in Berlin die Ludwig Cauer Grundschule in BerlinLiteratur BearbeitenFelix Eberty Jugenderinnerungen eines alten Berliners Verlag Wilhelm Hertz Berlin 1878 Erich Fuchs Fichtes Einfluss auf seine Studenten in Berlin zum Beginn der Befreiungskriege In Fichte Studien 2 Kosmopolitismus und Nationalidee Edition Rodopi B V Amsterdam 1990 ISBN 90 5183 235 4 Rudolf Lassahn Eine Schulgrundung im Geiste Fichtes in Zeitschrift fur Padagogik 15 1969 S 173 185 Johann Heinrich Pestalozzi Samtliche Briefe Kritische Ausgabe Band 14 Nachtrag Verlag Neue Zurcher Zeitung S 400 Ferdinand Schultz Jahresbericht Konigliches Kaiserin Augusta Gymnasium zu Charlottenburg 1895 Dorothea Zobl Ludwig Cauer Stapp Verlag Berlin 1992 ISBN 3 87776 058 9Einzelnachweise Bearbeiten Propylaen Weltgeschichte Propylaen Verlag Berlin Frankfurt Wien Verlag Ullstein 1960 Bd 8 S 164 Wolfgang Schneider Berlin Eine Kulturgeschichte in Bildern und Dokumenten Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig und Weimar 1980 S 220 Meyers Konversations Lexikon Band 9 Bibl Institut Leipzig und Wien 1896 S 463 Erich Fuchs Fichtes Einfluss auf seine Studenten in Berlin zum Beginn der Befreiungskriege In Fichte Studien 2 Kosmopolitismus und Nationalidee Edition Rodopi B V Amsterdam 1990 ISBN 90 5183 235 4 S 191 Johann Heinrich Pestalozzi Samtliche Briefe Kritische Ausgabe Band 14 Nachtrag Verlag Neue Zurcher Zeitung S 400 Felix Eberty Jugenderinnerungen eines alten Berliners Nach handschriftlichen Aufzeichnungen des Verfassers von J von Bulow erganzte und neu herausgegebene Ausgabe der Jugenderinnerungen von 1878 Verlag fur Kulturpolitik Berlin 1925 S 240 Dorothea Zobl Ludwig Cauer S 59 ff und 66 Elisabeth Heimpel Cauer Minna Wilhelmine Theodore Marie geb Schelle verw Latzel In Neue deutsche Biographie Otto zu Stolberg Wernigerode 1957 abgerufen am 10 November 2021 Normdaten Person GND 119060132 lobid OGND AKS VIAF 74654823 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Cauer LudwigALTERNATIVNAMEN Cauer Jacob Ludwig vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher PadagogeGEBURTSDATUM 22 Marz 1792GEBURTSORT DresdenSTERBEDATUM 24 September 1834STERBEORT Charlottenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Cauer Padagoge amp oldid 219474650