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Heinrich Gustav Magnus 2 Mai 1802 in Berlin 4 April 1870 ebenda war ein deutscher Physiker und Chemiker Gustav Magnus Lithographie von Rudolf Hoffmann 1856Gustav Magnus 1841 Gemalde von Eduard MagnusMagnus EffektEr entdeckte ein Platinsalz Magnus Salz stellte die Magnus Formel auf und lieferte die physikalische Erklarung eines Phanomens das seitdem ebenfalls mit seinem Namen verbunden ist Magnus Effekt 1 Mit den von Magnus organisierten Kolloquien und sonstigen Lehrveranstaltungen in seinem Haus am Kupfergraben Magnus Haus beginnt die grosse physikalische Tradition der Humboldt Universitat Er gilt als Begrunder einer der wichtigsten Physikerschulen des 19 Jahrhunderts Zu seinen Schulern zahlen u a Rudolph Clausius August Kundt Emil Warburg und Hermann von Helmholtz Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Familie 2 Werdegang 3 Wirken 4 Sonstiges 5 Auszeichnungen und Ehrungen 6 Schriften Auswahl 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHerkunft und Familie BearbeitenGustav Magnus Vater der wohlhabende judische Tuch und Seidenhandler Immanuel Meyer Magnus liess sich 1807 mit seinen Sohnen in Berlin taufen und erwarb 1809 das Burgerrecht Im selben Jahr begann er in Berlin unter seinem neuen Namen Johann Matthias Magnus ein Bank und Wechselgeschaft das ab 1821 von seinem Sohn Friedrich Martin Magnus als Bankhaus F Mart Magnus weitergefuhrt wurde und zeitweise zu den bedeutendsten Banken in Preussen gehorte Erziehung und Ausbildung der Sohne erfolgten nach Begabung und Neigung Wahrend die beiden altesten Sohne das Bankgeschaft ubernahmen und sein Bruder Eduard Magnus die Kunstlerlaufbahn einschlug wahlte Gustav Magnus das naturwissenschaftliche Fach Ein weiterer Bruder wurde Landwirt ein anderer Arzt Die Mutter Louise Marianne geboren als Merle Fraenkel die den Mittelpunkt der Familie bildete und ein offenes Haus fuhrte vermittelte die grossherzige Lebensart die sich in der Wohltatigkeit der Sohne fortsetzte Wohnsitz der Familie uber Jahrzehnte hinweg war das Haus Behrenstrasse 46 im Berliner Bankenviertel Werdegang BearbeitenMagnus besuchte das Friedrichswerdersche Gymnasium und anschliessend die Cauersche Anstalt Nach Ableistung seines Wehrdienstes als Freiwilliger beim Garde Schutzen Bataillon studierte er ab 1822 an der Berliner Universitat Chemie Physik und Technologie Er wurde 1827 bei Eilhard Mitscherlich promoviert mit einer Arbeit uber das chemische Element Tellur Seine Studien setzte er zunachst an der Stockholmer Akademie der Wissenschaften im Labor von Jons Jakob Berzelius fort mit dem ihn bis zu dessen Tod eine freundschaftliche Beziehung verband 2 Danach ging er an die Sorbonne zu Joseph Louis Gay Lussac und Louis Jacques Thenard Nach seiner Ruckkehr erlangte er 1831 die Lehrbefugnis fur Technologie und Physik Neben seiner Dozentur an der Hochschule unterrichtete er auch an verschiedenen Institutionen so an der Berliner Artillerie und Ingenieurschule Einer seiner dortigen Schuler war Werner Siemens der in seinen Lebenserinnerungen beschrieb wie sehr er den Unterricht genossen habe der ihm eine neue interessante Welt eroffnete 3 Magnus war es spater auch der fur die Veroffentlichung der Siemensschen Arbeit uber das dynamoelektrische Prinzip sorgte 4 1834 erhielt Magnus eine ausserordentliche Professur 1845 eine ordentliche Professur in Berlin 1861 1862 bekleidete er das Amt des Rektors der Universitat Nach dem Tode Humboldts gab Magnus den Anstoss zur Grundung der Humboldt Stiftung deren finanzielle Ausstattung er sicherstellte 5 Wirken BearbeitenMagnus Dienst an der Wissenschaft erstreckt sich uber den Zeitraum von 45 Jahren in denen er mehr als 80 Veroffentlichungen vorlegte Er arbeitete anfanglich auf dem Gebiet der Chemie Bereits ein Jahr nach seiner Promotion beschrieb er das nach ihm benannte Magnus Salz Magnus grunes Salz Chromplatinammonium ein Isomer von Cisplatin 1833 entdeckte er die Perjodsaure Seine Arbeit uber die Blutgase Sauerstoff und Kohlendioxid 1837 brachte neue Erkenntnisse zum menschlichen Stoffwechsel Bei der zunehmenden Ausrichtung auf die Physik galt sein Hauptinteresse der Stromungsmechanik und der Warmelehre 1844 fuhrten Messungen zum Wasserdampfdruck zur Aufstellung der Magnus Formel Er baute ein Maximumthermometer Geothermometer zur Messung der Warme im Erdinnern z B in Bohrlochern und Bergwerken 1852 gelang ihm mit der Veroffentlichung Uber die Abweichung der Geschosse die Begrundung eines Phanomens das sich auch bei vielen Ballspielarten Fussball Tennis Golf Billard bemerkbar macht Magnus Effekt Das Wissen um die Zusammenhange der Asymmetrie der Luftstromung die einen rotierenden Korper Zylinder oder Kugel umgibt fuhrten Anton Flettner zur Erfindung eines Vertikalachsenrotors des sogenannten Flettner Rotors der als Schiffsantrieb einzusetzen ist Die Erprobung fand in den 1920er Jahren mit massigem Erfolg statt Nach fast 60 Jahren des Stillstandes griff Jacques Cousteau 1985 die Idee wieder auf und liess sein Forschungsschiff Alcyone mit einem Antrieb ausstatten der den Magnus Effekt nutzt Der letzte Stand der Entwicklung ist das 2009 in Dienst gestellte Frachtschiff E Ship 1 des Windkraftanlagen Herstellers Enercon nbsp Frachtschiff E Ship 1 mit vier Flettner Rotoren nbsp Magnus Haus Kupfergraben 7 gegenuber dem Pergamon Museum nbsp Gedenktafel am Magnus HausSonstiges Bearbeiten1840 erwarb Magnus das nur wenige Gehminuten von der Universitat entfernte Haus am Kupfergraben 7 ein barockes Burger Palais gegenuber dem Pergamon Museum Hier nahm er seinen Wohnsitz und hier richtete er neben einem Horsaal ein physikalisches Laboratorium ein das auch seinen Schulern zur Verfugung stand und als eines der altesten Physikalischen Institute Deutschlands gilt Der Umbau und die gesamte Ausstattung an Maschinen Apparaten Instrumenten und Zeichnungen wurden von Magnus aus eigenen Mitteln finanziert 6 Aus dem Teilnehmerkreis seiner Kolloquien ist die noch heute bestehende Deutsche Physikalische Gesellschaft DPG hervorgegangen Das Magnus Haus wird weiterhin von der DPG fur Veranstaltungen und als Zweigstelle mit historischem Archiv genutzt Magnus gehorte auch zu den Grundungsmitgliedern der Deutschen Chemischen Gesellschaft Eine lebenslange Freundschaft verband ihn mit dem Chemiker Friedrich Wohler mit dem er gemeinsame Studienreisen unternahm Neben anderen offiziellen Missionen war Magnus der Reprasentant Preussens auf der Versammlung in Frankfurt am Main 1865 zur Einfuhrung des Metrischen Systems im Deutschen Bund Im Jahr des Hauskaufes 1840 heiratete Magnus Bertha Humblot Tochter des Berliner Verlegers Peter Humblot Duncker amp Humblot aus franzosischer Familie Das Paar hatte drei Kinder Nach Magnus Tod wurde von der Witwe 1882 die Gustav Magnus Stiftung fur bedurftige Studenten mit einer Kapitalausstattung von 60 000 Mark Kaufkraftaquivalent 2013 etwa 330 000 ins Leben gerufen Die Tochter Christine Magnus 1842 heiratete 1866 ihren Cousin Victor von Magnus 1828 1872 den Teilhaber des Bankhauses F Mart Magnus Nach dessen Tod ubernahm ihr Bruder der Kaufmann Paul Magnus 1845 1930 gemeinsam mit seinem Cousin Georg Magnus die Leitung der Familienbank und fuhrte sie in die Liquidation Auszeichnungen und Ehrungen Bearbeiten nbsp Grab auf dem Dorotheenstadtischen Friedhof1840 Mitglied der Preussischen Akademie der Wissenschaften 1842 Wurttembergischer Personaladel 1854 Korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg 1857 Auswartiges Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften 7 1863 Auswartiges Mitglied der Royal Society 1864 Korrespondierendes Mitglied der Academie des sciences 1874 Aufstellung der Marmorbuste in der Gelehrtengalerie der Humboldt Universitat 1882 Grundung der Gustav Magnus Stiftung 1930 Gedenktafel der Deutschen Physikalischen Gesellschaft am Magnus Haus 1994 Ehrengrab der Stadt Berlin auf dem Dorotheenstadtisch Friedrichswerderschen Friedhof I Abt CK G3 1998 Magnusstrasse im Wissenschaftsstandort in Berlin AdlershofSchriften Auswahl BearbeitenUber einige Erscheinungen der Capillaritat Poggendorffs Annalen 1827 S 153 169 Uber einige Wasserstoffverbindungen Pogg Ann 1829 S 521 527 Beschreibung eines Maximumthermometers Pogg Ann 1831 S 136 149 Uber die Weinschwefelsaure Pogg Ann 1833 S 367 387 Uber die Wirkung des Ankers auf Elektromagnete und Stahlmagnete Pogg Ann 1836 S 417 443 Ueber die im Blute enthaltenen Gase Sauerstoffe Stickstoff und Kohlensaure Pogg Ann 1837 S 583 606 Uber das Carbidsulfat und die Aethionsaure Pogg Ann 1839 S 509 524 Uber die Ausdehnung der Gase durch Warme Abhandlungen der Berliner Akademie 1841 S 59 84 Versuche uber die Spannkrafte des Wasserdampfes Pogg Ann 1844 S 225 247 Uber das Absorptionsvermogen des Blutes fur Sauerstoff Pogg Ann 1845 S 177 206 Uber Diffraktion des Lichtes im leeren Raum Monatsberichte der Berliner Akademie 1847 S 79 85 Uber die Bewegung der Flussigkeiten Abhandlungen der Berliner Akademie 1848 S 135 164 Uber die Ernahrung der Pflanzen Erdmanns Journal fur Praktische Chemie S 65 75 Uber thermoelectrische Strome Abhandlungen der Berliner Akademie 1851 S 1 32 Uber die Abweichung der Geschosse Abhandlungen der Berliner Akademie 1852 S 1 24 Hydraulische Untersuchungen Pogg Ann 1855 S 1 59 Uber direkte und indirekte Zersetzung durch den galvanischen Strom Pogg Ann 1858 S 553 580 Uber den Durchgang der Warmestrahlen durch die Gase Monatsberichte der Berliner Akademie 1861 S 246 260 Uber die Verdichtung von Dampfen an der Oberflache fester Korper Annalen der Physik 1864 S 174 186 Uber Emission Absorption und Reflexion der bei niederer Temperatur ausgestrahlten Warmearten Abhandlungen der Berliner Akademie 1869 S 201 232Literatur BearbeitenEduard Hjelt Hrsg Aus Jac Berzelius und Gustav Magnus Briefwechsel in den Jahren 1828 1847 Verlag Friedrich Vieweg und Sohn Braunschweig 1900 August Wilhelm von Hofmann Gustav Magnus Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft Juli Dez 1870 S 993 1098 Dummler Berlin 1871 August Wilhelm von Hofmann Magnus Heinrich Gustav In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 20 Duncker amp Humblot Leipzig 1884 S 77 90 Dieter Hoffmann Hrsg Gustav Magnus und sein Haus Stuttgart Verlag fur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik 1995 herausgegeben im Auftrag der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ISBN 978 3 928186 26 1 Stefan L Wolff Magnus Gustav von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 15 Duncker amp Humblot Berlin 1987 ISBN 3 428 00196 6 S 673 f Digitalisat Stefan L Wolff Das Magnus Haus Berlin als historischer Ort der Physikentwicklung zwischen 1840 und 1870 Podcast eines Vortrages von 2021 auf https www dpg physik de ueber uns magnus haus berlin geschichteWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Heinrich Gustav Magnus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Heinrich Gustav Magnus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Horst Kant Ein Lehrer mehrerer Physikergenerationen Zum 200 Geburtstag des Berliner Physikers Gustav Magnus Informationen zu und akademischer Stammbaum von Heinrich Gustav Magnus bei academictree orgEinzelnachweise Bearbeiten Brockhaus Enzyklopadie Bd 14 S 40 F A Brockhaus Mannheim 1991 Aus Jac Berzelius und Gustav Magnus Briefwechsel in den Jahren 1828 1847 hrsg von Eduard Hjelt Werner von Siemens Lebenserinnerungen 6 Aufl Verlag von Julius Springer Berlin 1901 S 19 Werner von Siemens Lebenserinnerungen S 253 August Wilhelm von Hofmann Heinrich Gustav Magnus in Allgemeine Deutsche Biographie herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Band 20 1884 S 77 90 August Wilhelm Hofmann Nachruf auf Gustav Magnus Dummler 1871 S 9 Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Bd 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 158 Normdaten Person GND 118576178 lobid OGND AKS LCCN nr96033164 VIAF 46863343 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Magnus Heinrich GustavKURZBESCHREIBUNG deutscher Physiker und ChemikerGEBURTSDATUM 2 Mai 1802GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 4 April 1870STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Gustav Magnus amp oldid 237557005