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Moritz Abraham Stern auch Moriz Abraham Stern 29 Juni 1807 in Frankfurt am Main 30 Januar 1894 in Zurich war ein deutscher Mathematiker und der erste judische Ordinarius an einer deutschen Universitat Moritz Abraham Stern Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit und Jugend 2 Studium 3 Karriere 4 Die Frankfurter Reformfreunde 5 Werke 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseKindheit und Jugend BearbeitenStern war Sohn des Frankfurter Weinhandlers und Schutzjuden Abraham Suskind Stern 1764 1838 und dessen Frau Vogel Eva Reiss 1775 1859 Sowohl die Familie des Vaters als auch die der Mutter gehorten zu den alteingesessenen judischen Familien Frankfurts Stern erhielt im elterlichen Haus durch Privatlehrer eine umfassende Bildung Sein Vater unterrichtete ihn im Hebraischen Wolf Heidenheim 1757 1832 in orientalischen Sprachen und in Talmud und Thora Auch die sakulare Bildung seiner Zeit wurde berucksichtigt Salomon Feibel der spater Abraham Geiger unterrichtete lehrte ihn Latein und Griechisch ein Herr Crailsheim und vor allem Michael Creizenach 1789 1842 lehrten ihn Mathematik Anders als in vielen anderen judischen Familien der Zeit war im Hause Stern die Lekture nichtreligioser Texte gestattet Stern las die Romantiker und begeisterte sich vor allem fur die Romane von Caroline und Friedrich de la Motte Fouque Studium BearbeitenStern bezog im Herbst 1826 die Universitat Heidelberg immatrikulierte sich auf Anraten des Gauss Schulers Michel Reiss 1805 1869 im Sommersemester 1827 in Gottingen und studierte dort Mathematik bei Carl Friedrich Gauss und Bernhard Friedrich Thibaut Er horte Physik und Chemie und daruber hinaus klassische Sprachen bei Karl Ottfried Muller Am 13 Januar 1829 bestand er mit hochster Auszeichnung die Doktorprufung Sein Examinator war Gauss der bei Sterns Prufung da Thibaut aus gesundheitlichen Grunden verhindert war eingesprungen war Seine Dissertation Observationum in fractiones continuas specimen reichte Stern am 5 Marz 1829 ein Nach dem Magisterexamen am 17 August 1829 erhielt er die venia docendi und unterrichtete als Privatdozent in Gottingen Karriere BearbeitenObwohl Juden in den deutschen Staaten durch antisemitische Gesetze vom Staatsdienst ausgeschlossen waren und Stern prinzipiell die Taufe Heines viel zitiertes Entreebillett zur europaischen Kultur ablehnte vertraute er darauf dass mit den Fortschritten bei der Emanzipation der Juden die Nichtzulassung zu akademischen Staatsamtern wegfallen musse Tatsachlich vergingen bis zu seiner Ernennung zum ordentlichen Professor jedoch ganze 30 Jahre Er wurde am 14 September 1848 zum Extraordinarius ernannt erst am 30 Juli 1859 kam die Ernennung zum Ordinarius an der Georg August Universitat Gottingen Stern wurde zusammen mit Bernhard Riemann vereidigt Stern erhielt 1838 den Preis der Danischen Gesellschaft der Wissenschaften fur den Aufsatz Ueber die Auflosung der transcendenten Gleichungen in Journal fur die reine und angewandte Mathematik Bd 22 1841 S 1 62 1840 den Preis der Belgischen Akademie der Wissenschaften fur den Aufsatz Recherches sur la theorie des residus quadratiques in Memoires couronnes par l Academie des sciences de Belgique Bd 15 1841 1859 wurde er Mitglied der Konigl Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1862 Mitglied der Konigl Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen 1 1884 beendigte Stern seine Dienstzeit in Gottingen und zog zu seinem Sohn dem Historiker Alfred Stern nach Bern und 1887 nach Zurich wo er im Hause des Sohnes am 30 Januar 1894 verstarb Stern war kein uberragender Mathematiker und hat keine Schule gegrundet An ihn erinnern heute noch neben der Sternstrasse in Gottingen der Stern Brocot Baum der vor dem Computerzeitalter eine wichtige Rolle bei der Berechnung mechanischer Ubersetzungen spielte und die Stern Brocot Folge Stern Sequenz Die Frankfurter Reformfreunde BearbeitenUnter der Leitung von Theodor Creizenach 1818 1877 versammelten sich 1842 etwa 20 gebildete judische Manner um den Zwiespalt zwischen den religiosen Satzungen des Judentums und den Anspruchen des praktischen Lebens zu losen Sie grundeten den Frankfurter Verein der Reformfreunde die erste religios radikale Gruppierung des deutschen Judentums der auch Stern angehorte Die fuhrenden Rabbiner der deutschen Juden distanzierten sich alle von den Frankfurter Reformfreunden Die Anzahl der Mitglieder hatte mit nur 45 Personen schnell ihren Hochststand erreicht und nachdem der Verein im Dezember 1845 mit seiner letzten Verlautbarung gekommen war erlosch er In der offentlichen Diskussion verteidigte Stern als einziges Mitglied den Reformverein in ausfuhrlichen und signierten bisweilen polemischen Artikeln Stern fuhlte sich verpflichtet zur Erneuerung des in seinen Augen erstarrten und verknocherten Judentums beizutragen und hielt die Reform fur den ersten Fortschritt der seit Mendelssohn im Judenthume geschehen ist Werke BearbeitenHimmelskunde Gutsch amp Rupp Karlsruhe 1844 DigitalisatLiteratur BearbeitenPaul Arnsberg Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Franzosischen Revolution herausgegeben vom Kuratorium fur judische Geschichte e V Frankfurt am Main bearbeitet und vollendet von Hans Otto Schembs Darmstadt 1983 Band 1 Der Gang der Ereignisse Band 2 Struktur und Aktivitaten der Frankfurter Juden Band 3 Biographisches Lexikon S Baer Heidenheim In ADB Bd XI Leipzig 1875 1912 S 300 301 Adolf Brull Creizenach In ADB Bd XLVII Leipzig 1875 1912 S 546 549 Cantor Reiss In ADB Bd XXVIII Leipzig 1875 1912 S 143 144 Brian Hayes On the Teeth of Wheels In American Scientist Vol 88 no 4 2000 Martha Kussner Carl Wolfgang Benjamin Goldschmidt und Moritz Abraham Stern zwei Gaussschuler judischer Herkunft In Mitteilungen der Gauss Gesellschaft Nr 19 Gottingen 1982 S 37 62 Michael A Meyer Alienated Intellectuals in the Camp of Religious Reform The Frankfurt Reformfreunde 1842 1845 Association for Jewish Studies Cambridge Mass 1981 OCLC 8067777 Sonderdruck aus AJS review Band 6 1981 S 61 86 Ferdinand Rudio Erinnerung an Moriz Abraham Stern In Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zurich 39 Jahrgang 2 Heft Zurich 1894 S 131 143 Norbert Schmitz Moritz Abraham Stern 1807 1894 Der erste judische Ordinarius an einer deutschen Universitat und sein popularastronomisches Werk Wehrhahn Laatzen 2006 ISBN 3 86525 031 9 Alfred Stern Zur Familiengeschichte Klarchen Zum 22 Marz 1906 gewidmet Als Manuskript gedruckt Zurich 1906 Universitatsarchiv Gottingen Handschriftenabteilung Kur 4Vb 103a Ordentliche Professoren Personalakte Dr Stern Kur 4Vc 48 Aufgebauer Peter Judentaufen im Umfeld der Gottinger Universitat In Werner Meiners Hrsg Konversionen von Juden zum Christentum in Nordwestdeutschland Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Niedersachsen und Bremen Band 246 Hannover 2009 S 201 209 Weblinks BearbeitenJohn J O Connor Edmund F Robertson Moritz Stern In MacTutor History of Mathematics archive Moritz Stern im Mathematics Genealogy Project englisch Vorlage MathGenealogyProject Wartung id verwendetEinzelnachweise Bearbeiten Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Bd 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 233 Normdaten Person GND 117276936 lobid OGND AKS LCCN n84806565 VIAF 42159588 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stern MoritzALTERNATIVNAMEN Stern Moritz Abraham vollstandiger Name Stern Moriz AbrahamKURZBESCHREIBUNG deutscher Mathematiker und der erste judische Ordinarius an einer deutschen UniversitatGEBURTSDATUM 29 Juni 1807GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 30 Januar 1894STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moritz Stern amp oldid 238861473