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Die R 36M NATO Codename SS 18 Satan ist eine ballistische Interkontinentalrakete aus sowjetischer Produktion Der GRAU Index lautet 15A14 die herstellerinterne Bezeichnung wird mit R 36M Wojewoda angegeben Der Systemindex der russischen Streitkrafte lautet RS 20 R 36M2 WojewodaAllgemeine AngabenTyp InterkontinentalraketeHersteller KB JuschnojeIndienststellung 1975 Mod 1 1991 Mod 6 1 Technische DatenLange 34 60 mDurchmesser 3 00 mGefechtsgewicht 211 400 kgAntrieb Erste StufeZweite Stufe FlussigkeitsraketentriebwerkFlussigkeitsraketentriebwerkReichweite 11 000 km SS 18 mod 4 5 AusstattungZielortung TragheitsnavigationssystemGefechtskopf 1 oder 10 MIRV NukleargefechtskopfeWaffenplattformen RaketensiloListen zum Thema Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Technik 3 Status 4 Technische Daten 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntwicklung BearbeitenDie R 36M entstand als Nachfolgesystem der R 36 SS 9 Scarp Das neue System wurde ab 1976 von den Strategischen Raketentruppen in Dienst gestellt und war zur Bekampfung von verbunkerten Zielen wie Raketensilos konzipiert Die SS 18 war die grosste wahrend des Kalten Krieges gebaute und in Dienst gestellte Interkontinentalrakete Mit ihr lassen sich samtliche strategischen Ziele wie gehartete Raketensilos und unterirdische Kommandobunker bekampfen Die R 36M wurde immer wieder der aktuellen Bedrohungslage angepasst So entstanden die folgenden Varianten RS 20A SS 18 Satan mod 1 mit einem Multimegatonnen Sprengkopf und einer Reichweite von 11 200 km RS 20A1 SS 18 Satan mod 2 mit acht MIRV Sprengkopfen und einer Reichweite von 10 200 km RS 20A2 Wojewoda SS 18 Satan mod 3 mit acht MIRV Sprengkopfen und einer Reichweite von 16 000 km RS 20B SS 18 Satan mod 4 5 mit zehn MIRV Sprengkopfen oder 1 20 MT und einer Reichweite von 11 000 km RS 20V Ikar SS 18 Satan mod 6 mit zehn MIRV Sprengkopfen und einer Reichweite von 11 000 kmNicht realisierte VariantenVersion RS 20A 1 mit 38 MIRV Sprengkopfen mit einer Sprengkraft zu je 250 kT Version RS 20A 2 mit 24 MIRV Sprengkopfen mit einer Sprengkraft zu je 500 kT Version RS 20S 3 mit 17 MIRV Sprengkopfen mit einer Sprengkraft zu je 1000 kTWeitere ProjekteProjekt RS 20A2 12 mit 28 MARV Sprengkopfen mit einer Sprengkraft zu je 250 kT Projekt RS 20B 14 mit 19 MARV Sprengkopfen mit einer Sprengkraft zu je 500 kTZivile VersionAusgemusterte R 36MUTTCh SS 18 mod 4 werden von der russisch ukrainischen Firma ISC Kosmotras als Dnepr Tragerrakete gestartet Neben den Nukleargefechtskopfen konnte die R 36M auch mit einem Gefechtskopf mit chemischem Kampfstoff bestuckt werden Dieser 9 A 740 Gefechtskopf russisch PAS 2000S PAS 2000S war mit 1895 6 kg verdicktem VX russische Bezeichnung VR 33 beladen Fur die R 36M standen insgesamt 113 dieser Gefechtskopfe bereit 2 In den 1980er Jahren arbeitete man auch an einer Variante die mit zehn MIRV Sprengkopfen mit Milzbranderregern bestuckt war 3 Technik BearbeitenDie R 36M sollte zusammen mit den zeitgleich entwickelten UR 100N und MR UR 100 die sowjetischen ICBM der zweiten Generation ersetzen Diese neue Raketengeneration sollte dabei erstmals mit MIRV ausgestattet werden treffgenauer sein und in besonders geharteten Silos stationiert werden Die R 36M sollte dabei in der Rolle der schweren ICBM die Nachfolge der R 36 antreten 4 5 Die R 36M wurde wie schon die R 36 von Jangels OKB 586 heute KB Juschnoje in Dnipropetrowsk entworfen Da sie die Raketensilos der R 36 nutzen sollte glichen Abmessungen und genereller Aufbau der neuen R 36M weitgehend der alten Rakete Wie ihr Vorgangermodell wurde die R 36M als zweistufige Rakete entworfen die UDMH als Treibstoff und NTO als Oxidator in beiden Stufen nutzte Die R 36M erhielt jedoch eine grossere Zweitstufe die wie die erste Stufe einen durchgangigen Durchmesser von 3 0 m aufwies 5 4 Erstmals bei einer Flussigtreibstoffrakete erfolgte die Druckbeaufschlagung der Tanks durch kontrolliertes Feuer Dabei wurden kleine Mengen Oxidator in den Treibstofftank und umgekehrt eingespritzt Die gasformigen Produkte der hypergolen Reaktionen erzeugten den notigen Druck in den Tanks und es konnten somit extra Tanks fur Druckgase eingespart werden Weiterhin wurden im Vergleich zu R 36 neue Leichtbautechniken eingefuhrt um die Leermasse der Rakete weiter zu senken 5 4 Die R 36M erhielt in der ersten Stufe neue Triebwerke von OKB 456 heute NPO Energomasch Die vier Hauptstromtriebwerke vom Typ RD 0263 wurden zusammengefasst als RD 0264 bezeichnet und lieferten zusammen 4163 4520 kN Schub mit einem spezifischen Impuls von 2874 3120 s Meereshohe Vakuum Die Triebwerke der zweiten Stufe wurden von OKB 154 Kosberg in Woronesch entwickelt Diese Stufe wurde von einem Hauptstromtriebwerk RD 0229 und vier Nebenstrom Veniertriebwerken RD 0230 zusammengefasst als RD 0228 bezeichnet angetrieben 5 4 Durch diese Massnahmen erhohte sich die Nutzlast der R 36M auf 8 8 t gegenuber den maximal 5 8 t der R 36 Das Startgewicht der R 36M erhohte sich gegenuber jenem der R 36 von 183 9 t auf 209 6 t und die Treibstoffmasse erhohte sich von 166 2 t auf 188 0 t 5 Die Steuerung der R 36M erfolgt mit einem Tragheitsnavigationssystem Die Basisvariante der R 36M wurde mit drei verschiedenen Sprengkopfoptionen stationiert zwei Varianten mit MIRV Sektion und acht bzw zehn Sprengkopfen oder einer Einzelsprengkopfvariante Bei den MIRV Varianten sassen die Sprengkopfe in Paaren um ein zentrales Post Boost Vehicle PBV und wurden nicht durch eine Verkleidung bedeckt Der erreichte CEP der R 36M Basisvariante lag bei 700 m 6 7 Nach der erfolgreichen Einfuhrung der Basisvariante der R 36M begannen in den 1970er Jahren im Rahmen des Programmes zur Verbesserungen der taktischen Leistungsfahigkeit Entwicklungsarbeiten an einer verbesserten Variante mit erhohter Treffgenauigkeit Ahnliche Entwicklungsprogramme wurden zeitgleich auch fur die UR 100N und MR UR 100 durchgefuhrt 5 4 Die so neu entwickelte R 36MUTTH unterschied sich von der Basisvariante im Wesentlichen durch ein neues Post Boost Vehicle Die neue Variante trug zehn Sprengkopfe mit je 0 5 MT Sprengkraft Es wurde aber auch eine Einzelsprengkopfvariante 20 MT entwickelt und stationiert Der CEP der R 36MUUTH lag bei 370 m 7 6 Die letzte Entwicklungsstufe der R 36M wurde mit der R 36M2 erreicht Diese erhielt in allen Stufen schubstarkere Triebwerke Das RD 0274 bestehend aus vier RD 0273 loste das RD 0264 in der ersten Stufe ab und das RD 0255 bestehend aus einem RD 0256 Haupttriebwerk und vier RD 0257 Veniertriebwerken ersetzte das RD 0228 Ahnlich wie bei sowjetischen SLBM wurde der Antrieb der zweiten Stufe in deren Treibstofftank versenkt um das Tankvolumen zu erhohen Die R 36M2 erhielt ebenfalls zwei neue Sprengkopfoptionen mit zehn Sprengkopfen zu je 0 8 MT Sprengkraft oder einem einzelnen Sprengkopf mit 8 3 MT Sprengkraft Der erreichte CEP lag dabei bei 220 m Es wurde auch ein Sprengkopf mit Endanflugkontrolle entwickelt mit dem eine CEP von weniger als 100 m erreichbar war Jedoch wurden keine Raketen mit diesem Sprengkopf stationiert 5 4 7 6 Da fur die R 36M die vorhandenen Silos der R 36 Raketen genutzt werden sollten gab es bei der Entwicklung der Raketen und der vorgesehenen Modernisierung der Silos Beschrankungen hinsichtlich des vorhandenen Silovolumens Die R 36 Silos hatten eine Tiefe von 36 m und einen Durchmesser von 5 1 m Mit den geplanten Massnahmen zur Silohartung waren diese damit zu klein fur einen konventionellen heissen Start im Silo wie bei der R 36 bei dem die Rakete im Silo gezundet wird und die Abgase uber Flammschachte aus dem Silo geleitet werden Daher entschied man sich fur die Kaltstart Methode bei der das Silovolumen besser genutzt werden konnte 5 Beim erstmals bei der RT 2P angewandten Kaltstartverfahren wird die Rakete im Herstellerwerk in einen Glasfaserkanister eingebracht und dieser im Silo montiert Anschliessend wird die Rakete im Silo betankt und an die elektrischen Systeme angeschlossen Am Boden des Kanisters unterhalb der Rakete befindet sich ein Kaltgasgenerator der Schwarzpulver nutzt Wird die Rakete gestartet drucken die durch den Gasgenerator erzeugten Gase die Rakete aus dem Kanister und aus dem Silo Hat die Rakete das Silo verlassen wird eine Schutzverkleidung uber den Haupttriebwerken abgestossen und diese gezundet Das Volumen der Silos konnte somit durch den Wegfall der Flammschachte fur eine verbesserte Armierung genutzt werden Die Silohartung unterschied sich dabei von Basis zu Basis und wurde im Laufe der Jahre immer weiter verbessert Im Jahr 1979 befanden sich 30 104 174 Raketen in Silos mit einem Schutz vor 3 6 10 MPa Uberdruck 1985 lag die Silohartung fur 104 204 Raketen bei 6 10 MPa Zum Vergleich erreichten die Silos fur die R 36 in den 1960er Jahren nur maximal 200 kPa Hartung also dem zweifachen Atmospharendruck 7 Die einzelnen Silos fur die R 36M wurden zu Raketenbrigaden von jeweils sechs oder zehn Silos zusammengefasst die durch ein Startkontrollzentrum kontrolliert wurden Das Kontrollzentrum hatte Form und Abmessungen eines R 36M Startkanisters und konnte so in speziellen Silos mit entsprechenden Anschlussen installiert werden In regelmassigen Zeitabstanden wurde das Kontrollzentrum in ein anderes Silo verlegt um dessen Standort zu verschleiern Mehrere solcher Raketenbrigaden bildeten eine Raketendivision die maximal 64 Silos umfasste Die einzelnen Raketen einer Division konnten im Bedarfsfall auch von einem zentralen Kontrollzentrum der Division gestartet werden Weiterhin verfugte jede Division uber Wartungstandorte fur Raketen und Sprengkopfe 5 Die R 36M Raketen wurden auch in das Perimetr System integriert das die Zweitschlagfahigkeit der Sowjetunion im Falle eines Enthauptungsschlages sicherstellen sollte In diesem Fall konnten die R 36M durch die Ubermittlung von Startcodes durch Signalraketen modifizierte MR UR 100 ohne Eingriff der lokalen Kommandoposten gestartet werden 5 4 8 Status Bearbeiten nbsp US Senator Richard Lugar inspiziert die Demilitarisierung einer R 36M InterkontinentalraketeDie R 36M in ihren verschiedenen Varianten bildete wahrend der 1980er und 1990er Jahre das Ruckgrat der sowjetischen russischen Nuklearstreitkrafte Die R 36MUTTH wurde im Jahr 2009 ausgemustert sie wird jedoch noch als Tragerrakete Dnepr genutzt Die bis zuletzt stationierten Raketen dieses Typs trugen einen einzelnen 20 MT Sprengkopf Die aktiven R 36M2 stammen aus den Jahren 1988 bis 1992 und tragen jeweils zehn 800 kT Sprengkopfe 7 6 Maximal waren 308 Raketen gleichzeitig in speziellen Silos stationiert Es gab folgende R 36M Basen Aleisk Region Altai Westsibirien 30 Silos stillgelegt Derschawinsk Gebiet Aqmola Kasachstan 52 Silos stillgelegt Kartaly 6 heute Lokomotiwny Oblast Tscheljabinsk 46 Silos stillgelegt Komarowski fruher Dombarowski 3 bei Jasny Oblast Orenburg 46 Silos 9 Schangystobe russisch Dschangis Tobe Ostkasachstan 52 Silos stillgelegt Solnetschny fruher Uschur 4 Region Krasnojarsk 64 Silos stillgelegtIm Januar 2018 standen noch 46 R 36M2 in Dienst 10 Diese sind in Komarowski stationiert Zur Instandhaltung wurde 2006 ein Vertrag zwischen der Ukraine und Russland geschlossen der 2008 von der Duma ratifiziert wurde Der bisher letzte Start einer R 36 MUTTCh Mod 4 als Dnepr fand am 21 November 2013 von Yasni statt 11 eine R 36M2 Mod 6 wurde zuletzt am 30 Oktober 2013 von Dombarowski im Rahmen einer grossangelegten Alarmubung gestartet 12 Die Rakete sollte bis mindestens 2020 im Dienst der russischen Nuklearstreitkrafte bleiben 13 der Nachfolger RS 28 Sarmat sollte dann in Dienst stehen absolvierte jedoch seinen Erstflug erst im April 2022 Technische Daten BearbeitenSystem 14 R 36M R 36M R 36M R 36MUTTH R 36MUTTH R 36M2Vertragsindex RS 20A RS 20A1 RS 20A2 RS 20B RS 20VGRAU Index 15A14 15A18 15A18MNATO Code SS 18 Satan mod 1 SS 18 Satan mod 2 SS 18 Satan mod 3 SS 18 Satan mod 4 SS 18 Satan mod 5 SS 18 Satan mod 6Stationierung 1974 1983 1976 1980 1976 1986 1979 2005 1986 2009 seit 1988maximale stationierte Anzahl 148 10 30 278 30 58Antrieb 2 Stufen Flussigtreibstoff plus PBV Post Boost Vehicle Lange 32 6 m 36 3 m 34 3 mRumpfdurchmesser 3 00 mGewicht 209 600 kg 210 000 kg 211 100 kgSprengkopfanzahl 8 10 1 10 1 10Sprengkraft 4 1 0 MT 4 0 45 MT 0 45 MT 20 MT 0 5 MT 20 MT 0 8 MTEinsatzreichweite 11 200 km 10 200 km 16 000 km 11 000 km 16 000 km 11 000 kmTreffgenauigkeit CEP 700 m 370 m 220 mSiehe auch BearbeitenAtomstreitkraft Liste von nuklearen Boden Boden RaketenLiteratur BearbeitenPavel Podvig Russian Strategic Nuclear Forces Frank von Hippel JANE S STRATEGIC WEAPON SYSTEMS Edition 2005 Jane s Verlag Landgestutzte sowjetische russische ballistische Lenkwaffen DTIG Defense Threat Informations Group Juli 2005Weblinks Bearbeiten nbsp Commons R 36M Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Russianspaceweb com Globalsecurity org www dtig org Memento vom 29 Oktober 2013 im Internet Archive Ubersicht ballistischer Lenkwaffen aus russischer Produktion deutsch Warfare ruEinzelnachweise Bearbeiten https fas org nuke guide russia icbm r 36m htm Sajt Fedorova Lva Aleksandrovicha Himicheskoe razoruzhenie po russki russisch Ken Alibek Steven Handelman Biohazard The Chilling True Story of the Largest Covert Biological Weapons Program in the World Told from Inside by the Man Who Ran It Random House 1999 ISBN 0 385 33496 6 a b c d e f g S J Zaloga The Kremlin s Nuclear Sword The Rise and Fall of Russia s Strategic Nuclear Forces 1945 2000 Smithsonian Institution Press 2001 ISBN 1 58834 007 4 a b c d e f g h i j P Podvig Hrsg Russian Strategic Nuclear Forces MIT Press 2004 ISBN 978 0 262 16202 9 a b c d Nuclear Notebook U S and Soviet Russian intercontinental ballistic missiles 1959 2008 a b c d e Pavel Podvig The Window of Vulnerability That Wasn t Soviet Military Buildup in the 1970s A Research Note International Security Summer 2008 Vol 33 No 1 118 138 David E Hoffman The Dead Hand Reagan Gorbachev and the untold story of the cold war arms race Doubleday 2009 ISBN 978 1 84831 253 1 Russianforces org Zugriff 17 November 2015 englisch The International Institute for Strategic Studies IISS The Military Balance 2018 1 Auflage Routledge London 2018 ISBN 978 1 85743 955 7 S 193 englisch Stand Januar 2018 Dnepr Cluster Mission 2013 Russia conducts large scale exercise of its strategic forces RIA Novosti ubersetzt Schild und Schwert Russlands Abgerufen am 16 Juni 2017 RS 20A 20B 20V SS 18 Memento vom 19 Dezember 2014 im Internet Archive englisch abgerufen am 16 Mai 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title R 36M amp oldid 234985512