www.wikidata.de-de.nina.az
Phenoplaste DIN Kurzzeichen PF fur Phenol Formaldehyd sind duroplastische Kunststoffe die auf Basis von Phenolharzen durch Aushartung hergestellt werden Phenolharze PF Harze Phenol Formaldehyd Harze sind Kunstharze Kondensationsharze die durch Polykondensation aus Phenolen und Aldehyden hergestellt werden 1 Wichtige Ausgangsstoffe zur Herstellung der Harze sind Phenol und Formaldehyd Methylenphenolgruppe als Strukturelement bei einem klassischen Phenoplast auf der Basis von Phenol und Formaldehyd Der Phenoplast ist hoch vernetzt und damit ein Duroplast Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Herstellung 3 Eigenschaften 4 Verwendung 5 Umweltrelevanz 6 Handelsnamen 7 Normen 8 Derivate 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenPhenoplaste zahlen zu den ersten industriell erzeugten Kunststoffen Der erste im grossen Massstab produzierte Phenoplast ist das 1907 von Leo Hendrik Baekeland erfundene Phenol Formaldehyd Kondensationsharz das unter dem Warenzeichen Bakelit vermarktet und jahrzehntelang in vielen Bereichen eingesetzt wurde Phenoplaste sind wegen ihrer Temperaturbestandigkeit Oberflachenharte und dem gunstigen Preis auch heute die wichtigsten Duroplaste 1 und werden unter anderem zur Herstellung von Bremsbelagen verwendet Herstellung BearbeitenPhenoplaste bestehen aus ausgeharteten Phenolharzen die man durch die Synthese von Phenolen mit Aldehyden erhalt 2 Neben Phenol werden auch Verbindungen wie 3 Cresol 3 5 Xylenol oder Resorcin verwendet 3 Durch eine elektrophile Substitution von Phenol werden saurekatalysiert Vorprodukte gebildet die abhangig von der eingesetzten Formaldehydmenge ein bis drei Hydroxymethylgruppen CH2 OH tragen Als saure Katalysatoren werden u a Salzsaure oder Oxalsaure eingesetzt 4 Die Substitution erfolgt nur in ortho oder para Stellung des Phenols nbsp Es bildet sich o Hydroxymethylphenol 1 und p Hydroxymethylphenol 2 Bei einem Uberschuss an Formaldehyd und unter basischen Bedingungen konnen sich Verbindungen mit bis zu drei Hydroxymethylgruppen bilden Durch katalysierte Polykondensation dieser Phenol Derivate bilden sich die Harze Je nach gewunschtem Ergebnis werden die Vorkondensate dann mit sauren oder basischen Kondensationsmitteln versetzt Novolake In saurer Umgebung bilden sich aus den Phenylalkoholen durch Kondensation uber Methylengruppe CH2 verknupfte Oligomere die sogenannten Novolake Formaldehyd und Phenole werden im Verhaltnis 4 5 oder weniger Formaldehyd umgesetzt nbsp Novolake sind halbflussig oder noch schmelzbar Sie sind lagerstabil also nicht selbsthartend Zusammen mit Formaldehydspendern wie Hexamethylentetramin harten Novolake bei Temperaturen oberhalb von 120 C zu unschmelzbaren duroplastischen Massen aus Resole Mit basischen Kondensationsmitteln bilden sich dagegen schmelzbare und in vielen Losemitteln losliche Harze die Resole Durch die meist eingesetzten grosseren Formaldehydmengen bis 2 5 1 werden neben Methylengruppen auch Ethergruppen gebildet nbsp Allgemeine Struktur von ResolResole neigen zur Selbsthartung durch weitere Kondensation und bilden die Zwischenstufe Resitol Werden die Vorkondensate erhitzt erhalt man unter weiterer Abspaltung von Wasser vernetzte Polymere die unschmelzbare und unlosliche Endstufe das Resit Nach einer Aushartung eines Harzes bilden sich engmaschig vernetzte Polymere da die Phenolgruppen mit bis zu drei Methylengruppen untereinander verbunden sind nbsp Mogliche Struktur eines Phenoplast Gestrichelte Linien deuten die Fortsetzung des Makromolekuls an Eigenschaften BearbeitenDichte 1 30 1 45 g cm hart sehr bruchfest gelb bis braun dunkelt unter Lichteinwirkung nach nur spanabhebende Bearbeitung moglich Brennprobe meist flammwidrig gelbliche Flamme spruht leicht Funken Material reisst und platzt knackend und verkohlt Geruch nach Phenol und FormaldehydVerwendung Bearbeiten nbsp Typische Materialien auf der Basis Phenoplast Hartpapier rechts Pertinax Leiterplatte links und Hartgewebe oben auf einem Lagerbehalter aus Bakelit nbsp Ein Radio mit einem Gehause aus Bakelit nbsp Poolbillard BalleHarzformteile Durch Fullstoffe wie Holzmehl Russ Graphit Quarzsand Glasstaub oder Textilfasern erhalten die Phenoplaste mehr Substanz und eine grossere Festigkeit Die Harze bilden zusammen mit den Zusatzstoffen Pressmassen und werden im Pressverfahren zur Produktion von stabilen hitzeresistenten und relativ schweren Kunststoffteilen verwendet Bei geringen Mengen von Zusatzstoffen sind auch Spritzgussverfahren moglich Mit Fullstoffen werden formgepresste Produkte wie Griffe und Gehauseteile warmebeanspruchter Haushalts und Elektrogerate Billardkugeln und Kegelkugeln hergestellt Schichtpressstoffe Zur Herstellung von Faserverbundwerkstoffen werden Holz Papier oder Gewebebahnen in mehreren Bahnen ubereinandergelegt mit dunnflussigem Phenolharz getrankt und gepresst Bei Temperaturen ab 150 C hartet der Werkstoff aus Daraus entstehende Produkte sind beispielsweise Hartpapier und daraus gefertigte Leiterplatten Hartgewebe fur Maschinenteile und Isolierstoffe Kunstharzpressholz impragniertes Holz Phenolharz Faserverbundwerkstoffe mit Kohlenstofffasern dienen als Hitzeschutzschilde mit Hochtemperaturbestandigkeit fur Flugzeug und Raketenbau Auch PKW Karosserieteile zum Beispiel des Trabant bestanden aus diesem Faserverbund Phenoplast und Baumwollfasern Reine Phenolharze werden u a fur die Herstellung von Lacken Klebstoffen Spachtelmassen und Schaumstoffen verwendet Umweltrelevanz BearbeitenWahrend die ausgeharteten Produkte weitgehend frei von Schadstoffabgaben sind wird bei Erhitzung Bearbeitung Brandfall Versagen von Isolierstoffen unter anderem Phenol und Formaldehyd frei also die beiden giftigen Ausgangsstoffe 5 Bekannt ist auch die allmahliche Formaldehyd Ausgasung von Spanplatten Sperrholz OSB Platten und MDF Platten des Mobel und Innenausbaus aufgrund nicht vollstandig chemisch abgebundenen Klebers Hier wird teilweise mit Phenolharz Klebstoffen gearbeitet Der Harzanteil betragt bis etwa 12 6 Aus diesem Grund sind diese Stoffe auch problematisch im Hausbrand Das Verbrennen im eigenen Ofen oder im Garten gilt als Unerlaubter Umgang mit Abfallen Strafgesetzbuch 326 Handelsnamen BearbeitenAramith Bakelit Erinoplast Catalin Kerit Pertinax Plastacart Plastaflex Prestofol Resitex Sprelacart GESADUR Linax Novotex Resinol Supraplast Ruwatex Prefere Vyncolit Phenodur UravarNormen BearbeitenEN 13166 Warmedammstoffe fur Gebaude Werkmassig hergestellte Produkte aus Phenolharzschaum PF Spezifikation Derivate BearbeitenEin Copolymer aus Phenol Formaldehyd und Harnstoff das anschliessend sulfonyliert wird findet medizinische Anwendung als topischer Gerbstoff bei Intertrigo unter dem Handelsnamen Tannolact Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bakelite Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Wolfgang Kaiser Kunststoffchemie fur Ingenieure Von der Synthese bis zur Anwendung 3 Auflage Carl Hanser Munchen 2011 ISBN 978 3 446 43047 1 S 411 ff Manfred D Lechner Klaus Gehrke Eckhard H Nordmeier Hrsg Makromolekulare Chemie Ein Lehrbuch fur Chemiker Physiker Materialwissenschaftler und Verfahrenstechniker 4 uberarbeitete und erweiterte Auflage Birkhauser Basel u a 2010 ISBN 978 3 7643 8890 4 S 130 132 Hans Dieter Jakubke Ruth Karcher Hrsg Lexikon der Chemie A bis Z Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg u a 2001 ISBN 3 8274 1152 1 Karlheinz Biederbick Kunststoffe 4 neubearbeitete und erweiterte Auflage Vogel Wurzburg 1977 ISBN 3 8023 0010 6 S 136 1 Information des Ingenieur und Sachverstandigenburos Wolfgang Gabler zu Brandrauch verschiedener Plastwerkstoffe abgerufen am 8 Juni 2020 Gerhard Holzmann Matthias Wangelin Rainer Bruns Naturliche und pflanzliche Baustoffe Springer Verlag 2012 394 Seiten Seite 32 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Phenoplast amp oldid 219472686