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Als Watt bezeichnet man Flachen in der Gezeitenzone der Kusten die bei Niedrigwasser trocken fallen Dabei kann es sich um Sand Misch Schlick oder Felswatt handeln Der Begriff Watt leitet sich vom altfriesischen Wortstamm wada durch waten passierbar seicht untief her 1 Sehr ausgedehnte von Prielen durchzogene Wattgebiete an Flachkusten bilden zusammen mit unmittelbar angrenzenden Gebieten wie z B Salzwiesen ein Wattenmeer Watt gibt es aber auch in der Uferzone und in Seitenarmen von Flussmundungen Die Wattflachen fallen durch die Gezeiten innerhalb von 24 Stunden zweimal trocken und werden auch zweimal wieder uberflutet Sedimentwatt im Bereich der Aussenweser Inhaltsverzeichnis 1 Geografische Zusammenhange 2 Sedimentwatt 2 1 Sandwatt 2 2 Mischwatt 2 3 Schlickwatt 3 Felswatt 4 Okosystem Watt 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeografische Zusammenhange Bearbeiten nbsp Susswasserwatt der unteren Wumme bei NiedrigwasserEin typisches Beispiel ist das Wattenmeer an den Kusten der Deutschen Bucht Es bildete sich in der Nacheiszeit als 10 20 m machtiger Sedimentkorper aus Sand und Schlick in unterschiedlichen Mischungsverhaltnissen Dieser lagert alteren Glazialsedimentschichten auf In der Gezeitenzone tropischer Kusten dominieren oft Mangrovenwalder es gibt aber auch in den Tropen offene Wattflachen Umgekehrt gibt es im Brack und Susswasserbereich von Flussmundungen auch in gemassigten Zonen Wattflachen mit ausgedehnten Schilfbestanden und ein paar Geholzen siehe Susswasserwatt Oberhalb des normalen Flutsaumes geht das Watt naturlicherweise in Salzwiesen uber die nur selten uberflutet werden An anderen Stellen hat sich ein Strand gebildet In manchen Kustenbereichen versucht man durch Landgewinnungsmassnahmen Wattflachen zunachst in Salzwiesen und dann in Marschland zu verwandeln Felsige Kusten mit ausgepragten Brandungsplattformen besitzen ein Felswatt In Mitteleuropa sind Felswattbereiche beispielsweise bei Helgoland zu finden 2 Sedimentwatt BearbeitenSedimentwatten entstehen durch Ablagerungen von Schwebstoffen die durch Flusse ins Meer transportiert wurden und sich in der Gezeitenzone absetzen Je nach vorherrschender Korngrosse der Sedimente entstehen verschiedene Formen des Watts Bei allen liegt der Anteil des Feinsands mit einer Korngrosse von 0 063 0 125 Millimeter bei 40 60 Die beiden Extremformen des Sedimentwatts Sandwatt und Schlickwatt werden nach dem Anteil von Schluff und Ton der Sedimentfraktion mit einer Korngrosse von weniger als 0 063 mm unterschieden siehe unten Nicht zum eigentlichen Watt zahlen die Sandbanke bei denen der Anteil des groberen Sandes mit 0 2 mm Korngrosse relativ hoch ist Generell haben Sandwatten bei Niedrigwasser das festere Substrat wahrend Schlickwatt fur gewohnlich relativ nachgiebig ist Jedoch gibt es auch im Sandwatt Stellen an denen das Substrat sehr weich ist und grosse Einsinktiefen zulasst Treibsand wahrend Schlickwatt auch fest und widerstandig sein kann 3 Ausschlaggebend ist in beiden Fallen die Sattigung des Sedimentes mit Wasser Je hoher der Wasseranteil im Porenraum des Sedimentes ist desto instabiler ist das Substrat In der Bodenkunde werden Wattsedimente bei den semisubhydrischen Boden eingeordnet Der entsprechende Bodentyp wird in Deutschland ebenfalls als Watt bezeichnet Sandwatt Bearbeiten Sandwatt hat weniger als 10 Schluff und Tonanteile Der Gehalt an organischer Substanz und Wasser ist sehr gering Das Watt erhalt durch Wellen und Wind mehr Energie und erfahrt erhebliche Umlagerungen Dadurch handelt es sich hier auch um das sauerstoffreichste Watt 3 Mischwatt Bearbeiten Mischwatt hat zwischen 10 und 50 Ton und Schluffanteile 3 Das Mischwatt findet sich in geschutzten Lagen in Festlands nahe auf Wasserscheiden zum Teil auch im Brandungsschutz der grossen Inseln Schlickwatt Bearbeiten nbsp Schlickwatt mit Priel Schleswig Holsteinisches WattenmeerSchlickwatt hat Ton und Schluffanteile von uber 50 Es besteht besonders an geschutzten Stellen z B im Inneren von Buchten oder im Windschatten von Inseln Es wird weniger umgelagert als Sand oder Mischwatt und ist dementsprechend besonders sauerstoffarm Hier findet vor allem Biodeposition statt so dass sich hier besonders nahrstoffreiche Gebiete bilden Das Watt ist besonders dunkel da aufgrund der Sauerstoffarmut der Reduktionshorizont bei dem Schwefelwasserstoff fein verteiltes Eisen als Eisensulfid ausfallt und so den Boden schwarz farbt oft nur wenige Millimeter unter der Oberflache liegt 3 Hier herrschen sehr extreme Bedingungen Die Fauna und Flora des Meeres muss lange Trockenliegezeiten hohe Temperaturschwankungen und die geringe Sauerstoffversorgung im Boden tolerieren Schlickwatt nimmt mit Abstand den kleinsten Teil im Wattenmeer ein Da es sich jedoch oft dicht an der Kustenlinie befindet nehmen Touristen es wesentlich ofter wahr Felswatt Bearbeiten nbsp Das Helgolander Felswatt bei relativ niedrigem Wasserstand Felswatten unterscheiden sich grundlegend von Sand Misch und Schlickwatten da sie nicht uberwiegend an Flachkusten sondern an Steilkusten vorkommen und nicht aus der Sedimentation hervorgehen sondern durch Erosion entstehen Es handelt sich um Felsplattformen die einem Kliff unmittelbar vorgelagert sind und als Brandungsplattform oder Felsschorre bezeichnet werden Brandungsplattformen entstehen da die Kustenerosion am starksten jene Bereiche des Kliffs angreift die sich oberhalb des mittleren Wasserstandes befinden wohingegen die Teile des Kliffs die sich unterhalb dieser Marke befinden der Erosionswirkung der Wellen weit weniger ausgesetzt sind Die Brandung sorgt fur die Ausbildung einer nahezu ebenen leicht seewarts geneigten Felsflache die faktisch den Stumpf des bereits erodierten Kliffs darstellt An einer Kuste mit ausgepragten Gezeiten fallt der landwartige Teil der Brandungsplattform bei Niedrigwasser trocken und wird als Felswatt bezeichnet Brandungsplattformen und damit Felswatten entstehen nur an Kliffkusten deren Gesteine ein Mindestmass an Erosionsbestandigkeit haben dazu zahlen z B Granit oder bestimmte Sand und Kalksteintypen Solche Kustenabschnitte bilden dann meist auch Vorsprunge in der Kustenlinie also Landspitzen oder Kaps Ist das Gestein nicht erosionsbestandig genug wie es z B bei einem Tonstein oder Mergel der Fall ist kann sich keine Brandungsplattform ausbilden Zudem bilden solche erosionsanfalligeren Kliffkustenabschnitte zumeist Buchten in deren ruhigeren Gewassern sich Sedimente sammeln konnen sodass dort ein Strand entsteht Okosystem Watt BearbeitenWatten gehoren in der allgemeinen Zonengliederung der Meereskuste zur sogenannten Gezeitenzone Eulitoral Intertidal Viele Pflanzen und Tierarten leben dort und haben sich dem Wechsel von Ebbe und Flut angepasst Aber auch hier bestehen bedeutende Unterschiede zwischen Sedimentwatt und Felswatt In Sand Misch und Schlickwatten leben viele Tiere eingegraben im Sediment Teils nur um die Niedrigwasserphase zu uberdauern wie z B die Strandkrabbe teils standig wie z B die Herzmuschel oder der Wattwurm nbsp Kothaufen des Wattwurms bei Niedrigwasser im Schleswig Holsteinischen Wattenmeer nbsp Strandkrabbe im niedersachsischen Wattenmeer nbsp Atemlocher von Bauten der Winkerkrabbe im Schlick einer Mangrovenlandschaft vermutlich Golf von Mexiko Im Felswatt hingegen gibt es viele Tiere die an ein Leben auf felsigen Oberflachen angepasst sind So leben dort z B Napfschnecken die Cyanobakterienrasen von den Felsen abweiden oder Seepocken die am Felsen festgeheftet nahrstoffreiche Partikel aus dem Meerwasser filtrieren Wahrend Napfschnecken und Seepocken sich vor Austrocknung schutzen indem sie Meerwasser im Inneren ihrer Gehause zuruckhalten uberdauern andere Tiere das Niedrigwasser in sogenannten Gezeitentumpeln Vertiefungen in der Brandungsplattform u a Strudeltopfe in denen bei Niedrigwasser das Wasser stehen bleibt Solche Tumpel werden z B von Seeigeln und Seesternen bei Niedrigwasser aufgesucht Seeanemonen nutzen sie sogar als festen Siedlungsraum Auch zahlreiche Algen Arten leben im Felswatt nbsp Napfschnecken und Seepocken wobei die Seepocken z T auf den Napfschneckengehausen sitzen nahe Lossiemouth Nordost Schottland nbsp Gezeitentumpel mit zahlreichen typischen Bewohnern des Felswatts nahe Pillar Point Kalifornien USA nbsp Kleiner Gezeitentumpel mit Kaferschnecken umgeben von Rotalgen nahe San Diego Kalifornien USA Literatur BearbeitenAutorenkollektiv Chefredaktion Beate Varnhorn Tierparadiese unserer Erde Band 5 Meere Wissen Media Verlag Gutersloh Munchen 2008 ISBN 978 3 577 07705 7 Klaus Janke Bruno P Kremer Das Watt Lebensraum Tiere und Pflanzen Franckh Stuttgart 1990 ISBN 3 440 06035 7 AD HOC Arbeitsgruppe Boden Bodenkundliche Kartieranleitung KA5 5 Auflage Hannover 2005 ISBN 978 3 510 95920 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Watt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wattenmeer und die Einteilung Nationalpark WattenmeerEinzelnachweise Bearbeiten vgl Watt Ecomare siehe auch Volkert F Faltings Etymologisches Worterbuch der friesischen Adjektiva wada Walter de Gruyter 2010 S 581 und Gerhard Kobler Altfriesisches Worterbuch wadde Version 2014 Neil A Campbell Jane B Reece Biologie 8 Auflage Pearson 2009 ISBN 978 3 8273 7287 1 S 1561 a b c d Rolf Koster Wattsedimente In Umweltbundesamt und Nationalparkverwaltungen Niedersachsisches Wattenmeer Schleswig Holsteinisches Wattenmeer Hrsg Umweltatlas Wattenmeer Bd 1 Nordfriesisches und Dithmarsches Wattenmeer Eugen Ulmer Stuttgart 1998 1999 ISBN 3 8001 3491 8 S 40 41 Normdaten Sachbegriff GND 4064847 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Watt Kuste amp oldid 231544644