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Dieser Artikel beschreibt eine Vogelart Zu anderen Bedeutungen siehe Austernfischer Begriffsklarung Der Austernfischer Haematopus ostralegus ist eine Vogelart aus der Ordnung der Wat Mowen und Alkenvogel Charadriiformes und der Gattung der Austernfischer Er gilt als einer der charakteristischsten Vogel der Nordseekuste AusternfischerAusternfischer Haematopus ostralegus SystematikKlasse Vogel Aves Unterklasse Neukiefervogel Neognathae Ordnung Regenpfeiferartige Charadriiformes Familie HaematopodidaeGattung Austernfischer Haematopus Art AusternfischerWissenschaftlicher NameHaematopus ostralegusLinnaeus 1758Seine grosste Verbreitung in Europa hat er im Wattenmeer und dem kustennahen Binnenland der Nordsee wo er auch die scherzhafte Bezeichnung Halligstorch tragt Aufgrund seines schwarz weissen Gefieders wird der Austernfischer in vielen Sprachen namentlich mit der Elster in Verbindung gebracht so auf Finnisch als Meriharakka See Elster auf Danisch als Strandskade Strand Elster auf Niederlandisch als Scholekster Schollen Elster oder auf Russisch als Kulik soroka Kulik soroka Schnepfen Elster Inhaltsverzeichnis 1 Erscheinungsbild 2 Stimme 3 Verbreitungsgebiete 3 1 Brutareale 3 2 Uberwinterungsgebiete 4 Lebensraum 5 Nahrung und Nahrungsbeschaffung 6 Verhalten 7 Fortpflanzung 7 1 Bigynistisches Brutverhalten 7 2 Entwicklung der Jungvogel 8 Bruterfolg Sterblichkeit und Alter 9 Bestandsgrosse und Bestandsentwicklung 10 Nationalvogel der Faroer 11 Trivia 12 Literatur 13 Weblinks 14 EinzelnachweiseErscheinungsbild Bearbeiten nbsp Austernfischer im Flug nbsp Badender Austernfischer in MecklenburgAusgewachsene Austernfischer erreichen eine Korperlange von 39 bis 44 Zentimetern und eine Flugelspannweite von 72 bis 83 Zentimetern 1 Im Brutkleid sind sowohl der Kopf als auch die Brust die Korperoberseite und das Endband des Schwanzes schwarz gefiedert Im Ruhekleid ist das Schwarz etwas dumpfer und an den Halsseiten ist ein weisses Kehlband erkennbar Zum unverwechselbaren Erscheinungsbild des Austernfischers tragen vor allem der lange orangerote seitlich etwas abgeflachte Schnabel und das schwarzweisse Korpergefieder bei Rot sind ausserdem die Beine und Fusse sowie die Augen Geschlechtsdimorphismus ist nur gering ausgepragt im Mittel ist der Schnabel des Weibchens etwas langer als der des Mannchens Die Schnabellange ist insgesamt das beste Merkmal zur Geschlechtsdifferenzierung Das Korpergefieder der Jungvogel erinnert an das Ruhekleid Die Federsaume an der Korperoberseite sind bei ihnen jedoch blass verwaschen Ihre Beine sind ausserdem von mattgrauer Farbe und sie zeigen gelegentlich an Kehle und Halsseiten weissliche Flecken Im Flug sind beim Austernfischer neben dem weissen Hinterrucken die breiten weissen Flugelschilder und der breite schwarze Endsaum am Schwanz kennzeichnend Stimme BearbeitenAusternfischer sind sehr ruffreudige Vogel Das laute und schrille quiewiehp ist der fur sie typische Kontaktruf Am Brutplatz lassen sie ausserdem ein gellendes qui qui qui qui erklingen Dies steigert sich gelegentlich zu einem larmenden schrillen Trillern das auf und abschwillt Es wird auch als Pfeif oder Trillerzeremonie bezeichnet und tritt besonders haufig auf wenn sich Nachbarn oder revierlose Austernfischer zu sehr den Grenzen des Brutreviers nahern Dabei gehen einer oder beide Brutvogel dem eindringenden Vogel mit gesenkten und leicht geoffneten Schnabeln entgegen wobei sie in hohen Tonen trillern und pfeifen und sehr erregt wirken Verbreitungsgebiete BearbeitenBrutareale Bearbeiten nbsp Verbreitung gelb Sommer blau Winter grun ganzjahrigAusternfischer haben ein grosses und disjunktes Brutareal innerhalb dessen drei Unterarten unterschieden werden Die Nominatform Haematopus ostralegus ostralegus brutet an fast allen europaischen Kusten von Island und der Eismeerkuste bis an die Kusten des Mittelmeeres mit einem Schwerpunkt der Verbreitung an den Kusten des Nordatlantiks und der Nordsee Im Binnenland brutet diese Unterart ausserdem in Teilen Schottlands und Irlands sowie in Schweden den Niederlanden in Russland und der Turkei Wahrend die Ostseepopulation klein ist liegt in Mitteleuropa der Schwerpunkt der Verbreitung an der Nordseekuste und im kustennahen Binnenland Von dort aus dringen die Vogel vor allem entlang der grosseren Stromtaler von Rhein Ems Weser und Elbe tief ins Binnenland vor und bruten dort auch Sobald sie flugge sind suchen Jungvogel die Kuste auf Die Unterart Haematopus ostralegus longipes brutet in Kleinasien Westsibirien und im sudlichen Zentralrussland Die Unterart Haematopus ostralegus osculans ist dagegen ein Brutvogel in Kamtschatka China und an der Westkuste der Koreanischen Halbinsel Sie waren dort unter anderem vor dessen Eindeichung Brutvogel im Wattenmeer Saemangeum das an der sudkoreanischen Westkuste im Mundungsbereich der Flusse Dongjin und Mangyung liegt und mit 400 Quadratkilometern zu den grossten Wattgebieten der Erde gehorte Uberwinterungsgebiete Bearbeiten Austernfischer sind uberwiegend Zugvogel Einige der westeuropaischen Vogel bleiben jedoch in ihren Brutarealen oder zeigen nur geringfugig ausgepragte Zugbewegungen So sind die grossen Scharen die wahrend des Winters im Sudwesten Englands zu beobachten sind Brutvogel im nordlichen England oder in Schottland Die Brutvogel Sudenglands uberwintern ebenso wie die des Wattenmeers in den Kustenregionen die zwischen ihrem Brutareal und der Iberischen Halbinsel liegen Zu einem sehr geringen Teil ziehen sie jedoch auch bis nach Marokko Die Populationen die sich im Winterhalbjahr an der Kuste Tunesiens und Libyens aufhalten haben ihr Brutareal im nordwestlichen Mittelmeer und in der Adria Kleine Teile der islandischen Brutpopulation bleiben auch wahrend des Winters an der Kuste Islands Die ubrigen islandischen Brutpopulationen uberwintern an der Kuste der Irischen See wo sich auch die Austernfischer einfinden die auf den Faroern bruten Sowohl die norwegischen Brutpopulationen als auch die Vogel die im Baltikum und in Russland bruten uberwintern im Wattenmeer der Nordsee Die Populationen die in Ostafrika Arabien und im westlichen Indien uberwintern gehoren der Unterart longipes an Die Unterart onculans uberwintert im sudlichen China Die sudlichsten Wintervorkommen des Austernfischers liegen an der westafrikanischen Kuste in Ghana Es ist bis jetzt unbekannt in welchen Regionen diese Vogel bruten Mit dem Zug in die Winterquartiere beginnen die Vogel nach Ende der Brutzeit Die europaischen Brutpopulationen starten mit ihren Wanderbewegungen ab Mitte Juli Diese verstarken sich im August und im September Die Ruckkehr in die Brutgebiete beginnt schon Ende Januar und zieht sich bis April hin Bei den in Zentralasien brutenden Vogeln endet die Ruckkehr noch spater Die Vogel folgen auf ihrem Zug dem Kustenverlauf und sind nur ausnahmsweise im Binnenland anzutreffen Lebensraum Bearbeiten nbsp JungvogelDer Austernfischer zeigt eine nahrungsbedingte starke Bindung an die unter Gezeiteneinfluss stehende Kuste Er bevorzugt deshalb flache Meereskusten und Inseln Mundungsgebiete von Stromen und Flussen Die zur Brutzeit genutzten Kustenabschnitte mussen ein Substrat aufweisen das das Scharren der Nistmulde zulasst Er brutet unter anderem auf Fels Kiesel und Sandstrand sowie in Primar und Sekundardunen In den Niederlanden im Nordwesten Deutschlands und teilweise auch in Grossbritannien ist er wahrend der Brutzeit auch auf Feldern und kurzrasigen Wiesen anzutreffen im Binnenland halt er sich fast ausschliesslich auf Feuchtweiden auf 2 Hier brutet er bevorzugt an Seen oder breiten Flussen mit Kiesufern So besiedelt er unter anderem die Stromtaler von Elbe Oder Rhein und Ems 3 Auch Baggerseen in Kiesgruben passen in sein Habitatschema Nahrung und Nahrungsbeschaffung Bearbeiten nbsp Austernfischer auf AmrumAn der Kuste ernahren sich die Austernfischer in erster Linie von Muscheln Borstenwurmern Krebsen und Insekten Zu den Muschelarten die einen grossen Teil seiner Ernahrung ausmachen zahlen vor allem Herz Mies und Baltische Plattmuscheln Sie fressen ausserdem auch Napf Strand und Wellhornschnecken Im Binnenland stellt der Regenwurm die Hauptnahrung des Austernfischers dar der aktiv durch Wurmgrunzen erbeutet wird Im Gegensatz zu vielen Kustenvogeln ist der Muskelmagen beim Austernfischer nur wenig ausgebildet Aufgrund ihrer Techniken beim Offnen der Mollusken erubrigt sich fur diese Vogel ein Zerdrucken dieser Schalentiere im Muskelmagen Tagsuber orientiert sich der Austernfischer beim Nahrungserwerb visuell Dabei werden tiefer im Schlick steckende Herzmuscheln wohl nicht durch den Tastsinn sondern durch geringe Unterschiede in der Struktur und Farbung des Bodens aufgespurt Durch Tasten orientieren sich diese Limikolen vor allem nachts und durchpflugen dabei den Boden mit dem Schnabel Mit ihrem Tastsinn konnen sie sehr gut zwischen lebenden Muscheln und leeren Schalen unterscheiden Kleine Muscheln kann ein Austernfischer samt Schale vollstandig verschlucken Bei Herzmuscheln ist dies bis zu einem Durchmesser von acht Millimetern moglich bei Miesmuscheln bis zu 12 Millimetern Bei grosseren Muscheln wird die Schale geoffnet um an das Fleisch zu gelangen Dabei werden unterschiedliche Techniken angewendet 4 Um die Muschel aufzuhammern bringt Austernfischer die verschlossene Muscheln zunachst auf eine mitunter mehrere Meter weit entfernte feste Unterlage Dort legt er sie mit der flachen Seite nach oben ab Dann wird mit fest verankerten Fussen und im Huftgelenk wippend mit steifem Hals senkrecht und geschlossen gehaltenem Schnabel so lange auf die Muschel eingehammert bis ein Stuck Schale herausbricht Nach dem Aufhammern wird der hintere Schliessmuskel der Molluske durchtrennt Nun konnen die Muschelhalften durch eine Vierteldrehung und leichtes Offnen des Schnabels auseinandergedruckt werden Das Offnen und Entleeren einer Miesmuschel dauert selten langer als 10 bis 15 Sekunden Harte Muscheln werden gelegentlich aus mehreren Metern Hohe auf einen harten Untergrund fallen gelassen um sie so zu offnen Herzmuscheln werden an der Austrittstelle des Siphons einer permanenten Offnung zum Muschelinneren gespalten An dieser Stelle sticht der Austernfischer hinein durchtrennt zunachst den hinteren Adduktor Muskel und druckt die Schalenhalften mit dem Schnabel auseinander Anschliessend wird das Muschelfleisch systematisch herausgemeisselt und freigeschuttelt sobald die Muschel offen ist Ein einzelner Vogel verwendet ublicherweise nur eine der Techniken Sie wird von den Elternvogeln erlernt und durch Ubung vervollkommnet Die jeweilige Technik fuhrt zu unterschiedlichen Formen der Schnabelspitze So ist die Spitze des Schnabels bei hammernden Vogeln eher stumpf bei Vogeln die in Muscheln etwa uber den Siphon hineinstechen ist die Schnabelspitze spitzer Mit etwas Ubung ist dies durchaus fur Menschen im Gelande erkennbar In der deutschsprachigen Literatur wurde lange betont dass der Austernfischer keine Austern frisst obwohl er diesen Muschelnamen in seinem Artnamen fuhrt So heisst es in Brehms Tierleben Welcher Handlung der Austernfischer seinen gewohnlichen Namen verdankt ist schwer zu sagen denn er fischt gewiss niemals Austern 5 Bei Rolf Dircksen der auf Norderoog den Austernfischer intensiv beobachtet hat kommt die Auster als Nahrung nicht vor was durch die dort vorherrschenden Miesmuscheln und Herzmuscheln bedingt sein kann 6 4 Offenbar spielt oder spielte die Auster in der Nordsee als Nahrungsquelle eine untergeordnete Rolle Neuerdings lasst sich am Jadebusen beobachten dass Austernfischer in der Lage sind auch Austern zu offnen 7 Es hat sich dort die Pazifische Auster in den letzten 20 Jahren angesiedelt Die Exemplare durfen nicht zu gross 7cm das heisst der Schliessmuskelapparat fur den Austernfischer nicht zu kraftig sein Verhalten Bearbeiten nbsp Jungvogel bei dem der Wechsel des Gefieders weiter fortgeschritten ist Im Hintergrund ein Steinwalzer An der Kuste ist die Aktivitat der Austernfischer ausgesprochen tideabhangig die Tiere sind somit tag und nachtaktiv Ohne den Einfluss der Gezeiten sind sie im Binnenland tagaktiv Austernfischer schwimmen gut und durchaus haufig Trupps von mehreren Tieren sind schon in weiter Ferne vom Festland beobachtet worden Wahrscheinlich ruhen die Vogel bei Hochwasser in dunklen Nachten auf dem Wasser Verletzte oder noch nicht flugfahige Jungvogel fliehen vor Feinden auf das Wasser und tauchen dabei auch wobei sie sich unter Wasser nur durch das Schlagen der Flugel fortbewegen Bei einer Tauchtiefe von 30 bis 50 Zentimetern konnen die Tiere Entfernungen von bis zu 15 Metern unter Wasser zurucklegen Ausserhalb der Brutzeit sind Austernfischer sehr gesellig Am Brutplatz hingegen konnen sie ausgesprochen aggressives Verhalten zeigen Dies kann so weit gehen dass arteigene oder artfremde Limikolen vom Brutvogel zu Tode geschuttelt oder gehackt werden Wie eine Reihe anderer bodenbrutender Vogelarten auch versucht der Austernfischer sich dem Nest nahernde Bodenfeinde durch Verleiten wegzulocken Kommt ein moglicher Beutegreifer nicht zu uberraschend dem Nest nahe stiehlt sich der brutende Vogel moglichst unauffallig und unter Ausnutzen der Deckung davon um den Rauber durch Scheinbruten oder das Simulieren von Verletzungen vom Nest wegzulenken Kommt Weidevieh wie Schafe oder Kuhe dem Nest zu nahe verteidigt der Austernfischer sein Nest oder seine Brut indem er gegen diese Tiere hackt Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Paar bei der Begattung nbsp Gelege eines Austernfischers nbsp Austernfischer der auf dem oben abgebildeten Gelege brutet nbsp Haematopus ostralegusDie meisten Austernfischer bruten zum ersten Mal im vierten Lebensjahr und konnen sogar in einem Alter von 36 Jahren noch sexuell aktiv sein Austernfischer sind meist monogam doch kommt Bigynie vor 8 Die Gattentreue ist sehr ausgepragt zu Lebzeiten beider Partner kommt es nur sehr selten zu Trennungen Stirbt jedoch ein Partner verpaart sich der verbleibende innerhalb von wenigen Tagen aufs Neue Als Neststandort wahlt dieser Bodenbruter oft etwas erhohte Sandstrande ausserhalb des mittleren Tidenhochwassers Im Binnenland werden brachliegende und bestellte Acker bevorzugt Wichtiger als die Beschaffenheit des Neststandortes ist jedoch die des Nahrungsbiotops So bruten die Vogel auch schon mal in Sandgruben auf Baustellen im Schotterbett von Bahnlinien auf geschotterten Flachdachern auf Strohdachern oder auch in Korbweiden Das Nest stellt nur eine flache Mulde ohne grosse Auskleidung dar die mit dem Korper in den weichen Untergrund gedreht wird Das Weibchen legt meistens drei Eier grossere Gelege entstehen nur durch das Zusammenlegen von zwei oder mehr Weibchen Auch bei den Austernfischern kommt es zu so genannten Mischgelegen mit anderen artfremden Watvogeln Seeschwalben und Mowen die auch abwechselnd von den beiden verschiedenen Arten bebrutet werden Wie bei allen Limikolen erfolgt nur eine Jahresbrut Wird jedoch die Erstbrut etwa durch Weidevieh oder durch Mowen zerstort kommt es meist zu kleineren Nachgelegen Die Brutdauer betragt 26 bis 27 Tage Mannchen und Weibchen bruten zu gleichen Teilen Die Jungtiere werden durch die Altvogel gefuttert Bigynistisches Brutverhalten Bearbeiten In einer niederlandischen Studie wurden bigynistische Brutgruppen beobachtet Das Verhaltnis von monogamen Paaren zu solchen bigynistisches Gruppen betragt etwa 1 000 zu 25 Die bigynistischen Gruppen bestehen aus einem Mannchen und zwei Weibchen Auffallig ist dass es sowohl aggressive Brutgruppen gibt bei denen die Weibchen miteinander konkurrieren als auch solche bei denen sie zusammenarbeiten Bei den aggressiven Gruppen verteidigt jeweils ein Weibchen sein eigenes Nest und das Mannchen verteidigt ein kleines Revier das die Nester der beiden Weibchen umfasst Bei den kooperierenden Gruppen legen die beiden Weibchen ihre Eier in ein Nest das von allen drei Vogeln verteidigt wird 9 Etwa sechzig Prozent der Brutgruppen zeigen aggressives Verhalten Ihr Bruterfolg ist nicht sehr hoch und liegt unter dem monogamer Paare Das liegt daran dass es wahrend der Brut ungefahr alle zwei Minuten zu aggressiven Handlungen zwischen den beiden Weibchen kommt und keines der beiden Nester ausreichend bebrutet wird Bei den kooperativen Gruppen ist der Bruterfolg hoher Das etwas dominantere Weibchen paart sich alle drei Stunden mit dem Mannchen das leicht unterlegene Weibchen etwa alle funf Stunden Gleichzeitig kommt es zu Paarungsverhalten zwischen den beiden Weibchen Trotz des kooperativen Verhaltens ist allerdings auch bei ihnen der Bruterfolg geringer als bei monogamen Paaren Ihre Korpergrosse ist nicht ausreichend um mehr als vier Eier zu bebruten so dass drei bis vier Eier des gemeinsamen Geleges nicht ausgebrutet werden Der Grund fur dieses Verhalten ist bislang noch umstritten Eine Ursache ist moglicherweise dass die verfugbaren Brutplatze nicht ausreichen Weibchen die Mitglied einer solchen Brutgruppe waren haben im Vergleich zu unverpaart gebliebenen Weibchen eine hohere Chance nachstes Jahr eine monogame Partnerschaft einzugehen 9 Entwicklung der Jungvogel Bearbeiten Die Entwicklung der Jungtiere verlauft bei Brutvogeln des Binnenlands schneller als bei denen die in Kustenregionen erbrutet werden Die Jungvogel die nicht an der Kuste sondern auf Ackern im Binnenland geschlupft sind losen sich bis zu sechs Wochen fruher von den Altvogeln da sie schneller lernen die Nahrung selbststandig aufzunehmen Dies liegt sicherlich in erster Linie am unterschiedlichen Nahrungsspektrum Hauptnahrung der jungen Austernfischer an der Kuste sind Muscheln Schnecken und Krebse die erst geknackt werden mussen bevor sie durch das Tier verzehrt werden konnen wozu ein vollentwickelter und ausgeharteter Schnabel benotigt wird Die Jungvogel im Binnenland haben es dabei wesentlich einfacher Ihre Hauptnahrung der Regenwurm kann ohne Aufwand gleich verschlungen werden Bruterfolg Sterblichkeit und Alter BearbeitenEinen Monat nach dem Fluggewerden leben noch 16 Prozent der geschlupften Jungen Das Durchschnittsalter der Austernfischer betragt 14 bis 15 Jahre In Gefangenschaft konnen die Austernfischer uber 30 Jahre alt werden Den Rekord bisher halt jedoch ein Tier das 1993 tot aufgefunden wurde Dessen Beringung aus dem Jahr 1949 in den Niederlanden zeigt ein stolzes Alter von 44 Jahren Bestandsgrosse und Bestandsentwicklung BearbeitenDer Austernfischer ist heute der einzige in der westlichen Palaarktis lebende Vertreter der Gattung der Austernfischer Der fruher auf den ostlichen Kanareninseln La Graciosa Lanzarote und Fuerteventura brutende endemische Kanaren Austernfischer Haematopus meadewaldoi wurde in den 1940er Jahren zuletzt zuverlassig nachgewiesen und gilt seit 1968 als ausgestorben nbsp Austernfischer mit JungvogelAb Mitte des 19 Jahrhunderts kam es beim Austernfischer auf Grund von Verfolgungen und Storungen an den Brutplatzen zu deutlichen Bestandsruckgangen Der Bestand dieser Vogel hat sich seit etwa 1920 langsam erholt nachdem erste Schutzmassnahmen eingeleitet wurden Seit den 1930er Jahren erfolgte entlang von Flussniederungen eine Besiedelung Zu einer Bestandserhohung haben unter anderem eine Ausweitung der Grunlandwirtschaft ein Ruckgang des Sammelns von Austernfischereiern Ruckgang der Bejagung eine Zunahme der Beutetiere durch Eutrophierung sowie eine Besiedelung von Landwirtschaftsflachen beigetragen 10 Dies hat zum Teil zu einem teils exponentiellen Bestandsanstieg gefuhrt So kamen 1955 in den Niederlanden zwischen 8 000 und 12 000 Brutpaare vor Zu Beginn des 21 Jahrhunderts war der Brutbestand auf 80 000 bis 130 000 Brutpaare angestiegen 11 Eine potentielle Gefahrdungsursache besteht darin dass 72 Prozent der zur Nominatform gehorenden Austernfischer in nur dreizehn Gebieten uberwintern 12 Die IUCN schatzt den Gesamtbestand des Austernfischers auf 1 1 1 2 Millionen Tiere und stuft die Art als nicht gefahrdet least concern ein In Mitteleuropa sind die derzeitigen Bestandsschwankungen in erster Linie auf die Verfolgung Storungen und Biotopveranderung einerseits und andererseits auf intensive Schutzmassnahmen und Eindeichungen die dem Austernfischer zugutekommen zuruckzufuhren Eine Gefahr fur den Bruterfolg sind die auf verschiedenen Halligen in Nordfriesland sich ausbreitenden Wanderratten die die Nester der Austernfischer plundern Bereits geringe Rattenbestande haben hier zu grossen Verlusten bei der Brut gefuhrt was fur die Jahre 2019 und 2021 nachgewiesen ist Regelmassige Landunter wirken sich zwar dezimierend auf den Bestand dieser Brutfeinde aus konnen aber das Problem allein nicht losen so dass wirksame Zusatzmassnahmen zur Bekampfung der Rattenbestande gefordert werden Lediglich auf der rattenfreien Hallig Oland konnte im Fruhjahr 2022 ein ausreichend hoher Bruterfolg bei Austernfischer nachgewiesen werden nicht jedoch auf Hooge oder Langeness 13 Ausloser fur die Ansiedlung im Binnenland ist wahrscheinlich die Modernisierung und Intensivierung der Landwirtschaft gewesen So geht seit Mitte der 2000er Jahre der Bestand in den Landkreisen Grafschaft Bentheim und Emsland wo zuvor eine starke Binnenlandpopulation zu beobachten war deutlich zuruck wobei der drastische Ruckgang der Grunflachen und die stark intensivere Bewirtschaft der verbliebenen Grunlandflachen verbunden mit erhohtem Pradatorendruck und Storungen des Brutgeschafts durch Spazierganger Hunde und Reiter die Hauptursachen sein durften Wegen des Ruckgangs geeigneter storungsfreier Brutflachen ist hier wie anderswo in Niedersachsen eine Zunahme von Austerfischerbruten auf Flachdachern sogar in Stadten festzustellen Zu den europaischen Landern in denen mehr als 20 000 Brutpaare vorkommen zahlen neben den Niederlanden Deutschland Norwegen und Grossbritannien In Mitteleuropa bruteten zu Beginn des 21 Jahrhunderts zwischen 112 000 und 168 000 Brutpaare Der Winterbestand in Europa betragt zwischen 900 000 und 1 100 000 Individuen 14 Austernfischer gelten jedoch als eine der Arten die von den Folgen der Klimaerwarmung besonders betroffen sind Ein Forschungsteam das im Auftrag der britischen Umweltbehorde und der RSPB die zukunftige Verbreitungsentwicklung von europaischen Brutvogeln auf Basis von Klimamodellen untersuchte geht davon aus dass es beim Austernfischer bis zum Ende des 21 Jahrhunderts zu einem weitgehenden Erloschen der Brutpopulationen in West und Mitteleuropa kommen wird Spitzbergen und Nowaja Semlja werden dann zwar fur Austernfischer als Verbreitungsgebiet in Frage kommen allerdings kann diese Arealausweitung im Norden nicht die prognostizierten Arealverluste im Suden kompensieren 15 Nationalvogel der Faroer Bearbeiten nbsp Tjaldur das Nationalsymbol der Faroer nbsp Faroische Briefmarke von Edward Fuglo 2002 mit Kuken und Ei des AusternfischersAuf den nordatlantischen Faroern ist der Austernfischer unter dem einheimischen Namen Tjaldur ˈʧaldʊɹ der Nationalvogel dessen jahrliche Ruckkehr aus den Winterquartieren am 12 Marz dem Tag der Graekarismessa von den Faringern als Fruhlingsanfang gefeiert wird In dem Lied Fuglakvaedi besang der faroische Nationalheld Nolsoyar Pall im 19 Jahrhundert diesen Vogel der seitdem das Symbol des faroischen Unabhangigkeitsstrebens ist Diesen Status hat er seinem Verhalten zu verdanken bei Gefahr alle anderen Tiere zu warnen Der Austernfischer steht auf den Faroern unter strengem Naturschutz Zehntausende Paare bruten dort Einige Exemplare uberwintern auch auf den Faroern aber die meisten ziehen in den Suden Die faroische Sprache kennt auch ein Wort fur den Laut den der Austernfischer von sich gibt klipp klipp Trivia BearbeitenWegen des ahnlichen Aussehens wird der Austernfischer im Volksmund auch Friesenstorch genannt Er ist zudem das Logo des Seevogel und Naturschutzvereins Verein Jordsand Der Asteroid des inneren Hauptgurtels 8442 Ostralegus ist nach dem Austernfischer wissenschaftlicher Name Haematopus ostralegus benannt Zum Zeitpunkt der Benennung des Asteroiden am 2 Februar 1999 befand sich der Austernfischer auf der niederlandischen Blauen Liste wichtiger Vogel die 1994 gemeinsam mit der niederlandischen Roten Liste gefahrdeter Vogelarten herausgegeben wurde 16 Literatur BearbeitenHans Gunther Bauer Einhard Bezzel und Wolfgang Fiedler Hrsg Das Kompendium der Vogel Mitteleuropas Alles uber Biologie Gefahrdung und Schutz Band 1 Nonpasseriformes Nichtsperlingsvogel Aula Verlag Wiebelsheim Wiesbaden 2005 ISBN 3 89104 647 2 Peter Colston Philip Burton Limicolen Alle europaischen Watvogel Arten Bestimmungsmerkmale Flugbilder Biologie Verbreitung BLV Munchen 1988 ISBN 3 405 13647 4 Simon Delany Derek Scott Tim Dodman David Stroud Hrsg An Atlas of Wader Populations in Afrika and Western Eurasia Wetlands International Wageningen 2009 ISBN 978 90 5882 047 1 Urs N Glutz von Blotzheim Hrsg Handbuch der Vogel Mitteleuropas Bearbeitet u a von Kurt M Bauer und Urs N Glutz von Blotzheim Bd 6 Charadriiformes Teil 1 Aula Wiesbaden 1999 ISBN 3 89104 635 9 Einhard Bezzel Vogel BLV Munchen 1996 S 170 f ISBN 3 405 14736 0 Helmut Lensing Der Austernfischer Haematopus ostralegus ostralegus in der Grafschaft Bentheim und dem Emsland in Studiengesellschaft fur Emslandische Regionalgeschichte Hrsg Emslandische Geschichte Bd 23 Haselunne 2016 S 32 57 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Austernfischer Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Haematopus ostralegus Album mit Bildern Videos und Audiodateien Der Austernfischer bei der Schutzstation Wattenmeer e V Weitere Fotos und Informationen im Naturlexikon Live Webkamera am Nest eines Austernfischers in Norwegen Austernfischer Haematopus ostralegus auf eBird org Haematopus ostralegus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2008 Eingestellt von BirdLife International 2008 Abgerufen am 20 Dezember 2008 Federn des AusternfischersEinzelnachweise Bearbeiten Lars Svensson Text Karten Killian Mullarney Dan Zetterstrom Illustrationen und Bildlegenden Der Kosmos Vogelfuhrer alle Arten Europas Nordafrikas und Vorderasiens 2 Auflage Kosmos Stuttgart 2011 ISBN 978 3 440 12384 3 S 134 f schwedisch Fagelguiden Ubersetzt von Peter H Barthel Martin Flade Die Brutvogelgemeinschaften Mittel und Norddeutschlands Grundlagen fur den Gebrauch vogelkundlicher Daten in der Landschaftsplanung IHW Verlag Berlin 1994 ISBN 3 930167 00 X S 542 Martin Flade Die Brutvogelgemeinschaften Mittel und Norddeutschlands Grundlagen fur den Gebrauch vogelkundlicher Daten in der Landschaftsplanung IHW Verlag Berlin 1994 ISBN 3 930167 00 X S 543 a b Urs N Gutz von Boltzheim Hrsg Handbuch der Vogel Mitteleuropas Band 6 Humanitas Wiebelsheim S 64 Alfred E Brehm Brehms Tierleben In Vogel Band 3 Leipzig Wien 1900 S 83 Rolf Dircksen Die Biologie des Austernfischers der Brandseeschwalbe und der Kiistenseeschwalbe nach Beobachtungen und Untersuchungen auf Norderoog In Deutsche Ornithologen Gesellschaft Hrsg Journal fur Ornithologie Band 80 Springer 1932 S 427 521 Elke Bruser Muschelgourmet am Jadebusen In www fluegelschlag birding de 20 August 2023 abgerufen am 7 September 2023 Joan Roughgarden Evolution s Rainbow Diversity Gender and Sexuality in Nature and People University of California Press Berkeley 2004 ISBN 0 520 24073 1 S 134 a b Joan Roughgarden Evolution s Rainbow Diversity Gender and Sexuality in Nature and People University of California Press Berkeley 2004 ISBN 0 520 24073 1 S 135 Bauer et al S 418 Bauer et al S 418 Delany et al S 49 Benjamin Gnep Gelege in Not In Naturschutzgesellschaft Schutzgemeinschaft Wattenmeer e V Hrsg Mitteilungen Band 4 Nr 2022 Husum Oktober 2022 S 4 7 Bauer et al S 417 Brian Huntley Rhys E Green Yvonne C Collingham Stephen G Willis A Climatic Atlas of European Breeding Birds Durham University The RSPB and Lynx Editions Barcelona 2007 ISBN 978 84 96553 14 9 S 164 Lutz D Schmadel Dictionary of Minor Planet Names Springer Heidelberg 2012 6 Auflage Seite 638 englisch Seevogel des Jahres in Deutschland Austernfischer 2014 Brandseeschwalbe 2015 Basstolpel 2016 Eisente 2017 Sandregenpfeifer 2018 Eiderente 2019 Flussseeschwalbe 2020 Weisswangengans 2021 Eissturmvogel 2022 Brandseeschwalbe 2023 nbsp Dieser Artikel wurde am 23 Dezember 2005 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4462036 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Austernfischer amp oldid 239116382