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Der Steinwalzer Arenaria interpres ist eine Vogelart aus der Familie der Schnepfenvogel Scolopacidae Der Steinwalzer verdankt seinen Namen seiner speziellen Art der Nahrungssuche bei der er am Strand Steine und Muscheln umdreht Er brutet in zwei Unterarten zirkumpolar in Tundren und der borealen sowie zum Teil der gemassigten Zone In Mitteleuropa ist er ein lokaler sehr seltener Brut und Sommervogel Wahrend der Zugzeiten sind im Nordwesten Mitteleuropas mehrere tausend Uberwinterer sowie Durchzugler und Rastvogel zu beobachten SteinwalzerSteinwalzer Prachtkleid Arenaria interpres SystematikKlasse Vogel Aves Unterklasse Neukiefervogel Neognathae Ordnung Regenpfeiferartige Charadriiformes Familie Schnepfenvogel Scolopacidae Gattung Steinwalzer Arenaria Art SteinwalzerWissenschaftlicher NameArenaria interpres Linnaeus 1758 VerbreitungsgebietSteinwalzer im RuhekleidSteinwalzer im RuhekleidNah verwandt mit dem Steinwalzer ist der Schwarzkopf Steinwalzer Arenaria melanocephala der in Alaska und an der amerikanischen Pazifikkuste lebt Inhaltsverzeichnis 1 Erscheinungsbild 2 Vorkommen 3 Nahrung 4 Fortpflanzung 5 Bestand 5 1 Bestandsentwicklung und aktueller Bestand 5 2 Bestandsprognosen 6 Belege 6 1 Literatur 6 2 Weblinks 6 3 EinzelbelegeErscheinungsbild Bearbeiten nbsp SchlichtkleidDer Steinwalzer erreicht eine Korperlange von 22 bis 24 Zentimeter Die Flugelspannweite erreicht 45 bis 56 Zentimeter und das Gewicht liegt im Bereich 80 bis 190 Gramm Die Beine sind im Verhaltnis zur Korpergrosse fur einen Regenpfeiferartigen ungewohnlich kurz und von orangeroter Farbe Die Gestalt wirkt insgesamt gedrungen die Gefiederfarbung fast schildpattartig Im Prachtkleid ist das Mannchen auf der Korperoberseite leuchtend kastanienbraun und schwarz gemustert Der Kopf und die Korperunterseite sind weiss mit einer schwarzen Strichelung auf dem Scheitel und einer schwarzen unregelmassigen Zeichnung an den Wangen Halsseiten und auf der Brust Das Weibchen ist insgesamt etwas matter gefarbt und weist im Genick einen rahmfarbenen Fleck auf Die Brustzeichnung ist beim Weibchen weniger leuchtend Im Ruhekleid sind die beiden Geschlechter ahnlicher gefarbt Es fehlen dann die kraftigen rotbraunen und schwarzen Farben Der Kopf die Korperoberseite und die Brust sind dann graubraun mit einer deutlich weniger ausgepragten schwarzlichen Fleckung Jungvogel ahneln den adulten Vogel im Winterkleid jedoch sind sie auf der Korperoberseite etwas brauner und haben helle Federsaume Die Beine von Jungvogeln sind dunkler gelbbraun 1 Vorkommen BearbeitenDas Verbreitungsgebiet erstreckt sich im Norden uber Eurasien bis in das arktische Nordamerika und Gronland Er brutet zum Teil hocharktisch noch bis zum 83 nordlichen Breitengrad Gronland und 80 nordlichen Breitengrad auf Spitzbergen 2 Wetlands International hebt als international bedeutsame Brutplatze vor allem die Onegabucht am Weissen Meer 320 bis 350 Brutpaare und den ausseren Stockholmer Scharengarten 790 bis 840 Brutpaare hervor 3 Der Steinwalzer ist ein Langstreckenzieher dessen Uberwinterungsquartiere sich an den Kusten West Europas Grossbritannien Irland und von der westlichen Nordsee bis Spanien und Portugal an den Kusten der Baltischen Staaten sowie im Osten des Mittelmeers in Vorderasien und den Kusten des Indischen Ozeans bis in den Suden Afrikas finden Als international bedeutsame Rast und Uberwinterungsquartiere hat Wetland International insgesamt 13 Gebiete identifiziert Dazu gehoren unter anderem das Wattenmeer der Nordsee das Rhein Maas Delta die belgische Kuste die Bucht von Goulven im Nordwesten der Bretagne die Ile de Re die Kuste der Isle of Thanet der Osten von Sanday die Morecambe Bay und die Bucht von Morlaix 4 Wahrend des Zuges ist er an fast allen europaischen Kusten im Winter u a an der Westkuste Europas anzutreffen wo er Muscheln und Wasserschnecken frisst Nahrung BearbeitenDer tagaktive Steinwalzer lauft verhaltnismassig bedachtig Der Nahrungserwerb erfolgt pickend auf weichem Untergrund auch grabend Versteckte Beute wird durch das Umdrehen von Steinen Muscheln oder Pflanzen erreicht Der Schnabel wird dabei an den Randern untergeschoben Durch einen heftigen Ruck mit dem Kopf und Nacken kippt der Stein oder die Muscheln dann um In ahnlicher Weise wendet er auch ganze Tangteppiche wobei er dabei nicht nur den Schnabel sondern auch den Kopf unter den Teppich schiebt und dann ruckartig bewegt 5 Festsitzende Schnecken werden abgehoben Vor allem Miesmuscheln und Napfschnecken werden durch heftige Schnabelhiebe auf die Schalenkanten aufgebrochen Entenmuscheln werden von Steinwalzern geoffnet indem sie mit geschlossenem Schnabel ein oder zwei Mal in die obere Schalenseite stossen Wahrend des Sommers stellen Dipteren und deren Larven eine wesentliche Nahrung da Daneben fressen sie auch pflanzliche Kost Eine besondere Bedeutung haben dabei Krahenbeeren 6 Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Arenaria interpresSteinwalzer erreichen ihre Geschlechtsreife fruhestens im zweiten Lebensjahr Sie bruten aber erst ab einem Alter von drei bis sechs Jahren Bei den an der mitteleuropaischen Kusten ubersommernden Steinwalzern handelt es sich um solche subadulte nichtbrutende Vogel Steinwalzer fuhren eine monogame Saisonehe Eine Revier und Gattentreue konnte bereits nachgewiesen werden Das Nest findet sich in Pflanzenbuscheln oder in Felsspalten sowie zwischen grosseren Steinen Sie nutzen gelegentlich auch Laridenkolonien Der Legebeginn ist im Suden des Verbreitungsgebietes fruhestens ab Anfang bis Mitte Mai im Norden des Verbreitungsgebietes dagegen Ende Mai bis Anfang Juni Das Gelege besteht gewohnlich aus vier seltener funf Eiern Diese sind stark zugespitzt langlich oder breitoval Die Grundfarbe ist graugrunlich bis blassbraun und die Eier sind olivbraun gefleckt Die Brutdauer betragt 22 bis 24 Tage Beide Elternvogel bruten Die Jungvogel werden von beiden Elternvogel gefuhrt Sie werden in den ersten vierzehn Tagen gehudert beziehungsweise bedeckt danach fuhrt das Mannchen die Jungvogel in der Regel alleine Die Jungvogel sind nach 19 bis 21 Tagen flugge Zu dieser Zeit lost sich auch der Familienverband auf 7 Die Generationslange betragt bei Steinwalzern im Schnitt funf Jahre 8 Bestand BearbeitenBestandsentwicklung und aktueller Bestand Bearbeiten Im 19 Jahrhundert war der Steinwalzer noch ein Brutvogel auf den nordfriesischen Inseln sowie an der Ostseekuste in Schleswig Holstein und Mecklenburg Vorpommern Auf Grund von Klimaanderungen Pradation durch Mowen und vermutlich auch Eiersammlern erloschen die Brutbestande in Nordfriesland um 1859 auf Hiddensee wo es um 1895 noch zehn bis zwanzig Brutpaare gab erloschen die Bestande um 1919 Auch in Danemark erloschen die Bestande in einzelnen Teilbereichen Seit 1960 hat sich der danische Brutbestand von 10 bis 12 Brutpaaren auf etwa 40 Brutpaare 1996 erholt Seit Mitte der 1990er Jahre war der Steinwalzer auch wieder als Brutvogel in Deutschland heimisch allerdings mit nur sehr niedrigem Bestand 9 Bereits in der Roten Liste der Brutvogel Deutschlands von 2015 wurde die Art in der Kategorie 2 als stark gefahrdet gefuhrt 10 Seit Erscheinen der Roten Liste 2020 gilt der Steinwalzer in Deutschland offiziell als ausgestorben 11 Der europaische Gesamtbestand betragt 24 000 bis 81 000 Brutpaare wobei Gronland mit der hieran grossten Teilpopulationen 20 000 bis 40 000 Brutpaare eingerechnet ist In Norwegen werden 5 000 bis 15 000 Brutpaare im europaischen Teil Russlands 3 000 bis 17 000 Brutpaare und in Finnland 4 000 bis 4 500 Brutpaare gezahlt 12 Bestandsprognosen Bearbeiten Der Steinwalzer gilt wie viele andere Schnepfenvogel auch als eine der Arten die vom Klimawandel besonders betroffen sein wird Ein Forschungsteam das im Auftrag der britischen Umweltbehorde und der Royal Society for the Protection of Birds die zukunftige Verbreitungsentwicklung von europaischen Brutvogeln auf Basis von Klimamodellen untersuchte geht davon aus dass bis zum Ende des 21 Jahrhunderts das Verbreitungsgebiet des Steinwalzers um 40 Prozent schrumpfen und sich nach Nordosten verschieben wird Mehr als die Halfte des heutigen Verbreitungsgebietes wird der Art keine geeigneten Lebensraume mehr bieten Dies gilt vor allem fur das Europaische Nordmeer und die baltische Kustenregion im Suden von Fennoskandinavien Neue Verbreitungsgebiete entstehen eventuell auf Franz Josef Land sowie Spitzbergen und Nowaja Semlja doch konnen sie den Arealverlust nicht kompensieren 13 Belege BearbeitenLiteratur Bearbeiten Hans Gunther Bauer Einhard Bezzel und Wolfgang Fiedler Hrsg Das Kompendium der Vogel Mitteleuropas Alles uber Biologie Gefahrdung und Schutz Band 1 Nonpasseriformes Nichtsperlingsvogel Aula Verlag Wiebelsheim Wiesbaden 2005 ISBN 3 89104 647 2 Peter Colston Philip Burton Limicolen Alle europaischen Watvogel Arten Bestimmungsmerkmale Flugbilder Biologie Verbreitung BlV Verlagsgesellschaft Munchen 1989 ISBN 3 405 13647 4 Simon Delany Derek Scott Tim Dodman David Stroud Hrsg An Atlas of Wader Populations in Africa and Western Eurasia Wetlands International Wageningen 2009 ISBN 978 90 5882 047 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Steinwalzer Album mit Bildern Videos und Audiodateien Arenaria interpres in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2008 Eingestellt von BirdLife International 2009 Abgerufen am 16 November 2010 Steinwalzer Arenaria interpres auf eBird org Beschreibung und Bilder auf birdguides com Memento vom 31 Marz 2017 im Internet Archive Federn des SteinwalzersEinzelbelege Bearbeiten Colston et al S 211 Bauer et al S 518 Delany et al S 355 Delany et al S 356 und S 357 Colston et al S 212 Colston et al S 212 Bauer et al S 519 und S 520 Bauer et al S 520 Bauer et al S 519 Christoph Gruneberg Hans Gunther Bauer Heiko Haupt Ommo Huppop Torsten Ryslavy Peter Sudbeck Rote Liste der Brutvogel Deutschlands 5 Fassung In Deutscher Rat fur Vogelschutz Hrsg Berichte zum Vogelschutz Band 52 30 November 2015 Torsten Ryslavy Hans Gunther Bauer Bettina Gerlach Ommo Huppop Jasmina Stahmer Peter Sudbeck amp Christoph Sudfeldt Rote Liste der Brutvogel Deutschlands 6 Fassung In Deutscher Rat fur Vogelschutz Hrsg Berichte zum Vogelschutz Band 57 30 September 2020 Bauer et al S 518 Brian Huntley Rhys E Green Yvonne C Collingham Stephen G Willis A Climatic Atlas of European Breeding Birds Durham University The RSPB and Lynx Editions Barcelona 2007 ISBN 978 84 96553 14 9 S 203 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steinwalzer amp oldid 235074389