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Die Regenpfeiferartigen Charadriiformes sind eine Ordnung der Vogel Zu ihr gehoren sehr verschiedene Familien und Gattungen Im Deutschen werden zahlreiche Arten und Gattungen der Regenpfeiferartigen auch als Limikolen oder Watvogel bezeichnet RegenpfeiferartigeKampflaufer Calidris pugnax Systematikohne Rang Amnioten Amniota ohne Rang Sauropsidaohne Rang ArchosauriaKlasse Vogel Aves Unterklasse Neukiefervogel Neognathae Ordnung RegenpfeiferartigeWissenschaftlicher NameCharadriiformesHuxley 1867Regenpfeiferartige sind gesellige Vogel Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Entwicklung und Mauserzyklus 2 Lebensweise 2 1 Gefiederpflege 2 2 Aktivitat 2 3 Ernahrung 2 4 Fortpflanzung 3 Lebensraum und Verbreitung 4 Innere Systematik 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Regenpfeiferartigen sind eine im Aussehen vielgestaltige Gruppe doch ahneln sie sich in einigen grundlegenden Merkmalen Bei allen Arten sind das Gaumendach und der Stimmapparat nahezu gleich das Brustbein tragt keine nach innen weisenden Knochenfortsatze ausserdem gibt es Ahnlichkeiten im Aufbau des Fusses genauer Ahnlichkeiten bei den in Unterschenkel und Fuss liegenden Sehnen 1 2 Der Flugel zahlt elf Handschwingen Steuerfedern sind mindestens zwolf aber bis zu sechsundzwanzig vorhanden Die Federn am Rumpf besitzen einen Afterschaft Die Burzeldruse ist durch einen langen Federschopf gekennzeichnet Besonders wichtig sind die grossen Nasendrusen die bei den am Meer lebenden Arten der Ausscheidung von uberschussigem Salz dienen Sehr ausgepragt sind sie bei den Scheidenschnabeln 2 Wahrend die drei Vorderzehen normal gebaut sind setzt die Hinterzehe weiter oben am Fuss an ist gewohnlich kurz und beruhrt oft nicht den Boden sie kann auch fehlen Letzteres ist der Fall bei Sabelschnablern und Stelzenlaufern einigen Regenpfeifern Alkenvogeln und der Dreizehenmowe Die meisten Arten der Unterordnungen Charadrii und Scolopaci besitzen freie Zehen doch sind Schwimmhaute ansatzweise bei Sabelschnablerverwandten vorhanden 3 und die drei Wassertreter Arten der Reiherlaufer 4 und alle Mowen Raubmowen und Alkenvogel haben vollstandige Schwimmhaute zwischen den Zehen Da der Grossteil der Regenpfeiferartigen Zugvogel oder zumindest gelegentliche Langstreckenflieger sind besitzen sie meist lange dunne Flugel die spitz zulaufen Ausnahmen sind die Kiebitze mit ihren zur Spitze verbreiterten engl Lapwing und die Alken mit stark verkurzten Flugeln als Anpassung an das Leben als Taucher auf offenem Meer Ein extremes Beispiel hierfur ist der ausgerottete flugunfahige Riesenalk Mit einer Korperlange von 11 Zentimetern und einem Gewicht von 23 bis 37 Gramm ist der Wiesenstrandlaufer die kleinste Art am grossten ist die Mantelmowe die 64 bis 78 Zentimeter lang und 1 3 bis 1 8 Kilogramm schwer wird 5 Bis auf die Goldschnepfen Wassertreter Stelzenlaufer und Kampflaufer tritt kein Geschlechtsdimorphismus im Gefieder auf Bei einigen Familien sind die Weibchen aber grosser z B Blatthuhnchen Austernfischer 6 Hybridisierungen zwischen einzelnen Arten innerhalb der Unterordnungen Charadrii und Scolopaci sind zwar selten aber moglich Die Mischlinge sind intermediar gefarbt und gebaut Es gibt Beobachtungen von Hybriden von Calidris Strandlaufern Kiebitzen Pluvialis Regenpfeifern Sabelschnablerverwandten und Austernfischern 7 Bei Mowen kommt es haufiger zu Mischehen und Kreuzungen verschiedener Arten 8 Entwicklung und Mauserzyklus Bearbeiten nbsp Der Schnabel des Grossen Brachvogels wachst im Jugendkleid weiter Auf dem Weg zum Fluggewerden durchlaufen die Jungvogel einen ersten Gefiederwechsel Die feinen verzweigten Daunenfedern werden gegen ein Jugendkleid mit vollstandig ausgebildeten Flugfedern eingetauscht Als nachste Mauser erfolgt die postjuvenile Mauser Sie ist in der Regel partiell es werden nur die Korperfedern und einige wenige Flugfedern gewechselt bei Blatthuhnchen Brachschwalbenartigen und dem Graslaufer ist es allerdings eine Komplettmauser Das nun erworbene Gefieder besteht also nur aus neuen Federn oder aus neuen und alten Federn Letztere sehen deutlich abgetragen aus die Altersbestimmung ist entsprechend leicht 9 Die Mauser vom ersten Winterkleid zum ersten Sommerkleid ist oft auch partiell Die kleineren Watvogel Arten bruten bereits im zweiten Kalenderjahr grossere Arten wie Austernfischer erst nach zwei bis drei Jahren 10 Bei Mowen gibt es drei Entwicklungstypen Kleine Arten wie die Lachmowe sind im zweiten Jahr ausgewachsen Zweijahres Mowen mittelgrosse wie die Sturmmowe mit drei Jahren Dreijahres Mowen und die grossten erreichen erst im vierten Jahr die Maturitat Vierjahres Mowen Bei Storungen des Hormonzyklus konnen immature Vogel zu einer unpassenden Jahreszeit im Winter oder Sommerkleid beobachtet werden 11 Nach Vollendung des Anlegens des Jugendkleids wachst der Schnabel bei vielen Watvogeln noch uber mehrere Monate weiter Der Unterschied ist zwar nicht sehr gross aber bei Vergleichen zwischen Alt und Jungvogeln im Freiland deutlich zu sehen besonders gut bei langschnabligen Arten wie den Brachvogeln 12 Fur die Altersbestimmung von noch nicht geschlechtsreifen Vogeln konnen ausserdem die Farbe der Iris und Grosse und Farbe des nackten Augenrings falls vorhanden herangezogen werden 13 Lebensweise BearbeitenGefiederpflege Bearbeiten Zum typischen Repertoire der Gefiederpflege zahlen das Baden an geeigneten Gewasserstellen und das Zurechtzupfen der Federn mit dem Schnabel Aus der Burzeldruse wird mit dem Schnabel oliges Sekret im gesamten Gefieder verteilt um eine wasserabweisende Oberflache zu erzielen Kopf und Hals also Stellen die nicht mit dem Schnabel erreicht werden konnen werden mit dem Fuss bearbeitet Zum Kratzen wird der Fuss je nach Art ober oder unterhalb des Flugels herumgefuhrt 14 Aktivitat Bearbeiten nbsp Der Triel gehort zu den vorwiegend nachtaktiven Regenpfeiferartigen Die meisten Regenpfeiferartigen insbesondere Regenpfeifer Schnepfenvogel und Mowenverwandte sind tagsuber aktiv Daneben gibt es aber auch einige Arten die bevorzugt nachts oder in der Dammerung jagen Zum Beispiel sind Goldschnepfen hauptsachlich morgens und abends aktiv 15 und auch Feenseeschwalben jagen in der Dammerung 16 Fast ausschliesslich in der Nacht liegen die Aktivitatsphasen von Schnepfen der Gattung Gallinago von Trielen und dem Reiherlaufer 4 17 Vogel die an Wattflachen leben gehen unabhangig vom Tag Nacht Rhythmus bei Niedrigwasser auf Nahrungssuche da nur dann die Beutetiere enthaltenden Meeresboden trockenfallen 18 Ernahrung Bearbeiten Die Nahrung der Regenpfeiferartigen ist hauptsachlich tierisch nur die sudamerikanischen Hohenlaufer fressen ausschliesslich Samereien und besitzen einen angepassten Verdauungstrakt Brachvogel nehmen auch Beeren von niedrigen Strauchern zu sich 19 und Scheidenschnabel und Raubmowen erbeuten nahezu alles bis zur Grosse von Kleinvogeln Die Watvogel besonders Schnepfenvogel schreiten durch seichtes Wasser und uber Schlammflachen und stochern mit dem Schnabel im Boden An ihren Schnabelspitzen sitzen viele Nervenenden denn beim Aufspuren der Beute spielt der Tastsinn eine grosse Rolle Zusatzlich sind die Schnabelhalften sehr biegsam was das Stochern erleichtert 20 Verschiedene Varianten des Nahrungserwerbs nbsp Steppenschlammlaufer beim Stochern nbsp Watender Grunschenkel nbsp Sabelschnabler beim Durchseihen des Wassers und Schlamms nbsp Kustenseeschwalbe halt aus der Luft nach Fischen Ausschau nbsp Schmarotzerraubmowe betatigt sich als Aasfresser an einem Tierkadaver nbsp Regenpfeifer hier Sandregenpfeifer laufen am Spulsaum entlang und picken ihre Beute vom Boden nbsp Scherenschnabel fangen mit verlangertem Unterschnabel Fische Die Nahrungssuche erfolgt haufig in Gemeinschaft von Artgenossen Amerikanische Sabelschnabler laufen zum Beispiel in geschlossenen Gruppen im Wasser herum und fangen kleine Fische 21 Regenpfeifer haben einen kurzen Schnabel zum Aufnehmen der Nahrung vom Boden Sie halten nach Insekten und anderen Kleintieren Ausschau laufen dann schnell auf ihre Beute zu und picken danach Ab und zu treten sie auf der Stelle um wirbellose Tiere aufzuscheuchen Neben den Wassertretern die immer schwimmend auf Nahrungssuche gehen zeigen Sabelschnabler und Wasserlaufer der Gattung Tringa dieses Verhalten 22 Eine besondere Art der Nahrungssuche haben der Steinwalzer und der Schiefschnabel Regenpfeifer Ersterer schiebt mit seinem flachen Spatelschnabel Steine umher um die darunter verborgenen Kleintiere aufzusammeln Letzterer dreht mit dem einseitig meist nach rechts gebogenen Schnabel geschickt Steine um Raubmowen betatigen sich bei der rauberischen Jagd zum Beispiel zwingen sie andere Vogel zum Hochwurgen verschlungener Beute Die meisten Seeschwalben sind Sturztaucher Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Nestfluchter Kuken des StelzenlaufersViele Regenpfeiferartige bruten in Kolonien Das Nest ist fast immer eine Bodenmulde die sparlich mit Nistmaterial ausgelegt werden kann Nur tropische Seeschwalben und der Waldwasserlaufer bruten in Baumen Es werden gewohnlich ein bis sechs Eier gelegt die Brutdauer betragt zweieinhalb bis vier Wochen Bei Verlust des ersten Geleges kann es zu einer Ersatzbrut kommen allerdings mit geringerer Eizahl Der Rennvogel brutet zweimal im Jahr Als einzige Art grabt der Reiherlaufer eine Brutrohre in den Sand seine Jungen sind Nesthocker Die Jungvogel aller anderen Regenpfeiferartigen sind Nestfluchter welche schon nach wenigen Stunden oder Tagen das Nest verlassen oder zumindest Platzhocker die in der Nahe des Nests bleiben Alle Kuken haben nach dem Schlupf ein Daunengefieder Sie werden nach dem Verlassen der Niststatte weiterhin von den Eltern mit Nahrung versorgt Die Jungenaufzucht wird von beiden Geschlechtern besorgt bei den Calidris Strandlaufern und dem Mornellregenpfeifer ist es vorwiegend das Mannchen Bei den Wassertretern und Goldschnepfen sind die klassischen Geschlechterrollen vertauscht Hier wirbt das Weibchen um das Mannchen welches alleine die Jungen aufzieht Krokodilwachter 23 und tropische Seeschwalben 24 kuhlen bei grosser Hitze ihren Nachwuchs mit im Bauchgefieder herangetragenem Wasser Lebensraum und Verbreitung BearbeitenRegenpfeiferartige sind weltweit anzutreffen sogar in den kalten Regionen in Polnahe Viele leben in Wassernahe an Meereskusten Seen Flussen und in Sumpfen aber auch in trockenen Regionen wie Halbwusten Steppen und Hochgebirgen Fast alle Arten sind Zugvogel Innere Systematik Bearbeiten nbsp Gelbschopflund Fratercula cirrhata nbsp Lachmowe Larus ridibundus nbsp Buntlaufhuhnchen Turnix varius nbsp Bekassine Gallinago gallinago nbsp Flussregenpfeifer Charadrius dubius nbsp Weissgesicht Scheidenschnabel Chionis alba Klassisch wurden die Regenpfeiferartigen fruher in drei Unterordnungen aufgespalten die Watvogel Mowenvogel und Alkenvogel Gelegentlich wurden diese Taxa auch als eigene Ordnungen interpretiert Neue phylogenetische Analysen ergaben dass es innerhalb der Regenpfeiferartigen drei Hauptlinien gibt die Lari Mowen und Verwandte die Scolopaci Schnepfenvogel und Verwandte und die Charadrii Regenpfeifer und Verwandte 25 26 27 Regenpfeiferartige Charadriiformes Lari Alkenvogel Alcidae Raubmowen Stercorariidae Laridae Mowen Seeschwalben und Scherenschnabel Brachschwalbenartige Glareolidae Reiherlaufer Dromadidae Laufhuhnchen Turnicidae Scolopaci Schnepfenvogel Scolopacidae Blatthuhnchen Jacanidae Goldschnepfen Rostratulidae Steppenlaufer Pedionomidae Hohenlaufer Thinocoridae Charadrii Regenpfeifer Charadriidae Sabelschnabler Recurvirostridae Austernfischer Haematopodidae Ibisschnabel Ibidorhynchidae Krokodilwachter Pluvianidae Triele Burhinidae Scheidenschnabel Chionididae Magellanregenpfeifer Pluvianellidae Die genauen verwandtschaftlichen Beziehungen nach Cerny amp Natale 2022 werden in folgendem Kladogramm dargestellt 27 Regenpfeiferartige Lari Larida Laridae Mowen Seeschwalben und Scherenschnabel Raubmowen Stercorariidae Alkenvogel Alcidae Brachschwalbenartige Glareolidae Reiherlaufer Dromadidae Laufhuhnchen Turnicidae Scolopaci Schnepfenvogel Scolopacidae Jacanida Blatthuhnchen Jacanidae Goldschnepfen Rostratulidae Hohenlaufer Thinocoridae Steppenlaufer Pedionomidae Charadrii Charadriida Regenpfeifer Charadriidae Ibisschnabel Ibidorhynchidae Sabelschnabler Recurvirostridae Austernfischer Haematopodidae Krokodilwachter Pluvianidae Chionida Triele Burhinidae Scheidenschnabel Chionididae Magellanregenpfeifer Pluvianellidae Die fruher den Kranichvogeln zugeordneten Laufhuhnchen und der Steppenlaufer werden nun in verwandtschaftliche Nahe zu den Mowen bzw zu den Schnepfenvogeln gestellt Die Seeschwalben Mowen und Scherenschnabel konnen nicht mehr als voneinander getrennte Familien bestehen Einzelnachweise Bearbeiten Jahn S 89 a b Niethammer S 138 G Niethammer Jahn S 149 a b Jahn S 161 Forshaw S 102 Jahn S 91 Chandler S 21 Olsen Larsson S 14 17 Chandler S 16 Chandler S 17 Chandler S 19 Chandler S 15 Chandler S 13 Chandler S 33 34 Forshaw S 107 Forshaw S 112 Jahn S 156 Chandler S 23 Chandler S 24 Chandler S 29 30 Chandler S 31 Chandler S 32 Forshaw S 109 Forshaw S 111 G H Thomas M A Wills T Szekely A supertree approach to shorebird phylogeny In BMC Evolutionary Biology London 2004 4 28 ISSN 1471 2148 John Harshman Joseph W Brown Charadriiformes Shorebirds and relatives In The Tree of Life Web Project 2008 a b David Cerny Rossy Natale Comprehensive taxon sampling and vetted fossils help clarify the time tree of shorebirds Aves Charadriiformes Molecular Phylogenetics and Evolution Band 177 Dezember 2022 doi 10 1016 j ympev 2022 107620Literatur BearbeitenPeter Colston Philip Burton Limicolen Alle europaischen Watvogel Arten Bestimmungsmerkmale Flugbilder Biologie Verbreitung BLV Verlagsgesellschaft Munchen 1988 ISBN 3 405 13647 4 Richard Chandler Shorebirds of the Northern Hemisphere Christopher Helm 2009 Klaus Malling Olsen Hans Larsson Gulls of Europe Asia and North America Christopher Helm 2003 Gunther Niethammer u v a Die Wat und Mowenvogel Regenpfeiferartige Mowenartige und Alken In Bernhard Grzimek Hrsg Grzimeks Tierleben Enzyklopadie des Tierreiches Band 8 Vogel 2 hrsg von Bernhard Grzimek Wilhelm Meise Gunther Niethammer Joachim Steinbacher Kindler Verlag Zurich 1969 S 138 235 Kapitel 6 8 Taschenbuchausgabe dtv Munchen 1980 und 1993 Theo Jahn Brehms neue Tierenzyklopadie Herder Freiburg im Breisgau Prisma Gutersloh 1982 ISBN 3 570 08606 2 David Burnie Tiere Die grosse Bild Enzyklopadie Dorling Kindersley Munchen 2001 ISBN 3 8310 0202 9 Colin Harrison Peter Castell Jungvogel Eier und Nester der Vogel Europas Nordafrikas und des Mittleren Ostens 2 Auflage Aula Verlag GmbH Wiebelsheim 2004 Joseph Forshaw Enzyklopadie der Vogel Weltbild Verlag GmbH Augsburg 1999 ISBN 3 8289 1557 4 Svensson Grant Mullarney Zetterstrom Der neue Kosmos Vogelfuhrer Franckh Kosmos Verlags GmbH amp Co KG Stuttgart 1999 ISBN 3 440 07720 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Regenpfeiferartige Album mit Bildern Videos und Audiodateien Normdaten Sachbegriff GND 4132570 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Regenpfeiferartige amp oldid 233148525