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Purpur mannlich oder sachlich der oder das mittelhochdeutsch auch purper mannlich oder weiblich althochdeutsch weiblich purpur a aus lateinisch purpura dies entlehnt aus altgriechisch porfyra porphyra Purpurschnecke Purpurfarbstoff nennt man einen Farbstoff der ursprunglich von den im Mittelmeer lebenden Purpurschnecken bevorzugt Hexaplex trunculus gewonnen wurde Auch seine leuchtstarke Farbe Purpurrot wird Purpur genannt Chemisch handelt es sich um 6 6 Dibromindigo das dem Indigo eng verwandt ist StrukturformelAllgemeinesName 6 6 DibromindigoAndere Namen 2E 6 Brom 2 6 brom 3 oxo 1H indol 2 yliden 1H indol 3 on C I Natural Violet 1 C I 75800Summenformel C16H8Br2N2O2Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 19201 53 7 unspez 1277170 99 6 E Isomer PubChem 5491378Wikidata Q5180360EigenschaftenMolare Masse 420 05 g mol 1SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnungkeine Einstufung verfugbar 1 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Chemie 3 Verwendung 4 Die Purpurschnecke 5 Purpuroxide 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenPurpur ist aus antiken Texten seit der Fruhgeschichte bekannt Schon in der Odyssee des Homer werden kostbare Stoffe porphureos gefarbt an einer Stelle als haliporphuros d h verbunden mit dem Meer charakterisiert 2 Die Gewinnung des Farbstoffes aus den Murex genannten Schnecken wird in der Historia animalium des Aristoteles Buch 5 Teil 15 22 25 3 beschrieben Archaologisch sind seit langer Zeit grosse Abfallhaufen aus Schneckenschalen die als Beweis fur eine Produktion des Farbstoffs in grossem Stil gewertet werden aus Minet el Beida dem Hafen des antiken Ugarit aus dem 15 oder 14 Jahrhundert vor Christus gefunden worden Jungere archaologische Befunde von dem Inselchen Koufonisi vor Kreta Kastri auf der Insel Kythira und Knossos auf Kreta zeigen aber an dass die Schnecken schon von den Minoern als Farbstofflieferanten genutzt wurden Fur die Verwendung spricht auch das auf mykenischen Linear b Tafelchen uberlieferte Wort po pu re ia 4 In der Antike wurde Purpur vor allem mit den Phoniziern dem griechischen Namen fur die kanaanitischen Stadtstaaten der Levante vor allem der Stadt Tyros assoziiert das bis in die romische Kaiserzeit der wichtigste Lieferant von Purpur war Tatsachlich ist der Name Phonizier Phoinikes und Phonizien Phoinike wohl abgeleitet von der Farbe Purpur als wichtigem Handelsgut schon in Linear b als ponika ponikija uberliefert 5 Auch in der bronzezeitlichen Siedlung von Coppa Nevigata bei Manfredonia Apulien ist die Purpurgewinnung aus Purpurschnecken Murex nachgewiesen Diese begann wahrscheinlich schon ab dem 19 18 Jahrhundert v Chr da Uberreste von Purpurschnecken in beachtlicher Zahl uber 1400 bereits in den fruhen Schichten der Bronzezeit gefunden wurden Die mit Abstand meisten Relikte von Purpurschnecken bisher uber 30 000 stammen aus dem 15 und 14 Jahrhundert v Chr was allerdings auch forschungsbedingt sein kann 6 Der Legende nach soll der mit dem phonizischen Melkart gleichgesetzte Herakles einst einer Nymphe namens Tyros nachgestellt haben Als der Hund des Herakles in eine auf einer Klippe am Meer sitzende Purpurschnecke biss und seine Lefzen sich mit einem schonen Rot farbten erklarte die Nymphe Herakles erst wieder empfangen zu wollen wenn er ihr ein Kleid mit dieser Farbe verschafft habe 7 8 9 Nach Achilleus Tatios 10 soll der Hund eines Fischers eine weggeworfene Purpurschnecke zerbissen haben Als der Fischer die vermeintliche Wunde auswaschen wollte entdeckte er die Bestandigkeit der Farbe nbsp Leere Hauser von Purpurschnecken Hexaplex trunculus nbsp verschiedene PurpurfarbstoffeDer Herstellungsprozess wird durch Plinius 11 am ausfuhrlichsten beschrieben Hauptartikel Purpurfarberei von der fruhen Romischen Kaiserzeit bis zum Ende des Byzantinischen Reiches Die Schnecken wurden zwischen Herbst und Fruhjahr gefangen Die Tiere wurden getotet die Hypobranchialdruse mit den Farbstoffvorprodukten entfernt und drei Tage in Salz eingelegt Das Ganze wurde in Wasser erhitzt jedoch nicht gekocht Anschliessend wurde die Masse von den Fleischresten gereinigt Der sich schnell bildende Purpurfarbstoff war jedoch nicht zum Farben geeignet Dazu musste er zuerst in seine Leukoform reduziert werden Der mit der reduzierten Purpurfarbe getrankte Stoff Wolle Seide wurde dem Licht oder dem Luftsauerstoff oder beidem ausgesetzt damit durch eine Enzymreaktion die reduzierte schwachgelbliche Farbung in die ursprungliche Purpurfarbe umschlagen konnte Durch Zusatz von Honig wurde die Farbung angeblich fixiert 12 13 Zur Herstellung eines Gramms reinen Purpurs sind ungefahr 12 000 Schnecken erforderlich Im alten Rom war der purpurne Streifenbesatz der Toga den Senatoren vorbehalten Spater trugen der romische Kaiser und der Triumphator beim Triumphzug eine Toga die ganz mit Purpur gefarbt war Tatsachlich hat den von Privatleuten mit Purpur betriebenen Kleiderluxus kein Erlass je eindammen konnen 14 Es gab in Rom Gilden collegia oder familiae der purpuraii in deren Hand der Fang der Purpurschnecken und die Produktion von Purpur lag Titus Livius beschreibt den Geruch des rohen Farbstoffes als anstossig und seine Farbe als der sturmischen See ahnlich In der Spatantike war die Purpurchlamys das Paludamentum Vorrecht und Abzeichen der romischen und byzantinischen Kaiser 15 Die Farbe war auch Statussymbol fur die deutschen Kaiser und ab 1468 war sie die offizielle Farbe der Kardinale Bemerkenswerterweise wurden die Gewander allerdings meist mit Kermes als Ersatz fur den originalen Purpur gefarbt Purpur wird heute nur noch bei kirchlich traditionellen oder staatlich offiziellen Anlassen zum Beispiel von den britischen Konigen genutzt wobei aber die Farbung nicht mehr mit dem Saft der Purpurschnecke erfolgt nbsp Aus der Purpurschnecke Hexaplex trunculus gewonnene Purpurkupe Chemie BearbeitenDie Struktur des Purpur wurde 1909 von Paul Friedlaender als Dibromindigo bestimmt 16 Der Farbstoff 6 6 Dibromindigo wurde erstmals 1903 chemisch synthetisiert 17 Die Totalsynthese von Purpur bedurfte nach der Strukturaufklarung noch geraume Zeit Der Einbau des Broms wird durch die weiteren Substituenten im Benzolring zur Substitutionstelle dirigiert Dabei ist die Aminogruppe NHR ortho para dirigierend die Gruppe CRO meta dirigierend und somit die Bromsubstitution thermodynamisch nicht begunstigt Bei direkter Bromierung von Indigo entsteht deshalb 5 5 Dibromindigo oder 5 5 7 7 Tetrabromindigo Cibablau G 18 das auf Grund der p Elektronenverhaltnisse andere Farbeigenschaften besitzt Verwendung Bearbeiten nbsp Ausfarbung von synthetischem Purpur auf einem StoffstuckHeutzutage ist der teure Originalfarbstoff nur noch sehr selten im Einsatz Meist wird er fur liturgische Zwecke genutzt wie zur Farbung von Gewandern fur das judische Oberrabbinat Einsatzgebiet ist auch die Restaurierung von ursprunglich mit Purpur gefarbten Stoffen Bis heute ist dieser Farbstoff der teuerste er wird zu einem Preis von zirka 2500 Euro pro Gramm angeboten Die Purpurschnecke Bearbeiten Hauptartikel Purpurschnecke Der Meeresbiologe Felix Joseph Henri de Lacaze Duthiers fand 1858 dass drei Schnecken im Mittelmeer purpurblaue Farbstoffe produzieren Eine Art Murex trunculus jetzt Hexaplex trunculus wurde von ihm als die Quelle des blauen Purpurs in der Bibel 2 Mos 26 EU bestimmt In seiner Publikation Memoire sur le pourpre Paris 1859 behandelte er die antike Purpurfarberei 19 Auch die Schneckenart Nucella lapillus die im Atlantik vorkommt liefert den Farbstoff Purpuroxide BearbeitenEisenoxidpigmente die beim Rosten von Pyrit zur Gewinnung von schwefliger Saure als Nebenprodukt anfallen werden Purpuroxide genannt Auch werden ihnen oft braune organische Pigmente zugefugt um ihre Opazitat zu steigern 20 Siehe auch BearbeitenTekhelet GoldpurpurLiteratur BearbeitenHartmut Blum Purpur als Statussymbol in der griechischen Welt Antiquitas Reihe 1 Band 47 Habelt Bonn 1998 ISBN 978 3 7749 2875 6 Christopher J Cooksey Tyrian Purple 6 6 Dibromoindigo and Related Compounds In Molecules 6 2001 S 736 769 PDF 302 kB John Edmonds The mystery of imperial purple dye Historic dyes series Band 7 John Edmonds Little Chalfont 2000 ISBN 0 9534133 6 5 Roland R Melzer Peter Brandhuber Timo Zimmermann Ulrich Smola Farben aus dem Meer Der Purpur In Biologie in unserer Zeit 31 2001 S 30 39 PDF 802 kB doi 10 1002 1521 415X 200101 31 1 lt 30 AID BIUZ30 gt 3 0 CO 2 G Reinhold Meyer History of purple as a status symbol in antiquity Collection Latomus Band 116 Latomus Brussel 1970 purpura In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft Bd 46 Alfred Druckenmuller Verlag Stuttgart 1959 Sp 2000 2020 Chryssa Ranoutsaki Purpur in Byzanz Privileg und Wurdeformel Reichert Verlag Wiesbaden 2022 ISBN 978 3 95490 528 7 Gosta Sanderg The Red Dyes Cocheneal Madder and Murex Purple Asheville 1997 ISBN 978 1 887374 17 0 Ehud Spanier The Royal Purple and the Biblical Blue Jerusalem 1987 OCLC 640127534 Gerhard Steigerwald Purpurgewander biblischer und kirchlicher Personen als Bedeutungstrager in der fruhchristlichen Kunst Hereditas Studien zur Alten Kirchengeschichte Band 16 Bonn 1999 ISBN 3 923946 43 0 Heinke Stulz Die Farbe Purpur im fruhen Griechentum beobachtet in der Literatur und in der bildenden Kunst Beitrage zur Altertumskunde Band 6 Teubner Stuttgart 1990 ISBN 3 519 07455 9 zugleich Dissertation Universitat zu Koln 1990 Herbert Vogler Die Spuren fruher Farberei im Minoerreich auf Kreta In Deutscher Farberkalender 88 1984 S 193 206 Eva Wunderlich Die Bedeutung der roten Farbe im Kultus der Griechen und Romer Erlautert mit Berucksichtigung entsprechender Brauche bei anderen Volkern Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten Band 20 1 Topelmann Giessen 1925 zugleich Dissertation Universitat Halle Wittenberg 1923 Weblinks BearbeitenPurpur die Farbe der Kaiser PDF 50 kB auf kremer pigmente de abgerufen am 9 Januar 2017 Purpur die Farbe der Kaiser auf pharmazeutische zeitung de abgerufen am 9 Januar 2017 Purpur in Meyers Konversationslexikon Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig und Wien Vierte Auflage 1885 1892 Band 13 Seite 471 f Einzelnachweise Bearbeiten Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefahrlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlassliche und zitierfahige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden Louise Hitchcock Purple In Margalit Finkelberg editor The Homer Encyclopedia John Wiley amp Sons 2012 ISBN 978 1 4051 7768 9 Zugriff uber onlinelibrary wiley com History of Animals translated by D Arcy Wentworth Thompson Book V Volltext bei Wikisource Robert R Stieglitz 1994 The Minoan Origin of Tyrian Purple Biblical Archaeologist 57 1 46 54 JSTOR 3210395 Michael C Astour 1965 The Origin of the Terms Canaan Phoenician and Purple Journal of Near Eastern Studies 24 4 Erich F Schmidt Memorial Issue Part 2 346 350 JSTOR 543644 Claudia Minniti Shells at the Bronze Age settlement of Coppa Nevigata Apulia Italy In Daniella E Bar Yosef Mayer Hrsg Archaeomalacology Molluscs in former environments of human behaviour Proceedings of the 9th Conference of the International Council of Archaeozoology Durham August 2002 Oxbow Books 2005 ISBN 978 1 84217 120 2 S 71 81 Gregor von Nazianz Oratio 4 108 Cassiodor Variae 1 2 Iulius Pollux Onomastikon 1 45 ff Achilleus Tatios Leukippe und Kleitophron 2 11 Plinius Naturalis historia 9 124 141 Plutarch Alexander 36 Vitruv De architectura 7 13 3 Walter Hatto Gross In Der Kleine Pauly KlP Band 4 Stuttgart 1972 Sp 1243 f Gerhard Steigerwald Das kaiserliche Purpurprivileg in spatromischer und byzantinischer Zeit In Jahrbuch fur Antike und Christentum 33 1990 S 209 233 Paul Friedlander Uber den Farbstoff des antiken Purpurs aus Murex brandaris In Ber Dtsch Chem Ges Bd 42 1 1909 S 765 770 doi 10 1002 cber 190904201122 F Sachs R Kempf Uber p Halogen o nitrobenzaldehyde In Ber Dtsch Chem Ges Bd 36 3 1903 S 3299 3303 doi 10 1002 cber 190303603113 Hans Beyer Lehrbuch der Organischen Chemie Leipzig 1968 S 632 Felix Joseph Henri de Lacaze Duthiers Memoire sur la pourpre Impr de L Danel Lille 1860 Extrait des Memoires de la Societe des sciences de l agriculture et des arts de Lille Wilfred M Morgans Pigments for Paints and Inks Trade amp Technical Manchester 1980 ISBN 0 905716 02 7 Die in diesem Artikel angezeigten Farben sind nicht farbverbindlich und konnen auf verschiedenen Anzeigegeraten unterschiedlich erscheinen Eine Moglichkeit die Darstellung mit rein visuellen Mitteln naherungsweise zu kalibrieren bietet das nebenstehende Testbild nur bei nativer Anzeigeauflosung und wenn die Seite nicht gezoomt dargestellt wird Das Anzeigegerat in den sRGB Modus setzen sofern vorhanden Tritt auf einer der drei grauen Flachen ein Buchstabe R fur Rot G fur Grun oder B fur Blau stark hervor sollte die Gammakorrektur des entsprechenden Farbkanals korrigiert werden Eine ausfuhrlichere 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