www.wikidata.de-de.nina.az
Als Traktur oder Traktatur bezeichnet man bei einer Orgel das Ubertragungssystem von den Betatigungselementen des Spieltischs am einen Ende zum Ventilsystem in der Windlade am anderen Ende Sie wird unterschieden in Spieltraktur auch Tontraktur fur das Spielen mit der Klaviatur und die Registertraktur zum Ein und Ausschalten der Register Inhaltsverzeichnis 1 Spieltraktur 1 1 Mechanisch 1 2 Pneumatisch 1 3 Elektro pneumatisch 1 4 Elektro mechanisch 1 5 Mischformen 2 Registertraktur 2 1 Mechanisch 2 2 Pneumatisch 2 3 Elektrisch 2 4 Doppelregistratur 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseSpieltraktur BearbeitenDie Spieltraktur ist die Verbindung zwischen den Tasten und den Pfeifenventilen Sie bewirkt dass beim Niederdrucken einer Taste eine oder mehrere Pfeifen erklingen Die genaue Auswahl der erklingenden Pfeifen hangt von der Registrierung ab Es gibt unterschiedliche Arten von Ton oder Spieltrakturen mechanisch pneumatisch elektro mechanisch und elektro pneumatisch Die verschiedenen Systeme kommen gelegentlich und in bestimmten Kombinationen auch nebeneinander in einer Orgel vor Mechanisch Bearbeiten Die alteste und ursprungliche Art ist die mechanische Spieltraktur Diese hat von der Gotik bis zur heute wieder gebauten Form eine lange Entwicklungsgeschichte Fruheste Tontrakturen waren nicht fur schnelles Spiel gedacht und geeignet und glichen eher der heutigen Registermechanik Bei der mechanischen Traktur wird jede Taste der Klaviatur uber verschiedene mechanische Elemente mit dem zugehorigen Tonventil verbunden Die Mechanik setzt sich zusammen aus Abstrakten die die Bewegung durch Zug horizontal oder vertikal ubertragen sowie aus Winkeln und Wellen die auf sogenannten Wellenbrettern zusammengefasst werden und die Bewegung wenn benotigt in verschiedene Richtungen umleiten Abstrakten bestehen meist aus sehr dunnen Holzstreifen etwa 10 mm breit und 1 mm dick Zeitweise wurden gelegentlich auch andere Materialien wie Aluminium oder Messingdraht oder Stahllitze Seilzugtraktur benutzt Bei Druckbeanspruchung konnen statt der Abstrakten auch Stecher aus dunnen Holz oder Metallstaben verwendet werden 1 Die Wellen des Wellenbretts wurden fruher meist aus Holz gefertigt aber auch Eisenwellen sind keine ausschliesslich moderne Neuerung Heute werden oftmals industriell gefertigte Stahl oder Aluminiumrohre eingesetzt Diese haben den grossen Vorteil bei relativ kleinem Durchmesser deutlich verwindungssteifer als Holzwellen zu sein welche deutlich dicker sein mussten Dadurch benotigen Wellenbretter mit Stahl oder Aluminiumwellen wesentlich weniger Platz als Wellenbretter mit Holzwellen nbsp Prinzipdarstellung einer Welle am Wellenbrett nbsp Konstruktion eines Wellenbretts nbsp Wellen aus Holz mit Lagerung nbsp Abstrakten Wellenbrett mit Wellen aus Metall und geoffnete Windlade einer mechanischen Spieltraktur 1982 Die direkte mechanische Verbindung zwischen der Taste und dem Ventil der Tonkanzelle ermoglicht dem Organisten im Vergleich zu den anderen Bauweisen eine wenn auch geringe Moglichkeit der Kontrolle uber die Ansprache der Pfeifen je nachdem wie hart und schnell bzw weich und langsam die Tasten angeschlagen werden Nennenswerter ist in diesem Zusammenhang die Tatsache dass der Organist den tatsachlichen Druckpunkt Punkt an dem das Spielventil offnet und den Luftdruck des Spielwindes im Windkasten uberwindet s Schleiflade real spurt und dieser nicht technisch simuliert werden muss Dieser Vorteil unterscheidet die mechanische grundlegend von der elektrischen Traktur Ein Nachteil dieser Bauform kann darin liegen dass die Grosse der Ventile und Windladen und somit der Registerzahl beschrankt ist solange eine Orgel gut und ausreichend leicht spielbar bleiben soll In der Praxis setzt diese Grenze heute aber erst bei einer Grosse ein die viele Orgeln nicht erreichen Falls in Ausnahmefallen doch konnen problemlos Spielhilfen zur Druckpunktreduzierung Balancier oder Vorventile eingesetzt werden Die einfachste Art der Trakturfuhrung ist die hangende Traktur Diese kommt ohne Winkel und Wippen aus Die Ventile mussen sich dabei fast senkrecht uber dem eingebauten Spielschrank also nach vorne zum Prospekt hin befinden da beim Niederdrucken der Tasten uber Abstrakten und eventuell ein Wellenbrett die Ventile direkt geoffnet werden Diese Art der Trakturfuhrung ist fur das Brustwerk das Hauptwerk und das Oberwerk moglich Die Traktur zum Ruckpositiv ist bei klassischen franzosischen Orgeln meist so realisiert dass beim Niederdrucken der Taste ein Stecher nach unten auf eine Wippe druckt die auf der anderen Seite das Ventil nach oben zieht Die Lange der Wippe und damit der Abstand zwischen Klaviatur und Ruckpositivwindlade ist dabei auf ca 1 50 m begrenzt da der Tastengang sonst zu gross wurde Auf ein Wellenbrett kann dabei in der Regel verzichtet werden da die Wippen strahlenformig angeordnet werden konnen 2 Obwohl sich gegen Ende des 19 Jahrhunderts die pneumatische Traktur immer mehr durchsetzte experimentierten die Orgelbauer zunachst mit elektrischen Systemen Auf Grund der zahlreichen Vorteile ist die mechanische Traktur seit Mitte des 20 Jahrhunderts wieder die oft gewahlte Spieltraktur 3 Pneumatisch Bearbeiten nbsp Bleirohre der pneumatischen Traktur Schwarz Orgel des Salemer Munsters 1900 1901 nbsp Alter originaler pneumatischer Spieltisch in St Petri Liebenrode Links unten Windversorgung des Spieltisches rechts davon Abgange zu den Steuerungsmembranen der WindladenAls erster Orgelbauer stattete Henry Willis bereits ab 1870 einige seiner Orgeln mit einer pneumatischen Traktur aus die im Prinzip einem aus dem Spieltisch hin zur Windlade verlagerten Barkerhebel entspricht Die pneumatische Spieltraktur setzte sich dann in den letzten Jahrzehnten des 19 Jahrhunderts langsam durch und wurde gegen Ende jenes Jahrhunderts zur wohl gebrauchlichsten Trakturart bei Orgelneubauten besonders bei grosseren Orgelneubauten Im Laufe der Zeit entwickelten sich mehrere verschiedene Formen der Pneumatik Ihnen allen liegt aber ein gemeinsames Prinzip zu Grunde Die Tasten selbst betatigen nur kleine Steuerventile Diese lassen oder entlassen die Luft durch lange dunne Bleirohre Bleikondukten Damit werden weitere Balgchen und Ventile gesteuert die letztlich dafur sorgen dass die Pfeifen erklingen 4 So sehr diese Bauform fur einige Zeit besonders bei grosseren Orgeln zum Standard wurde so vielschichtig sind die Grunde fur ihre allmahliche Einfuhrung Obgleich sich im 18 Jahrhundert barocke Orgelbauer selbst vornehmlich als Handwerker und nicht als Kunstler ansahen erschufen sie sowohl klanglich als auch technisch oft hervorragende Instrumente Mit der im 19 Jahrhundert einsetzenden Industrialisierung galten aber grundlegend andere Ideale Die Orgel wandelte sich vom kunstlerischen Unikat zur sogenannten Fabrikorgel Die ersten Schritte auf diesem Weg waren in dem Simplifikationssystem von Georg Joseph Vogler zu sehen Fur eine simple preisgunstig und schnell gebaute Fabrikorgel war es entschieden einfacher zahlreiche lange Bleikondukten zu verlegen als eine prazise und hochwertige mechanische Traktur zu bauen Der Bereich der Musik besonders der Kirchenmusik hatte nicht mehr den hohen Stellenwert wie in den Jahrhunderten zuvor Obgleich vor allem fruhe Formen der Pneumatik deutliche Verzogerungen beim Spiel verursachten nahm man diesen Nachteil letztlich hin zumal sich nur mit dieser Trakturart ein weiterer Vorteil realisieren liess Der romantische Zeitgeschmack forderte Orgeln mit vielen tiefen weichen und grundtonigen Registern welche relativ viel Wind verbrauchten Eine mechanische Traktur fur derartige Orgeln ware besonders im Bassbereich sehr schwer spielbar gewesen Ferner wurden in dieser Zeit gerne zahlreiche Sub und Superoktavkoppeln gebaut um den gewunschten Orgelklang erzeugen zu konnen Sowohl technisch einfache Herstellung wie auch spieltechnisch leichte Spielart hat in dieser Hinsicht die pneumatische Traktur deutliche Vorteile Der grosste Nachteil der pneumatischen Traktur ist die teilweise sehr grosse Verzogerung zwischen Tastendruck und Pfeifenansprache Besonders gravierend war das Problem der Verzogerung bei den ersten Bauformen die auf einem Zuluft Prinzip beruhten Durch den Tastendruck stromt Luft in ein Balgchen oder eine aufblasbare Membran Hierdurch werden ein oder mehrere weitere Ventile betatigt die schlussendlich den Pfeifenwind in die Pfeifen stromen lassen 5 Spatere verbesserte Formen der pneumatischen Traktur beruhten auf dem Entlastungs oder Windauslasssystem Bei der Membran oder Taschenladestehen die Pfeifen auf Rohrstutzen die durch eine aufgeblasene Membran oder Tasche am unteren in der Windlade befindlichen Ende verschlossen werden Erst beim Druck auf eine Taste fallt diese Membran oder Tasche zusammen und lasst den Pfeifenwind uber den Rohrstutzen in die betreffende Pfeife stromen 6 Bei diesem System muss es zwangslaufig eine Windanlage geben die Wind unterschiedlichen Drucks bereitstellt Soll eine Pfeife erklingen ist es einer schnellen Funktionsweise dieses Prinzips sogar sehr zutraglich dass die Membranen auch durch den auf sie wirkenden Pfeifenwind zusammengedruckt werden Sollen Pfeifen hingegen nicht erklingen mussen die Membranen aufgeblasen bleiben und zwar gegen den auf den Teil ihrer Flache wirkenden Pfeifenwind Der die pneumatische Traktur versorgende Wind muss dementsprechend einen ausreichend hoheren Druck haben Das Problem der Verzogerung ist aber auch damit nicht vollstandig gelost Bei gut gepflegten Auslasssystemen ist diese spurbar aber nicht dramatisch Uber schlechte verschlissene Trakturexemplare gibt es heute nicht mehr nachprufbare Schilderungen dass die Verzogerungen fast bis zu einer Sekunde dauern konnte Obgleich mit der Entfernung des Spieltischs und somit der Lange der Bleikondukten vom Prinzip her die Verzogerung zunahm war man mit der pneumatischen Traktur in vertretbarem Masse auch in der Lage freistehende Spieltische zu bauen die wenige Meter von der Orgel entfernt stehen konnten Ein Hauptbestandteil jeder pneumatischen Traktur ist eine grosse Zahl kleiner Balgchen Taschen und oder Membranen Je nachdem wie zuganglich diese in den Windladen verbaut wurden konnte es bei einer Wartung oder Reparatur Probleme geben Ein ganz besonderer Nachteil war jedoch dass diese Bauteile recht storanfallig waren und oft schon nach wenigen Jahrzehnten komplett ausgetauscht werden mussten eine solide mechanische Traktur kann hingegen mehrere Hundert Jahre halten Das Fehlen eines spurbaren Druckpunktes beim Anschlagen einer Taste ist ein weiterer Nachteil der pneumatischen Traktur 7 Siehe auch Barkerhebel Elektro pneumatisch Bearbeiten nbsp Relais einer elektro pneumatischen TrakturMit dem Aufkommen der Elektrik zum Ende des 19 Jahrhunderts wurden die pneumatischen Trakturen teilweise durch elektrische Elemente erganzt Zunachst war die Elektrifizierung mit dem Problem verbunden eine angenehme und weiche Spielart zu gewinnen Die Konstruktion der Kontakte an der Wende zum 20 Jahrhundert machte zunachst eine pneumatische Steuerung im Spieltisch notwendig deren kleine Balgchen die Betatigung der Kontakte ubernahm Mit der Erfindung von langen bruchsicheren Tastenkontakten aus Feinsilber wurde diese Konstruktion um 1910 uberflussig 8 Die Kontaktgebung erfolgte jetzt von den Tasten direkt der elektrische Impuls wird durch ein Kabel mit geringem Querschnitt auf einen Elektromagneten mit eingebauter Funkenloschung ubertragen Der Trakturweg kann fast unbegrenzt lang und kompliziert sein und Orgeln konnten mit fahrbaren Spieltischen ausgestattet werden So waren auch fortan Fernwerke nahezu ohne technische Verzogerung spielbar Die Verbindung von Elektrik und Pneumatik bietet sich vor allem bei Membran und Taschenladen sowie Kegelladen an wobei das Relaisventil dann elektrisch gesteuert wird Gegenuber der rein pneumatischen sowie der rein elektrischen Traktur ergeben sich verschiedene Vorzuge Durch den Einbau eines pneumatischen Vorrelais spart man pro Ton bei Registerkanzellenladen an Elektromagneten Wahrend bei elektropneumatischer Traktur nur ein einziger Magnet pro Ton und Windlade notig ist um die Pneumatik zu aktivieren die dann alle Ventile gemeinsam hebt braucht man bei einer rein elektrischen Lade pro Kegel einen Elektromagneten Folglich sind Kegelladen in der Regel aus praktischen Grunden nie rein elektrisch sondern immer in Kombination mit Pneumatik ausgefuhrt Eine bezahlbare zuverlassige und brandsichere Stromversorgung fur eine grosse Anzahl leistungsstarker Elektromagnete war lange Zeit nicht verfugbar Die Aufgaben der Traktur waren daher wie folgt aufgeteilt Alleine die Uberwindung des Wegs zwischen Taste und Ventil sowie Koppelmoglichkeiten was bei hintergeschalteten pneumatischen Relais keine grosse Energie verbraucht geschah elektrisch und damit verzogerungsfrei Die kraft und energieaufwandige Arbeit namlich das Offnen der Pfeifenventile geschah weiterhin pneumatisch Die elektro pneumatische Traktur wird auch verkurzend und missverstandlich als elektrisch bezeichnet 9 Elektro mechanisch Bearbeiten Schon 1852 wurde in Frankreich eine rein elektrisch gesteuerte Orgel gebaut aber 1863 hatte Walcker in Boston und auch noch 1878 Weigle zur Weltausstellung in Paris die Probleme mit den Kontakten und die Stromversorgung durch Batterien noch nicht praxisreif gelost weshalb zunachst die pneumatische Traktur gebaut wurde Seit etwa Mitte des 20 Jahrhunderts werden Orgeln gelegentlich auch mit elektro mechanischer Traktur ausgerustet Unter jedem Spielventil befindet sich ein kleiner Elektromagnet der das Ventil offnet Das System ist zwingend notwendig in Verbindung mit der seltenen Kastenlade und findet ansonsten fast ausschliesslich in der Schleiflade Verwendung Die elektro mechanische Traktur arbeitet fast verzogerungsfrei und kann beliebig grosse Ventile steuern Besonders haufig verbaut bzw sogar unverzichtbar war die sogenannte elektrische Traktur bei den Multiplexorgeln Aus extrem wenigen Pfeifenreihen mit jeweils deutlich grosserem Tonumfang als den normalen 4 1 2 Oktaven wurden zahlreiche Register in verschiedensten Fusstonlagen herausgegriffen 10 Eine derart komplexe aber auch je nach Anzahl der eingeschalteten Register wahlweise flexible Verbindung zwischen den Tasten einerseits und den Ventilen andererseits ist nur mit der elektro mechanischen Traktur moglich Auch wenn heutzutage besonders im Bereich der Spieltrakturen die mechanische Variante wieder im Vordergrund steht gibt es bei fast allen grosseren Neubauten besonders fur Konzertsale einen zweiten fahrbaren elektrisch verbundenen Spieltisch oder auch vereinzelte Werke die nicht uber Abstrakten erreichbar sind Neben der Ubertragung durch Funk oder Lichtwellenleiter bedeutet die Umstellung der binaren Steuerungstechnik auf digitale Steuerungstechnik die derzeit grosste Innovation im Bereich der Ansteuerung der Tonventile Die Verwendung digitaler Steuerungstechnik ermoglicht neben samtlichen denkbaren Echtzeitbearbeitungen angefangen von einfacher Transponierung bis hin zu komplexen Spezialkoppeln auch die Verwendung von MIDI Systemen zur kompletten Steuerung des Instrumentes von aussen sowie zur Aufzeichnung und damit auch spateren Wiedergabe des Orgelspiels Der elektromagnetische Offnungsvorgang des Ventils lasst sich vom Spieler bislang aber nicht beeinflussen und auch nicht erspuren da ohne mechanische Verbindung auch keine Ubermittlung des Druckpunktes stattfindet 7 Es wird jedoch erforscht wie sich das interaktive Verhalten einer mechanischen Traktur mechatronisch nachbilden lasst Mischformen Bearbeiten Mischformen gibt es gelegentlich in folgenden Fallen Fernwerke konnen auf Grund des Abstands zur Hauptorgel fast immer nur elektrisch angesteuert werden Um ein zu schweres Spielen bei vielen eingeschalteten Koppeln zu verhindern werden die Koppeln gelegentlich elektrisch gebaut oder selten auch zur Auswahl des Spielers doppelt sowohl mechanisch wie elektrisch Diese Erleichterung der Spielart gewinnt an Bedeutung nachdem in neuerer Zeit auch Sub und Superoktavkoppeln immer haufiger gebaut werden Einzelne Register werden entweder aus Platzgrunden z B 32 Register oder aus akustischen Grunden z B Tuba entweder weit entfernt von der zugehorigen Windlade oder sogar ganz ausserhalb der Orgel platziert Die Ansteuerung dieser einzelnen Register ist in der Praxis dann auch nur durch Kastenladen mit elektrischen Ventilen sinnvoll Unabhangig davon mussen manchmal sehr grosse Orgeln mit einem zweiten weiter entfernten auch sogar fahrbaren Spieltisch ausgestattet werden Dies kann auch die liturgische Verwendungsfahigkeit einer Kirchenorgel erheblich erweitern Oft besitzen solche Orgeln einen Spieltisch mit mechanischer Traktur im Hauptgehause der Orgel wahrend der zweite ggf mobil ausgelegte Spieltisch nur elektrisch realisiert werden kann Bei Orgeln die so ausgerichtet sind liegt der Grund aber seltener darin dass beide Spieltische gleichzeitig bespielt werden sollen Dennoch ist die Darstellung von Musik fur zwei Orgeln vielleicht unter Zuhilfenahme technischer Horhilfen durchaus moglich Mit dem Spieltisch mit elektrischer Traktur konnen auch andere Nebenorgeln einer Kirche angespielt werden Soweit es sich dabei nicht z B um ein Echowerk uber dem Kirchengewolbe handelt haben diese Nebenorgeln in aller Regel ebenfalls einen eigenen im Idealfall mechanischen Spieltisch Registertraktur BearbeitenDie Registertraktur oder Registratur hat die Aufgabe den Schaltimpuls vom Spieltisch an die Windlade zu ubertragen so dass die Vorrichtung der Windlade zum An bzw Abschalten der gewunschten Registern aktiviert wird Anstelle der Kastenlade Kegellade Membranlade und der Springlade besitzen die meisten der heute gebauten Orgeln Schleifladen gleich ob bei mechanischer oder elektrischer Traktur In all diesen Fallen ist die Registertraktur entweder die mechanische Verbindung zwischen den Registerzugen und den Schleifen oder aber die elektrische Verbindung zwischen den Registerzugen Registerwippen oder Registertastern und den Schleifenzugmotoren oder Schleifenzugmagneten Bei mechanischen Kegelladen sowie bei Orgeln mit pneumatischer Traktur sorgt eine durch den Registerzug beeinflusste Windsteuerung dafur ob ein Register klingt oder nicht Dies kann auf recht einfache Art z B pneumatische Kegellade aber auch technisch sehr komplex geschehen Pitman Lade 11 Die Registerzuge sind im Spieltisch einer Orgel fast immer seitlich der Manuale untergebracht und mit Namensschildchen versehen Wie bei der Spieltraktur gibt es verschiedene Arten einer Registertraktur Mechanisch Bearbeiten Bei der mechanischen Registertraktur wird durch das Ziehen oder durch das Zuruckschieben eines Registerzugs eine Mechanik aus Zugstangen und Wellen bewegt die bewirkt dass die Schleife in der Windlade verschoben wird und so ein bestimmtes Register der Orgel spielbar wird Fruher wurden Zugstangen und Wellen fast ausschliesslich aus Holz hergestellt Besonders die Wellen mussten dann bei grosserer Lange zur Erreichung der notwendigen Verwindungssteifheit einen relativ grossen Durchmesser haben etwa 5 cm oder mehr Oft werden daher heute auch Metallwellen verbaut die bei deutlich geringerem Durchmesser ebenso verwindungssteif sind Pneumatisch Bearbeiten nbsp Pneumatische Schleifenzugeinrichtung mit elektrischem VorgelegeDie pneumatische Registertraktur wurde von Cavaille Coll erfunden Er hat sie bei seinen beiden grossten Pariser Orgeln in St Sulpice 1863 und in Notre Dame 1866 realisiert 12 Zwei etwa handgrosse Balge die wechselseitig angesteuert werden ubernehmen die Bewegung einer Schleife der Schleiflade Damit ersetzte man fallweise eine komplizierte Trakturwegsfuhrung und gewinnt zugleich Moglichkeiten zur Einrichtung von Spielhilfen wie den Registerschweller und spater die freien Kombinationen Im allgemeinen Sinn findet man heutzutage die pneumatische Registertraktur in vielen historischen Orgeln des 19 Jahrhunderts dann meist in Verbindung mit Kegelladen Das Register wird in diesem Fall mit Hilfe eines einzelnen Balges aktiviert Derzeit wird sie nahezu nicht mehr gebaut wie auch die elektro pneumatische Registertraktur die man haufig in Kombination mit Taschen und Membranenladen vorfindet Vereinzelt wurde auch bei neobarocken Schleifladen Orgeln in den 40er 60er Jahren wieder eine pneumatische Registersteuerung wie zur Anfangszeit gebaut da die entsprechenden elektrischen Systeme noch nicht zuverlassig genug arbeiteten Durch die Bereitstellung serienreifer Magnete und Motoren fur die Schleifenbewegung geriet diese Bauweise im modernen Orgelbau endgultig in Vergessenheit Elektrisch Bearbeiten nbsp Innenansicht einer elektrischen Registertraktur links die Registerzuge nbsp Elektrische SchleifenzugmagneteBei der elektrischen Registertraktur wird dieser Vorgang elektrisch gesteuert was den Vorteil hat dass man Registrierhilfen wie zum Beispiel Freie Kombinationen haufig in Verbindung mit einem Sequenzer verwenden kann die eine Vorprogrammierung von Registerkombinationen erlauben 13 Haufig werden hier anstelle der gebrauchlichen Registerzugen auch Registerwippen oder Registertaster verwendet Ein Elektromagnet Schleifenzugmagnet oder Elektromotor Schleifenzugmotor wird aktiviert der die Schleife in der Schleiflade verschiebt meist ist diesem eine magnetische Bremse gegengeschaltet die ein gerauschloses Verschieben der Schleife gewahrleisten soll und diese am Ende des Vorgangs abbremst sodass ein storendes Klappern und Schlagen so weit wie moglich gedampft wird Auch bei der elektrischen Registertraktur findet ein Wandel statt von der analogen hin zu digitalen Signalubertragung Die armdicken Kabelstrange mit je einem Stromkabel fur jede Taste und jeden Schalter sind heute handelsublichen Netzwerkkabeln Lichtwellenleitern oder gar Funkubertragung gewichen Fahrbare elektrische Spieltische konnen mitunter an mehreren Stellen des Raumes durch einfaches Einstecken mit der Orgel verbunden werden Auch komplizierte Schaltungen sind moglich wie z B die Registerfessel welche es vereinzelt schon bei pneumatischen Registertrakturen gab Doppelregistratur Bearbeiten Bei der Doppelregistratur wird eine vollfunktionsfahige mechanische Traktur mit Hilfe von Schleifenzugmagneten oder Schleifenzugmotoren auch elektrisch steuerbar So lassen sich auch bei einer eigentlich mechanischen Registertraktur elektronische Spielhilfen realisieren Der Nachteil dieses doppelten Systems ist von Fall zu Fall eine etwas kraftaufwendigere manuelle Bedienung der mechanischen Registertraktur da die Schleifenzugmagneten oder Schleifenzugmotoren mitbewegt werden mussen Siehe auch BearbeitenSpielhilfeWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Traktur Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenLiteratur BearbeitenWolfgang Adelung Einfuhrung in den Orgelbau 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Breitkopf amp Hartel Wiesbaden 1991 ISBN 3 7651 0279 2 2 Auflage 2 uberarbeiteten und erweiterten Ausgabe ebenda 2003 Hermann J Busch Matthias Geuting Hrsg Lexikon der Orgel Orgelbau Orgelspiel Komponisten und ihre Werke Interpreten Laaber Verlag Laaber 2007 ISBN 978 3 89007 508 2 Hans Klotz Das Buch von der Orgel Uber Wesen und Aufbau des Orgelwerkes Orgelpflege und Orgelspiel 14 Auflage Barenreiter Kassel u a 2012 ISBN 3 7618 0826 7 Harald Vogel Kleine Orgelkunde Dargestellt am Modell der Fuhrer Orgel in der altreformierten Kirche in Bunde Beitrage zur Orgelkultur in Nordeuropa Bd 2 2 Auflage Noetzel Wilhelmshaven 2008 ISBN 978 3 7959 0899 7 Einzelnachweise Bearbeiten Vogel Kleine Orgelkunde 2008 S 16 Jurgen Weyers Er heisst Silbermann und sein Werk seyn gulden In Organ Heft 2 98 Mainz 1998 S 12 Klotz Das Buch von der Orgel 2004 S 28 Vogel Kleine Orgelkunde 2008 S 17 Klotz Das Buch von der Orgel 2004 S 30 31 Klotz Das Buch von der Orgel 2004 S 34 a b Klotz Das Buch von der Orgel 2004 S 37 38 Gerhard Wagner in Die Voit Orgel in der Stadthalle Heidelberg Guderjahn Heidelberg 1993 ISBN 978 3924973599 S 24 und 30 Wolfgang Adelung Einfuhrung in den Orgelbau 2 Auflage Breitkopf amp Hartel Wiesbaden 2003 ISBN 3 7651 0279 2 S 147 148 Klotz Das Buch von der Orgel 2004 S 103 104 Klotz Das Buch von der Orgel 1988 S 36 37 Walter Ladegast Hrsg Friedrich Ladegast Der Orgelbauer von Weissenfels Weidling Stockach 1998 ISBN 3 922095 34 8 S 84 Klotz Das Buch von der Orgel 2004 S 38 Baugruppen der Orgel Windwerk Spieltisch Traktur Windlade Register Orgelpfeife Prospekt Normdaten Sachbegriff GND 7664924 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Traktur amp oldid 238114880 Registertraktur