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Als Reichsitalien oder Konigreich Italien lateinisch regnum Italicum wird der von den Herrschern des Heiligen Romischen Reiches beanspruchte Teil Italiens im Mittelalter und der Fruhen Neuzeit bezeichnet Seit Otto I versuchten die romisch deutschen Kaiser ihre Macht im Gebiet des alten Langobardenreichs in Oberitalien durchzusetzen Diese Form der Italienpolitik war mit dem Ende der Staufer Ende des 13 Jahrhunderts faktisch vorbei Bis zur Auflosung des Heiligen Romischen Reiches 1806 bestand das Konigreich Italien aber offiziell weiter und die Kaiser blieben Lehensherren fur eine Reihe von Territorien Inhaltsverzeichnis 1 Mittelalter 1 1 Entstehung 1 2 Stauferzeit 1 3 Spatmittelalter 2 Fruhe Neuzeit 2 1 Entwicklung 2 2 Lage und Zusammensetzung 2 3 Reichsrechtlicher Status 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenMittelalter BearbeitenEntstehung Bearbeiten nbsp Eiserne Krone der Langobarden Domschatz zu MonzaDas 568 gegrundete Langobardenreich war von Karl dem Grossen 774 erobert und mit dem Frankenreich vereint worden Nach dem Niedergang des Karolingerreichs wurde es vom Ende des 9 bis zur Mitte des 10 Jahrhunderts von lokalen Herrschern sogenannten Nationalkonigen regiert die dem in die Lombardei eingewanderten frankischen Adel entstammten Der romisch deutsche Konig Otto I heiratete in Pavia im Oktober 951 Adelheid von Burgund die Witwe des italienischen Konigs Lothar II und ubernahm von ihr die langobardische Konigskrone die Eiserne Krone die seit Ende der Volkerwanderung die Herrschaft uber die Langobarden symbolisierte Adelheid hatte ihn gegen die usurpatorischen Nachfolger ihres Mannes Berengar II und dessen Sohn Adalbert zu Hilfe gerufen nachdem sie sich geweigert hatte Adalbert zu heiraten Berengar unterwarf sich und wurde Lehnsnehmer Konig Ottos Dieser verband dadurch das Ostfrankenreich bzw das schliesslich entstehende romisch deutsche Reich mit dem italienischen Konigreich regnum Italiae 1 Damit begann die Italienpolitik der romisch deutschen Herrscher des Mittelalters die sich oft recht problematisch gestaltete Die Macht der Kaiser stutzte sich insbesondere auf die Ernennung von Bischofen und die Vergabe von Grafenrechten an diese 2 Das Reichskirchensystem war weniger leistungsfahig als in Deutschland Im Vergleich zum Reich nordlich der Alpen war die weltliche Macht der Bischofe eng begrenzt nicht zuletzt weil der Einfluss der seit dem 10 Jahrhundert entstehenden Stadtgemeinden wuchs Diese begannen bereits seit der Wende zum 11 Jahrhundert eigenmachtig zu handeln Auch der fruhe italienische Adel stand in einer relativ lockeren Verbindung zum Kaiser 3 Fuhrende Territorialherren in Oberitalien waren die Arduine in den Markgrafschaften Turin und Susa die Markgrafen von Ivrea die Aleramiden die Obertenghi die diversen Grafschaften in Trient und Friaul die Markgrafen von Verona die Grafen von Canossa in der Emilia Romagna die Bonifacier und Bosoniden in der Markgrafschaft Tuscien und die Herzoge von Spoleto nbsp Konigreich Italien 781 1014 Nach dem Tod Ottos III war die kaiserliche Macht in Italien geschwacht so dass sich Arduin von Ivrea zum Konig von Italien wahlen lassen konnte Trotz verschiedener Feldzuge Heinrichs II konnte Arduin zunachst nicht besiegt werden erst Bischof Leo von Vercelli gelang dies Konrad II bemuhte sich die Herrschaft wiederherzustellen Er versuchte die Grossen fur sich zu gewinnen und bekampfte auch das Rauberunwesen Innerhalb Italiens hatte sich ein Gegensatz zwischen den Grossen capitanei die ihr Land bereits erblich besassen als Fahnlehen des Heiligen Romischen Reiches und den kleinen Lehensleuten valvassores entwickelt die ebenfalls bestrebt waren ihre Lehen zu erblichem Besitz zu machen Es kam zu Aufstanden der valvassores Konrad entschied 1037 mit der Constitutio de feudis zugunsten der valvassores die seither ihre Lehen ebenfalls erblich besassen 4 Stauferzeit Bearbeiten Mit dem Investiturstreit geriet das Reichskirchensystem in Italien in die Krise Die Stadte begannen hingegen an Macht zu gewinnen 5 vor allem aufgrund ihrer wirtschaftlichen Leistungsfahigkeit Die Kaiser Friedrich I und Heinrich VI bemuhten sich um die Erneuerung der kaiserlichen Macht in Reichsitalien Beide verbrachten einen erheblichen Teil ihrer Herrschaftszeit selbst in Italien Bei ihrer Abwesenheit wurden sie durch Legaten vertreten 6 Friedrich I versuchte 1158 auf dem Reichstag von Roncaglia die Herrschaft uber die Stadte in Oberitalien wieder zu gewinnen und insgesamt die Verhaltnisse zugunsten des Kaisers neu zu ordnen Er versuchte die vom Papst beanspruchten Mathildischen Guter fur das Reich zuruckzugewinnen Er beanspruchte die Zahlung ausstehender Steuern drangte auf Pfalzen in den Stadten und versuchte die Regalien die sich meist in Verfugung der Stadte befanden fiskalisch und politisch zu nutzen Friedrich wollte durch die Investitur der kommunalen Magistrate die Kontrolle der Kommunen verstarken 7 All dies fuhrte aber zum Widerstand der lombardischen Stadte wie auch des Papstes Schliesslich musste der Kaiser 1177 1183 die Wahl der Burgermeister anerkennen 8 nbsp Italien im 12 13 JahrhundertFriedrich II konnte die kaiserliche Macht in Italien erneut festigen Er begann die Herrschaftsstrukturen denen des Konigreichs Sizilien anzugleichen In unterworfenen Stadten setzte er Burgermeister ein In Reichsitalien wurden zehn Generalvikariate eingerichtet Die Leitung ubernahmen Vertraute aus Suditalien oder Mitglieder der kaiserlichen Familie Die Vikare verfugten uber einen Beamtenstab und unterstanden dem Kaiser bzw dessen Sohn Enzio von Sardinien der seit 1239 Generallegat fur Italien war Das aus dem sizilianischen Grossgericht hervorgegangene Hofgericht war auch fur Reichsitalien zustandig 9 Der kaiserliche Besitz in Italien vor allem in Oberitalien zerfiel seit dem Hochmittelalter in zahlreiche Lehen des Reiches Darunter waren zehn grossere Gebiete und etwa 250 kleinere Lehen 10 Im Reich war der Erzbischof von Koln als Reichserzkanzler fur Italien zustandig Allerdings verlor das Amt bereits im Hochmittelalter an praktischer Bedeutung In Bezug auf die inneritalienische Politik war das Mittelalter durch den Konflikt zwischen Ghibellinen und Guelfen also den Anhangern des Kaisers beziehungsweise des Papstes gepragt In dieser politischen Fehde standen sich je nach Vorherrschaft der einen oder anderen Partei ganze Stadte und Regionen gegenuber aber auch die Familien und Notablen der einzelnen Stadtstaaten Spatmittelalter Bearbeiten nbsp Italien 1499Die kaiserliche Prasenz in Form der Italienzuge wurde nach dem Ende der Staufer geringer Das schwache Konigtum in Deutschland war nicht in der Lage die Macht des Reiches in Italien aufrechtzuerhalten Allerdings blieb Reichsitalien bis in das 14 Jahrhundert hinein fur das Reich von grosser Bedeutung Heinrich VII versuchte wahrend seines Italienzuges 1310 1313 noch einmal letztendlich vergeblich Reichsitalien zu befrieden und der kaiserlichen Macht zu unterwerfen Immerhin erlangte er 1312 als erster Konig nach Friedrich II die Kaiserkrone und setzte die Visconti fur Mailand und andere Signori als Reichsvikare ein Er starb im August 1313 in Italien wahrend eines geplanten Feldzugs gegen das Konigreich Neapel ohne sein Hauptziel erreicht zu haben Die nachfolgenden romisch deutschen Konige verzichteten hingegen weitgehend auf eine Italienpolitik alten Stils Ludwig der Bayer hat sich 1328 in Rom in Abwesenheit des Papstes mit dem er in Konflikt lag kronen lassen Karl IV unternahm als romisch deutscher Herrscher zwei Italienzuge 1355 sowie 1368 69 wobei ihm der erste die Kaiserkrone einbrachte Er vergab gegen Bezahlung an Stadte und Signorien kaiserliche Privilegien 11 Der papstliche Versuch die Verfugungsgewalt uber Reichsitalien zu erlangen scheiterte allerdings ebenfalls 12 Durch die Eroberung der Terraferma durch Venedig seit dem 14 Jahrhundert gingen weite Gebiete verloren 13 Im 15 Jahrhundert wurde Reichsitalien zu einer eher peripheren Region des Reiches Allerdings spielte noch Maximilian I dort zumindest zeitweise eine relativ aktive Rolle Fruhe Neuzeit BearbeitenEntwicklung Bearbeiten nbsp Karl V erneuerte die kaiserliche Macht in OberitalienMaximilian und sein Enkel Karl fuhrten zwischen 1494 und 1559 zehn Kriege gegen Frankreich um Reichsitalien 14 Karl V konnte dank seiner ihm zur Verfugung stehenden Ressourcen zahlreiche Reichsrechte wiederherstellen Er war auch der letzte Kaiser der sich von einem Papst kronen liess 1530 in Bologna Im Jahr 1531 kam es zu einer Reichsexekution gegen die aufsassige Stadtrepublik Florenz zugunsten der Medici Diese wurden mit dem Herzogtum Toskana belehnt Im Jahr 1555 erfolgte eine weitere Reichsexekution gegen Siena dessen Gebiet der Toskana zugeschlagen wurde Gegen den Zugriffsversuch des Papstes wurde das Herzogtum 1569 zum Grossherzogtum erhoben 15 Als die osterreichischen Habsburger die Kaiser stellten ergab sich das Problem dass sie selbst zunachst uber kein italienisches Territorium verfugten Die spanischen Habsburger als starkste Macht in Italien bedrohten daher auch kaiserliche Rechte Dies war einer der Grunde derentwegen Ferdinand I sich weigerte Philipp II das Reichsvikariat uber Italien zu ubergeben Insbesondere zur Zeit Rudolfs II waren die kleinen Reichslehen durch das spanisch beherrschte Mailand bedroht Der Mantuanische Erbfolgekrieg 1628 1631 war ein Konflikt bei dem Ferdinand II gegen den Widerstand Frankreichs versuchte das Gebiet als erledigtes Lehen einzuziehen und neu zu verleihen Umgekehrt versuchte Frankreich die kaiserliche Lehensordnung in Reichsitalien zu beseitigen 16 Danach war Reichsitalien ein Nebenkriegsschauplatz des Dreissigjahrigen Krieges Da der Krieg zwischen Spanien und Frankreich bis 1659 weiterging blieben auch die spanischen Besitzungen in Reichsitalien umstritten und der Kaiser als Lehnsherr griff mehrfach militarisch ein 17 Vergeblich versuchte Philipp IV 1653 1654 sich die Lehnshoheit uber Reichsitalien ubertragen zu lassen Mit dem Nachlassen der spanischen Macht und dem wachsenden franzosischen Einfluss am Ende des 17 Jahrhunderts insbesondere seit der Zeit Leopolds I begann der Hof in Wien damit den kaiserlichen Einfluss in Italien wieder zu starken Italien wurde ein weiteres Standbein der Grossmacht Osterreich Leopold I und Joseph I bezogen betrachtliche Geldsummen aus Reichsitalien fur ihre Kriege Im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges versuchte der bourbonische spanische Konig Philipp V die Lehnshoheit fur Spanien in Anspruch zu nehmen Tatsachlich leisteten ihm 1702 einige Fursten den Vasalleneid Nach der Schlacht von Turin setzte sich der Kaiser militarisch durch Unter dem Plenipotentiar Castelbarco wurde Reichsitalien zu einem lehnsrechtlichen Experimentierfeld Fur einige Herren und Stadte erwies es sich als attraktiv vom Kaiser die Investitur zu erhalten Andere taten dies nur widerwillig Insgesamt nutzte die kaiserliche Seite die Gelegenheit nach dem Sieg um kaiserliche Lehen zu sammeln und umstrittene Gebiete fur sich zu reklamieren Es wurden Abgaben eingetrieben Gegen unbotmassige Herrscher ging Wien mit harter Hand vor Die Herrscher von Mantua Mirandola und Piombino und einige kleinere Herren verloren ihre Lehen Allerdings folgte das Vorgehen haufig der Logik des Krieges und nicht einer Systematik Im Ubrigen war die Lehenspolitik zwar eine fur den Kaiser vorteilhafte Sache lasst sich aber nur bedingt als Politik zur Starkung des Reiches verstehen 18 Leopold I erkaufte die Gefolgschaft Savoyens mit der Abtretung eines Teils des Herzogtums Mailand und der Reichslehen in der Langhe Wegen Anspruchen von Reichslehen im Kirchenstaat kam es 1708 zu dem letztlich ergebnislosen Comacchiokrieg zwischen Papst Clemens XI und dem Kaiser Joseph I Dieser anachronistische Konflikt der die Aufmerksamkeit von Leibniz oder Lodovico Antonio Muratori erregte erinnerte an die Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Papst im Mittelalter Ohne Unterstutzung durch die Franzosen musste der Papst letztlich nachgeben 19 Am Ende des Spanischen Erbfolgekrieges fielen dann die meisten spanischen Besitzungen in Oberitalien insbesondere das Herzogtum Mailand an die osterreichischen Habsburger Unter Karl VI wurde die Italienpolitik fortgesetzt Allerdings verlor das Kaisertum an Ansehen dabei spielte der korrupte und fur Italien zustandige Spanische Rat eine wichtige Rolle Es gab sogar Plane Reichsitalien ganz vom Reich zu trennen und ein Reich unter Oberhoheit des Papstes zu schaffen Bedroht und militarisch bekampft wurde die osterreichische Vorherrschaft in Oberitalien wahrend des Polnischen Erbfolgekrieges und nach dem Tod Karls VI durch den Osterreichischen Erbfolgekrieg In diesem Zusammenhang griff Ludwig XV 1744 die Idee von der Trennung Reichsitaliens vom Reich auf scheiterte damit aber am Widerstand Karl Emanuels III von Sardinien Im Frieden von Aachen von 1748 wurde die Lehnshoheit des Reiches uber Reichsitalien bestatigt Bereits seit 1737 war das Grossherzogtum Toskana im Besitz von Franz Stephan von Lothringen dem Ehemann Maria Theresias der es nach dem Aussterben der Medici durch den Frieden von Wien in einem grossen Lander und Gebietstausch zugesprochen bekam Damit hatte Osterreich weiter an Macht in Norditalien gewonnen wahrend die spanischen Bourbonen ihre Herrschaft uber Suditalien festigten Der habsburgisch bourbonische Gegensatz endete auch in Italien mit dem franzosisch osterreichischen Bundnis von 1756 Joseph II versuchte die inzwischen verlorengegangenen kaiserlichen Rechte in Reichsitalien wieder geltend zu machen Mit dem Ausgreifen des republikanischen Frankreichs nach Italien und der Grundung von Tochterrepubliken und spatestens mit dem Ende des Heiligen Romischen Reiches 1806 endete die Geschichte Reichsitaliens 20 Formell bestimmte der Frieden von Campo Formio zwischen Osterreich und Frankreich vom 17 Oktober 1797 im Geheimartikel XI dass die Lehensherrlichkeit der deutschen Kaiser in Italien ihr Ende fand Lage und Zusammensetzung Bearbeiten nbsp Schematischer Uberblick uber Reichsitalien um 1789 Die meisten kleinen Lehen sind nicht sichtbarIm Grossen und Ganzen erstreckte sich Reichsitalien von der franzosischen und Schweizer Grenze bis an die Grenze der Republik Venedig sowie im Suden bis an die Grenze des Kirchenstaates In diesem Gebiet gab es aber auch Territorien auf die andere Machte Anspruche erhoben oder die sich als vollig unabhangig verstanden Im Jahr 1731 bestanden in der Lombardei noch dreizehn Reichslehen Darunter waren Mailand Mantua Montferrat Mirandola und die Furstentumer der Gonzaga wie das Herzogtum Guastalla In Ligurien gab es noch 19 Lehen darunter Gebiete der Familie Doria Hinzu kamen 20 bononesische Reichslehen Darunter waren Modena Ferrara Gebiete der Spinola und der Doria Des Weiteren bestanden zehn Lehen in der Toskana darunter Florenz Piombino Soramo und Comacchio Hinzu kamen elf tirnisanische Reichslehen 21 Als Reichsstadte gehorten auch Lucca und Genua de jure zu Reichsitalien Allerdings hat Genua die Reichszugehorigkeit bestritten und die Institutionen der Reichsjustiz nicht anerkannt Diesen Schritt hat das Reich nicht bestatigt 22 Savoyen mit Piemont gehorten zumindest bis zur Erhebung zum Konigtum in gewissem Sinne zu Reichsitalien Das Land hatte insofern eine Sonderrolle weil es zum oberrheinischen Reichskreis gehorte und Sitz sowie Stimme im Reichstag hatte Zu unterscheiden ist zwischen den grossen Territorien und den kleinen Lehen Gegenuber ersteren waren die kaiserlichen Durchgriffsmoglichkeiten eng beschrankt Anders sah dies im Fall der kleinen Lehen aus Diese bildeten im engeren Sinn Reichsitalien Die Kaiser waren bemuht diese vor den benachbarten grosseren Staaten zu schutzen Notfalls waren sie aber aus ubergeordneten Erwagungen bereit auf ihre Rechte zu verzichten So verzichtete Karl VI zugunsten des Konigreichs Sardinien 1735 auf die Lehen in der Langhe Unterschiede gab es auch in Hinblick auf die Lehnsvergabe Wahrend die grossen Lehen mit grossem Zeremoniell durch den Kaiser selber vergeben wurden geschah dies bei den kleineren durch den Reichshofrat 23 Reichsrechtlicher Status Bearbeiten Die lehnsrechtliche Beziehung zwischen den italienischen Territorien und dem Kaiser blieben bis zum Ende des Heiligen Romischen Reiches bestehen Verfassungsrechtlich ging das Konigreich Italien einen anderen Weg als der Kern des Reiches Die Bestimmungen des Ewigen Landfriedens ab 1495 galten fur Italien nicht 24 Sie wurden auch nicht in die Reichskreisordnung integriert Die Stadte und Fursten Reichsitaliens hatten keine Rechte in der Reichsverfassung Der Kaiser war zwar auch Konig von Italien aber einen Einfluss auf die Wahl hatten die Kommunen und Territorien nicht 25 Die Kaiser erhoben zwar verschiedene italienische Familien in den Reichsfurstenstand Diese hatten aber weder Sitz noch Stimme auf dem Reichstag weshalb die Erhebungen keine reichsrechtlichen Folgen hatten 26 Auch eine italienische Standeversammlung gab es nicht Damit gab es keine Basis fur eine spezifisch italienische Gesetzgebung Diese Entwicklung des Spatmittelalters und der Fruhen Neuzeit steht im Gegensatz zur Zeit bis in das 14 Jahrhundert als Reichsitalien das Gebiet mit der intensivsten kaiserlichen Gesetzgebung gewesen war Im Ergebnis war Italien das am wenigsten verdichtete europaische Konigreich 24 Der Reichshofrat als oberste Lehnsbehorde war fur Reichsitalien die wichtigste Behorde des Reiches Auch diente der Reichshofrat als oberstes Gericht Die Zahl der Falle war so gross dass eigens eine besondere Abteilung lateinische Expedition geschaffen wurde die sich insbesondere mit Reichsitalien beschaftigte Seit 1651 stand der lateinischen Expedition ein Reichshofratssekretar vor Dem Reichshofrat zugeordnet war ein Reichshoffiskal vergleichbar einem Staatsanwalt dessen Aufgabe es unter anderem war entfremdete Reichsrechte ausfindig zu machen 27 Daneben spielte auch die Reichshofkanzlei eine wichtige Rolle Deren lateinische Abteilung war in starkem Masse mit Fragen Reichsitaliens befasst Reichsitalien war grundsatzlich eine Sache des Kaisers aber auch die Reichsstande insbesondere die Kurfursten beanspruchten Mitspracherecht Mehrfach waren italienische Angelegenheiten auch Thema des Reichstages Es existierte seit langem das Amt des Reichsvikars Dieses war zustandig fur einen Teil der italienischen Lehen und wurde an einen einheimischen Fursten ubertragen Es war aber insofern problematisch weil die Inhaber die Stellung weniger zum Nutzen des Kaisers als vielmehr zugunsten ihrer eigenen Interessen nutzten Der Plan eines Generalvikariats mit weit gefassten Kompetenzen wie dies etwa Philipp II von Spanien im 16 oder die Herzoge von Savoyen im 18 Jahrhundert anstrebten wurde daher nie verwirklicht 27 Allerdings konnte Savoyen bereits seit dem 14 Jahrhundert fur sein Territorium die Erblichkeit des Amtes durchsetzen und behauptete seit dem 16 Jahrhundert eine Vorrangstellung 28 Stattdessen entsandten die Kaiser vorubergehende Kommissare Da sich auch diese Art der Einflussnahme als nur begrenzt wirkungsvoll erwies wurde ein einziger Generalkommissar fur ganz Reichsitalien ernannt Diese kaiserliche Vertretung seit dem 17 Jahrhundert und insbesondere ab 1715 war der Plenipotentiar Der Plenipotentiar hatte zunachst seinen Sitz in Mailand seit Karl VI befand sich dieser bis 1801 in Pisa Erstmals gab es damit eine fur ganz Reichsitalien zustandige Zentralbehorde im Land selbst 29 Literatur BearbeitenWolfgang Altgeld Rudolf Lill Kleine Italienische Geschichte Reclam Stuttgart 2004 ISBN 3 15 010558 7 Karl Otmar von Aretin Reichsitalien von Karl V bis zum Ende des Alten Reiches Die Lehensordnungen in Italien und ihre Auswirkungen auf die europaische Politik In Karl Otmar von Aretin Das Reich Friedensordnung und europaisches Gleichgewicht 1648 1806 Klett Cotta Stuttgart 1986 S 76 163 Karl Otmar von Aretin Das Alte Reich 1648 1806 Band 1 Foderalistische oder hierarchische Ordnung 1648 1684 Klett Cotta Stuttgart 1993 ISBN 3 608 91488 9 Elke Goez Geschichte Italiens im Mittelalter Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2010 ISBN 3 89678 678 4 Alfred Haverkamp Italien im hohen und spaten Mittelalter 1056 1454 In Theodor Schieder Hrsg Handbuch der europaischen Geschichte Band 2 Ferdinand Seibt Hrsg Europa im Hoch und Spatmittelalter Klett Cotta Stuttgart 1987 ISBN 3 12 907540 2 S 546 681 Alfred Haverkamp Herrschaftsformen der Fruhstaufer in Reichsitalien Monographien zur Geschichte des Mittelalters Band 1 1 Hiersemann Stuttgart 1970 ISBN 3 7772 7021 0 Roland Pauler Die deutschen Konige und Italien im 14 Jahrhundert Von Heinrich VII bis Karl IV Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1997 ISBN 3 534 13148 7 Matthias Schnettger Feudi imperali Reichsitalien In Stephan Wendehorst Hrsg Lesebuch Altes Reich Bibliothek Altes Reich Band 1 Oldenbourg Munchen 2006 ISBN 3 486 57909 6 S 127 131 Matthias Schnettger Das Alte Reich und Italien in der Fruhen Neuzeit Ein institutionengeschichtlicher Uberblick In Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 79 1999 S 344 420 online Matthias Schnettger Die Reichsgerichtsbarkeit in Italien in der Fruhen Neuzeit Das Beispiel Ligurien In zeitenblicke 3 Nr 3 2004 13 Dezember 2004 ISSN 1619 0459 Onlineversion Fritz Trautz Die Reichsgewalt in Italien im Spatmittelalter In Heidelberger Jahrbucher Band 7 1963 S 45 81 Weblinks BearbeitenLiteratur zum Thema Reichsitalien im RI OpacAnmerkungen Bearbeiten Zu den damit verbundenen Problemen der Herrschaftsausubung siehe Hagen Keller Das Erbe Ottos des Grossen Das ottonische Reich nach der Erweiterung zum Imperium In Fruhmittelalterliche Studien 41 2007 S 43 72 Thomas Franz Italien im Mittelalter In Wolfgang Altgeld Rudolf Lill Kleine Italienische Geschichte Stuttgart 2004 S 19 Alfred Haverkamp Italien im hohen und spaten Mittelalter 1056 1454 In Handbuch der europaischen Geschichte Band 2 Europa im Hoch und Spatmittelalter Stuttgart 1987 S 551f Jan Dhondt Das fruhe Mittelalter Munchen 1968 S 220f Thomas Franz Italien im Mittelalter In Wolfgang Altgeld Rudolf Lill Kleine Italienische Geschichte Stuttgart 2004 S 35 Alfred Haverkamp Italien im hohen und spaten Mittelalter 1056 1454 In Handbuch der europaischen Geschichte Band 2 Europa im Hoch und Spatmittelalter Stuttgart 1987 S 590 Alfred Haverkamp Italien im hohen und spaten Mittelalter 1056 1454 In Handbuch der europaischen Geschichte Band 2 Europa im Hoch und Spatmittelalter Stuttgart 1987 S 593 Thomas Franz Italien im Mittelalter In Wolfgang Altgeld Rudolf Lill Kleine Italienische Geschichte Stuttgart 2004 S 56 58 Alfred Haverkamp Italien im hohen und spaten Mittelalter 1056 1454 In Handbuch der europaischen Geschichte Band 2 Europa im Hoch und Spatmittelalter Stuttgart 1987 S 618 Gerhard Kobler Historisches Lexikon der deutschen Lander Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart 4 vollstandig uberarbeitete Auflage C H Beck Munchen 1992 ISBN 3 406 35865 9 S 288 Uberblick zur Entwicklung im 14 Jahrhundert bei Roland Pauler Die deutschen Konige und Italien im 14 Jahrhundert Darmstadt 1997 Volker Reinhardt Geschichte Italiens Von der Spatantike bis zur Gegenwart Munchen 2003 S 76 Horst Rabe Reich und Glaubensspaltung Deutschland 1500 1600 Munchen 1989 S 13f Michael Mallet Christine Shaw The Italian Wars 1494 1559 Harlow 2012 Bernd Marquardt Universalgeschichte des Staates Von der vorstaatlichen Gesellschaft zum Staat der Industriegesellschaft Wien u a 2009 S 355 Karl Otmar von Aretin Das Alte Reich 1648 1806 Bd 1 Stuttgart 1993 S 201 Karl Otmar von Aretin Das Alte Reich 1648 1806 Bd 1 Stuttgart 1993 S 112f Johannes Burkhardt Vollendung und Neuordnung des fruhmodernen Reiches 1648 1763 Stuttgart 2006 S 290f Johannes Burkhardt Vollendung und Neuordnung des fruhmodernen Reiches 1648 1763 Stuttgart 2006 S 293f Karl Otmar von Aretin Das Alte Reich 1648 1806 Bd 1 Stuttgart 1993 S 112 115 Gerhard Kobler Historisches Lexikon der deutschen Lander Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart 4 vollstandig uberarbeitete Auflage C H Beck Munchen 1992 ISBN 3 406 35865 9 S 288 289 Bernd Marquardt Universalgeschichte des Staates Von der vorstaatlichen Gesellschaft zum Staat der Industriegesellschaft Wien u a 2009 S 356 Matthias Schnettger Feudi imperali Reichsitalien In Lesebuch Altes Reich Munchen 2006 S 127f a b Bernd Marquardt Universalgeschichte des Staates Von der vorstaatlichen Gesellschaft zum Staat der Industriegesellschaft Wien u a 2009 S 355 Karl Otmar von Aretin Das Alte Reich 1648 1806 Bd 1 Stuttgart 1993 S 32 Karl Otmar von Aretin Das Alte Reich 1648 1806 Bd 1 Stuttgart 1993 S 77 a b Matthias Schnettger Die Reichsgerichtsbarkeit in Italien in der Fruhen Neuzeit Das Beispiel Ligurien In zeitenblicke 3 2004 Nr 3 13 Dezember 2004 Onlineversion Robert Oresko und David Parrot Reichsitalien im Dreissigjahrigen Krieg Teilveroffentlichung auf lwl org Matthias Schnettger Feudi imperali Reichsitalien In Lesebuch Altes Reich Munchen 2006 S 128 130 Normdaten Geografikum GND 4076629 9 lobid OGND AKS VIAF 236812499 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reichsitalien amp oldid 236891663