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Der Comacchiokrieg von 1708 09 war die letzte militarische Auseinandersetzung zwischen einem romisch deutschen Kaiser und einem Papst Der Konflikt stand im Zusammenhang mit dem Spanischen Erbfolgekriege hatte aber im Streit um Lehensrechte auch eigene Ursachen Zu nennenswerten Kampfen kam es nicht Der Konflikt endete mit der papstlichen Kapitulation Inhaltsverzeichnis 1 Kaiserliche Politik 2 Verlauf des Konflikts 3 Beendigung des Konflikts 4 Einzelnachweise 5 LiteraturKaiserliche Politik Bearbeiten nbsp Clemens XI nbsp Joseph I Leopold I und Joseph I waren bestrebt die kaiserlichen Rechte in Reichsitalien wieder geltend zu machen Ein Streitpunkt waren Parma und Piacenza dass sowohl der Kaiser wie auch der Papst als Lehen beanspruchte Nach der Schlacht bei Turin wahrend des spanischen Erbfolgekrieges verstarkte Joseph I die Anstrengungen die kaiserlichen Rechte in Italien wiederherzustellen Zu dieser Zeit beherrschten die Osterreicher auch das Konigreich Neapel und der Papst Clemens XI sah sich von zwei Seiten bedroht Bei dem Konflikt spielte auch eine Rolle dass der Papst auf Seiten der Bourbonen stand Er hatte bereits 1701 Philipp von Anjou als spanischen Konig anerkannt Auch die Zugestandnisse des Kaisers an die Lutheraner im osterreichischen Schlesien stiessen auf papstliches Missfallen Bereits in den Feldzugen von 1706 und 1707 war auch papstliches Gebiet besetzt worden In den als Reichslehen betrachteten Territorien wurden Kontributionen erhoben Der Papst antwortete mit Kirchenstrafen gegen die kaiserlichen Feldherren und Beamten Der Herzog von Modena Rinaldo d Este der auf Seiten des Kaisers stand und der nach schweren Kriegsbelastungen durch franzosische Truppen nach Entschadigung verlangte beanspruchte Herrschaftsrechte uber das Herzogtum Ferrara und die Grafschaft Comacchio Beide Gebiete gehorten zum Kirchenstaat Der Herzog legte aber Dokumente vor die beweisen sollten das es sich eigentlich um Reichslehen handelte Diese Darstellung stiess in Wien auf Glauben Der Kaiser liess von General Claude Alexandre de Bonneval am 24 Mai 1708 Comacchio besetzen Die Kaiserlichen begannen die Stadt zu befestigen und errichteten ein Tor mit der Inschrift die den kaiserlichen Anspruch bekraftigte Dies Vorgehen war der letzte Ausloser der zum offenen Konflikt fuhrte Hinter der Entscheidung stand unter anderem die Kaiserin Wilhelmine Amalie von Braunschweig Luneburg deren Schwester Herzogin von Modena war Eigentliche Triebkraft war Karl Theodor Otto Furst zu Salm Auch der Kaiser selbst befurworte dieses Vorgehen obwohl Eugen von Savoyen und andere ihm abrieten Ziel war die Anerkennung Erzherzog Karls als Konig von Spanien durch den Papst und die Ausweitung des kaiserlichen Einflusses in Italien In einer Erklarung wurde die Politik des Papstes scharf kritisiert Dabei wurde dem Papst vorgeworfen sich Lehensrechte uber Parma und Piacenza anzumassen Frankreich zu unterstutzen und Feldherren des Kaisers mit unberechtigten Kirchenstrafen zu belegen Diese Erklarung wurde am papstlichen Hof als Kriegserklarung aufgefasst Verlauf des Konflikts BearbeitenDer Papst begann gedrangt auch von frankreichfreundlichen Kardinalen fur den Kampf zu rusten Seine Truppen standen unter dem Befehl des in Unehren aus der kaiserlichen Armee entlassenen Luigi Ferdinando Marsigli Insgesamt zahlte die Armee etwa 25 000 Mann Allerdings waren diese militarisch wenig nutzlich und ahnelten eher einer Rauberbande als einer disziplinierten Truppe Auch konnte der Papst nicht auf militarische Unterstutzung durch Ludwig XIV hoffen da dieser selbst in einer kritischen Lage war Der Papst bat alle Fursten katholischer Konfession darunter auch die geistlichen Fursten im Heiligen Romischen Reich vergeblich um Unterstutzung Die Fuhrung in Wien wurde von den militarischen Vorbereitungen des Papstes vollig uberrascht konnte aber nicht mehr zuruckweichen ohne das Gesicht zu verlieren Fur den katholischen Kaiser war der Konflikt aber auch hochproblematisch Im Reich mehrten sich die papstkritischen Stimmen und Joseph I musste vermeiden ungewollt an der Spitze einer antipapstlichen Bewegung zu stehen Immer mehr Berater rieten von einem Krieg ab Der Hof entsandte Ercole Turinetti de Prie nach Rom um zu verhandeln gleichzeitig wurde das Ziel der Wiedergewinnung entfremdeter Lehen vom Kaiser bekraftigt Der eigentlichen Kriegsverlauf war wenig spektakular Dabei marschierten auch brandenburgische Einheiten also ausgerechnet protestantische Soldaten in den Kirchenstaat ein und ruckten rasch vor Die papstlichen Truppen wurden zuruckgetrieben Wirich Philipp von und zu Daun liess einen Grossteil des Kirchenstaates besetzen Ferrara wurde eingeschlossen Aus Sorge vor einem zweiten Sacco di Roma blieb die Hauptstadt verschont Der Papst konnte auf seine geplante Flucht nach Avignon verzichten Der Krieg wurde von Seiten des Kaisers nicht sehr energisch gefuhrt da sich die Habsburger grundsatzlich mit dem Papsttum eng verbunden fuhlten Es wird sogar bezweifelt dass der Krieg tatsachlich ausgebrochen ware 1 Beendigung des Konflikts BearbeitenInzwischen war der kaiserliche Gesandte in Rom eingetroffen Der Papst griff diesen scharf an und stellte Forderungen Prie antwortete von grosseren Siegen der papstlichen Truppen hatte er noch nichts gehort Er gab die kaiserlichen Bedingungen bekannt und stellte ein Ultimatum bis zum 15 Januar 1709 Der Krieg endete an diesem Tag als der Papst eine Stunde vor Ablauf des Ultimatums kapitulierte Der Papst sah sich gezwungen die kaiserlichen Friedensbedingungen zu akzeptieren Dazu gehorte dass die papstlichen Truppen bis auf 5000 reduziert werden mussten Im Kirchenstaat wurden sechs kaiserliche Regimenter stationiert Durch die Bischofe von Mailand und Neapel wurden die verhangten Kirchenstrafen aufgehoben Auch war den Kaiserlichen nunmehr der Durchmarsch durch den Kirchenstaat gestattet In der Frage der umstrittenen Lehen wurde keine Einigung erzielt In einem geheimen Vertragszusatz der erst nach einem weiteren Ultimatum zu Stande kam erkannte der Papst Karl III als spanischen Konig an In der Sache von Comacchio gab der Kaiser nach Die tatsachliche Ruckgabe erfolgte aber erst 1725 Der letzte Krieg zwischen einem romisch deutschen Kaiser und einem Papst endete scheinbar mit einem klaren kaiserlichen Sieg Abgesehen von der Wiederherstellung der Lehnshoheit uber Parma und Piacenza blieben die tatsachlichen Erfolge gering Einzelnachweise Bearbeiten Hajo Holborn Das Zeitalter der Reformation und des Absolutismus bis 1790 Munchen 1970 S 451Literatur BearbeitenKarl Vocelka Glanz und Untergang der hofischen Welt Reprasentation Reform und Reaktion im habsburger Vielvolkerstaat Wien 2001 S 150 151 Karl Otmar von Aretin Das Alte Reich 1648 1806 Bd 2 Stuttgart 2005 S 206 214 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Comacchiokrieg amp oldid 233517944