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Der Mantuanische Erbfolgekrieg 1628 1631 war ein Krieg um die Nachfolge im Herzogtum Mantua der durch das Aussterben der Hauptlinie des Furstengeschlechtes Gonzaga im Jahre 1627 ausgelost wurde Die heftige Auseinandersetzung zwischen Frankreich und Habsburg um die Vorherrschaft in Norditalien war ein wichtiger Nebenschauplatz des Dreissigjahrigen Krieges Vincenzo II GonzagaAmbrosio Spinola Inhaltsverzeichnis 1 Kriegsanlass 2 Kriegsverlauf 3 Friedensverhandlungen 4 Nachgang 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenKriegsanlass BearbeitenDie italienische Furstenfamilie Gonzaga herrschte seit dem 14 Jahrhundert uber das Herzogtum Mantua und seit 1536 uber die zum Herzogtum aufgewertete Markgrafschaft Montferrat Durch die beiden territorial nicht angrenzenden Gebiete die ostlich und westlich des von Spanien beherrschten Herzogtums Mailand lagen verliefen wichtige Verkehrs und Handelswege Die Anspruche auf das Herzogtum Mantua konnten im Gegensatz zum Herzogtum Montferrat einzig durch die mannliche Linie vererbt werden Am 22 Dezember 1612 starb Herzog Francesco IV Gonzaga von Mantua und Montferrat im Alter von 26 Jahren nach nur zehn Monate dauernder Herrschaft Er hinterliess keine mannlichen Erben lediglich die 1609 geborene Tochter Maria Seine jungeren Bruder Ferdinando Gonzaga und Vincenzo Gonzaga die dem geistlichen Stand angehorten Ferdinando war seit 1605 Kardinal Vincenzo wurde es 1615 folgten ihm als Herzoge 1612 beziehungsweise 1626 die Versuche der beiden durch Rucktritt und Eheschliessung die mannliche Erbfolge zu retten schlugen fehl Vincenzo II Gonzaga starb am 25 Dezember 1627 im Alter von 33 Jahren an dem Tag an dem er seine Nichte Maria mittlerweile 18 Jahre alt mit seinem entfernten Verwandten Carlo II Gonzaga verheiratet hatte Dies geschah in der Hoffnung damit eine unanfechtbare Erbfolge zu sichern da der Vater des Brautigams Carlo I Gonzaga Herzog von Nevers und Rethel in Frankreich das Oberhaupt der altesten Nebenlinie der Gonzagas war Seine Anspruche wurden von Frankreich unterstutzt weil es sich um eine seit 1549 in Frankreich ansassige Familienlinie handelte Kaiser Ferdinand II der seit funf Jahren mit Eleonora Gonzaga einer Schwester der drei letzten Herzoge verheiratet war versuchte hingegen Mantua als erledigtes Reichslehen einzuziehen um es anschliessend an Ferrante II Gonzaga aus der jungeren Linie Gonzaga Guastalla zu vergeben der auf spanischer Seite stand Der Linie des Kaisers gesellte sich Savoyen hinzu dessen Herzog Karl Emanuel I sich das Herzogtum Montferrat erhoffte denn die Nebenlinien Guastalla hatten sich vor der Montferrater Erbschaft von der Hauptlinie abgespaltet so dass ihre Nachfolge dort zumindest bestreitbar war Kriegsverlauf BearbeitenAm 17 Januar 1628 traf der Herzog von Nevers Carlo I von Gonzaga in Mantua ein und erbat vom Kaiser die Investitur fur die Reichslehen Mantua und Montferrat Der Herzog von Savoyen Karl Emanuel I besetzte im Gegenzug im Fruhling 1628 den nordlichen Teil des Montferrat Der spanische Gouverneur des Herzogtums Mailand Gonzalo Fernandez de Cordoba unterstutzte ihn dabei vom angrenzenden Mailand aus Spanische Truppen stiessen zur Hauptstadt Casale vor die am oberen Po gelegen die Kontrolle der Handelswege zwischen den Alpen und Oberitalien ermoglichte Sie belagerten die gut befestigte Stadt konnten sie aber nicht erobern Erst ein Jahr spater im Februar 1629 griff Frankreich fur Spanien uberraschend in den Krieg ein Nach der Kapitulation von La Rochelle wieder verfugbar uberquerten franzosische Truppen den Col de Montgenevre unter Befehl von Jean de Saint Bonnet de Toiras und belagerten in Anwesenheit des Konigs Ludwig XIII und Richelieus das zu Savoyen gehorende Susa Aufgrund des Belagerungszustandes vereinbarte der Herzog von Savoyen mit Frankreich am 11 Marz 1629 die Vertrage von Susa Sie berechtigten Frankreich zum Durchgang durch savoyisches Gebiet Daraufhin erkannte auch der spanische Gouverneur die Vertrage von Susa an brach seine Belagerung in Casale ab und zog sich wieder nach Mailand zuruck Eine franzosische Garnison installierte sich in Casale Die ubrigen franzosischen Truppen marschierten wieder nach Frankreich zuruck Unter spanischem Druck verhangte der Kaiser bereits 1628 gegen den Herzog von Nevers den Sequester aufgrund angeblicher lehnsrechtlicher Verstosse Der Herzog verweigerte die Zustimmung zur Sequestration hoffte auf franzosische Hilfe und bezahlte Frankreich freiwillig einen jahrlichen Zins fur Montferrat Deshalb griff das kaiserliche Heer im Herbst 1629 unter Fuhrung von Collalto und mit Unterstutzung venezianischer Truppen in den Krieg ein Mantua wurde bis Ende 1629 mit 20 000 Mann erfolglos belagert worauf sich die Truppen zuruckzogen Franzosische Truppen unter Leitung von Richelieu begaben sich im Dezember 1629 wiederum nach Oberitalien eroberten die Festung Pinerolo und besetzten weite Teile des Herzogtums Savoyen Richelieu verzichtete auf eine militarische Unterstutzung von Mantua das zum zweiten Mal von einem kaiserlichen Heer belagert wurde weil er eine direkte Konfrontation vermeiden wollte Die Verteidiger von Mantua wurden zusatzlich durch die Einschleppung der Pest geschwacht so dass der Herzog von Nevers am 18 Juli 1630 kapitulieren musste Daraufhin wurde die Stadt schwer geplundert Sacco di Mantova wobei sich die drei kaiserlichen Generale Gallas Aldringen und Piccolomini an den Schatzen des Palastes masslos bereicherten indem sie Juwelen Gemalde Statuen Prunkmobel Tapisserien goldene Service und Silberzeug auf mehreren Wagen abtransportieren liessen 1 Im Fruhling 1630 wurde Casale unter militarischer Fuhrung des franzosischen Garnisonskommandanten Jean de Saint Bonnet de Toiras erneut von spanischen Truppen unter dem Kommando von Ambrosio Spinola belagert Sowohl die spanischen Truppen wie auch die Belagerten litten zunehmend unter den Auswirkungen der Pest und der schwierigen Versorgungslage Ein vorlaufiger Waffenstillstand wurde am 4 September dank des Verhandlungsgeschicks des papstlichen Gesandten Mazarin beschlossen Den spanischen Truppen musste Zugang zur Stadt und zum Kastell gewahrt werden wahrend sich die franzosische Garnison auf die Zitadelle zuruckziehen konnte Am 25 September starb der spanische Heereskommandant Spinola was aber nicht zu einem Belagerungsabbruch fuhrte Im Oktober ruckte das franzosische Entsatzheer unter Henri de Schomberg uber Asti gegen Casale vor Schliesslich standen sich am 26 Oktober die beiden Heere gegenuber Erst im letzten Moment konnte Mazarin die beiden Kriegsgegner davon uberzeugen dass bereits am 13 Oktober ein Friedensvertrag am Regensburger Kurfurstentag abgeschlossen worden sei Eine Schlacht konnte damit verhindert werden Die Heeresfuhrer einigten sich darauf Casale und das Montferrat von militarischen Truppen zu raumen Die Kriegshandlungen waren damit beendet Friedensverhandlungen BearbeitenDas Ende in dieser Auseinandersetzung brachte das Eingreifen Schwedens in den Dreissigjahrigen Krieg Deswegen hatte Ferdinand II ein grosses Interesse an einem schnellen Abzug seiner Truppen aus Oberitalien Auf dem Regensburger Kurfurstentag gelang es ihm am 13 Oktober 1630 einen Friedensvertrag zur Beendigung des Mantuanischen Erbfolgekrieges mit der franzosischen Gesandtschaft auszuhandeln 2 Richelieu konnte aber Konig Ludwig XIII davon uberzeugen den Vertrag nicht zu ratifizieren Trotz dieses Affronts signalisierte Ferdinand II gegenuber Frankreich weiterhin seine Verhandlungsbereitschaft Der Vertrag von Cherasco vom 6 April 1631 war der letzte Schritt zur Beendigung des Mantuanischen Erbfolgekrieges Er wurde von Kaiser Ferdinand II Konig Ludwig XIII von Frankreich und Herzog Viktor Amadeus I von Savoyen dem Thronfolger des am 26 Juli 1630 verstorbenen Karl Emanuel I ratifiziert nicht aber von Spanien In einer weiteren Vereinbarung vom 19 Juni 1631 wurde der erste Vertrag bestatigt und es wurden zusatzlich neue Bestimmungen uber den Ablauf des Truppenabzugs beschlossen Damit wurde es Frankreich nach langer habsburgisch spanischer Vorherrschaft zum ersten Mal wieder ermoglicht in Oberitalien Fuss zu fassen Zusatzlich wurde der franzosische Einfluss dadurch verstarkt dass der Herzog von Savoyen sich in zwei Geheimvertragen vom 31 Marz 1631 verpflichtete Pinerolo gegen Entschadigung an Frankreich abzutreten Abgesehen von diesem Verlust erhielt Savoyen zusatzliche Gebiete im Montferrat doch hatte die Bevolkerung des Herzogtums unter den Folgen des Krieges und der Pest schwer gelitten Am starksten war der Herzog von Nevers geschwacht worden Neben der Entvolkerung und Zerstorung seines Herzogtums Mantua verlor er fast die Halfte von Montferrat und war in der Folge zu schwach um eine eigenstandige Politik zu betreiben Nachgang BearbeitenIm Zusammenhang mit dem Spanischen Erbfolgekrieg 75 Jahre spater setzte der Kaiser sich in Mantua schliesslich durch Herzog Carlo IV Gonzaga von Mantua und Montferrat war in diesem Konflikt auf die franzosische Seite ubergetreten obwohl er die franzosischen Besitzungen bereits 1659 an den Kardinal Mazarin verkauft hatte woraufhin Kaiser Leopold I Mantua als erledigtes Reichslehen einzog Savoyen erhielt 1703 den Rest Montferrats Mantua wurde dem bereits osterreichischen Herzogtum Mailand zugeschlagen Literatur BearbeitenFriedemann Bedurftig Taschenlexikon Dreissigjahriger Krieg Serie Piper 2668 Piper Munchen u a 1998 ISBN 3 492 22668 X Sven Externbrink Le Coeur du Monde Frankreich und die norditalienischen Staaten Mantua Parma Savoyen im Zeitalter Richelieus 1624 1635 Geschichte 23 Lit Munster 1999 ISBN 3 8258 4390 4 Zugleich Marburg Universitat Dissertation 1997 Angelica Gernert Michael Groblewski Von den italienischen Staaten zum ersten Regno d Italia Italienische Geschichte zwischen Renaissance und Risorgimento 1559 1814 In Wolfgang Altgeld Rudolf Lill Kleine italienische Geschichte Aktualisierte Auflage Reclam Stuttgart 2004 ISBN 3 15 010558 7 S 185 256 hier S 203 f Weblinks BearbeitenDavid Perrot Reichsitalien im Dreissigjahrigen Krieg Der Mantuanische Erbfolgekrieg und der Dreissigjahrige Krieg In 1648 Krieg und Frieden in Europa Band 1 S 153 160 Munchen 1998 ISBN 3 88789 127 9Anmerkungen Bearbeiten Golo Mann Wallenstein S Fischer Verlag GmbH Lizenzausgabe Deutscher Bucherbund Frankfurt Main 1971 S 655 Vgl Stefan Schnupp Der Regensburger Kurfurstentag 1630 Der Kaiser auf dem Hohepunkt seiner Macht Aventinus Ausgabe 01 2005 2006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mantuanischer Erbfolgekrieg amp oldid 227798970