www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel behandelt die von Kaiser Friedrich I erlassenen Vorschriften zu weiteren Rechtsquellen uber das Lehnswesen siehe Lehnsgesetz Die Gesetze von Roncaglia wurden von Friedrich I Barbarossa auf dem Reichstag von Roncaglia 11 bis 26 November 1158 erlassen Sie verfolgten das Ziel die selbstverwalteten Kommunen in Oberitalien zuruckzudrangen und dem Konig jene Macht wiederzugewinnen wie er sie bis zum Wormser Konkordat 1122 auszuuben vermochte Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Der Reichstag von Roncaglia 3 Die Gesetze von Roncaglia 3 1 Lex Regalia 3 2 Lex Omnis iurisdicio 3 3 Lex palaci et pretoria 3 4 Lex Tributum 4 Das Scheitern der roncaglischen Gesetze 5 Quellen 6 Literatur 7 FussnotenVorgeschichte BearbeitenDie politische Lage in Reichsitalien hatte sich seit dem Beginn des 12 Jahrhunderts deutlich verandert Seit dem Wormser Konkordat 1122 und dem damit verbundenen Verlust des Konigs auf das Recht der Investitur war die Balance zwischen weltlicher und geistlicher Macht instabil Immer mehr Kommunen erlangten die Selbstverwaltung und suchten sich der koniglichen Macht zu entziehen 1 Sie zogen die Regalien die ursprunglich dem Konig vorbehaltenen Hoheitsrechte und die Hohe Gerichtsbarkeit an sich 2 Diese Lage fand Friedrich I Barbarossa zu Beginn seiner Regierungszeit vor 3 Zuruckzufuhren war dies auf die Gleichgultigkeit an den Vorgangen in Italien seitens der vorherigen Konige Weder Lothar noch sein Nachfolger Konrad griffen in die Belange Italiens ein Friedrichs Ziel war es die Reichsherrschaft in der Stadtelandschaft Oberitaliens wiederherzustellen und somit seinen alleinigen Machtanspruch zu sichern 4 Sein erster Italienfeldzug 1154 blieb erfolglos nachdem er zur Losung der Situation einen Hoftag auf den roncaglischen Feldern einberief und die Beklagten vor Gericht bat Das nachfolgende Fernbleiben der Beklagten hatte die sofortige Reichsacht und eine Bestrafung mit Waffengewalt zur Folge da ein solches Vergehen als Majestatsbeleidigung angesehen wurde Der Bann traf spater auch die starkste aller Kommunen namlich Mailand Gegen die Bannung verbundete Mailand sich mit Brescia Piacenza Genua sowie Tortona und erhohte den militarischen Druck auf Pavia und andere kaisertreue Stadte Die Belagerung Mailands durch Friedrich und einige kaisertreue Kommunen endete mit einem Sieg fur ihn Mailand fiel am 7 September 1158 und musste alle Regalien dem Kaiser wieder abgeben Die Kapitulation endete fur die Mailander mit einer demutigenden Bitte um Vergebung beim Kaiser indem sie barfuss und mit entblossten Schwertern um den Hals in das Lager des Kaisers marschierten 5 Die militarischen Ziele des zweiten Italienfeldzugs waren erreicht Der Reichstag von Roncaglia BearbeitenNun musste militarischer Erfolg in dauerhaftes Recht uberfuhrt werden Dies geschah auf dem Reichstag von Roncaglia der vom 11 bis zum 26 November 1158 auf den roncaglischen Feldern stattfand Zeitgenossischen Geschichtsschreibern wie Rahewin von Freising und Otto Morena zufolge erschienen auf dem Reichstag neben den geistlichen Erzbischofen und Bischofen und weltlichen Machthabern Herzogen Markgrafen und Grafen des Reiches auch Abgesandte der betroffenen italienischen Stadte consules und Rechtsgelehrte vier Bologneser Rechtsgelehrte 24 Richter Die Gesetze von Roncaglia BearbeitenDas Gesetzgebungswerk auf der Grundlage des als zeitlos angesehenen romischen Rechts umfasste vier Gesetze 1 Lex Regalia 2 Lex Omnis iurisdicio 3 Lex Palaci et Pretoria 4 Lex Tributum Lex Regalia Bearbeiten Hauptartikel Constitutio de regalibus Fur die Lex Regalia musste zunachst mithilfe der anwesenden Rechtsgelehrten geklart werden welche Privilegien allein dem Konig zugeteilt waren Erst nach Definition der Regalien konnten die Gesetze und Verfugungen auf dem Reichstag ausgearbeitet werden Es entstand eine Liste mit folgenden Regalien Verfugung uber alle Herzogtumer Markgrafschaften und das gesamte Verkehrsnetz sowie dessen Einkunfte wie z B Zollen Wege und Hafengeldern Munz und Marktrecht Ausserdem besass der Konig das Recht consules zu ernennen Zusammengefasst ergaben diese Regalien das erste Gesetz das spater in die Libri Feudorum ubernommen wurde und der Forschung somit in seinem ursprunglichen Wortlaut zuganglich blieb Lex Omnis iurisdicio Bearbeiten Durch die Lex Omnis iurisdicio das zweite Gesetz wurde Friedrich als Ursprung und Alleinverfugender uber das Recht herausgestellt Die Hohe Gerichtsbarkeit und der Bann waren von nun an Teil koniglichen Rechts Infolgedessen konnte Friedrich weitere Gesetze in Reichsitalien beschliessen Ausserdem mussten alle Richter den Bann vom Konig einholen und ihm Amtsdienst leisten Zuvor hatten die Kommunen dieses Recht an sich gezogen Lex palaci et pretoria Bearbeiten Das dritte Gesetz die Lex palaci et pretoria gab Barbarossa das Recht auf jedem beliebigen Ort eine Pfalz zu bauen Das Gesetz wandte sich gegen das Bestreben der Stadte die konigliche Burg aus der Stadt zu verdrangen Lex Tributum Bearbeiten Das letzte Gesetz die Lex Tributum gab dem Kaiser das Recht die Steuer in Reichsitalien beliebig zu erhohen oder zu senken Abgesichert werden sollten die Beschlusse des Reichstages von Roncaglia durch einen Landfrieden und ein Konjurationsverbot d h ein Verbot kunftiger Schwureinigungen gegen Kaiser und Reich 6 Neben diesen vier Hauptgesetzen verscharfte Friedrich das 1154 erlassene Lehnsgesetz und stellte die Prioritat der Treuepflicht gegenuber dem Kaiser an erster Stelle Das Lehnswesen sollte auf allen Ebenen hin auf den Konig Kaiser ausgerichtet sein Des Weiteren erneuerte er das Schutzgesetz fur die fahrenden Scholaren Das Scheitern der roncaglischen Gesetze BearbeitenAuf dem Papier hat Barbarossa eindeutig gesiegt Die roncaglischen Gesetze zusammen mit dem Konjurationsverbot des Landfriedens fuhren die politische Situation in Reichsitalien zuruck auf den Stand vor dem Wormser Konkordat und sogar daruber hinaus Friedrich hatte theoretisch mehr Macht als alle Kaiser vor ihm Doch gerade das weckte Widerstand Die Kommunen waren ein Leben in Selbstverwaltung gewohnt und wollten insbesondere nach der Zerstorung Mailands sich der Tyrannei nicht beugen 7 Schon der Verkundigung der neuen Bestimmungen und des Landfriedens folgten Aufstande Mailand und Crema rebellierten bereits im Fruhjahr 1159 8 Destabilisierend wirkte sich auch die Papstwahl von 1159 aus bei der es zum Schisma zwischen Alexander III und Viktor IV kam 9 Einige Stadte unterwarfen sich dem Kaiser Mailand wurde 1162 von kaiserlichen Truppen erobert Langfristig konnte Friedrich jedoch nicht verhindern dass dem wirtschaftlichen Aufstieg der Stadte auch ein politischer Machtzuwachs folgte 10 Erst der Friede von Konstanz im Jahre 1183 brachte einen dauerhaften Ausgleich zwischen dem Kaiser und den oberitalienischen Stadten Quellen BearbeitenJohann Friedrich Bohmer Hg Regesta Imperii Bd IV 2 Die Regesten des Kaiserreichs unter Friedrich I 1152 1122 1190 2 Lieferung 1158 1168 Neubearbeitung durch Ferdinand Opll 1991 Heinrich Appelt Bearb Monumenta Germaniae Historica Die Urkunden der deutschen Konige und Kaiser Bd X 2 Die Urkunden Friedrichs I 1158 1167 1979 Nr 237 240 S 27 32 Otto Morena Italische Quellen uber die Taten Kaiser Friedrichs I in Italien und der Brief uber den Kreuzzug Kaiser Friedrichs I Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr vom Stein Gedachtnisausgabe Bd 17a Darmstadt 1986 S 37ff Literatur BearbeitenPaul Arras Die Ronkalischen Beschlusse vom Jahre 1158 und ihre Durchfuhrung Ein Beitrag zur italienischen Politik Kaiser Friedrichs I Menzel Zittau 1882 Vittore Colorni Die drei verschollenen Gesetze des Reichstages bei Roncaglia wieder gefunden in einer Pariser Handschrift Bibl Nat Cod Lat 4677 In Adalbert Erler Walter Schlesinger Wilhelm Wegener Untersuchungen zur deutschen Staats und Rechtsgeschichte Aalen 1969 S 1 50 Jurgen Dendorfer Roncaglia Der Beginn eines lehnrechtlichen Umbaus des Reiches In Stefan Burkhardt Thomas Metz Bernd Schneidmuller Stefan Weinfurter Hrsg Staufisches Kaisertum im 12 Jahrhundert Konzepte Netzwerke Politische Praxis Regensburg Verlag Schnell und Steiner 2010 S 111 132 Adalbert Erler Die Ronkalischen Gesetze des Jahres 1158 und die oberitalienische Stadtefreiheit In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte 61 Germ Abt 1941 S 127 149 Paul Willem Finsterwalder Die Gesetze des Reichstags von Roncalia vom 11 November 1158 In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte 51 Germ Abt 1931 S 1 69 Fussnoten Bearbeiten Ernst Mayer Italienische Verfassungsgeschichte von der Gotenzeit bis zur Zunftherrschaft Bd 2 Leipzig 1909 S 526 530 Paul Arras Die Ronkalischen Beschlusse vom Jahre 1158 und ihre Durchfuhrung Ein Beitrag zur italienischen Politik Kaiser Friedrichs I Menzel Zittau 1882 S 8f Dieter von der Nahmer Zur Herrschaft Friedrich Barbarossas in Italien In Studi Medievali Rivista della Fondazione Centro Italiano di Studi sull Alto Medioevo 3 Folge Bd 15 1974 S 587 703 Gerhard Dilcher Die staufische Renovatio im Spannungsfeld von traditionellem und neuem Denken Rechtskonzeptionen als Handlungshorizont der Italienpolitik Friedrich Barbarossas In Historische Zeitschrift Bd 276 2003 Heft 3 S 612 646 Knut Gorich Der Herrscher als parteiischer Richter Barbarossa in der Lombardei In Fruhmittelalterliche Studien 29 1995 S 273 288 Paul Arras Die Ronkalischen Beschlusse vom Jahre 1158 und ihre Durchfuhrung Ein Beitrag zur italienischen Politik Kaiser Friedrichs I Menzel Zittau 1882 S 15 Paul Arras Die Ronkalischen Beschlusse vom Jahre 1158 und ihre Durchfuhrung Ein Beitrag zur italienischen Politik Kaiser Friedrichs I Menzel Zittau 1882 S 29 Karl Jordan Investitur und fruhe Stauferzeit Handbuch der deutschen Geschichte 9 Aufl Bd 4 dtv Munchen 1973 S 129 Karl Jordan Investitur und fruhe Stauferzeit dtv Munchen 1973 S 131 Heinz Stoob Formen und Wandel staufischen Verhaltens zum Stadtewesen In Ders Forschungen zum Stadtewesen in Europa 1 Raume Formen und Schichten der mitteleuropaischen Stadte Wiesbaden 1970 S 51 72 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gesetze von Roncaglia amp oldid 201172754