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Signore ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zum italienischen Geistlichen und Bischof siehe Vincenzo Del Signore Als Signoria Signorie wird in der historischen Forschung eine Form der Herrschaftsausubung bezeichnet die in den Kommunen Ober und Mittelitaliens zwischen dem 13 und 15 Jahrhundert weit verbreitet war Signoria bezeichnet dabei die Regierung durch einen Herrn signore 1 an der Spitze einer Versammlung von Entscheidungstragern die aber oftmals nicht dem Adel sondern aus dem ortlichen Patriziat entstammte Signoria nannte sich gewohnlich auch die Ratsversammlung die den signore und andere Beamte wahlte Dieser Artikel behandelt die allgemeine Form dieser Stadtregierung Spezielle Formen der Signoria finden sich in der historischen Republik Venedig sowie der historischen Stadtregierung von Florenz siehe Gonfaloniere Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 AnmerkungenGeschichte BearbeitenDie Kommunen im mittelalterlichen Ober und Mittelitalien ausser im Kirchenstaat und auch nicht Venedig unterstanden zunachst seit dem 10 Jahrhundert de iure dem Kaiser des Heiligen Romischen Reiches Da jedoch einzelne Familien aus dem Volk durch Handwerk und Handel immer einflussreicher wurden kam es in vielen Gemeinden zu offenen Machtkampfen um die Regierungshoheit Haufig unterlag der vom Kaiser eingesetzte Magnat dem popolo der organisierten Burgerschaft Mit dem Tod Kaiser Friedrichs II Ende 1250 setzte auch der Zerfall der kaiserlichen Verwaltung in Reichsitalien ein Der bereits zu Lebzeiten des Staufers herrschende Kampf zwischen Ghibellinen und Guelfen nahm an Intensitat zu Die Gleichsetzung von Ghibellinen mit kaisertreu und Guelfen mit kaiserfeindlich ist nur teilweise richtig Selbst die Guelfen in Florenz spalteten sich um 1300 in zwei Gruppierungen auf Oft diente die Bezeichnung nur als Kennzeichen unterschiedlicher Gruppen in einer Kommune Dabei spielten auch soziale Probleme eine nicht unbedeutende Rolle da die Macht der Konsularfamilien die traditionell eine wichtige Rolle spielten von Aufsteigern beispielsweise aus der Schicht der Kaufleute in Frage gestellt wurde Die Gruppe der Ghibellinen rekrutierte sich in der Regel aus Gruppen die von der Reichsherrschaft profitieren wollten Dies betraf etwa die Feudalherren in der Begegnung mit der Macht der Kommunen oder schwache Kommunen die von expandierenden Nachbarn bedroht waren In den zeitgenossischen Staatstrakten bieten die Monarchia und stellenweise das zuvor erschienene Werk Convivio von Dante Alighieri Reaktionen auf den Niedergang verbunden mit der Hoffnung auf Erneuerung der kaiserlichen Macht Eine direkte Folge war die Zunahme sowohl von Gewalttaten innerhalb bestimmter Kommunen als auch von Kampfen zwischen verschiedenen Stadten in Reichsitalien Zur Losung dieser problematischen Situation wurde nun wiederholt auf die Ubertragung der Machtbefugnisse auf den Signore zuruckgegriffen und neue Verfahren wie das Konklave etabliert um von ausseren Einflussen und innerem Parteienstreit unabhangig Amter zu besetzen Diese konnten von Anfuhrern der bedeutendsten Gruppe in der Kommune besetzt werden von angesehenen moglichst neutralen Personen aus der Kommune von Klerikern oder auch Ortsfremden Da Venedig nicht zum Kaiserreich gehorte und sich auch sonst zu den Machtkampfen innerhalb und zwischen den italienischen Kommunen oft neutral verhielt wurden oft venezianischen Nobilhomini zu stadtischen Machthabern berufen wozu auch der Ruf Venedigs ein sehr korrektes und gut funktionierendes Rechtssystem zu haben beitrug Vom Signore wurde nicht nur die Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung in der Kommune erwartet sondern auch die Herstellung eines sozialen Friedens durch die Teilhabe der Aufsteiger an der politischen Macht in der Kommune Eine Fruhform der Signoria wurde von Ezzelino III da Romano errichtet jedoch ohne dass Ezzelino einen Ruckhalt in der Stadt selbst gewonnen hatte Die erste formaljuristische stadtische Signorie wurde schliesslich 1264 Obizzo II d Este in Ferrara von der Kommune in einer allerdings von Obizio arrangierten feierlichen Vollversammlung ubertragen 2 Nach dem Tod Friedrichs II wurden auch unter anderem in Verona Mantua und Mailand Signorien errichtet meistens von Familien die sowohl im contado dem Umland als auch in der Stadt selbst prasent waren Die formale Absicherung des jeweiligen Signore erfolgte oft durch die Bekleidung der wichtigen Amter des Podesta 3 und des Capitano del popolo 4 mehrmals in Folge bzw teils auf Lebenszeit Um eine zusatzliche Machtlegitimation zu erhalten bemuhten sich die neuen Machthaber oft um die Verleihung eines Vikariats durch den Papst oder den romisch deutschen Kaiser Vor allem der Italienzug Heinrichs VII 1310 bis 1313 sorgte fur eine Ausweitung der Herrschaftsform der Signorie auf weitere Kommunen da Heinrich oft auf ortsansassige Personen zuruckgriff um die kaiserlichen Interessen zu wahren Ein bekanntes Beispiel dafur sind etwa die Visconti in Mailand 5 Andere Ghibellinen setzten nach dem Tod des Kaisers im August 1313 den Kampf gegen die Guelfen fort und errichteten in der Folgezeit eigene Herrschaften siehe etwa Castruccio Castracani Von Heinrichs Enkel Karl IV wurden diese Vikariate auf seinen Italienzugen teils bestatigt In manchen Stadten sicherte sich der Signore die faktische Erblichkeit seines Amtes von der Bevolkerung zu sodass es vereinzelt zur Bildung von Dynastien kam Durch diese Faktoren war in der Folgezeit das Verschwinden der traditionellen kommunalen Institutionen in die Bedeutungslosigkeit verbunden Der Furst setzte an ihre Stelle einen eigenen Verwaltungsapparat und loste auch die Milizen zu Gunsten ihm ergebener Soldnerverbande auf Allerdings kam es keineswegs in allen Kommunen die teilweise ebenfalls durch innere Streitigkeiten gespalten waren zur Bildung einer Signorie wie die Ausnahmen Genua Siena oder Lucca zeigen Auch war die Ruckgewinnung der vollen Kompetenzen der Kommune bei Desavouierung des signore oder bei Aussterben seiner Dynastie nicht ausgeschlossen Bis ins 15 Jahrhundert wurde eine Reihe von Stadten so machtig dass sie zu autonomen Regionalstaaten wurden Weder dem Reich noch dem Papst gelang es diese Entwicklung durch Gewalt zuruckzudrangen Stattdessen verteilten sie Privilegien und Adelstitel um die Signorie an sich zu binden Mit grossem Erfolg gelang das jedoch erst Cesare Borgia Viele Stadte wurden so zu erblichen Furstentumern Andere wurden von den grossen Territorialstaaten geschluckt die sich im 15 Jahrhundert erfolgreich ausdehnten Herzogtum Mailand die Republik Venedig Herzogtum Florenz spater Herzogtum Toskana Konigreich Neapel und der Kirchenstaat Siehe auch Geschichte ItaliensLiteratur BearbeitenJohn Larner Italy in the Age of Dante and Petrarch 1216 1380 Longman London u a 1980 ISBN 0 582 48366 2 A Longman History of Italy 2 M Lunari Signorien und Furstentumer In Lexikon des Mittelalters Bd 7 Sp 1891 1894 Michael Jones Hrsg The New Cambridge Medieval History Bd 6 Cambridge 2000 speziell Kap 15 Italy in the Age of Dante and Petrarch gt Band gt S 442 ff Philip Jones The Italian City State From Commune to Signoria Clarendon Press Oxford u a 1997 ISBN 0 19 822585 7 Jean Claude Maire Vigueur Hrsg Signorie cittadine nell Italia comunale Viella Rom 2013 ISBN 978 88 6728 049 0 Weblinks BearbeitenSignoria auf treccani it italienisch Signoria auf treccani it Dizionario di Storia italienisch Signoria auf britannica com englisch Repertorio delle signorie cittadine italiane RESCI auf italiacomunale org italienisch Anmerkungen Bearbeiten In Wortherkunft von lat senior der Altere der Hehrere Volker Reinhardt Die Renaissance in Italien Geschichte und Kultur C H Beck Munchen 2002 S 44 Dies war eine seit dem 12 Jahrhundert aufkommende Amtsbezeichnung fur eine Person welche die Fuhrung in einer vorher von Konsuln regierten Kommune ubernahm In der Signorie wurde teils ebenfalls ein Podesta ernannt dessen Aufgaben nun aber weitgehend technischer Natur waren Dieser vertrat die Interessen des popolo gegenuber dem Podesta oft oblag ihm auch die Fuhrung des Militars der Kommune Vgl William M Bowsky Henry VII in Italy Lincoln 1960 speziell S 96 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Signoria amp oldid 228061841