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Valentinian I Flavius Valentinianus 321 in Cibalae heute Vinkovci Pannonien 17 November 375 in Brigetio bei Komarom im heutigen Ungarn war von 364 bis 375 romischer Kaiser im Westen des Imperiums Als sein Hauptverdienst gilt die weitgehende Sicherung der Rhein und Donaugrenze Mindestens ebenso folgenreich war seine Entscheidung die Herrschaft im Reich zwischen zwei Kaisern mit jeweils eigenem Hof und Verwaltungsapparat aufzuteilen eine Massnahme die die so genannte Reichsteilung von 395 vorwegnahm Bildnis Valentinians I mit Perlendiadem auf einer Munze des Kaisers Inhaltsverzeichnis 1 Aufstieg 2 Herrschaft 2 1 Kampf gegen die Germanen 2 2 Kampfe in Britannien und Africa 3 Tod und Nachfolge 4 Bewertung 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenAufstieg BearbeitenValentinians Vater Gratian hatte eine erfolgreiche Karriere in der Armee gemacht und war bis zum comes aufgestiegen Valentinian selbst trat fruh in die romische Armee ein wurde um 360 Tribun der scutarii und begleitete Kaiser Julian nach Antiochia in Syrien Er behielt seinen Posten obwohl er sich unter dem heidnischen Herrscher weiterhin offen zum Christentum bekannte 1 Julian fiel 363 wahrend eines Feldzugs gegen das Sassanidenreich und nach dem uberraschenden Tod seines Nachfolgers Jovian wurde Valentinian von den Truppen zum Kaiser ausgerufen 26 Februar 364 Er verstiess seine erste Frau Marina Severa die Mutter seines altesten Sohnes Gratian und heiratete Justina welche ihm einen zweiten Sohn schenkte Valentinian II Herrschaft Bearbeiten nbsp Solidus Valentinians I nbsp Buste eines romischen Kaisers vermutlich Valentinians I oder seines Bruders Valens in der Ny Carlsberg GlyptotekValentinian residierte zunachst in Mailand dann in Paris und spater vor allem in Trier Bald nach seinem Regierungsantritt ernannte er in Naissus auf Drangen des Heeres einen Mitkaiser Augustus namlich seinen Bruder Valens dem er den Ostteil des Imperiums ubergab allerdings ohne das Illyricum und Griechenland Das letzte Wort behielt sich Valentinian als senior Augustus ohnehin vor Valens der seinen Bruder danach nie wieder traf wurde vor allem mit der Abwehr der persischen Sassaniden beauftragt mit denen Jovian zwar 363 einen Frieden geschlossen hatte mit denen aber vor allem in Armenien nach wie vor grosse Spannungen bestanden Die Usurpation des Procopius eines entfernten Verwandten Julians konnte wenig spater niedergeschlagen werden Obwohl Valentinian Christ war kehrte er nicht zur aggressiven Christianisierungspolitik zuruck die vor allem Julians Vorganger Constantius II betrieben hatte sondern gestattete faktisch eine weitgehende Religionsfreiheit Eine Ausnahme bestand insoweit als er das Edikt gegen die Manichaer aus den Zeiten Diokletians 2 in abgeschwachter Form wieder aufleben liess indem er 372 dekretierte dass die Manichaer als Unehrenhafte zu vertreiben waren Uberliefert ist das Reskript im Codex Theodosianus 3 Kampf gegen die Germanen Bearbeiten Die inneren Wirren und Burgerkriege die das Romische Reich seit etwa 350 durchlebt hatte hatten zu einer massiven Vernachlassigung der Grenzverteidigung gefuhrt Dies war von plundernden Kriegergruppen ausgenutzt worden 365 eilte Valentinian daher nach Gallien um die dort eingedrungenen Alamannen und Burgunden zu vertreiben Valentinians gesamte Regierungszeit sollte von Abwehrkampfen gegen die germanischen Krieger an Rhein und Donau gepragt sein Alamannen wurden bei Charpeigne und Chalons sur Marne besiegt eroberten jedoch 367 Mogontiacum Kurz darauf siegte Valentinian in der Schlacht bei Solicinium moglicherweise bei Sulz am Neckar allerdings nur unter schweren Verlusten Auch uber die Franken errang Valentinian 366 einen Sieg Der Kaiser kombinierte eine traditionelle offensive Strategie bei der romische Truppen aggressiv in feindliches Gebiet vordrangen und es verwusteten mit defensiven Massnahmen Er verstarkte die Grenzfestungen an Rhein und Donau siehe Donau Iller Rhein Limes und im Balkanraum was nachhaltige Wirkung haben sollte wenngleich an eine wirkliche Verteidigung der langen Grenzen aus logistischen Grunden nicht zu denken war Die Grenzverteidigungsstrategie Valentinians war ansonsten aber wie gesagt auf eine Vorwartsstrategie und auf Abschreckung ausgerichtet Moglichst sollten die Feinde im eigenen Gebiet geschlagen werden bevor sie das Imperium erreichen konnten und die romischen Truppen sollten soviel Furcht verbreiten dass Plunderer abgeschreckt wurden Hinsichtlich der Zuruckdrangung der alamannischen Krieger die nur unter Aufbietung aller Krafte moglich war kam dem Kaiser zugute dass diese uber keine zentrale Fuhrung verfugten und oft sogar dem Kaiser ihre Dienste als foederati anboten Insgesamt gelang Valentinian eine Stabilisierung der Rheingrenze die bis zum Rheinubergang von 406 anhielt als sich die Lage im Nordwesten zu Ungunsten Roms wendete Kampfe in Britannien und Africa Bearbeiten 367 ernannte der zeitweilig schwer erkrankte Valentinian seinen altesten Sohn Gratian zum Mitkaiser im Westen Der Kaiser stutzte sich jedoch nicht nur auf Familienmitglieder wie Valens und Gratian Valentinians bester General war ein Hispanier mit Namen Flavius Theodosius der Vater des spateren Kaisers Theodosius I Ihm gelang es die Uberfalle der Pikten und Skoten in Britannien zu unterbinden und wieder Ruhe auf der Insel herzustellen zudem reorganisierte er die ortliche Zivil und Militarverwaltung Bald darauf ging Flavius Theodosius auch erfolgreich gegen die Alamannen vor Von Bedeutung war daneben der germanische Heermeister Flavius Merobaudes der spater massgeblich an der Ausrufung von Valentinians Sohn Valentinian II zum Kaiser beteiligt war Als schliesslich 372 in Africa eine Rebellion unter Fuhrung des Firmus ausbrach schlug Flavius Theodosius auch diese nieder Der Aufstand war jedoch sicherlich ein Warnsignal fur Valentinian denn auch romische Truppen hatten sich den Aufstandischen angeschlossen Die Provinz hatte seit langerer Zeit mit Uberfallen von Stammen wie den Austorianern zu kampfen Valentinian hatte nicht die Mittel oder die Zeit gehabt sich vorher um diese okonomisch sehr wichtige Provinz zu kummern da seine ganze Aufmerksamkeit der Rheingrenze galt Tod und Nachfolge BearbeitenValentinian besetzte Gebiete der verbundeten Quaden und Sarmaten und trieb dort den Ausbau von Militarbasen insbesondere der Grossfestung God Bocsaujtelep voran 4 was durch die Mitschuld seines Oberbefehlshabers in der Provinz Valeria dem Dux Marcellianus 5 letztendlich zum Krieg von 374 fuhrte Ab Juni 374 griff Valentinian personlich in die Kampfe der uber die Donau nach Pannonien vorstossenden Quaden und Sarmaten ein Zwar konnten die Romer einen grossen Sieg erringen doch der Limes Sarmatiae dessen Erbauung schon die Vorganger Valentinians vorangetrieben hatten wurde aufgegeben Damit kam es auch zum vorzeitigen Ende des Bauvorhabens in God Bocsaujtelep 6 Valentinian hatte sein Hauptquartier im Legionslager Brigetio heute Komarom Szony aufgeschlagen wo er wahrend der Friedensverhandlungen mit den Quaden starb Todesursache war vermutlich ein Schlaganfall der von einem heftigen Wutausbruch des Kaisers ausgelost wurde Man sagte dass das unverschamte Verhalten germanischer Unterhandler den Schlaganfall ausgelost habe diese hatten behauptet der Bau des kaiserlichen Aussenpostens auf ihrer Uferseite sei Grund genug fur sie gewesen die Romer anzugreifen Uber diese Aussage soll der Kaiser derart in Zorn geraten sein dass er kollabierte Beweisbar ist diese Vermutung jedoch nicht und als Todesursache kommt auch eine Infektionskrankheit in Frage 7 Valentinian starb am 17 November 375 nach mehrstundigem Todeskampf Sein Leichnam wurde nach Konstantinopel gebracht und dort beigesetzt 8 Die von Valentinian begrundete Dynastie sollte im Westen bis zum Tod seines Sohnes Valentinian II im Jahre 392 im Osten bis zum Tode seines Bruders Valens in der Schlacht von Adrianopel 378 andauern Im weiteren Sinne bestand die Herrschaft seiner Nachkommen sogar bis 455 fort Kaiser Theodosius I der Sohn des Flavius Theodosius heiratete in zweiter Ehe Valentinians Tochter Galla und begrundete damit die letzte Dynastie im Westen des Imperiums die mitunter auch als valentinianisch theodosianische Dynastie bezeichnet wird Denn aus der Ehe zwischen Theodosius und Galla ging die Tochter Galla Placidia hervor welche die Halbschwester der Kaiser Arcadius und Honorius 395 bis 423 Gattin des Kaisers Constantius III und Mutter des Kaisers Valentinian III 425 bis 455 eines Urenkels Valentinians I war Der kurzzeitige Kaiser Olybrius 472 war mit einer Tochter Valentinians III verheiratet und der Vandalenkonig Hilderich 523 bis 530 war ein Ur Ur Urenkel Valentinians I Bewertung Bearbeiten nbsp Gedenkstein an der Basilica di Santo Stefano Maggiore in Mailand in Erinnerung an vier Hoflinge die auf Befehl Valentinians I im Jahr 367 hingerichtet wurden sie werden in Mailand als Martyrer verehrt In den Quellen vor allem Ammianus Marcellinus und Zosimos wurde Valentinians Kompetenz als hoch eingeschatzt dem folgt die moderne Forschung in weiten Teilen Besonders im militarischen Bereich erreichte Valentinian Beachtliches vor allem angesichts der Lage des Imperiums nach der Regierungszeit Julians und Jovians die von der Katastrophe des gescheiterten Perserkriegs uberschattet gewesen war Valentinian stabilisierte die Rheingrenze und errang mehrere Siege uber die Germanen Valentinians Charakter soll oft harte Zuge offenbart haben zumal er eine eher geringe Bildung genossen hatte dennoch soll er sich durchaus fur Kultur interessiert haben siehe auch Ausonius Innenpolitisch hatte er zum Senat von Rom in dem die Anhanger der traditionellen Kulte noch die Mehrheit stellten und die von den 369 bis 371 durchgefuhrten Magieprozessen stark betroffen waren 9 ein eher schlechtes Verhaltnis Er mischte sich aber grundsatzlich kaum in religiose Fragen ein und scheint wie erwahnt tolerant gegenuber dem Heidentum gewesen zu sein Literatur BearbeitenJan den Boeft Jan Willem Drijvers Daniel den Hengst Hans C Teitler Hrsg Ammianus after Julian The Reign of Valentinian and Valens in Books 26 31 of the Res Gestae Mnemosyne Supplementa Band 289 Brill Leiden u a 2007 ISBN 978 90 04 16212 9 Bernhard Gutmann Studien zur romischen Aussenpolitik in der Spatantike 364 395 n Chr Habelts Dissertationsdrucke Reihe Alte Geschichte Heft 31 Habelt Bonn 1991 ISBN 3 7749 2347 7 zugleich Dissertation Universitat Bonn 1985 A H M Jones The Later Roman Empire 284 602 A Social Economic and Administrative Survey 2 Bande Johns Hopkins University Press Baltimore MD 1986 ISBN 0 8018 3284 5 Nachdruck der Ausgabe 1964 Andre Piganiol L Empire chretien 325 395 2 Auflage Presses Universitaires de France Paris 1972 zuerst erschienen 1947 Sebastian Schmidt Hofner Reagieren und Gestalten Der Regierungsstil des spatromischen Kaisers am Beispiel der Gesetzgebung Valentinians I C H Beck Munchen 2008 ISBN 978 3 406 57268 5 Rezensionen bei Sehepunkte und H Soz u Kult Sebastian Schmidt Hofner Die kaiserlichen Regesten der Jahre 364 bis 375 n Chr In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Romanistische Abteilung Band 125 2008 S 498 600 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Valentinian I Album mit Bildern Videos und Audiodateien Walter E Roberts Kurzbiografie englisch bei De Imperatoribus Romanis mit Literaturangaben A A Macerlean Valentinian I In Catholic Encyclopedia Robert Appleton Company New York 1913 Walter Liedtke 17 11 0375 Todestag des romischen Kaisers Valentinian I WDR ZeitZeichen vom 17 November 2020 Podcast Anmerkungen Bearbeiten Allerdings gibt es in der modernen Forschung auch gewisse Zweifel ob sich durch ein Bekenntnis zum Christentum uberhaupt Nachteile fur Valentinian und auch Valens und Jovian ergeben haben Vgl dazu Noel Lenski Were Valentinian Valens and Jovian Confessors before Julian the Apostate In Zeitschrift fur Antikes Christentum Band 6 2002 S 253 276 Marie Theres Fogen Die Enteignung der Wahrsager Studien zum kaiserlichen Wissensmonopol in der Spatantike Suhrkamp Frankfurt am Main 1993 ISBN 3 518 58155 4 S 26 ff CTh 16 5 7 anno 381 CTh 16 5 9 anno 382 CTh 16 5 11 anno 383 Zsolt Mrav Archaologische Forschungen 2000 2001 im Gebiet der spatromischen Festung von God Bocsaujtelep Vorbericht 2002 In Communicationes archeologicae Hungariae 2003 Nepmuvelesi Propaganda Iroda Budapest 2003 S 83 114 hier S 99 Konrad Bund Thronsturz und Herrscherabsetzung im Fruhmittelalter Bonner Historische Forschungen 44 Bonn 1979 ISBN 3 7928 0417 4 S 127 Zsolt Mrav Archaologische Forschungen 2000 2001 im Gebiet der spatromischen Festung von God Bocsaujtelep Vorbericht 2002 In Communicationes archeologicae Hungariae 2003 Nepmuvelesi Propaganda Iroda Budapest 2003 S 101 Ferdinand Peter Moog und Axel Karenberg Untersuchungen zum Tode Valentinians I in der Schilderung des Ammianus Marcellinus und anderer Autoren In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen Band 22 2003 S 113 134 Zur Beisetzung Valentinians siehe Mark J Johnson On the Burial Places of the Valentinian Dynasty In Historia Band 40 Heft 4 1991 S 501 506 hier S 501 f Vgl zusammenfassend Bertrand Lancon Rome in Late Antiquity Everyday Life and Urban Change AD 312 609 Edinburgh 2000 S 50f VorgangerAmtNachfolgerJovianRomischer Kaiser 364 375Gratian und Valentinian II ValensNormdaten Person GND 118803743 lobid OGND AKS LCCN n78089084 VIAF 76544789 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Valentinian I ALTERNATIVNAMEN Flavius ValentinianusKURZBESCHREIBUNG romischer Kaiser im Westen 364 375 GEBURTSDATUM 321GEBURTSORT Cibalae unsicher Mikanovici PannonienSTERBEDATUM 17 November 375STERBEORT Brigetio bei Komarom im heutigen Ungarn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Valentinian I amp oldid 235375445