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Die Cugerner auch Cuberner genannt waren ein germanischer Stamm sie bildeten mit anderen Stammen die Gruppe der kleineren germanischen Volker der Rhein Weser Germanen Der Stammesname ist eine Neubildung nach der Umsiedlung von Gruppen rechtsrheinischer Germanen durch die Romer unter Tiberius im Jahr 8 v Chr in das linksrheinische Gebiet des Niederrheins in den heutigen Kreis Kleve Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Name 3 Kultur und Religion 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 Siehe auchGeschichte BearbeitenDie Cugerner bewohnten Gebiete links des Rheins und scheinen in der grossen Masse aus dem Stamm der Sugambrer hervorgegangen zu sein 1 Als Folge der Drusus Feldzuge 12 bis 8 v Chr siedelte Tiberius im Jahr 8 vor Chr Sueton Tib 9 2 40 000 Germanen in die einst keltisch germanisch besiedelten Gebiete nordlich der Eifel zwangsweise um Dieses Gebiet lag zwischen den im Nordwesten ansassigen Batavern und den im Suden siedelnden romanisierten Ubiern Der Kernraum befand sich in und um den heutigen Kreis Kleve sowie der Stadt Xanten und verlief sudlich bis Krefeld 2 Vermutlich gehorten auch Kleinstteile der Sueben und der Brukterer zu den angesiedelten Germanen und durch die Verschmelzung mit dort siedelnder niederrheinischer Vorbevolkerung Menapier Sunuker bildete sich der neue Stammesverband heraus 3 Die mannlichen Cugerner leisteten nach dem Inschriftenbefund und antiken Berichten fur Rom Kriegsdienste cohors I Cugernorum 4 und das in deutlich grosserem Umfang als die Ubier 5 Nahe bei Xanten befand sich auf ihrem Gebiet das romische Legionslager Vetera Als Hauptort des Stammes wird ein Vorganger der Colonia Ulpia Traiana angenommen Die sudliche Grenze des Gebietes der Cugerner wurde vom Gelfbach markiert ab dem Mittelalter Muhlenbach genannt der beim ehemaligen Romerkastell Gelduba in Krefeld Gellep in den Rhein mundet Sudlich dieses Baches siedelte der Stamm der Ubier 6 Im Germanenaufstand des Civilis standen die Cugerner auf dessen Seite im Gegensatz zu den Ubiern die sich nur zogerlich dem Aufstand anschlossen In der Folgezeit kam bei den Cugernern eine Rom zugeneigtere Haltung auf nach dem 2 Jahrhundert wird ihr Name nicht mehr genannt Ihre Nachkommen gingen wie die der Ubier in den ab dem 3 Jahrhundert uber den Niederrhein nach Suden und Westen expandierenden Franken auf 7 8 Name BearbeitenDer Name Cugerner ist erstmals bei Tacitus Hist 5 16 18 als Cugerni belegt bei Plinius Hist nat 4 106 erscheint die Variante Cuberner als Cuberni Inschriften wie zum Beispiel M arcus Elvadius Mac lt er RF gt eq ues alae Claudiae Novae dom o Cugernus ann orum XXX stip endiorum XII t itulum f ieri i ussit Ti berius Claudius Aurelius her es pos uit 9 sowie weitere Belege zeigen dass die Form Cugerner die haufigere ist 10 Der Zeitpunkt des Auftretens des neuen Stammesnamens fallt mit der Assimilierung der rechtsrheinischen Restpopulationen der Sugambrer in den grosseren Nachbarstammen zusammen Rudolf Much etymologisierte die Ethnonyme auf Basis des rekonstruierten germanischen ku gernaz als Kuh begehrend im Sinn von Kuhdieb e oder als mit Kuhen Sodomie treibend und ku bernaz als Kuhknecht oder Kuhsohn Muchs Losungen wurde zunachst in der Forschung anerkannt und mit ihm als eine Spottbezeichnung oder Fremdbenennung durch rechtsrheinische germanische Nachbarn Tenkterer bezeichnet 11 Gunter Neumann halt diese Deutungen fur semantisch weniger plausibel und verweist auf Hermann Hirts Kritik an Much Neumann sieht in den Namen lediglich wahrscheinlichere lautliche Varianten und verweist unter anderen auf Deutungen durch Karl Mullenhoff und Leo Weisgerber Mullenhoff 12 deutet auf der Vergleichsbasis mit gotisch qiwa fur lebendig auf eine gemeinsame Lautform Cuverni Weisgerber nimmt einen alten keltischen und germanischen Labiovelar an der sich darin zeige dass Cugerni die germanische und Cuberni die keltische Variante sei Fur einzelne Elemente der Namen werden weitere Deutungsansatze fur das Prafix Cu g der Vergleich zum germanisch starken Maskulinum hugi huguz fur Sinn Geist Verstand 13 fur das rn der mit anderen germanischen Stammesnamen wie zum Beispiel mit den Batave rn 14 Kultur und Religion BearbeitenMit den Cugernern wird der Kult der germanischen Gottin Vagdavercustis in Verbindung gebracht Drei ihr geweihte Votivsteine wurden im Siedlungsraum der Cugerner gefunden 15 Vermutlich verehrten die Cugerner mit anderen niederrheinischen Stammen den Hercules Magusanus da analog zur Vagdavercustis im cugernischen Siedlungsraum Weiheinschriften des Gottes gefunden wurden Literatur BearbeitenJohannes Heinrichs Romische Perfidie und Germanischer Edelmut Zur Umsiedlung protocugernischer Gruppen in den Raum Xanten 8 v Chr In Germania inferior Erganzungsband 28 zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Thomas Grunewald Hrsg De Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 016969 X S 54 92 Bruno Kruger Hrsg Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Ein Handbuch in zwei Banden Bd 1 4 Auflage Akademie Verlag Berlin 1983 Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Alte Geschichte und Archaologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Bd 4 Rudolf Much Die Germania des Tacitus Carl Winter Heidelberg 3 Auflage 1967 Rudolf Much Die Germanen am Niederrhein In Beitrage zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 17 1893 Gunter Neumann Cuberni Cugerni In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 5 Walter de Gruyter Berlin New York 1984 ISBN 3 11 009635 8 S 103 f Hermann Reichert Lexikon der altgermanischen Namen Bohlau Wien 1987 Ernst Schwarz Germanische Stammeskunde Carl Winter Heidelberg 1956 Nachdruck VMA Verlag 2010 ISBN 978 3 938586 10 5 Alexander Sitzmann Friedrich E Grunzweig Die altgermanischen Ethnonyme Ein Handbuch zu ihrer Etymologie In Philologica Germanica Bd 29 Fassbaender Wien 2008 ISBN 978 3 902575 07 4 S 105f Einzelnachweise Bearbeiten Bruno Kruger Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Ein Handbuch in 2 Banden Bd 1 S 408 Bruno Kruger Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Ein Handbuch in 2 Banden Bd 1 Berlin 1983 S 279 Johannes Heinrichs Romische Perfidie und germanischer Edelmut Zur Umsiedlung protocugernischer Gruppen in den Raum Xanten 8 v Chr In Germania inferior de Gruyter Berlin New York 2001 S 71 Bruno Kruger Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Ein Handbuch in 2 Banden Bd 1 Berlin 1983 CIL 7 1193 Siegfried Gutenbrunner Die germanischen Gotternamen der antiken Inschriften Max Niemeyer Halle S 1936 S 11f 152 Johannes Heinrichs Romische Perfidie und germanischer Edelmut Zur Umsiedlung protocugernischer Gruppen in den Raum Xanten 8 v Chr In Germania inferior de Gruyter Berlin New York 2001 S 79 Feinendegen Vogt Hrsg Krefeld die Geschichte der Stadt Band 1 Christoph Reichmann Romer und Franken am Niederrhein Kapitel Die Grenze am Muhlenbach S 104f Verlag van Ackeren Krefeld 1998 ISBN 3 9804181 6 2 Johannes Heinrichs Romische Perfidie und germanischer Edelmut Zur Umsiedlung protocugernischer Gruppen in den Raum Xanten 8 v Chr In Germania inferior de Gruyter Berlin New York 2001 S 78f Renate Pirling Die romisch frankischen Graberfelder von Krefeld Gellep Museums Begleitschrift ab Seite 10 Verlag Freunde der Museen Burg Linn e V Krefeld 2011 CIL 3 2712 Hermann Reichert Lexikon der altgermanischen Namen Bohlau Wien 1987 S 432f CIL 7 1085 CIL 7 1193 CIL 7 1195 Rudolf Much Die Germanen am Niederrhein In Beitrage zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 17 1893 S 156f Ernst Schwarz Germanische Stammeskunde Winter Heidelberg 1956 S 139 Hermes Zeitschrift fur klassische Philologie 12 1877 S 273 Vladimir Orel A Handbook of Germanic Etymology Brill Leiden Boston 2003 ISBN 90 04 12875 1 S 190 Gunter Neumann Cuberni Cugerni In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 5 de Gruyter Berlin New York 1984 S 104 Siegfried Gutenbrunner Die germanischen Gotternamen der antiken Inschriften Max Niemeyer Halle S 1936 S 102f Siehe auch BearbeitenListe der germanischen Stamme Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cugerner amp oldid 230255385