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Vagdavercustis war eine germanische Gottin die in der romischen Kaiserzeit vor allem am Niederrhein verehrt wurde Sie wird als eine Kriegs oder Gottin des Kampfes gedeutet 1 Weihaltar des T Flavius Constans Ausgestellt ist der Altar im Romisch Germanischen Museum Koln Inventar Nr 670 Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Verbreitung 2 Votivsteine und Inschriften 3 Vagdavercustisheiligtum auf dem Kalkarberg 4 Deutung 5 Einzelnachweise 6 LiteraturGeographische Verbreitung BearbeitenInschriftlich uberliefert ist der Name der Gottheit auf insgesamt acht Votivsteinen und Platten Das Kerngebiet der Verehrung der Vagdavercustis ist augenscheinlich der Niederrhein hier wurde das Gros der bislang bekannten Weihungen gefunden In der Nahe von Kalkar 2 wurde ein Tempel gefunden der ihr geweiht war 3 Zwei der acht bekannten Fundstellen liegen ausserhalb des Rheinlandes wobei eine Weihung in Nordengland am Hadrianswall Carrawburgh eine weitere in der pannonischen Tiefebene in Ungarn gefunden wurde 4 Nahezu alle Funde stehen archaologisch in einem militarischen Kontext und weisen einen Bezug zu am Niederrhein stationiertem romischen Militar auf Votivsteine und Inschriften BearbeitenVagdavercutis wird in folgenden Inschriften genannt Koln CIL 13 12057 Inschrift Deae Vagdavercusti Titus Flavius Constans praef ectus praet orio em inentissimus v ir Burginatium bei Kalkar Altkalkar AE 2003 1227 Inschrift Va gda ve rcust i Ca ndidiu s Harenatium bei Rindern CIL 13 8702 Inschrift D eae VA g daver c usti et suis v otum s olvit l ibens Imp eratore n ostro IIII co n s ule Rindern CIL 13 8703 Inschrift Vagdav ercust i sacr um 3 us Iustus 3 leg ionis XXX V ulpiae V ictricis pro se et suisZetten Hemmen Niederlande CIL 13 8805 Inschrift Deae Vagdavercusti Sim p li cius Super dec urio alae Vocontior um exerci t uus BritanniciMonterberg bei Kalkar CIL 13 8662 Inschrift eques ale Nor icorum Iuliu s Quint Vagevercu sti vo tum so lvit l l m Plumpton bei Penrith Cumbria England AE 1911 00131 Inschrift Omnibus dibus Unse nis Fersome ris Burcanius Arcavius Vagda varcustus Pou 1 1 c 1 arus vex illationis MA VI 2 pr o salute sua et suorum v otum s olverunt l ibentes m erito Adony Ungarn AE 1935 163 Inschrift Deae Vagdaevercusti M Simplic ius Quietus trib coh III Batavorum milliariae equ itatae Antoninian a eAlle Inschriften tragen lateinische Namen ihrer Stifter der Weihestein von Plumpton ist die Ausnahme mit dem nach Gutenbrunner deutlich germanischen Personennamen Unsenis Alle Stifter waren Soldaten 5 Ein besonderes Zeugnis fur die Verehrung der Vagdavercustis ist der 1909 in Koln gefundene Weihaltar 6 Im Jahre 165 n Chr stiftete Titus Flavius Constans einer der beiden damaligen Prafekte der Pratorianergarde der Gottin einen Altar auf dem er in Opferkleidung cinctus Gabinus bei einer Opferhandlung dargestellt ist siehe Abbildung Mark Aurel hatte den Prafekten vermutlich mit einer Sondermission beauftragt und nach Germanien entsandt Nach anderer Interpretation 7 konnte T Flavius Burger der Colonia Claudia Ara Agrippinensium gewesen sein Der genaue Grund fur die Weihung ist nicht bekannt Der Votivstein ist aus Kalkstein gearbeitet und 1 17 0 82 0 43 Meter gross Die Inschrift oberhalb des Bildreliefs lautet ubersetzt Der Gottin Vagdavercustis von Titus Flavius Constans Praetorianerpraefekt Angehoriger des Ritterstandes Hartmut Galsterer Brigitte Galsterer Die romischen Steininschriften aus Koln Koln 1975 S 146 Vagdavercustisheiligtum auf dem Kalkarberg BearbeitenBislang ist lediglich eine der Gottin Vagdavercustis geweihte Tempelanlage bekannt Das Heiligtum befindet sich auf dem Kalkarberg einer Gelandeerhebung zwischen Kleve und Kalkar die Teil des Niederrheinischen Hohenzuges ist Es besteht aus einem Gallo romischen Umgangstempel hypocaustierten Priesterunterkunften und einem Rechteckbau der als Versammlungsraum der Gemeinde angesprochen wird 8 Im Jahr 2000 konnte der Tempelbezirk auf dem Kalkarberg archaologisch untersucht werden Die Fundstelle war zuvor durch einen Sondenganger jahrelang begangen worden bis dieser 1999 dem Amt fur Bodendenkmalpflege den Fund eines Fragmentes einer uberlebensgrossen Bronzestatue vorlegte und dessen Provenienz preisgab Die Ausgrabung zeigte dass an diesem Ort vor allem romische Militarangehorige der in Vetera Castra stationierten Legio XXX Ulpia Victrix und Kavalleristen aus dem nahe gelegenen Burginatium die Gottin verehrten Als Opfergaben weihten die Soldaten vornehmlich Waffen und militarische Ausrustungsgegenstande 9 Die Weihung der Anlage der Gottin Vagdavercustis belegen aufgefundene Inschriften Vom Inventar und von den Weihegegenstanden fanden die Archaologen an der Ausgrabungsstatte neben Tonscherben nur noch zerkleinerte Metallfragmente Offensichtlich war das Heiligtum in der Spatantike aufgegeben und das Metall eingeschmolzen worden Deutung BearbeitenDie Deutung der Gottin in ihrer Funktion hangt von den unterschiedlichen etymologischen und onomastischen Interpretationen ab und ist nicht ganz geklart 10 Seit Rudolf Much wird der Name und in der Folge die Funktion und das Wesen der Vagdavercustis von den Grundelementen des Namenskompositums aus den Gliedern Vagda und ver custis als eine Kriegsgottin gedeutet und speziell als eine Gottheit die den Mut und die Kampfeslust fordert 11 Das germanische Erstglied vagda wird vom lateinischen virtus abgeleitet woraus sich eine Deutung der Vagdavercustis als Gottin der kriegerischen Tuchtigkeit ergibt Einzelnachweise Bearbeiten Rudolf Simek Lexikon der germanischen Mythologie Kroners Taschenausgabe Band 368 3 vollig uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2006 ISBN 3 520 36803 X S 456 Vici org Tempelbezirk auf dem Kalkarberg Steve Bodecker Waffen fur Vagdavercustis In Der Limes Nachrichtenblatt der Deutschen Limeskommission 4 Jahrgang 2010 Heft 2 S 16 19 Digitalisat Memento des Originals vom 12 November 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und 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Kalkar Altkalkar In Landschaftsverband Rheinland Rheinisches Landesmuseum Bonn Krieg und Frieden Kelten Romer Germanen Primus Verlag Darmstadt 2007 S 291 Karl Helm Altgermanische Religionsgeschichte Bd 1 Carl Winter Heidelberg 1913 S 378 Rudolf Simek Lexikon der germanischen Mythologie Kroners Taschenausgabe Band 368 3 vollig uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2006 ISBN 3 520 36803 X S 456 Siegfried Gutenbrunner Die germanischen Gotternamen der antiken Inschriften Halle S 1936 S 103f Rudolf Much Vagdavercustis In Zeitschrift fur deutsches Altertum und deutsche Literatur 1917 S 285f 295 Rudolf Simek Lexikon der germanischen Mythologie Kroners Taschenausgabe Band 368 3 vollig uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2006 ISBN 3 520 36803 X S 456 Literatur BearbeitenSiegfried Gutenbrunner Die germanischen Gotternamen der antiken Inschriften Halle S 1936 S 103f Heinz Gunter Horn Die Romer in Nordrhein Westfalen Theiss Stuttgart 1987 ISBN 3 8062 0312 1 S 275 Rudolf Much Vagdavercustis In Zeitschrift fur deutsches Altertum ZfdA 55 1917 S 284 296 Hermann Reichert Lexikon der altgermanischen Namen Bohlau Wien 1987 S Marcus Reuter Hercules Magusanus und Vagdavercustis Im Reich der Gotter In Archaologie in Deutschland 2010 Heft 4 S 32 35 Moritz Schonfeld Worterbuch der Altgermanischen Personen und Volkernamen Carl Winter Heidelberg 1911 S Rudolf Simek Lexikon der germanischen Mythologie Kroners Taschenausgabe Band 368 3 vollig uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2006 ISBN 3 520 36803 X S 456 B H Stolte Die religiosen Verhaltnisse in Niedergermanien In Aufstieg und Niedergang der romischen Welt II Bd 18 1 Religion Heidentum Die religiosen Verhaltnisse in den Provinzen Wolfgang Haase Hersg de Gruyter Berlin New York 1986 ISBN 3 11 010050 9 S 591 671 Jan de Vries Altgermanische Religionsgeschichte De Gruyter Berlin New York 3 unverand Aufl 1970 Reprint 2010 Bd 1 ISBN 978 3 11 002678 8 Bd 2 ISBN 978 3 11 002807 2 S Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vagdavercustis amp oldid 237452487