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Hercules Magusanus auch Hercules Magusenus ist der Name eines germanischen Gottes der uberwiegend im romischen Niedergermanien verehrt wurde Er gilt als Hauptgottheit der Bataver mit der Funktion einer Kriegsgottheit beziehungsweise einer kriegerischen Wesenshaftigkeit Altar fur Hercules Magusanus aus Bonn AE 1971 282 mit Darstellung des Gottes sowie des Hollenhundes Cerberus Inhaltsverzeichnis 1 Uberlieferung und Verbreitung 2 Ikonographie 3 Etymologie und Deutung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenUberlieferung und Verbreitung Bearbeiten nbsp Antoninian des Postumus mit Legende und Bild des Hercules Magusanus in klassischer Darstellung mit Keule und LowenfellDer Name Magusanus oder Magusenus erscheint auf romerzeitlichen WImpeeihesteinen 1 einer Kalksteinstatuette 2 Armringen 3 und zwei 260 1 gepragten Munzemissionen des gallischen Kaisers Postumus 4 Hinzu kommt eine Bronzestatuette des Hercules 5 die im Tempelbezirk von Empel zusammen mit einem Bronzeplattchen mit einer Weihung an Hercules Magusenus gefunden wurde 6 1989 bis 1991 wurde der Tempelbezirk von Empel ausgegraben In dem ab Mitte des 1 Jahrhunderts errichteten gallo romischen Umgangstempel wurde der Gott zentral verehrt und ihm Opfer dargebracht 7 Weitere Hercules Magusanus Kultorte im Siedlungsgebiet der Bataver waren die Tempel in Elst und in Kessel bei Oss Ein weiterer Neufund wurde 2021 in der sich in Ergrabung befindlichen Tempelanlage von Herwen Hemeling gefunden Der uberwiegende Teil der Funde stammt aus der romischen Provinz Germania inferior allerdings liegen auch Hinweise auf die Verehrung des Gottes ausserhalb dieses Raums vor Es handelt sich um je eine Inschrift aus Rom und Schottland sowie vier aus Dakien Die dortigen Kultanhanger waren Soldaten die ursprunglich aus der Provinz Germania inferior stammten und teilweise den dort ausgehobenen batavischen Hilfstruppen angehorten 8 Eine Inschrift aus Malburg Gelderland nennt ihn zusammen mit der germanischen Gottin Haeva 9 Nach Jan de Vries bezeugt die geographische Verteilung dieser Weihinschriften mit dem Kern am Niederrhein die Bedeutung der Verehrung durch die dortige Bevolkerung Das Fundgebiet umfasst die Siedlungsraume der germanischen Stamme der Bataver Cugerner Marser Ubier und Tungerer Ein Fund von Mumrills weist gleichfalls auf die Region des Niederrheins hin da der Stifter ein Legionar war der der ala Tungrorum angehorte 10 Ein Centurio der Legio I Minervia stiftete den Weihestein der in Bonn gefunden wurde 11 De Vries weist darauf hin dass Angehorige dieser Einheit verschiedenen germanischen Gottheiten Weihesteine stifteten so fur Hludana Sunuxsal und die Matronae Aufaniae Ikonographie BearbeitenDie Kalkstein und die Bronzestatuette diese zusatzlich mit einem Trinkgefass sowie die Munzen zeigen den nackten Hercules mit Lowenfell und Keule die Darstellung auf einem Weihaltar aus Bonn zeigt zusatzlich noch Cerberus 12 Die bildlichen Darstellungen des Hercules Magusanus sind somit von sonstigen romischen Darstellungen des Hercules nicht zu unterscheiden Etymologie und Deutung BearbeitenIn der Forschung wird Hercules Magusanus einerseits als germanischer andererseits als keltischer Gott angesehen Fur den germanischen Ursprung wird geltend gemacht dass die Dedikanten meist germanische Namen tragen weshalb mit einem germanischen Gott gerechnet werden musse bei dem es sich um eine Erscheinungsform des Donnergottes Donar Thor handeln durfte Jan de Vries wies im Bezug auf die Germanizitat bestimmter Hercules Inschriften insbesondere der Magusanus Inschriften darauf hin dass das wesentliche verbindende Merkmal des Hercules und des Donar Thor die Korperkraft sei bzw die Personifizierung dieser Kraft Gunter Neumann denkt dass es sich beim Namen des Gottes Hercules Magusanus um eine Bildung aus lateinischem Theonym mit germanischem Beinamen handle und dass dieses germanische Element ein konservatives Sprachrelikt einer Bevolkerung darstelle die in einem starken Prozess der Akkulturierung in einem gallo romischen Umfeld stand Er unterstutzt Norbert Wagner der den Namen zu einer Ableitung von germanisch Maguz s na der zur Kraft Starke Gehorende mit Kraft Ausgestattete erklart Rudolf Much und ihm folgend Siegfried Gutenbrunner stellten den Namen dagegen zum gallischen Magusanos der vom Feld zu magos Feld Der Name konnte demnach von einem Ortsnamen abgeleitet sein moglicherweise von Noviomagus dem vermuteten Hauptort der Bataver so zuvor auch Theodor Mommsen In diese Richtung argumentiert ferner Hermann Reichert Eduard Norden verband den Beinamen Magusanus wiederum mit dem Ortsnamen Mahusenham dem heutigen Myswinkel bei Duurstede 13 In diesem Kontext der Akkulturation und zuvor der Ethnogenese der Bataver im Niederrheingebiet ist der Kult des Hercules Magusanus als deren Hauptgottheit zu sehen Siehe auch BearbeitenHercules Deusoniensis Hercules Saxanus Mars Halamardus Germanische Religion Germanen Germanische ReligionLiteratur BearbeitenPatrizia de Bernardo Stempel Gotternamen in der Germania inferior In Wolfgang Spickermann Rainer Wiegels Hrsg Keltische Gotter im Romischen Reich Osnabrucker Forschungen zu Altertum und Antike Rezeption 9 Bibliopolis Mohnesee 2005 S 139 148 hier 146 Dieselben Keltische Aquivalente klassischer Epitheta und andere sprachliche und nicht sprachliche Phanomene im Rahmen der sogenannten interpretatio Romana In Zeitschrift fur celtische Philologie 61 2014 S 7 48 hier 28 29 Siegfried Gutenbrunner Germanische Gotternamen der antiken Inschriften Niemeyer Halle S 1936 S 60 61 220 221 Friedrich Kauffmann Mythologische Zeugnisse aus romischen Inschriften 1 Hercules Magusanus In Beitrage zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 15 1891 S 553 562 Rudolf Much Wolfgang Lange unter Mitarbeit durch Herbert Jankuhn und Hans Fromm Die Germania des Tacitus 3 Auflage Universitatsverlag Winter Heidelberg 1967 S 74ff 175 176 Gunter Neumann Namenstudien zum Altgermanischen Herausgegeben von Heinrich Hettrich und Astrid van Nahl de Gruyter Berlin New York 2008 ISBN 978 3 11 020100 0 S 33 222 224 Erganzungsbande zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 59 Werner Petermandl Wolfgang Spickermann Hercules Magusanus In Kresimir Matijevic Rainer Wiegels Hrsg Kultureller Transfer und religiose Landschaften Zur Begegnung zwischen Imperium und Barbaricum in der romischen Kaiserzeit Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Neue Folge Band 52 De Gruyter Akademie Forschung Berlin Boston 2022 ISBN 978 3 11 071644 3 S 81 96 Hermann Reichert Lexikon der altgermanischen Namen Band I Teil 1 Textband Unter Mitarbeit von Wilibald Kraml Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1987 ISBN 978 3 7001 0931 0 S 484 485 Thesaurus Palaeogermanicus 1 1 Nico Roymans Ethnic Identity and Imperial Power The Batavians in the Early Roman Empire Amsterdam University Press Amsterdam 2004 ISBN 90 5356 705 4 S 235 250 Amsterdam Archeological Studies 10 Nico Roymans Hercules and the construction of a Batavian identity in the context of the Roman Empire In Ton Derks Nico Roymans Hrsg Ethnic Constructs in Antiquity The Role of Power and Tradition Amsterdam Archaeological Studies Band 13 Amsterdam 2009 S 219 238 Rudolf Simek Lexikon der germanischen Mythologie Kroners Taschenausgabe Band 368 3 vollig uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2006 ISBN 3 520 36803 X S 183 184 Lauran Toorians Magusanus the Old Lad A Case of Germanicised Celtic In NOWELE 42 2003 S 13 28 Jan de Vries Altgermanische Religionsgeschichte Bd 2 De Gruyter Berlin New York 3 unverand Aufl Fotomech Nachdr d 2 vollig neu bearb Aufl 1957 Reprint 2010 ISBN 978 3 11 002807 2 S 108 109 Norbert Wagner Hercules Magusanus In Bonner Jahrbucher 177 1977 S 417 422 Digitalisat Weblinks BearbeitenInschriften des Hercules Magusanus in der Epigraphischen Datenbank HeidelbergAnmerkungen Bearbeiten CIL 13 8010 aus BonnAE 1971 282 aus BonnCIL 13 8492 aus Koln Deutz AE 1977 570 aus Wardt Luttingen bei XantenAE 1994 1282 aus WaardenburgAE 1994 1284 aus HoutenCIL 13 8771 aus Ruimel bei Sint Michielsgestel Abbildung des Steins CIL 13 8705 aus Malburgen GelderlandCIL 13 8777 aus WestkapelleCIL 6 31162 von den Equites singulares in Rom am 29 September 219 gestiftetCIL 7 1090 aus Falkirk Mumrill am Antoninuswall Schottland AE 1977 702 aus Borșa Dakien Rumanien AE 1977 704 aus Gherla Dakien Rumanien AE 1995 1280 aus Alba Iulia Dakien Rumanien online aus Războieni Cetate Dakien Rumanien CIL 13 8610 aus Xanten CIL 13 10027 212a d aus Tongern Bonn Koln und Neuss Grimlinghausen Georg Elmer Die Munzpragung der gallischen Kaiser in Koln Trier und Mailand In Bonner Jahrbucher 146 1941 44 Nr 287 293 Heute s Hertogenbosch Noordbrabants Museum 15124 Abbildung AE 1990 740 Herculi Magusen o Iulius Gen ialis veter anus leg ionis X G eminae P iae F idelis v otum s olvit l aetus l ibens m erito Nico Roymans Ton Derks Der Tempel von Empel Ein Hercules Heiligtum im Batavergebiet In Archaologisches Korrespondenzblatt 23 1993 S 479 492 Volltext Nico Roymans Ton Derks De tempel van Empel Een Hercules heiligdom in het woongebied van de Bataven Stichting Brabantse Regionale Geschiedbeoefening s Hertogenbosch 1994 ISBN 90 72526 25 2 Alexander Rubel Rada Varga Hercules Magusanus im Lager der ala I Batavorum milliaria in Războieni Cetate Kreis Alba Rumanien In Germania Band 99 2021 2022 S 107 132 besonders S 115 118 CIL 13 8705 CIL 7 1090 AE 1971 282 AE 1971 282 Epigraphische Datenbank Heidelberg mit Abbildung Eduard Norden Die germanische Urgeschichte in Tacitus Germania 4 unveranderte Auflage WBG Darmstadt 1959 S 176 494 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hercules Magusanus amp oldid 236924274