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Hercules Deusoniensis ist der Name eines germanischen Gottes der nur durch romische Munzpragungen des Kaisers Postumus aus der Zeit von 260 bis 268 uberliefert ist Dieser Hercules wird als eine lokale Erscheinung des Donar bzw Thor gedeutet Munzbild des Hercules Deusoniensis Inhaltsverzeichnis 1 Uberlieferung 2 Beiname und Deutung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenUberlieferung BearbeitenDarstellungen des Gottes mit seinem Namen finden sich auf zahlreichen Munzemissionen des Postumus gepragt in den Munzstatten des gallischen Sonderreiches in Koln und Lyon von unterschiedlichen Werten insbesondere Antoniniane Die bildliche Darstellung entspricht auf den meisten Pragungen dem klassischen Motiv des Herakles Hercules als ein mit einer Keule bewaffneter und ein Lowenfell tragender nackter athletisch muskulos ausgebildeter Mann mit den variierenden Attributen Keule Pfeil und Bogen 1 Bei einem Munztyp wird die Gottheit in einer viersauligen Aedicula die wahrscheinlich einen Tempel meint stehend mit Keule und Lowenfell gezeigt 2 Ferner gibt es eine Pragung die die Schulterbuste des Hercules mit Lowenfell und Keule zeigt 3 sowie mehrere Pragungen die den Kopf des Gottes mit Lorbeerkranz darstellen 4 Die Munzlegenden variieren HER DEVSONIENS HERC DEVSENIENSI HERC DEVSONIENSI und bei einigen Munztypen die Vollform HERCULI DEVSONIENSI Beiname und Deutung BearbeitenIn der Forschung wurde durch Maurits Gysseling und B H Stolte vertreten dass der Beiname Deusoniensis eine Ableitung von einem Toponym einem Ortsnamen Deuso Deusone ist Gysseling verband ausgehend von der spezifischen Hercules Verehrung in der Germania inferior Secunda Deusone als Zentrum eines regionalen Kults des Hercules Deusoniensis aus 5 In der historischen Uberlieferung der Spatantike beziehungsweise der Volkerwanderungszeit wird dieser Ortsname im Chronicon des Hieronymus in Verbindung mit einer Schlacht im Jahr 373 und der Niederlage eines Heeres der Sachsen im Siedlungsgebiet der Franken genannt Saxones caesi Deusone in regione Francorum 6 Von den aufgrund der geringen historischen Uberlieferung 7 erfolgten zahlreichen Versuchen einer Lokalisierung werden heute nur noch zwei Orte in den Niederlanden als ernsthafte Moglichkeiten diskutiert Doesburg in Gelderland und Dissen bei Tilburg in Noord Brabant Dissen geben B H Stolte und Heinrich Tiefenbach den Vorzug Scheungraber und Grunzweig weisen auf den Umstand hin dass Deuso als Personenname lediglich zweimal in der Provinz Noricum belegt 8 ist und als Glied in den Postumus Munzen 9 Die Motive des Postumus der zum Teil in Koln residierte und die Umstande den einheimischen germanischen Hercules zu ehren beziehungsweise zu verehren sind nicht bekannt Zahlreiche Forscher darunter auch Reinhard Wenskus vermuten dass die enge Beziehung zwischen Postumus und dem Herkules von Deuso dadurch begrundbar sei dass er in Deuso zum Gegenkaiser ausgerufen wurde Christoph Reichmann vermutet dass die starken Kontingente germanischer Hilfstruppen die seine politische Macht stutzten einen Einfluss gehabt haben konnten Weiter deutet Reichmann einen Podiumstempel der in Elfrath gefunden wurde als einen lokalen seit dem 1 Jahrhundert genutzten Kultort der unter Postumus zu einem dem Hercules Deusoniensis geweihten Kultbezirk mit einer regionalen zentralen Bedeutung ausgebaut wurde Reichmann emmendiert in der Forschung reserviert aufgenommen 10 ein vor Ort gefundenes Inschriftenfragment eines mutmasslichen Votivsteins Seitenstuck mit Ansatz im oberen Bereich von Gesims einer Volute und eines Giebels als Her De us oniens i o s 11 In der bildlichen Darstellung des Hercules auf den Munzen sieht der Historiker Reinhard Wenskus den Beleg oder Hinweis dafur dass dieser Hercules ein germanischer sei also Donar bzw Thor weil explizite Abweichungen zum klassischen Darstellung des mediterranen Hercules erkennbar seien Auf diesen Munzen sei demzufolge Hercules entgegengesetzt zum typischen Bild statt mit einem Lowenfell mit einem Barenfell bekleidet gezeigt 12 Wenskus weist auf die parallele spatere nordische literarische Uberlieferung hin in der Thor den Beinamen Bjorn der Bar tragt Siehe auch BearbeitenHercules MagusanusLiteratur BearbeitenGerhard Bauchhenss Herakles Hercules in peripheria Occidentalis In Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae LIMC Supplementum 2009 Dusseldorf 2009 S 271 272 Siegfried Gutenbrunner Die germanischen Gotternamen der antiken Inschriften Niemeyer Halle S 1936 S 61 Bernhard Maier Interpretatio In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 15 Walter de Gruyter Berlin New York 2000 ISBN 3 11 016649 6 S 360 365 Anders Hultgard Kultplats och gudatro Om framvaxten av lokala gudomar pa germanskt omrade In Eva Nyman Jorgen Magnusson Elzbieta Strzelecka Den heliga platse Handlingar fran symposiet Den heliga platsen Harnosand 15 18 september 2011 Skrifter i Humaniora vid Mittuniversitetet 1 Mittuniversitetet Sundsvall 2014 ISSN 2001 919X ISBN 978 91 86694 95 1 S 23 38 hier 30 31 Garrett Olmsted The gods of the Celts and the Indo Europeans Institut fur Sprachen und Literaturen der Universitat Innsbruck Bereich Sprachwissenschaft Innsbruck 1994 ISBN 3 85124 173 8 Christoph Reichmann Ingaevonen Herminonen und Istaevonen Tacitus Germania Kap 2 In Studien zur Sachsenforschung 10 1997 S 207 240 Christoph Reichmann Das Heiligtum in Krefeld Elfrath In Die Heimat 62 1991 Archaologie in Krefeld de Vollversion Christoph Reichmann Der Tempel des Hercules Deusoniensis Ein neues Heiligtum am Niederrhein In Archaologie in Deutschland 4 1989 S 6 9 Corinna Scheungraber Altgermanische und altkeltische Theonyme die epigraphische Evidenz aus der Kontaktzone ein Handbuch zu ihrer Etymologie Innsbrucker Beitrage zur Sprachwissenschaft Bd 163 Institut fur Sprachen und Literaturen der Universitat Innsbruck Bereich Sprachwissenschaft Innsbruck 2020 ISBN 978 3 85124 750 3 Rudolf Simek Lexikon der germanischen Mythologie Kroners Taschenausgabe Band 368 3 vollig 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Heiligtum des Hercules Deusoniensis in Elfrath Toponymisch Woordenboek M Gysseling Eintrag zum ON DiessenAnmerkungen Bearbeiten Georg Elmer Die Munzpragung der gallischen Kaiser in Koln Trier und Mailand In Bonner Jahrbucher 146 1941 40 45 Nr 118a 124 184 217 226 304 394 Taf 2 18 3 17 Pierre Bastien Le monnaye de bronze de Postume Wetteren 1967 115 Nr 1 151 Nr 103 159 Nr 132 Georg Elmer Die Munzpragung der gallischen Kaiser in Koln Trier und Mailand In Bonner Jahrbucher 146 1941 46 Nr 316 Taf 5 3 Pierre Bastien Le monnaye de bronze de Postume Wetteren 1967 171 Nr 167 Taf 34 Heinz Joachim Schulzki Die Antoninanpragung der gallischen Kaiser von Postumus bis Tetricius Bonn 1996 52 Nr 26 Taf 3 Georg Elmer Die Munzpragung der gallischen Kaiser in Koln Trier und Mailand In Bonner Jahrbucher 146 1941 Beiblatt VIII 2 Nr 544 549 Georg Elmer Die Munzpragung der gallischen Kaiser in Koln Trier und Mailand In Bonner Jahrbucher 146 1941 42 Nr 183 47 Nr 324 325 Taf 5 4 Maurits Gysseling Deusone in regione Francorum In Handelingen der Maatschappij voor Geschiedenis en Oudheidkunde te Gent 3 1948 S 88 92 Hieronymus Chronicon 2389 Autoren die den Ort und das Ereignis nennen wie z B Cassiodor Fredegar und andere sind von der Stelle bei Hieronymus abhangig s B H Stolte Deusone In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 5 Walter de Gruyter Berlin New York 1984 ISBN 3 11 009635 8 S 344 CIL 3 5426 CIL 3 5057 Corinna Scheungraber Friedrich E Grunzweig Die altgermanischen Toponyme sowie ungermanische Toponyme Germaniens Ein Handbuch zu ihrer Etymologie Philologica Germanica Band 34 Fassbaender Wien 2014 ISBN 978 3 902575 62 3 S 149f Wolfgang Spickermann Kultorganisation und Kultfunktionare im Gebiet der Colonia Ulpia Traiana In Thomas Grunewald Hrsg Germania inferior Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsbande Band 28 Walter de Gruyter Berlin New York 2000 S 212 240 hier 216 Christoph Reichmann Das Heiligtum in Krefeld Elfrath Abbildung 10 Dokumentseite 11 Gerd Biegel Die Munzstatte Koln in der Zeit des Gallischen Sonderreiches In Aufstieg und Niedergang der romischen Welt II 4 1975 S 755f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hercules Deusoniensis amp oldid 237667975