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Die Marser lateinisch Marsi altgriechisch oἱ Marsoi waren ein kleiner germanischer Volksstamm der zunachst am Rhein und spater zwischen dem Heissiwald silva Caesia bei Essen 1 der Ruhr und der Lippe Lupia siedelte Die Kartenskizze zeigt die Verortung der Marser zwischen Heissiwald Lippe und Ruhr Aufriss des Feldzugs des Germanicus im Jahre 14 n Chr Die Karte ist ein Beispiel fur die fast immer willkurliche Eintragung von Siedlungsgebieten Die Marser sind hier an die Weser verlegt Immerhin erlauben die korrekt eingetragenen Flusse eine Verortung der Marser nach den Informationen im Artikel Buste von Nero Claudius GermanicusLegionsadler Replik Inhaltsverzeichnis 1 Siedlungsgebiet zur Zeit der Germanicus Feldzuge 2 Geschichte 3 Moderne Gleichsetzungen Selbstverstandnis und Kultgemeinschaft 4 Sonstiges 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseSiedlungsgebiet zur Zeit der Germanicus Feldzuge BearbeitenTacitus berichtet dass Germanicus von Westen kommend den Caesia silva durchqueren musste um zu den Marsern zu gelangen Mit silva Caesia ist der um Essen gelegene mittelalterliche Heissiwald gemeint von dem heute nur noch Reste erhalten sind Dieser bildete daher die westliche Grenze des Siedlungsgebiets das im Norden von der Lippe nordlich der die Brukterer verortet werden und im Suden von der Ruhr begrenzt war Die ostliche Grenze bleibt unklar Wurde die Angabe des Tacitus herangezogen dass Germanicus das Gebiet auf eine Weite spatium von 50 Meilen verwustete reichte das Siedlungsgebiet ungefahr bis Soest was auch einige Karten so zeigen 2 Allerdings wird der Sinn der Angabe bei Tacitus nicht klar da er zu vage formuliert was in Ubersetzungen oft verloren geht Daher kann aus der Angabe kein sicherer Schluss hinsichtlich der Erstreckung des Siedlungsgebiets gezogen werden 3 Dementsprechend wird ebenso eine weitere Erstreckung des Gebiets nach Osten teils bis an den Rand des Eggegebirges vertreten 4 Archaologisch wird das beschriebene Gebiet zur Verbreitungszone der Rhein Weser Germanischen Kultur gezahlt 5 Geschichte BearbeitenDie Marser werden nur bei Strabon und bei Tacitus erwahnt Die erste Erwahnung findet sich bei Strabon der berichtet dass sie einst am Rhein siedelten aber als die Romer verschiedene Stamme auf das westliche Rheinufer nach Gallien umsiedelten ins Innere des Landes zuruckwichen wahrend nur wenige wie ein Teil der Sugambrer am Ostufer des Rheins zuruckblieben 6 Hieraus schloss schon die altere Forschung dass der Stamm der Marser aus einer Abspaltung von den rechtsrheinisch verbliebenen Resten der Sugambrer entstand oder eine Untergruppe dieses Stammes war 7 Die Sugambrer waren unter Tiberius im Jahre 8 v Chr im Rahmen der Drusus Feldzuge 12 bis 8 v Chr in das linksrheinische Gebiet um Xanten Romerlager Vetera umgesiedelt worden wo spater die Cugerner erwahnt werden Diese gelten der Forschung als Zusammenschluss der umgesiedelten Einwanderer mit der alteren Bevolkerung 8 Der Zusammenhang der Marser mit den Sugambrern wird als Vermutung heute noch vertreten 9 Obwohl sie die Zeit der romischen Okkupation dieses Teils Germaniens sicher nicht unbeteiligt und ereignislos durchlebt haben werden sie erst wieder im Zusammenhang mit den Germanicus Feldzugen bei Tacitus erwahnt als die Romer sie 14 n Chr uberfielen Grund hierfur war Vergeltung fur ihre Teilnahme am Aufstand im Jahre 9 n Chr gegen die Romer Varusschlacht die aus der Verwahrung eines der erbeuteten Legionsadler in ihrem Gebiet erschlossen wird Sie wurden schon ganz zu Beginn der Rachefeldzuge des Germanicus vernichtend geschlagen Germanicus fuhrte im Feldzug gegen die Marser neben 12 000 Legionssoldaten auch 26 Kohorten Hilfstruppen sociae cohortes und 8 Reiterschwadronen equitum alae mit sich 10 Er nutzte zunachst ein Fest aus zu dem ubermassiger Alkoholgenuss gehorte um die Marser solange sie weitgehend wehrlos waren zu uberfallen Nach Tacitus wurde dann neben dem zentralen nicht genau zu lokalisierenden Tamfana Heiligtum ein Landraum spatium von 50 romischen Meilen mit Feuer und Schwert vollig verwustet Kein Geschlecht kein Lebensalter fand Erbarmen 11 Auch wegen solcher Graueltaten wie sie Germanicus nicht nur bei den Marsern sondern auch bei den Chatten im Fruhjahr 15 n Chr angerichtet hatte agierten die sonst oft untereinander zerstrittenen Germanen wieder gemeinsam um gegen die Romer vorgehen zu konnen Germanicus seinerseits hatte eine mehr als doppelt so starke Armee unter Waffen wie seinerzeit Varus Auch die verbliebenen Marser beteiligten sich an den weiteren Kampfen Im Jahre 15 n Chr uberfielen sie erfolglos die gegen die Cherusker vorgehende Heeresabteilung des Caecina 12 Und im Jahre 16 n Chr wurde der in einem bewachten Hain bei den Marsern vergrabene Legionsadler der Legio XVII von Germanicus nach einem Hinweis auf den Aufbewahrungsort durch Mallovendus den dux der Marser der sich ergeben hatte durch einen Angriff von zwei Seiten wiedergewonnen 13 14 Die Feldzuge des Germanicus wurden nach drei Jahren intensiver und verlustreicher aber nicht entscheidender Kampfe abgebrochen und die Romer zogen sich hinter den Rhein zuruck Der Dux Mallovendus ist der einzige namentlich bekannte Marser Von der alteren Literatur wurde er als Verrater betrachtet Als dux Anfuhrer Herzog bezeichnet Tacitus die aufgrund von Erfahrung und Ansehen gewahlten Heerfuhrer germanischer Ethnien 15 Uber die weitere Geschichte der Marser berichten die Quellen nichts Moderne Gleichsetzungen Selbstverstandnis und Kultgemeinschaft BearbeitenWie schon gesagt wird vermutet dass die Marser eine Abspaltung oder eine Untergruppe der Sugambrer waren 16 Es gibt jedoch weitere mogliche Bezuge Da die Kleinen Brukterer laut Strabon beiderseits der Lippe siedelten wird mitunter eine Identitat mit den Marsern vermutet Auch die Chattuarier die nach ihren uberlieferten und erschlossenen Nachbarn teils an der oberen Ruhr teils zwischen Lippe und Mohne und teils an der Eder lokalisiert werden 17 werden manchmal mit den Marsern gleichgesetzt da sie nicht gleichzeitig erwahnt werden 18 Wichtiger insbesondere fur die Selbstsicht der germanischen Ethnien ist eine Angabe des Tacitus in der Germania nach der Schilderung des Mannus Mythos und der Einteilung der germanischen Ethnien in Ingaevones Istaevonen und Herminones Er gibt an dass auch eine Einteilung in weitere ursprungliche auf Sohne des Mannus zuruckzufuhrende Stamme bekannt sei und nennt dabei neben Gambriviern Sueben und Wandiliern auch die Marser wahrend Plinius sie bei einer entsprechenden Aufzahlung nicht erwahnt 19 Es wird vermutet dass sich diese Mythen in Kultgemeinschaften der so gruppierten Stamme ausserten wie eine solche etwa bei den Sueben belegt ist In ihrem Fall befand sich das zentrale Heiligtum bei den Semnonen die als Ursprung der Sueben galten Analog wird das bei jenen Stammen hochberuhmte 20 Tamfana Heiligtum bei den Marsern als Zentrum einer Kultgemeinschaft aus mehreren Ethnien gesehen In der Literatur werden als Mitglieder neben den Marsern Brukterer Usipeter und Tubanten benannt Dies hat den Grund dass nach der Zerstorung des Heiligtums 14 n Chr diese Stamme aktiv wurden und versuchten Germanicus den Ruckweg zu versperren wie Tacitus berichtet Oft werden Tenkterer und Chattuarier als Vermutung erganzt 21 Sonstiges BearbeitenDie Marser finden in der zweiten Strophe des Liedes Des Deutschen Vaterland von Ernst Moritz Arndt aus dem Jahre 1813 Erwahnung Die Marser in Germanien sind nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Volk in Italien siehe Marser Italien Der Name der Stadt Marsberg geht nicht wie oft vermutet auf die Marser zuruck Im Fruhmittelalter wurde der Ort von den frankischen Reichsannalen Eresburg und von Widukind von Corvey Heresburg genannt 22 Siehe auch BearbeitenGeschichte der Romer in GermanienLiteratur BearbeitenBeatrix Gunnewig Gunter Neumann Marsen In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 19 Berlin 2001 S 361ff Einzelnachweise Bearbeiten Ludwig Schmidt Die Westgermanen Teil II Munchen 1940 S 180 Bruno Kruger Hrsg Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Ein Handbuch in 2 Banden Band 1 Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Alte Geschichte und Archaologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Band 4 Akademie Berlin 1976 1983 S 397 Tacitus Annalen I 50 Bruno Kruger Hrsg Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Ein Handbuch in 2 Banden Band 1 Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Alte Geschichte und Archaologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Band 4 Akademie Berlin 1976 1983 S 48 Heinz Gunter Horn Hrsg Die Romer in Nordrhein Westfalen Stuttgart 1987 S 41 Ludwig Schmidt Die Westgermanen Teil II Munchen 1940 S 180 200 f Bruno Kruger Hrsg Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Ein Handbuch in 2 Banden Band 1 Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Alte Geschichte und Archaologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Band 4 Akademie Berlin 1976 1983 S 397 Vgl auch die Karte von Siedlungsfunden hinter S 380 die eine Fundleere ostlich Soests anzeigt Reinhard Wolters Die Schlacht im Teutoburger Wald Arminius Varus und das romische Germanien Munchen 2008 S 129 130 Tacitus Annalen I 50 51 60 Daniel Berenger Wulff E Brebeck Hrsg Fuhrer zur Vor und Fruhgeschichte der Hochstiftkreise Paderborn und Hoxter Band 3 Romische Kaiserzeit und Fruhmittelalter Kirsten John Stucke Hrsg Historische Schriften des Kreismuseums Wewelsburg Band 8 Paderborn 2014 S 50 Bruno Kruger Hrsg Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Ein Handbuch in 2 Banden Band 1 Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Alte Geschichte und Archaologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Band 4 Akademie Berlin 1976 1983 S 396 Strabon Geographie VII 1 3 Ludwig Schmidt Die Westgermanen Teil II Munchen 1940 S 180 Reinhard Wolters Die Romer in Germanien Beck sche Reihe Bd 2136 6 durchgesehene und aktualisierte Auflage Munchen 2011 S 37 Bruno Kruger Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Ein Handbuch in 2 Banden Bd 1 Berlin 1983 S 279 408 Etwa bei Reinhard Wolters Die Schlacht im Teutoburger Wald Arminius Varus und das romische Germanien Munchen 2008 S 54 Reinhard Wenskus Stammesbildung und Verfassung 2 unveranderte Auflage Koln 1977 S 437 f Tacitus Annales 1 49 3 Reinhard Wolters Die Schlacht im Teutoburger Wald Arminius Varus und das romische Germanien Munchen 2008 S 122 129 Ludwig Schmidt Die Westgermanen Teil II Munchen 1940 S 180 182 Bruno Kruger Hrsg Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Ein Handbuch in 2 Banden Band 1 Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Alte Geschichte und Archaologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Band 4 Akademie Berlin 1976 1983 S 274 Tacitus Annalen 1 50 51 2 25 Ludwig Schmidt Die Westgermanen Teil II Munchen 1940 S 180 182 Bruno Kruger Hrsg Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Ein Handbuch in 2 Banden Band 1 Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Alte Geschichte und Archaologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Band 4 Akademie Berlin 1976 1983 S 275 Tacitus Annalen 1 56 Matthew Bunson Encyclopedia of the Roman empire Sonlight Christian 2002 ISBN 978 0 8160 4562 4 S 313 Reinhard Wolters Die Schlacht im Teutoburger Wald Arminius Varus und das romische Germanien Munchen 2008 S 133 f Tacitus Annalen 2 25 Klaus Peter Johne Die Romer an der Elbe Das Stromgebiet der Elbe im geographischen Weltbild und im politischen Bewusstsein der griechisch romischen Antike Akademie Verlag Berlin 2006 ISBN 978 3 05 003445 4 S 171 Ludwig Schmidt Die Westgermanen Teil II Munchen 1940 S 180 182 Bruno Kruger Hrsg Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Ein Handbuch in 2 Banden Band 1 Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Alte Geschichte und Archaologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Band 4 Akademie Berlin 1976 1983 S 277 Herwig Wolfram Die Germanen Munchen 1995 S 64 Ludwig Schmidt Die Westgermanen Teil II Munchen 1940 S 180 182 Tacitus Germania 7 Reinhard Wolters Die Schlacht im Teutoburger Wald Arminius Varus und das romische Germanien Munchen 2008 S 54 Reinhard Wenskus Stammesbildung und Verfassung Koln 1977 2 unveranderte Auflage S 437 f Einige z B Ulrich Nonn Die Franken Stuttgart 2010 S 24 verstehen die von Velleius Paterculus II 105 benutzte Reihenfolge Cananefaten Ch attuarier und Brukterer als geographische Angabe und setzen die Chattuarier um 4 n Chr zwischen Lek Nederrijn und den Brukterern an Eine Erlauterung von Pro und Contra wurde hier zu weit fuhren und an einer Nachbarschaft zu oder Gleichsetzung mit den Marsern muss dies nichts andern Es wird angemerkt um Verwirrung zu vermeiden Bruno Kruger Hrsg Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Ein Handbuch in 2 Banden Band 1 Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Alte Geschichte und Archaologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Band 4 Akademie Berlin 1976 1983 S 397 Strabon Geographie VII 1 3 Peter Eschbach Der Stamm und Gau der Chattuarier ein Beitrag zur Geschichte der frankischen Stamme und Gaue am Niederrhein In Beitrage zur Geschichte des Niederrheins 17 1902 S 3 Gunter Neumann Harald von Petrikovits Chattwarier In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 4 Walter de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006513 4 S 391 393 Herwig Wolfram Die Germanen Munchen 1995 S 57 Bruno Kruger Hrsg Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Ein Handbuch in 2 Banden Band 1 Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Alte Geschichte und Archaologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Band 4 Akademie Berlin 1976 1983 S 508 Tacitus Germania 2 Tacitus Annalen 1 50 51 Herwig Wolfram Die Germanen Munchen 1995 S 57 f Bruno Kruger Hrsg Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Ein Handbuch in 2 Banden Band 1 Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Alte Geschichte und Archaologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Band 4 Akademie Berlin 1976 1983 S 508 Ludwig Schmidt Die Westgermanen Teil II Munchen 1940 S 180 182 Tacitus Annalen 1 51 Vgl Eva Cichy Die Eresburg Marsberg Obermarsberg Hochsauerlandkreis Altertumskommission fur Westfalen Hrsg Fruhe Burgen in Westfalen Bd 36 2 uberarbeitete und erganzte Auflage Munster 2016 S 1 7 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marser Germanien amp oldid 234223468