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Die Sugambrer auch Sigambrer Sygambrer lateinisch Sigambri Sicambri altgriechisch Sygambroi waren ein westgermanischer Stamm der somit nach Caesars Definition rechts des Rheins in der Germania magna lebte Das romische Gallien und rechtsrheinische Germanien um das Jahr 70 n Chr Inhaltsverzeichnis 1 Siedlungsgebiet 2 Geschichte 3 Identifikation der Sugambrer mit anderen Stammen 4 Bedeutung des Namens 5 Bekannte Angehorige der Sugambrer 6 Literatur 7 EinzelnachweiseSiedlungsgebiet BearbeitenAuch wenn neuere Befunde zunehmend konkretere Eingrenzungen der keltischen und germanischen Lebensraume und Lebensweisen zulassen Ihr exaktes ursprungliches Siedlungsgebiet ist nur ungefahr zu verorten Der genaue Ursprung der Sugambrer ist nicht bekannt es wird jedoch vermutet dass sie ursprunglich vom Niederrhein oder dem Gebiet zwischen Rhein und Lippe stammten Anhand historischer Beschreibungen zwischenzeitlicher archaologischer Bodenbefunde und geographischer Marken wie Flusse lasst sich das Gebiet der Sugambrer heute ungefahr eingrenzen Tacitus bezeichnete die Sugamber zunachst als den Istvaeonen zugehorig Er nahm dabei Bezug auf die Sage vom germanischen Gott Tuisto Dessen Sohn sei Mannus Ursprung und Grunder des Geschlechtes der Germanen Dem Mannus wurden drei Sohne zugeschrieben nach deren Namen die dem Meer am nachsten gelegenen Ingaevonen die mittleren d h im Landesinnern lebenden Herminonen und die am Rhein lebenden Istaevonen genannt wurden Das Gebiet der Sugambrer grenzte somit auch an den Rhein an oder lag jedenfalls nahe am Rhein Durch Caesars Schilderungen ist belegt dass ihr Gebiet an das der Ubier angrenzte Caesar teilte mit dass er durch das Gebiet der Ubier zog als er die Sugambrer angriff und sich danach zu den Ubiern zuruckzog se in fines Ubiorum recepit 1 Das Gebiet der Ubier grenzte dabei direkt an den Rhein denn Caesar sprach vom Ubischen Ufer quae ripas Ubiorum 2 Die Sugambrer siedelten nach Casar in der Nahe des Rheins Da die Sugambrer somit erstens nach Tacitus ebenfalls Rheinanlieger waren und sich zweitens nach Caesar zu den im heutigen Mittel und Ostdeutschland lebenden Sueben fluchteten lag das Gebiet der Sugambrer ostlich und nordlich der Ubier Das Gebiet der sudlich lebenden Ubier kann anhand von Munzfunden recht konkret eingegrenzt werden So finden sich ubische Munzen ubische EL AR Rbs dlT 9441 F 399 Mardorf Typ 3 bei Beckinghausen kleine Funde und Bochum kleine Funde 3 wobei letztere auch spater in das dortige Gebiet gelangt sein konnen Den Fundplatzen nach ware die sudliche Grenze des Sugambrerlandes demnach die Ruhr Die Ruhr als Grenzfluss zum Gebiet der Sugambrer wird auch vertreten 4 Historiker ziehen den Schluss dass die erste Rheinuberquerung Caesars in das Gebiet der befreundeten Ubier nicht sehr weit von der Gebietsgrenze zu den Sugambrern erfolgte und belegen dies mit militartaktischen Erwagungen und Caesars Schilderung Caesar nahm demnach einen sicheren Ubersetz und Aufstellungsort im Gebiet der befreundeten Ubier und zog dann uber deren Gebiet in das Gebiet des Feindes 1 Insgesamt gab Caesar an 18 Tage im rechtsrheinischen Gebiet gewesen zu sein diebus omnino XVIII trans Rhenum consumptis 5 in denen er in das Gebiet der Sugambrern gezogen dieses verwustet die Felder abgeerntet hat und zu den Ubiern zuruckgezogen ist Dabei gab Caesar an nur wenige Tage im Gebiet der Sugambrer gewesen zu sein Caesar paucos dies in eorum finibus moratus omnibus vicis aedificiisque incensis frumentisque succisis 1 Daher ist es auszuschliessen dass Caesar einen gefahrvollen muhevollen und weiten Weg uber das Bergische Land nach Osten und dann nach Norden und die dort in Ermangelung vom Ackerbau schlechte Verpflegungslage riskierte Es werden daher zwei Varianten angenommen Entweder zog Caesar die Sieg entlang und dann ins Sauerland oder nach Norden entlang des Rheines zur Ruhr Die Sieg entlang ware der Marsch beschwerlicher und weiter gewesen als rechtsrheinisch den Rhein nach Norden hoch wo zudem bereits der Mauspfad als Handels und Heeresweg vorhanden war Die Sudgrenze des Siedlungsgebietes der Sugambrer lag daher wohl einige Marschtage nordlich der Stelle der ersten Rheinuberquerung Caesars Die Uberquerung des Rheins wird heute zwischen Andernach und Koln verortet wobei die Siegmundung oder Andernach als wahrscheinlich genannt werden 75 km nordlich der Siegmundung drei Tagesmarsche einer romischen Legion 6 mundet die Ruhr in den Rhein 75 km nordlich von Andernach mundet die Wupper in den Rhein Insofern ist die unter Historikern vertretene Annahme dass der Bereich zwischen Ruhr und Wupper die Sudgrenze des Gebietes der Sugambrer markiert plausibel Diese Annahme wird auch gestutzt durch den von Caesar geschilderten Angriff der Sugambrer auf das zwischen Rhein und Maas im Gebiet der Eburonen gelegene Aduatuca Denn fur den Angriff musste der Rhein nach Westen uberquert aber gleichzeitig das Gebiet der romerfreundlichen Ubier gemieden werden Es bleibt damit nur eine Rheinuberquerung nordlich oder am Rand des Ubiergebietes denn sudlich der Ubier lag linksrheinisch das Gebiet der Treverer Die Uberquerung durch die Sugambrer muss somit nordlich des ubischen Gebietes aber noch so nah an Aduatuca stattgefunden haben das der Angriff sich anbot Die genaue Lage von Aduatuca ist unklar sicher ist aber die Lage zwischen der deutschen Voreifel und Luttich an der Maas Damit bleibt nur eine Rheinuberquerung der Sugambrer im Raum nordlich von Koln denn sudlicher lag das Kern Gebiet der Ubier sehr weiter nordlich ware Aduatuca ausserhalb ihrer Reichweite gewesen Diese Schilderung Casars stutzt somit die Annahme zur Sudgrenze des Gebiete zwischen Wupper und Ruhr Cassius Dio spricht bei der Schilderung des Drusus Feldzuges 11 v Chr davon dass eine Brucke uber die Lippe geschlagen wurde und man daruber in das Land der Sugambrer vorruckte Sodann schildert er dass auf dem Ruckweg in die Winterlager zwischen Lippe und Ruhr im Gebiet der Sugambrer ein Militarlager errichtet wurde 7 Das Kernland der Sugambrer befand sich damit sudlich der Lippe Das Gebiet der Sugambrer umfasste damit das Gebiet zwischen Lippe Nordgrenze und Ruhr sowie entlang des Ruhrbogens vom Rhein bis ins Sauerland und Siegerland Das Gebiet umfasste somit das der Ubier in einem Bogen von Duisburg uber Brilon bis Siegen herunter vermutlich auch Teile des Oberbergische Land 8 Die Sudgrenze war moglicherweise die Ruhr jedenfalls spatestens an der Wupper erreicht Moglicherweise grenzten ubisches und sugambrisches Gebiet auch zwischen Ruhr und Wupper Die Sugambrer wurden vollstandig oder nur zum Teil unter Tiberius im Jahre 7 v Chr in linksrheinische Gebiete an die Maas in das Gebiet der Sunuker umgesiedelt Strabon zahlte die Sugambrer gemeinsam mit den Kimbern zu einer germanischen Stammesgruppe die zwischen Rheinnahe und Nordsee ansassig war Die Sugambrer sollen als erste der germanischen Stammesverbande Konige gehabt haben 9 Geschichte BearbeitenDie Entstehung des Stammes ist nicht endgultig geklart Wahrscheinlich knupfte die Stammesbildung an vorhandene keltische Siedlungs und Wirtschaftsstrukturen im Sauerland und Siegerland an Die Sugambrer waren vermutlich an der Gewinnung oder am Handel mit Blei aus der Gegend von Brilon beteiligt Um 55 v Chr wurden sie erwahnt weil sie den Romern unterlegenen Usipetern und Tenkterern Aufnahme gewahrten und den Romern unter Berufung auf die Rheingrenze die Auslieferung verwehrten Im Jahre 53 v Chr griffen sie das romische Militarlager bei Atuatuca im linksrheinischen Gallien an das unter der militarischen Fuhrung von Quintus Tullius Cicero stand 10 Im Jahre 16 v Chr toteten Sugambrer Usipeter und Tenkterer Romer im rechtsrheinischen Germanien fuhrten anschliessend einen Plunderungszug nach Gallien durch und besiegten die sie verfolgenden romischen Truppen des Statthalters Marcus Lollius darunter die V Legion clades Lolliana Diese Niederlage war unzweifelhaft ein schwerer Schlag fur das imperiale Prestige des Augustus Die Germanen entzogen sich der Auseinandersetzung und gingen einen Schein Frieden ein Das Legionslager Vetera kontrollierte gegenuber der Lippemundung die Siedlungsgebiete der rechtsrheinischen Stamme der Sugambrer Brukterer Tenkterer und Usipeter Es waren genau diese Volkerschaften auf deren Konto die Einfalle in Gallien gingen Durch das Lippetal war eine Verbindung Veteras mit der Westfalischen Bucht gegeben Sugambrer unter ihrem Konig Maelo oder Melo 11 und mit ihnen verbundete Tenkterer und Usipeter brachen im Jahre 12 v Chr erneut in Gallien ein als dort aufgrund des ersten Provinzialcensus schwere Unruhen herrschten Drusus drangte mit einem Truppenaufgebot die Eindringlinge zuruck und eroffnete auf der anderen Rheinseite unmittelbar nach dem 1 August 12 v Chr eine Strafexpedition die den Beginn der Drusus Feldzuge 12 bis 8 v Chr markierte Der Einmarsch in Germanien ging von niederrheinischem Gebiet zunachst in das Land der Usipeter Sudosten der heutigen Provinz Gelderland dann gegen die zwischen Lippe und Ruhr siedelnden Sugambrer die Strabon als Verursacher fur den Kriegsausbruch bezeichnet Die endgultige Unterwerfung der Sugambrer gelang aber erst Tiberius im Jahr 8 v Chr 12 der Stammesteile in linksrheinisches Gebiet in etwa ins Land der Sunuker umsiedelte In der Gegend von Xanten grundeten sie eine Siedlung aus der die Colonia Ulpia Traiana hervorging Um diese Zeit wurde auch das Romerlager Oberaden aufgegeben vermutlich weil es seine Funktion verloren hatte Im Jahr 1 n Chr beteiligten sich die Sugambrer wohl am immensum bellum 1 5 n Chr einem Aufstand germanischer Stamme Deudorix Neffe des fruheren Konigs Maelo wurde 17 n Chr im Triumphzug des Germanicus in Rom als Gefangener mitgefuhrt 13 Der Name der Sugambrer erhielt sich in der spateren Stammestradition der Franken so wurde Chlodwig I bei seiner Taufe vom Bischof von Reims noch als tapferer Sugambrer angesprochen 12 Identifikation der Sugambrer mit anderen Stammen BearbeitenDer im Gebiet der spateren Colonia Ulpia Traiana ansassige Stamm der Cugerner evtl die Kuhreichen oder Kuhgierigen oder Cuberner ging vermutlich aus den dort angesiedelten Sugambrern hervor 12 Des Weiteren sind einige Forscher der Meinung die Sugambrer seien mit den bei Tacitus erwahnten Gambriviern oder Gamabriviern identisch 14 einem der Stamme die gemeinsam mit Marsern Sueben und Vandiliern behaupteten vom Gott Mannus abzustammen 15 Plinius der Altere berichtete dieser Stamm siedele direkt am Rhein 16 wahrend Strabon ihn gemeinsam mit Cheruskern und Chatten an der Weser lokalisierte Daneben existiert die Auffassung die Marser seien mit den Sugambrern zu identifizieren die an der Umsiedlung auf die linke Rheinseite nicht teilgenommen hatten 17 Bedeutung des Namens BearbeitenDer Name der Sugambrer ist in verschiedenen Schreibweisen uberliefert so ist unter anderem von Sugambri Sygambri Sigambri Sugambroi Sugumbri Sucambri und Sycambres die Rede Dies erschwert eine genaue etymologische Deutung des Namens zumeist aber werden die Sugambrer und Gambrivier zu einer germanischen Wurzel Gambra kraftvoll tatkraftig Eifer gestellt Daneben gibt es aber auch verschiedene Deutungen des Namens aus dem Keltischen 18 z B aus einer Wurzel cam Su ist ein gebrauchliches keltisches Prafix mit der Bedeutung gut oder stark Die Verbindung des Stammesnamens der Sugambrer mit den Regionen Sauerland Siegerland oder dem Fluss Sieg sind rein spekulativ und etymologisch wenig schlussig Bekannte Angehorige der Sugambrer BearbeitenEinige Sugambrer wurden im Tatenbericht des Augustus und bei Strabon namentlich genannt Maelo Konig oder Furst der Sugambrer unter dessen Befehl sie um 12 v Chr in Gallien einfielen dessen Bruder Baitorix sowie dessen Sohn Deudorix Literatur BearbeitenJohannes Heinrich Sugambrer In Heinrich Beck Dieter Geuenich Heiko Steuer Hrsg Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 30 De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 018385 4 S 124 127 Bruno Kruger Hrsg Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Ein Handbuch in zwei Banden Bd 1 4 Auflage Akademie Verlag Berlin 1983 Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Alte Geschichte und Archaologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Bd 4 Alexander Sitzmann Friedrich E Grunzweig Die altgermanischen Ethnonyme Fassbaender Wien 2008 ISBN 978 3 902575 07 4 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Caesar De bello Gallico 4 19 1 Caesar De bello Gallico 6 29 1 a b Johannes Heinrichs Zur Verwicklung ubische Gruppen in den Ambiorix Aufstand des Jahres 54 v Chr Eburonische und ubische Munzen im Hortfund Fraire 2 In Zeitschrift fur Papyrologie und Epigraphik Nr 127 1999 S 291 293 1 Wilhelm Blankertz Die Germanen des Bergischen Landes und seiner Nachbargebiete zur Romerzeit abgerufen am 7 Januar 2023 Caesar De bello Gallico 4 19 4 Klaus Hillingmeier Kampfmaschine Die romische Armee auf g geschichte de abgerufen am 5 Februar 2023 Cassius Dio Bucher 51 60 In Romische Geschichte Band 4 Zurich Munchen 2007 ISBN 3 7608 3673 9 S 54 33 1 5 Vergleiche Karte Germanien und Ratien zur Romerzeit In Hans Georg Stier u a Hrsg Westermann Grosser Atlas zur Weltgeschichte Georg Westermann Verlag Braunschweig 1981 S 37 Res gestae divi Augusti 32 1 reges Strabon 7 1 4 ἠgemῴn Caesar De bello Gallico 6 35 41 Res gestae divi Augusti 32 1 Strabon 7 1 4 a b c Kruger Die Germanen Bd 1 S 408 Strabon 7 1 4 Kruger Die Germanen Bd 1 S 408 Heinz Cuppers Gambrivii In Der Kleine Pauly KlP Band 2 Stuttgart 1967 Sp 688 f hier Sp 689 Kruger Die Germanen Bd 1 S 523 Plinius Naturalis historia 4 99 Reinhard Wenskus Stammesbildung und Verfassung 2 unveranderte Auflage Bohlau Koln 1977 S 437 f Alexander Sitzmann Friedrich E Grunzweig Die altgermanischen Ethnonyme Ein Handbuch zu ihrer Etymologie S 138 Normdaten Sachbegriff GND 4106397 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sugambrer amp oldid 238594889