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Als die Germania magna lateinisch fur Grosses Germanien wurde in der Antike der dem Romischen Reich bekannte aber nur zeitweise und teilweise besetzte Teil des Siedlungsgebiets der Germanen bezeichnet Als Grenzen des Gebiets nennt Ptolemaus in seiner Geographike Hyphegesis im Westen den Rhein Rhenus im Suden die Donau Danubius im Norden das Meer Germanicus Oceanus und im Osten die Weichsel Vistula und die Karpaten Sarmatici montes Es wird seit dem 19 Jahrhundert auch teilweise der Begriff Germania libera Freies Germanien gebraucht Dieser Terminus findet sich jedoch nicht in antiken Quellen die in der Regel aus romischer Perspektive verfasst sind und die nicht unbedingt betonen wollen dass dieser Grossraum nicht der romischen Herrschaft unterworfen war 1 Romische Provinzen mit der angrenzenden Germania magnaGermania magna im Weltbild der Romer des 2 Jahrhunderts n Chr nach Ptolemaus in einer Karte des 15 JahrhundertsGermania magna Karte aus dem 19 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Eroberungsversuche Varusschlacht und die Folgen 1 2 Schlacht bei Kalefeld 2 Militarlager 3 Geographie der Germania magna 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSeit Gaius Iulius Caesar galt der Rhein den Romern als die Grenze zwischen Gallien und Germanien obwohl Kelten auf beiden Seiten des Flusses lebten Die Absicht des ersten romischen Kaisers Augustus die Germania magna als Provinz in das romische Imperium einzugliedern Augusteische Germanenkriege scheiterte infolge der romischen Niederlage in der Varusschlacht und dem erfolgreichen Widerstand der Arminius Koalition gegen Ruckeroberungsversuche in den Folgejahren Germanicus Feldzuge 16 n Chr beorderte Tiberius 14 37 n Chr der Nachfolger des Augustus die romischen Truppen aus der Germania magna hinter die Rheinlinie Rom unternahm aber auch in den folgenden Jahrzehnten Expeditionen und Feldzuge nach Germania magna Siehe auch Germanische Kriege Eroberungsversuche Varusschlacht und die Folgen Bearbeiten Hauptartikel Varusschlacht Zahlreiche Versuche des Romischen Reiches unter Augustus die Germania magna uber die Lippe Lupia die Lahn Laugona und die Werra zu erobern und als Romische Provinz dem Reich einzuverleiben wurden in vielen Verteidigungsschlachten vereitelt Fur systematische Expansionsversuche Roms sprechen die durch Munzen des Varus datierten romischen Stadtegrundungen Waldgirmes und Haltern die Romerlager Lahnau Dorlar Olfen Oberaden Anreppen Rodgen und Hedemunden sowie die Funde von Bentumersiel Nach Ansicht einiger Historiker wie Werner Eck war die Germania magna um die Zeitenwende sogar bereits eine regulare romische Provinz die dann um 16 n Chr wieder aufgegeben wurde doch ist dies umstritten Das Scheitern Roms ermoglichte zumal den tief in der Germania magna lebenden Stammen jedenfalls eine bis zur sogenannten Volkerwanderung vergleichsweise unbeeinflusste Kulturentwicklung wenngleich in der Folgezeit zahlreiche Impulse aus dem romischen Raum in das germanische Grenzgebiet ausgingen Nach gegenwartigem Stand der Diskussion ist von einem uberwiegend friedlichen romisch germanischen Austausch im Grenzgebiet ostlich des Rheins und nordlich der Donau auszugehen Der bedeutendste der romisch germanischen Kampfe war die Varusschlacht 9 n Chr in welcher der Cherusker Arminius der zuvor selbst als Offizier kaiserliche Hilfstruppen kommandiert hatte mit seinen Kriegern drei romische Legionen unter dem Feldherrn Publius Quinctilius Varus besiegte wobei die Romer gut 20 000 Mann verloren Die vernichtende Niederlage in der Varusschlacht fand ihren Niederschlag in der zukunftigen romischen Militar und Siedlungspolitik in diesem geografischen Raum Romische Siedlungspolitik in Germanien fand danach nur noch diesseits oder in direkter Nahe Taunus Wetterau Decumates agri der Reichsgrenze an Rhein und Donau statt Seit Kaiser Domitian dienten dabei die Anlagen des Limes zur Uberwachung der Grenze in Friedenszeiten Ein weiterer grosser Feldzug Roms folgte ab dem Jahr 166 mit dem Markomannenkrieg der uber die Donau nach Bayern und Bohmen hineingetragen und im Jahre 180 mit einem Waffenstillstand beendet wurde Im dritten Viertel des 3 Jahrhunderts verloren die Romer das Dekumatland an die Alamannen und Dakien an die Goten Am Anfang des 4 Jahrhunderts wurden im romischen Heer seit Konstantin dem Grossen immer mehr reichsfremde Krieger meist Germanen eingesetzt was gegen Ende des 4 Jahrhunderts in der Entstehung der foederati mundete die nicht mehr der regularen kaiserlichen Armee angehorten sondern als Soldner unter eigenen Anfuhrern kampften Schlacht bei Kalefeld Bearbeiten Hauptartikel Harzhornereignis Durch archaologische Funde ist mittlerweile bekannt dass die Romer auch nach Tiberius mitunter noch tief in die Germania magna vordrangen Im Jahr 2008 wurde im Kalefelder Ortsteil Wiershausen am Harz ein im Jahr 2000 entdeckter Fundort als antikes Schlacht feld mit zahlreichen romischen Waffen und Ausrustungsteilen aus dem 3 Jahrhundert identifiziert Die im Dezember 2008 der Offentlichkeit vorgestellten Funde weisen nach Forschungsberichten im Gegensatz zur bisherigen Auffassung auf weitaus intensivere und weitraumigere romische Militaraktivitaten ostlich des Rheins auch nach dem Ende der romischen Operationen im Raum der Germania Magna also nach 16 n Chr Ruckzug des Germanicus hin Zwar war aufgrund schriftlicher Quellen seit langer Zeit bekannt dass auch in der Folgezeit romische Militaroperationen in diesem Raum stattfanden sollten sich die Fundbewertungen bestatigen so ware dies ein Beleg fur diese Aussagen zumal dann die Romer noch im 3 Jahrhundert wesentlich weitraumiger operiert hatten als bisher angenommen 2 Militarlager BearbeitenIn Germania magna sind einige romische Lager bekannt die von den Truppen uber einen Zeitraum von bis zu mehreren Jahren genutzt wurden beispielsweise Germania magna Nordrhein Westfalen Holsterhausen Haltern Olfen Beckinghausen Oberaden Anreppen Kneblinghausen Dorlar Sennestadt Porta Westfalica Bad EmsMilitarlager in NRW Germania magna Deutschland Holsterhausen Anreppen Kneblinghausen Hedemunden Dorlar Marktbreit Hachelbich Wilkenburg Sennestadt Porta Westfalica Bad Ems Lahnstein ErmeloMilitarlagerName Ort Beginn Ende Entdeckung Kategorie BemerkungenHolsterhausen Dorsten 1952 Marschlager Lippe mindestens zehn Lager teilweise ubereinanderHaltern Haltern am See 7 v Chr oder spater 9 n Chr 1816 Kohortenlager Lippe insgesamt sechs KomplexeOlfen Olfen 11 v Chr 7 v Chr 2011 Versorgungslager LippeBeckinghausen Lunen 1906 Uferkastell LippeOberaden Bergkamen 1905 Mehrlegionenlager LippeAnreppen Delbruck 4 n Chr 6 n Chr 1968 Winterlager LippeKneblinghausen Ruthen 1901 nahe der MohneHedemunden Hann Munden 11 bis 9 v Chr 8 oder 7 v Chr oder spater 1998 Werra mindestens vier KomplexeAliso unbekannt 9 n Chr Standort nicht bekannt um 15 16 n Chr gab es Aliso noch einmal an gleicher oder anderer StelleDorlar Lahnau bis 10 n Chr Mitte 1 Jh n Chr 1985 Marschlager HessenMarktbreit Marktbreit 5 6 n Chr vor 9 n Chr 1985 Legionslager Main zwei Lager ubereinanderHachelbich Hachelbich zwischen dem 1 und 3 Jahrhundert 2009 Marschlager Kyffhauserkreis Thuringen erstes in Mitteldeutschland nachgewiesenes RomerlagerWilkenburg Wilkenburg 1 und 5 n Chr 2015 Marschlager Region Hannover Niedersachsen erstes in Niedersachsen nachgewiesenes MarschlagerRomerlager Bielefeld Sennestadt Sennestadt 2019 MarschlagerRomerlager Porta Westfalica Porta Westfalica 12 v Chr und 16 n Chr 2008 Marschlager Auf dem Ehrlich Bad Ems 40 41 n Chr 69 70 n Chr 2016 Vexillationskastell Raumliche Kapazitat fur mehr als eine halbe Legion Auf dem Feldberg bei Lahnstein Lahnstein 2009 Vexillationskastell Bisher nur Luftaufnahmen und wenige Sondagen Datierung noch nicht moglich Raumliche Kapazitat fur mehr als eine halbe Legion Flevum Velsen 1 15 1 n Chr 2 ab 39 n Chr 1 28 n Chr 2 50 n Chr 1945 Vexillationskastell mit Hafen Zwei zeitlich um 11 Jahre und raumlich um 750 m getrennte Anlagen In der fruhen Phase Garnisonsort einer Vexillatio der Legio V AlaudaeMarschlager Ermelo Ermelo 2 Jahrhundert 2 Jahrhundert 1922 1923 Marschlager Maximal Raum fur eine LegionGeographie der Germania magna BearbeitenDie Geographie der Germania magna ist in der Geographike Hyphegesis des Ptolemaus um 150 n Chr durch die geographischen Koordinaten der Hauptorte umfassend beschrieben Durch eine geodatische Deformationsanalyse die das Institut fur Geodasie an der Technischen Universitat Berlin im Rahmen eines Projekts der Deutschen Forschungsgemeinschaft unter der Leitung von Dieter Lelgemann in den Jahren 2007 bis 2010 durchfuhrte konnten viele historische Ortsbezeichnungen ortlich bestimmt und heutigen Ortslagen zugeordnet werden 3 Siehe auch BearbeitenLimes Grenzwall Geschichte der Romer in Germanien Liste der romischen Provinzen bis Diokletian LWL Romermuseum Haltern am SeeLiteratur BearbeitenThomas Fischer Gladius Roms Legionen in Germanien C H Beck Munchen 2020 Andreas Kleineberg Christian Marx Eberhard Knobloch Dieter Lelgemann Hrsg Germania und die Insel Thule Die Entschlusselung von Ptolemaios Atlas der Oikumene Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2010 ISBN 978 3 534 23757 9 Buch 131 Seiten mit teils farbigen Karten Walter Pohl Die Germanen In Enzyklopadie deutscher Geschichte Band 57 Oldenbourg Munchen 2000 ISBN 3 486 55705 X Knapper Uberblick mit Forschungsteil und Bibliographie Siegmar von Schnurbein Germanien in romischer Sicht Germania Magna und die romischen Provinzbezeichnungen In Heinrich Beck Dieter Geuenich Heiko Steuer Dietrich Hakelberg Hrsg Zur Geschichte der Gleichung germanisch deutsch Sprache und Namen Geschichte und Institutionen Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsband 34 Walter de Gruyter Berlin New York 2004 ISBN 3 11 017536 3 S 25 36 Herwig Wolfram Das Romerreich und seine Germanen Eine Erzahlung von Herkunft und Ankunft Bohlau Wien Koln Weimar 2018 Siehe hierzu auch Angaben im Artikel Germanen sowie die entsprechenden Artikel im Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Weblinks BearbeitenEdition der Geographike Hyphegesis des Ptolemaus mit Ubersetzung und Karte der Germania magna Hedemunden Museum und Park Kalkriese Quellen und Literaturliste zur Germania magna Lokalisierung der Stadte in Germania magna nach Ptolemaus Atlas der OkumeneEinzelnachweise Bearbeiten Dieter Timpe u a Germanen Germania Germanische Altertumskunde In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 11 Walter de Gruyter Berlin New York 1998 ISBN 3 11 015832 9 S 181 438 hier S 256 f Aktueller Uberblick bei Gunther Moosbauer Die vergessene Romerschlacht Der sensationelle Fund am Harzhorn Munchen 2018 Siehe dazu Germania und die Insel Thule unter Literatur50 9 11 1 Koordinaten 51 N 11 O Kastelle in der Germania Magna Flevum Marschlager Ermelo Romerlager Holsterhausen Aliso Romerlager Haltern Romerlager Olfen Romerlager Beckinghausen Romerlager Bielefeld Sennestadt Romerlager Oberaden 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