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Als Romerlager Limburg an der Lahn werden zwei temporare fruhromische Militarlager auf der Gemarkung des heutigen Eschhofen eines Stadtteils von Limburg an der Lahn in Hessen Deutschland bezeichnet Sie stammen aus der Zeit Gaius Iulius Caesars wurden also noch vor der eigentlichen romischen Eroberung Germaniens errichtet Die beiden Anlagen wurden 2012 entdeckt und untersucht 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Befund und Datierung 3 1 Vorromisches 3 2 Fruhromische Militarlager 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Fundstatte befindet sich oberirdisch nicht sichtbar oberhalb des sudlichen Ufers des Flusses Lahn Taunusseite auf einer bis 2012 intensiv landwirtschaftlich genutzten Flache Diese liegt rechts der ehemaligen Trassenfuhrung der Bundesautobahn 3 hinter der Lahntalbrucke Limburg bei der Anschlussstelle 43 Limburg Sud an der Richtungsfahrbahn Koln und links der Schnellfahrstrecke Koln Rhein Main zwischen Lahntalbrucke und Bahnhof Limburg Sud Bereits beim Bau der Reichsautobahn RAB 31 wurde am Hammerberg ein Einschnitt in den Hohenzug vorgenommen und dabei eine Lagerhalfte einer romischen Fortifikation zerstort Der 2013 begonnene Ersatzneubau der Autobahnbrucke in Limburg die neue Brucke liegt weiter ostlich als der Vorgangerbau machte eine neue Trassenfuhrung notig die die Fundstatte ganzlich zerstort hat Bereits in vorromischer Zeit waren Limburg und das Limburger Becken ein Siedlungsplatz und uber Altstrassen erschlossen eine Furt durchquerte hier die Lahn 3 4 In der Antike handelte es sich beim rechtsrheinischen Gebiet des Lahntals um das vom romischen Reich noch nicht unterworfene Barbaricum Die zwei entdeckten Feldlager durften im Zusammenhang mit Caesars in De bello Gallico beschriebenen Rheinuberquerungen in den Jahren 55 v Chr bzw 53 v Chr stehen 5 Die romischen Truppen fanden in den Gebieten ostlich des Rheins und nordlich der Donau vollig andere Bedingungen vor als in dem bereits eroberten Gallien Politische administrative und wirtschaftliche Zentren auf die sich eine romische Herrschaft hatte stutzen konnen existierten bis auf wenige Ausnahmen bisher nicht So bot sich die in den Rhein lateinisch Rhenus mundende Lahn einer romischen Militarexpedition als schnelle Transport und Nachschubverbindung an Der Standort in der Limburger Lahntalweitung wurde wohl sorgfaltig und aufgrund strategischer Gesichtspunkte gewahlt denn von hier aus liessen sich das gesamte Umland einfach uberblicken und die Lahn sowie ihre Zuflusse Elbbach Westerwald und Emsbach Taunus kontrollieren Forschungsgeschichte BearbeitenArchaologische Funde aus augusteischer Zeit bei Lahnau siehe hierzu Romerlager Lahnau Dorlar und Romisches Forum Lahnau Waldgirmes ruckten das Lahntal im ausgehenden 20 Jahrhundert in den Mittelpunkt der provinzialromischen Forschung Bekannte fruhromische Fundstatten unweit der Lahnmundung wie das fruhromische Kastell von Koblenz und die flussaufwarts gelegenen Neuentdeckungen bei Lahnau sowie die Erkenntnis dass die romischen Befehlshaber die Abstande zwischen ihren Lagern so wahlten dass sie der Entfernung entsprach die romische Truppen innerhalb eines Tages zurucklegen konnten legten zunachst die Vermutung nahe die im Limburger Becken gefundenen Romerlager stammten ebenfalls aus dieser augusteischen Eroberungsphase Germaniens Dass sie hingegen sogar mehrere Jahrzehnte alter und mit Caesars bis dato so gut wie ausschliesslich literarisch belegter Strafexpedition in das rechtsrheinische Germanien in Verbindung zu bringen sind gilt auch in Fachkreisen als archaologische Sensation Im Zuge des Reichsautobahnbaus Strecke 31 Frankfurt am Main Koln 6 traten im Bereich der Limburger Lahntalbrucke beim Einschnitt in den Hohenzug am Hammerberg 7 Funde aus vorromischer Zeit zutage 1936 37 wurde das Areal durch Ferdinand Kutsch zwischen 1927 und 1956 Direktor des Landesmuseums Nassauische Altertumer in Wiesbaden heute Teil des Museum Wiesbaden archaologisch untersucht Er barg seinerzeit diverse Fundstucke und befundete hier den Grundriss eines jungsteinzeitlichen Hauses sowie Gruben einer latenezeitlichen Siedlung von Kelten 8 Spuren der zwei fruhromischen Militarlager waren damals nicht aufgefallen da sich die feinen Bodenunterschiede der Verfullung der Lagergraben nur wenig vom umliegenden Boden unterschieden und sich im Stratum erst nach Putzen Trocknen und Reifen zeigen Zudem bestand damals noch keine Moglichkeit geomagnetischer Untersuchungen Ein Teil des Romerlagers der sich bis unter die Autobahn erstreckte wurde durch das damalige nationalsozialistische Strassenbauprojekt zerstort Im Vorfeld des notwendigen Ersatzneubaus der Brucke gleichzeitiger Verlegung der Bundesautobahn 3 inklusive der Anschlussstelle Limburg Sud in Richtung des Gewanns Im Ahlen gab es im Fruhjahr 2010 erste Baugrunduntersuchungen fur die Grundung des Neubaus Erkundungsbohrungen Diese veranlassten das Landesamt fur Denkmalpflege Hessen LfDH eine geomagnetische Teilprospektion der betroffenen Flache durchzufuhren Auf dem Messbild waren geradlinige Grabenstrukturen mit rund ausgeformten Ecken zu erkennen Diese Spielkartenform ist typisch fur romische Militarlager Weitere Prospektionen bestatigten dann ein zweites romisches Lager in direkter Nachbarschaft Um den Bruckenbau auf der Taunusseite nicht zu verzogern wurde bewirkt dass das LfDH sich auf eine auf acht Monate veranschlagte Grabungskampagne beschrankt Das zehnkopfige Grabungsteam unter der Leitung der zustandigen Gebietsreferentin und Bezirksarchaologin Sabine Schade Lindig sowie der ortlichen Grabungsleitung von Jessica Meyer begann seine Arbeiten am 10 April 2012 Um die archaologische Ausgrabung bis zum November 2012 abschliessen zu konnen arbeitete das Team unter allen Wetterbedingungen 40 Stunden in der Woche Am 20 September 2012 fand in Anwesenheit des Landtagsabgeordneten Matthias Buger und Limburgs Burgermeister Martin Richard eine Pressekonferenz zum Stand der Ausgrabung seitens hessenARCHAOLOGIE dem Landesamt fur Denkmalpflege und Hessen Mobil Strassen und Verkehrsmanagement statt Nach Aussage des regionalen Bevollmachtigten Westhessen von Hessen Mobil Willi Kunze waren ohne den Ersatzneubau der Brucke diese Kulturdenkmaler nicht gefunden worden Der Landesbehorde fur Denkmalpflege fehlen die finanziellen Mittel um solchen Arbeiten nachzukommen In Limburg betrugen die Gesamtkosten fur die archaologischen Arbeiten 900 000 Euro Die achtmonatige Grabungszeit hatte beim Bauprojekt zu keiner Verzogerung gefuhrt Laut Egon Schallmayer zeige sich im vorliegenden Fall einmal mehr dass die fruhromische Geschichte Deutschlands genauer die Ubergangszeit Kelten Germanen Romer noch weiter erforscht werden musse Befund und Datierung BearbeitenVorromisches Bearbeiten Zuerst wurde im sudlichen Ende der Bauflache eine kleine weilerartige Siedlung aus der Jungsteinzeit mit mindestens acht Hausergrundrissen freigelegt Funde aus den Arbeitsgruben hauptsachlich Scherben von Topfen stammten aus der Zeit um 5000 v Chr dem Mittelneolithikum Sie sind damit bisher die altesten entdeckten Spuren einer Besiedlung des Limburger Raums und erganzen das Ergebnis einer archaologischen Ausgrabung aus dem Jahr 2011 auf dem westlich liegenden Greifenberg oberhalb von Limburg an der Lahn hier fanden sich Reste einer befestigten Hohensiedlung der Michelsberger Kultur zwischen 4400 und 3500 v Chr 9 Uber und neben der jungsteinzeitlichen Siedlung lagen drei Kreisgraben von bronzezeitlichen Grabhugeln deren oft mittig gelegenen Bestattungen leider im Laufe der Zeit durch landwirtschaftliche Nutzung zerstort wurden Zeugnis der Eisenzeit ist der seltene Fund einer als sogenanntes Tanzendes Mannlein bezeichneten Munze Dieser keltische Silberquinar wurde zwischen 65 und 40 v Chr unter anderem im Heidetrank Oppidum bei Oberursel im Taunus gepragt war aber vermutlich noch deutlich langer als Zahlungsmittel im Umlauf Er passt zu den Grabungsfunden vom Limburger Domberg aus dem Jahr 2009 10 Diese sowie weitere Funde von 1989 lassen auf eine auf dem Domberg befindliche keltische Siedlung schliessen Fruhromische Militarlager Bearbeiten Im Fall von Limburg handelt es sich um zwei direkt zueinander benachbarte unterschiedlich grosse romische Fortifikationen Nach Ausweis des knappen Fundspektrums insbesondere von romischen Schuhnageln datieren sie in die Zeit Casars und stellen somit das erste archaologisch fassbare Anzeichen fur die Prasenz des romischen Feldherrn im rechtsrheinischen Germanien dar 11 Das altere Lager Lager I umfasst eine Flache von zehn Hektar und bot somit Platz fur etwa 2500 bis 3000 Soldaten Eine planmassige Raumung des Lagers ist mit einiger Sicherheit anzunehmen Dass der Ort fur die Errichtung des Lagers I mit Bedacht gewahlt worden war zeigt der Umstand dass einige Jahre spater in unmittelbarer Nahe oberhalb der Lahn das Lager II angelegt wurde Es hatte eine Flache von rund vier Hektar und war schatzungsweise fur etwa 1500 bis 2000 Soldaten konzipiert Nach Ansicht des hessischen Landesarchaologen Egon Schallmayer waren die Militarlager und die hier stationierten Grossverbande vermutlich eine Zusammenstellung verschiedener romischer Legionen eine Demonstration romischer Macht Die Umwehrung beider Militarlager bestand aus Erdwallen und Spitzgraben Sie zeigten sich den Ausgrabern noch mehrere Meter tief erhalten Zur eigentlichen Datierung konnten Teile romischer Amphoren fur Wein herangezogen werden Laut Kategoriesystem nach Heinrich Dressel entsprechen sie dem Typus Dressel 1 was einer Nutzung von der casarischen bis in die augusteische Zeit entspricht Eine noch genauere Einordnung der Gefasse ist wegen Fehlens des entscheidenden Amphorenrands nicht moglich Den entscheidenden Anhaltspunkt fur eine exaktere Datierung aber bildeten die bereits erwahnten Schuhnagel die aufgrund relativ kurzzeitiger Verwendung eindeutig in die Epoche Casars weisen 12 Literatur BearbeitenMirko Bader Schon die Romer weilten an der Lahn bei Limburg In Der Lokalanzeiger vom 21 September 2012 Dieter Fluck Romische Lager entdeckt Archaologen werden entlang der A3 bei Limburg fundig Auf mittelhessen de vom 20 September 2012 Eveline Gronke Unerwartet fruhromische Militarlager bei archaologischen Ausgrabungen im Bereich des neues Bruckenbauwerkes der A3 bei Limburg entdeckt Pressemitteilung des Landesamtes fur Denkmalpflege Hessen hessenARCHAOLOGIE vom 24 September 2012 Johannes Konig koe Sensation Romer im Limburger ICE Gebiet In Frankfurter Neue Presse Ausgabe Limburg Lahn vom 6 Oktober 2012 Peter Kracht Romer in Limburg an der Lahn In Antike Welt 6 2012 S 4f Jessica Meyer Sabine Schade Lindig amp Egon Schallmayer De bello Gallico in Hessen archaologische Spuren Caesars rechts des Rheins In Denkmalpflege amp Kulturgeschichte Hessen Band 2013 Nr 4 S 2 9 Kai Ruffing Armin Becker Gabriele Rasbach Kontaktzone Lahn Studien zum Kulturkontakt zwischen Romern und germanischen Stammen Philippika Marburger Altertumskundliche Abhandlungen Bd 38 Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2010 ISBN 978 3 447 06249 7 Sabine Schade Lindig Hrsg Archaologie am Greifenberg bei Limburg a d Lahn Spuren von der Jungsteinzeit bis zur Romischen Republik Hessen Archaologie Sonderband 4 WBG Theiss Darmstadt 2020 ISBN 978 3 8062 4225 6 nicht ausgewertet Weblinks BearbeitenRomerlager bei Limburg a d Lahn auf Novaesium alias Neuss Archaologie und Geschichte des romischen Neuss auf der privaten Webseite des Archaologen Jurgen Franssen vom 21 November 2012Einzelnachweise Bearbeiten Erstmals romische Kastelle von Gaius Julius Caesar in Hessen nachgewiesen hessenARCHAOLOGIE online Unerwartet fruhromische Militarlager bei archaologischen Ausgrabungen im Bereich des neues Bruckenbauwerkes der A3 bei Limburg entdeckt hessenARCHAOLOGIE online Vgl Egon Eichhorn Zur Topographie der mittelalterlichen Fern und Landstrassen zum und im Limburger Becken In Nassauische Annalen Bd 76 1965 Peter Paul Schweitzer Craich oder Limburgs keltische Ursprunge Memento vom 11 Juni 2007 imInternet Archive In Ders Hrsg Uber die Herkunft von Landschafts Orts und Platznamen im Lahngebiet Vortrag Caesar an der Lahn In Giessener Zeitung vom 22 Januar 2013 Vgl Bau der Autobahnbrucke bei Limburg 1937 1939 9 1937 Ausschnitt Historische Bilddokumente aus Hessen Stand 8 Marz 2011 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Vgl Bau der Autobahnbrucke bei Limburg 1937 1939 31 1938 1939 Historische Bilddokumente aus Hessen Stand 8 Marz 2011 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Vgl Lina Muller Steinzeitfunde am Hammerberg bei Limburg In Westerwalder Schauinsland 30 1937 Vgl Der Greifenberg bei Limburg Memento vom 26 November 2012 imInternet Archive auf den Seiten zum Projekt Michelsberger Kultur des Romisch Germanischen Zentralmuseums RGZM abgerufen am 31 Marz 2013 Robert G Eberle Domberg schon in vorchristlicher Zeit bewohnt Archaologen Interessante Funde bei Grabungen in Limburg an der Lahn Bistum zeigt Video im Internet Geschichtete Geschichte auf dem Domberg unter der Lupe Archaologen untersuchen Funde Bistum Limburg zeigt Video von Grabungen Pressemitteilung des Bistums Limburg vom 7 Juli 2009 Erstmals romische Kastelle von Gaius Julius Caesar in Hessen nachgewiesen hessenARCHAOLOGIE online Erstmals romische Kastelle von Gaius Julius Caesar in Hessen nachgewiesen hessenARCHAOLOGIE online Kastelle in der Germania Magna Flevum Marschlager Ermelo Romerlager Holsterhausen Aliso Romerlager Haltern Romerlager Olfen Romerlager Beckinghausen Romerlager Bielefeld Sennestadt Romerlager Oberaden Romerlager Kneblinghausen Romerlager Anreppen Romerlager Porta Westfalica Romerlager Hedemunden Romerlager Limburg Romerlager Oberbrechen Romerlager Lahnau Dorlar Romerlager Marktbreit Romisches Marschlager bei Hachelbich Romisches Marschlager von Wilkenburg 50 383395 8 083146 Koordinaten 50 23 0 2 N 8 4 59 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romerlager Limburg amp oldid 234576093