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Dakien manchmal auch Dazien lateinisch Dacia war seit den von Marcus Vipsanius Agrippa verfassten geographischen Werken nach romischer Auffassung eine von den Dakern bewohnte Landschaft Von 106 bis in die fruhen 270er Jahre waren auf dem Siedlungsgebiet im engeren Sinne Provinzen des Romischen Reiches im Norden der unteren Donau eingerichtet Vermutliche Maximalausdehnung des Gebietes unmittelbarer Herrschaft und starkeren Einflusses der Daker Konige Decebal und BurebistaRomische Provinzen unter Trajan 117 n Chr Die romischen Militaranlagen nach der Besetzung Dakiens Inhaltsverzeichnis 1 Geografie 2 Konig Burebista 3 Konig Decebalus und die Donaukriege 85 89 4 Geschichte 5 Verwaltung und Militar 6 Wirtschaft 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksGeografie BearbeitenDer Name der Provinz Dakien beruht auf dem dort wohnhaften Volk der Daker das zusammen mit den Geten das Gebiet der Provinz besiedelte Nach der Eroberung im Zuge der Dakerkriege durch Trajan im Jahr 106 wurde dem neu eroberten Gebiet die offizielle Bezeichnung Dacia verliehen Kaiser Hadrian unterteilte sie um 118 in zwei Teile Dacia superior und Dacia inferior Funf Jahre spater liess Hadrian erneut eine Teilung vornehmen und trennte von Dacia superior ein Gebiet ab das als Dacia Porolissensis bezeichnet wurde Von 167 bis 169 strukturierte Mark Aurel die Provinz wieder neu Es gab nun Dacia Apulensis Dacia Porolissensis und Dacia Malvensis Diese Struktur blieb bis zum romischen Ruckzug unter Aurelian bestehen Hauptstadt war Colonia Ulpia Traiana Augusta Dacica Sarmizegetusa Begrenzt wurde die Provinz an allen Grenzen durch das Barbaricum Nur im Suden grenzte die Provinz an Moesia In spaterer Zeit gab es auch eine kleine gemeinsame Grenze mit Pannonia Die Grenzziehungen wurden meist durch Flussverlaufe bestimmt Im Suden die Donau im Westen Tisa Mureș und Criș Insgesamt bestand Dakien grosstenteils aus dem Gebiet des heutigen Rumaniens 1 und Ungarns nbsp Die romische Provinz Dacia in der Zeit zwischen Kaiser Trajan 106 bis zur Raumung der ProvinzKonig Burebista BearbeitenDie Daker hatten bereits vor Christi Geburt die Schwelle einer traditionellen Kultur von Ackerbauern und Viehzuchtern uberschritten Neben einem hochentwickelten Kunsthandwerk im Speziellen bemalte Keramik hatten sich die Menschen auch auf Eisen Silber und Goldverarbeitung spezialisiert Die Menge an Munzfunden und Munzpragungen sowie die Aneignung zunachst der griechischen und spater auch lateinischen Sprache lassen auf teilweise enge Kontakte mit den damals dominanten Kulturen Europas schliessen Bereits fruh hatte sich im Bergland von Siebenburgen bei Broos ein Machtzentrum gebildet das starken Einfluss auf das Land besessen haben muss Inwieweit Strukturen staatlicher Ordnung jedoch wirklich bestanden ist in der Fachwelt umstritten Zu Caesars Zeiten hatte der dakische Konig Burebista eine erste wirkliche Machtdemonstration gezeigt als er seinen Einflussbereich zeitweise uber die Nachbarstamme der Geten und Thraker ausdehnen konnte Obwohl diese Expansion nach Burebistas Tod keinen Bestand hatte erschienen die dakischen Moglichkeiten den Verantwortlichen des in unmittelbarer Nachbarschaft am Sudufer der Donau angrenzenden Romischen Reiches als derart bedrohlich dass wiederholt eine praventive militarische Zerschlagung der dakischen Machtstrukturen anvisiert wurde 2 Nach Burebista konnte uber einen langeren Zeitraum nicht mehr von einem zentral regierten Dakien gesprochen werden Verselbstandigte grossere dako getische Gruppen fielen immer wieder zu Plunderungen und Zerstorungen in die Grenzraume der mosischen Provinzen ein und die romischen Truppen waren gezwungen in stellenweise massiven Gegenstossen die Ordnung wiederherzustellen Eine Reaktion der dakischen Herrschaftsschicht auf die romische Prasenz war der umfangreiche militarstrategische Ausbau der Residenz Sarmizegetusa Regia mit dem dazugehorigen religiosen Zentrum im Bergland zwischen den Siebenburger Westkarpaten und den Sudkarpaten Auch die Romer waren um Sicherungsmassnahmen bemuht so waren um 20 n Chr die Ansiedlung der einwandernden sarmatischen Reiterkrieger der Jazygen im ostlichen und nordlich der Donau liegenden Barbaricum des pannonischen Beckens gefordert worden um die Ostflanke der Provinz Pannonien zu entlasten 2 Die Romer hatten die Hoffnung dass die Jazygen und spater auch die im Banater Grossraum siedelnden sarmatischen Roxolanen als ostliche Nachbarn der Daker deren eventuelle Expansionswunsche und Ubergriffe vor den Provinzgrenzen abfangen sollten Doch die Sarmaten waren sehr unzuverlassige Bundnispartner die zeitweilig nicht nur zu den erbittertsten Gegnern Roms zahlten sondern auch teilweise mit den Dakern paktierten Weitere Umsiedlungen von Transdanuviern im Zuge der romischen Strategie folgten Kaiser Vespasian 69 79 verstarkte die Truppen Mosiens und liess eine Donauflotte aufbauen 2 Konig Decebalus und die Donaukriege 85 89 BearbeitenIm Winter 85 86 drangen starke dakische Kriegerhorden in Mosien ein und trafen die Romer vollig unerwartet Ihr Statthalter Gaius Oppius Sabinus fiel im Kampf und die Angreifer konnten fast zugellos plundern und brandschatzen Offensichtlich war fur den regierenden Kaiser Domitian 81 96 nun der Zeitpunkt gekommen zunachst den Gegner aus dem Land zu werfen und anschliessend eine Strafexpedition auszusenden Domitian begab sich selbst mit frischen Kraften nach Mosien doch dauerten die Kampfe gegen den hartnackigen Gegner das ganze Jahr 86 Da der alte regierende dakische Konig Diupaneus die Folgen des romischen Einmarsches furchtete trat er zugunsten seines Neffen Decebalus zuruck Mit diesem Mann kam eine politisch und militarisch hoch qualifizierte Personlichkeit auf den Thron die grosses Verhandlungsgeschick und charismatische Zuge trug In der Zwischenzeit hatte auf romischer Seite der Pratorianerprafekt Cornelius Fuscus die Leitung der Operationen ubernommen Seine Armee wurde von Decebalus jedoch vernichtend geschlagen Ein Jahr spater versuchte der Legat Tettius Julianus vom Banat aus nach Sarmizegetusa vorzustossen musste jedoch aufgrund von zu hohen Verlusten die Offensive abbrechen Auch die Versuche des nachfolgenden Kaisers Nerva 96 98 Decebalus in die Knie zu zwingen blieben erfolglos 3 Geschichte BearbeitenErst der romische Kaiser Trajan 98 117 konnte nach einem blutigen Krieg 101 102 die dakischen Krafte zerschlagen Der bereits von Trajan bedingt durch die dakischen Niederlagen von 98 zum Klientelkonig gemachte Decebalus versuchte seine Getreuen zu einem Racheschlag zu sammeln Trajan reagierte mit einem heftigen Angriff 105 106 an dessen Ende der auf der Flucht befindliche Decebalus Selbstmord beging und die Eroberung der dakischen Gebiete stand siehe Dakerkriege In einem auf den 11 August 106 datierten Militardiplom in Porolissum gefunden wird Dacia als romische Provinz genannt Die von Trajan nach Rom geschleppte Kriegsbeute soll 331 Tonnen Silber und 165 Tonnen Gold betragen haben eine hochst willkommene Finanzspritze die unter anderem fur den Bau des Trajansforums genutzt wurde Mit Ausnahme der Markomannenkriege des Mark Aurel blieb die Provinz weitestgehend friedlich bis ab den 230er Jahren wahrend der sogenannten Reichskrise des 3 Jahrhunderts die aussenpolitische Situation des Romischen Reiches wieder schlechter wurde und einige feindliche Angriffe auch die Provinz Dakien betrafen Schliesslich gab die romische Reichsverwaltung die dakischen Provinzen auf und zog das Verwaltungspersonal sowie die Truppen auf die Donaugrenze zuruck Diese Massnahme wird in einigen antiken Quellen Kaiser Gallienus regierte 260 268 in anderen Kaiser Aurelian regierte 270 275 und in wieder anderen beiden Herrschern zugleich zugeschrieben In der modernen Forschung ist umstritten welcher Version der Vorzug gegeben werden sollte Vor dem Hintergrund der tiefgreifenden Neustrukturierung der romischen Armee unter Gallienus ware es denkbar dass dieser zumindest Teile des dakischen Limes aufgab um eine tiefer gestaffelte Grenzverteidigung mit mobileren Heeresverbanden aufbauen zu konnen Aurelian durfte diese Politik dann konsequent fortgesetzt und die romischen Soldaten und Beamten komplett aus den Gebieten nordlich der Donau abgezogen haben Da Aurelian und sein Vorganger Claudius Gothicus zuvor einige Siege uber die Goten die hauptsachliche Bedrohung der romischen Donauprovinzen in dieser Zeit errungen hatten konnte der Kaiser die Raumung aus einer Position der relativen Starke anordnen Vermutlich erfolgte sie vor dem Hintergrund dass die lange Landgrenze Dakiens die in dieser Zeit starker beanspruchten militarischen Ressourcen Roms unnotig band wahrend die Donaugrenze eine leicht zu handhabende starke naturliche Grenze bildete Um den Verzicht auf die dakischen Provinzen weniger offensichtlich zu machen entstanden stattdessen bis spatestens 283 zwei neue Provinzen sudlich der Donau die den Namen Dacia trugen 4 Mit dem Ruckzug auf die Donaugrenze wurde von den Romern auch die Trajansbrucke zerstort die zuvor die langste Brucke der antiken Welt gewesen war Stark umstritten ist ob die romisch gepragte und Latein sprechende Zivilbevolkerung der Provinz ebenfalls mehrheitlich das Provinzgebiet verliess Wahrend der Wortlaut der antiken Quellen fur diese Annahme spricht ist insbesondere die rumanische Forschung der Ansicht dass die Romanen auch nach den 270er Jahren in Dakien verblieben und die direkten Vorfahren der spater dort siedelnden Rumanen darstellen sogenannte Dako romanische Kontinuitatstheorie Unter Konstantin I regierte 306 337 wurden Teile Dakiens zeitweilig wieder zuruckerobert diese gingen jedoch bald wieder verloren bzw man kehrte zu Aurelians Strategie zuruck das militarisch unhaltbare Gebiet lieber als Pufferzone zu belassen Dennoch gab es auch spater noch Provinzen mit Namen Dakien beispielsweise Dacia Mediterranea und Dacia Ripensis die aber allesamt sudlich der Donau lagen Auch die Dioecesis Daciae eine mittlere Verwaltungseinheit Ostroms umfasste nur noch geringe Teile der ursprunglichen Provinz Verwaltung und Militar BearbeitenNach der Beendigung des ersten trajanischen Dakerkrieges 102 wurden die eroberten Gebiete zunachst militarisch verwaltet ab 106 wurde Dakien als kaiserliche Provinz anerkannt Dies bedeutete dass der Kaiser selbst die Statthalter aus den Reihen des Senats rekrutierte Die in Dakien stationierten Truppen unterstanden sowohl dem Befehl des Kaisers als auch dem des Statthalters Wahrend des Barbarenansturms der Jahre 117 und 118 wurde in Rom erwogen Dakien aufzugeben und sich wieder hinter die besser zu verteidigende Donau zuruckzuziehen Hadrian entschied sich allerdings dagegen da er die dakischen Bodenschatze sowie die strategische Bedeutung der Provinz fur zu wichtig erachtete Als Reaktion auf die Kampfe leitete er jedoch eine Neuorganisierung der Provinzverwaltung ein da die bisherige Strukturierung den heftigen Kampfen nicht gewachsen war Die sudlich der Donau gelegenen Lander wurden in der Provinz Dacia inferior Niederdakien zusammengefasst wohingegen die eigentlich dakischen Gebiete zu Dacia superior Oberdakien wurden Als spater auch noch Dacia Porolissensis entstand existierten nun drei voneinander unabhangige Provinzen mit Oberdakien als der hochstrangigen die jedoch militarisch eng kooperierten Als Dakien 168 erneut unter einem heftigen Ansturm germanischer Stamme zu leiden hatte erkannte Kaiser Mark Aurel dass ein einheitliches Kommando dringend benotigt wurde Also liess er die Grenzen neu ziehen in Dacia Apulensis Dacia Porolissensis und Dacia Malvensis Die neuen Gebiete wurden einheitlich wieder in der Provinz tres Daciae unter einem einzigen Statthalter zusammengefasst die einzelnen Provinzteile spielten hauptsachlich steuertechnisch eine Rolle Militarisch wurde Dakien durch zwei Legionen der V Macedonica Sitz Potaissa das heutige Turda sowie der XIII Gemina Sitz Apulum das heutige Alba Iulia abgesichert Zusatzlich standen zahlreiche Hilfstruppen an den Grenzen zu den barbarischen Gebieten Insgesamt wird die Anzahl der in Dakien stationierten Soldaten auf etwa 30 000 geschatzt Siehe auch Liste der Statthalter von Dakien Siehe auch Liste der Limeskastelle in DakienWirtschaft BearbeitenWahrend seiner Besatzung war Dakien fur die Romer stets ein wichtiger wirtschaftlicher Standort Dies begrundete sich vor allem auf zahlreiche Bodenschatze sowie eine florierende Landwirtschaft Aus unzahligen Bergwerken bezogen die Romer neben grossen Mengen an Gold und Silber die spater ausserst wichtig fur die romische Munzpragung wurden Blei Kupfer Eisen Marmor und Salz Ein weiterer wichtiger Posten war die florierende dakische Land und Forstwirtschaft so wurde viel Holz Wolle Vieh Haute etc exportiert Importe durften hauptsachlich Olivenol Wein Luxuswaren und ahnliches gewesen sein Der florierende Handel der meist uber die Donau abgewickelt wurde lag vermutlich grosstenteils in der Hand von Kaufleuten aus dem Orient Doch vor allem die Produktion an Edelmetallen machte die Provinz sehr wichtig auch fur die Politik So ist zu vermuten dass beim romischen Ruckzug in den 270er Jahren der Grossteil der Ressourcen bereits erschopft war da anderenfalls Aurelian diese niemals aufgegeben hatte Literatur BearbeitenKarl Georg Brandis Dacia In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band IV 2 Stuttgart 1901 Sp 1948 1976 Horst Callies Dakien In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 5 Walter de Gruyter Berlin New York 1984 ISBN 3 11 009635 8 S 185 189 Nicolae Gudea Thomas Lobuscher Dacia Eine romische Provinz zwischen Karpaten und Schwarzen Meer Orbis Provinciarum Zaberns Bildbande zur Archaologie Zabern Mainz 2006 ISBN 3 8053 3415 X Ion Grumeza Dacia Land of Transylvania cornerstone of ancient Eastern Europe Hamilton Books Lanham 2009 ISBN 978 0 7618 4465 5 Kai Brodersen Konige im Karpatenbogen In Zeitschrift fur siebenburgische Landeskunde 36 2013 S 129 146 ISSN 0344 3418 Kai Brodersen Dacia Felix Das antike Rumanien im Brennpunkt der Kulturen wbg Philipp von Zabern Darmstadt 2020 ISBN 978 3 8053 5059 4 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl auch Johannes Troster Das Alt und Neu Teutsche Dacia das ist Neue Beschreibung des Landes Siebenburgen Nurnberg 1666 unveranderter Nachdruck Bohlau Verlag Koln Wien 1981 ISBN 3 412 06280 4 a b c Karl Christ Geschichte der romischen Kaiserzeit C H Beck Verlag Munchen 1995 ISBN 3 406 36316 4 S 271 Karl Christ Geschichte der romischen Kaiserzeit C H Beck Verlag Munchen 1995 ISBN 3 406 36316 4 S 272 Zu den antiken Quellen und den modernen Forschungsmeinungen bezuglich der Aufgabe Dakiens siehe Nicolai Futas Provinzraumungen als Bausteine spatantiker Heeresorganisation Das Beispiel derDacia amissa In Roland Prien Christian Witschel Hrsg Lopodunum VII Ladenburg und der Lobdengau zwischen Limesfall und den Karolingern Forschungen und Berichte zur Archaologie in Baden Wurttemberg Band 17 Dr Ludwig Reichert Wiesbaden 2020 ISBN 978 3 95490 481 5 S 49 66 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dakien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 45 7 26 5 Koordinaten 46 N 27 O Normdaten Geografikum GND 4070197 9 lobid OGND AKS LCCN n86060266 NDL 00561243 VIAF 144329877 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dakien amp oldid 229565923