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Das Romische Lager Auf dem Ehrlich ist ein romisches Kastell der fruhen romischen Kaiserzeit nahe der Stadt Bad Ems in Rheinland Pfalz Es befindet sich auf dem Plateau eines Ehrlich genannten Bergsporns rund einen Kilometer Luftlinie nordlich der Stadt Hinweisschild am Ort des ehemaligen Lagers Karte von Bad Ems 1895 Der links als Ehrlich benannte Bereich zeigt den Ehrlichsweg am sudostlichsten Rand des Bergsporns Das Kastell selbst befindet sich etwas weiter nordnordwestlich ausserhalb des Kartenbildes Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung und Untersuchung 2 Archaologische Befunde und Fragestellungen 2 1 Geophysikalische Untersuchungen 2 2 Archaologische Ausgrabungen 2 3 Datierung Folgerungen und Fragestellungen 3 Denkmalschutz und Offentlichkeitsprasentation 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntdeckung und Untersuchung BearbeitenDas Lager wurde im Fruhjahr 2016 von Jurgen Eigenbrod einem Mitglied des Vereins fur Geschichte Denkmal und Landschaftspflege Bad Ems e V zufallig entdeckt und im Herbst desselben Jahres durch eine Sondierungsgrabung der Landesarchaologie Rheinland Pfalz bestatigt Im Rahmen eines kurzfristig initiierten Forschungsprojektes erfolgten grossflachige geomagnetische Prospektionen des Fundgebietes durch die Universitat Erlangen Nurnberg sowie in den Jahren 2017 und 2018 schwerpunktmassige archaologische Ausgrabungen durch die Universitat Frankfurt 1 2 Archaologische Befunde und Fragestellungen BearbeitenGeophysikalische Untersuchungen Bearbeiten Die geophysikalischen Untersuchungen identifizierten ein rund 7 75 Hektar grosses romisches Militarlager mit unregelmassigem Grundriss und abgerundeten Ecken Das Lager befindet sich auf der Sudseite des Plateaus Das an seiner Nordseite rechteckig konzipierte Lager war unter Orientierung an die topographischen Gegebenheiten an seiner Sudseite derartig konstruiert worden dass eine maximale Ausnutzung des Gelandes in Richtung Ems gewahrleistet war wodurch eine vollstandig rechteckige Form aufgegeben wurde und sich ein unregelmassiger Grundriss ergab Als Annaherungshindernisse dienten zwei parallel verlaufende Spitzgraben Auf seiner Nord und seiner Westseite konnte jeweils ein Tor nachgewiesen werden Analoge Torbefunde auf der Ost und Sudseite fehlen da dort aufgrund des Bewuchses keine geomagnetischen Messungen moglich waren Deutliche Pfostengruben im Magnetbild zeigten die Lage von zwei Eckturmen und zehn Zwischenturmen die in einem Abstand von 15 bis 20 Metern in die Umwehrung eingebracht waren Weitere Turme in Bereichen die nicht vermessen werden konnten werden vermutet Spuren der Innenbebauung waren nicht sicher nachweisbar einige entsprechende Anomalien im Magnetogramm konnten nicht eindeutig zugeordnet werden 2 Archaologische Ausgrabungen Bearbeiten Die nachfolgend durchgefuhrten Ausgrabungen orientierten sich an den Ergebnissen der geophysikalischen Untersuchungen und hatten die Aufgabe diese zu verifizieren und zusatzlich datierbare Funde zu sichern Zu diesem Zweck wurden zwei Suchschnitte einer an der sudlichen Seite des Lagers und einer im Bereich des Nordtores angelegt Am Nordtor konnten die beiden Verteidigungsgraben geschnitten werden Der innere Graben der uber eine Lange von 8 3 m erfasst werden konnte besass eine erhaltene Resttiefe von 1 84 m und eine Restbreite von 1 90 m Er war als idealformiger Spitzgraben in den anstehenden Boden eingetieft worden Seine Verfullung setzte sich aus mehreren Schichten zusammen auf zwei nahezu fundsterile Straten folgte eine Schicht mit grossen Mengen an Holzkohle und Brandschutt die vermutlich entstanden war als der Torbau niederbrannte und in den Graben sturzte Verziegelungen an den Boschungen weisen darauf hin dass die Holzer noch brannten als sie in den Graben fielen Oberhalb des Brandschutts fanden sich hauptsachlich an der inneren Grabenboschung zahlreiche grossere Steine in unterschiedlichen Konzentrationen Ob diese als Wurfgeschosse gedient hatten oder Bestandteil der antiken Pflasterung des Lagers gewesen waren die spater ausgebrochen wurde konnte nicht mehr bestimmt werden Der aussere Graben zeigte sich im Planum auf einer Lange von 7 8 m und unterschied sich deutlich vom inneren Er besass eine erhaltene Resttiefe von nur rund einem Meter hatte ein wannenformiges Profil und zeichnete sich ausserst schwach vom anstehenden Boden ab In seiner Verfullung fanden sich wenige Reste von Holzkohle und verziegeltem Lehm jedoch wieder eine hohe Anzahl grosserer Steine bis hin zu einem Durchmesser von 30 cm Das keramische Fundmaterial aus beiden Graben war nicht naher datierbar sondern konnte nur grob als romisch bestimmt werden 2 Vom Nordtor selbst konnten die acht Pfostengruben des ostlichen Torturms und zwei weitere Pfostengruben deren Pfosten den Torbau gestutzt und die Durchfahrt in zwei getrennte Bereiche getrennt hatten Spina identifiziert werden Der Bereich des westlichen Torturms wurde nicht aufgedeckt jedoch konnte seine Position durch das Vorhandensein der Spina mittels Spiegelung rekonstruiert werden Die Pfostengruben des ostlichen Torturms besassen einen annahernd quadratischen Grundriss von einem Meter Seitenlange Die Pfosten selbst besassen eine Machtigkeit von 25 bis 30 cm und waren ursprunglich zwischen 50 cm und 110 cm tief in die Gruben eingesetzt Der Turmgrundriss war L formig Insgesamt scheint der Torbau ein sehr robustes Bauwerk gewesen zu sein das sicherlich nicht fur die Umwehrung eines rein temporaren Lagers errichtet wurde Aufgrund seiner Grosse und Robustheit wird das Nordtor als Porta praetoria Haupttor des Lagers angesprochen Ostlich des untersuchten Turmes wurden im Planum drei weitere Befunde sichtbar Bei einem handelte es sich um eine vorromische Grube mit praehistorischer Keramik Der zweite Befund erwies sich als holzerner Kastenbrunnen dessen Tiefe aus Sicherheitsgrunden nur bis zu zwei Metern ermittelt werden konnte Der einzige fur das gesamte Lager aber bedeutsame Fund aus dem Brunnen war ein Sesterz des Nero der zwischen den Jahren 64 und 67 u Z gepragt worden war Der dritte Befund bestand aus einem Backofen 2 Auf der sudlichen Lagerseite erwiesen sich die im Magnetbild dargestellten Anomalien nahe der sudostlichen Lagerecke als eine Gruppe von Gruben von denen nur eine vollstandig freigelegt und untersucht werden konnte Das Fundmaterial war ausserst reichhaltig und setzte sich aus Keramik Glas Bronze Eisen Blei und Knochen zusammen Bemerkenswert sind das Fragment eines Riemenhakens der vermutlich Bestandteil eines Pferdegeschirrs war sowie ein As des Caligula fur Germanicus RIC 35 das in den Jahren 37 38 u Z in Rom gepragt worden war Das keramische Fundmaterial bestand ausschliesslich aus Drehscheibenware provinzialromischer Provenienz wobei tongrundig glattwandige Ware gegenuber rauhwandiger Ware deutlich dominierte Die Sigillaten stammten vollstandig aus Sudgallischen Werkstatten Bei ihnen fanden sich die Formen Drag 15 17 Drag 18 31 Drag 24 25 Drag 27 Drag 29 und Ritterling 1 sowie ein Topferstempel ATVSA FEC Atusa fecit Atussa hat es gemacht des Topfers Atussa aus La Graufesenque der auf die Zeit um 45 bis 65 u Z datiert wird 2 Die Ausgrabungen von 2018 wiesen im Kastellinneren noch ein Holz Fachwerkgebaude nach das vermutlich als Magazin gedient hatte Es konnten jedoch noch keine Spuren von Mannschaftsbaracken gesichert werden Die Anlage dieses Speicherbaus wie die aufwendige Konstruktion der Porta praetoria sprechen aber dafur dass das Lager fur einen langeren Aufenthalt konzipiert worden war Wie das Torgebaude wurde auch der Speicher in der Endphase des Lagers durch Feuer vernichtet Da sich keinerlei Hinweise auf ein Kampfgeschehen finden liessen geht man davon aus dass das Kastell planmassig aufgegeben niedergebrannt und dann eingeebnet wurde 3 Datierung Folgerungen und Fragestellungen Bearbeiten Anhand des Fundmaterials liess sich die Militaranlage grob auf die Zeit zwischen 40 und 70 u Z datieren Als Terminus post quem dient derzeit die im Brunnen gefundene Munze des Nero 64 67 u Z Mangels epigraphischer Funde muss die dort stationierte Truppe zunachst unklar bleiben Das Lager steht in keinem Zusammenhang mit dem weiter ostlich verlaufenden Obergermanischen Limes dessen Errichtung einige Jahrzehnte spater zu datieren ist Zusammen mit dem in 1 5 km Luftlinie benachbarten Romischen Militarstutzpunkt Auf dem Bloskopf und dem rund sieben Kilometer nahe gelegenen Romischen Lager auf dem Feldberg bei Lahnstein sind seit 2009 in kurzer Zeit insgesamt drei fruhkaiserzeitliche Anlagen am Unterlauf der Lahn identifiziert worden auch wenn fur Lahnstein noch keine konkrete Datierung vorliegt Dadurch ergibt sich moglicherweise eine vollig neue Betrachtungsweise der romischen Germanienpolitik in claudisch neronischer Zeit und es stellt sich die Frage in welchem historischen Zusammenhang die Errichtung dieser Lager erfolgt sein mag Die Grosse des Militarlagers auf dem Ehrlich 7 75 ha entspricht der des Lagers in Lahnstein 7 5 ha In beiden hatte jeweils mehr als eine halbe romische Legion Platz gefunden was fur eine offensive Ausrichtung dieser Anlagen spricht wahrend die deutlich kleinere Anlage auf dem Bloskopf wohl eine reine Sicherungsfunktion hatte Viele Fragen zu den Geschehnissen an der unteren Lahn im ersten Jahrhundert mussen jedoch zunachst noch offen bleiben und werden erst durch weitere Untersuchungen geklart werden konnen 2 4 Denkmalschutz und Offentlichkeitsprasentation BearbeitenDas Romische Lager auf dem Ehrlich ist als eingetragenes Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes des Landes Rheinland Pfalz DSchG 5 unter besonderen Schutz gestellt Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden 2020 wurde der Standort des Lagers mit einer Informationstafel versehen 6 Literatur BearbeitenPeter Henrich Markus Scholz Thomas Maurer Carsten Mischka Zwei neue fruhkaiserzeitliche Militarlager an der unteren Lahn Ein Vorbericht In Suzana Matesic Hrsg Interdisziplinare Forschungen zum Limes 8 Kolloquium der Deutschen Limeskommission Beitrage zum Welterbe Limes Band 10 Theiss Darmstadt 2019 ISBN 978 3 8062 4113 6 S 18 33 Frederic Auth Daniel Burger Vollmecke Peter Henrich Markus Scholz Markus Wittkopper Ein romischer Militarstutzpunkt mit holzernen Annaherungshindernissen Vorbericht uber die Ausgrabungen von 2019 auf dem Bloskopf bei Bad Ems Rhein Lahn Kreis In Archaologisches Korrespondenzblatt Band 50 4 2020 S 525 542 insbesondere S 525 527 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Romisches Militarlager Auf dem Ehrlich Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Das claudisch neronische Militarlager Auf dem Ehrlich Zur fruhkaiserzeitlichen Militarprasenz an der unteren Lahn auf der Webprasenz des Instituts fur Archaologische Wissenschaften der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main abgerufen am 16 April 2021 Romisches Militarlager auf dem Ehrlich auf der Webprasenz des Lahntal Tourismus Verbands e V abgerufen am 16 April 2021Einzelnachweise Bearbeiten Romisches Militarlager auf dem Ehrlich auf der Webprasenz des Lahntal Tourismus Verbands e V abgerufen am 16 April 2021 a b c d e f Peter Henrich Markus Scholz Thomas Maurer Carsten Mischka Zwei neue fruhkaiserzeitliche Militarlager an der unteren Lahn Ein Vorbericht In Suzana Matesic Hrsg Interdisziplinare Forschungen zum Limes 8 Kolloquium der Deutschen Limeskommission Beitrage zum Welterbe Limes Band 10 Theiss Darmstadt 2019 ISBN 978 3 8062 4113 6 S 18 33 Frederic Auth Daniel Burger Vollmecke Peter Henrich Markus Scholz Markus Wittkopper Ein romischer Militarstutzpunkt mit holzernen Annaherungshindernissen Vorbericht uber die Ausgrabungen von 2019 auf dem Bloskopf bei Bad Ems Rhein Lahn Kreis In Archaologisches Korrespondenzblatt Band 50 4 2020 S 525 542 hier S 525 527 Markus Scholz Das romische Kleinkastell auf dem Bloskopf bei Bad Ems ein Beitrag zur fruhkaiserzeitlichen Okkupation an der unteren Lahn auf der Webprasenz der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG abgerufen am 16 April 2021 Denkmalschutzgesetz des Landes Rheinland Pfalz Jurgen Heyden Neue Tafel gibt Infos zu bedeutsamen Ort Romisches Militarlager sichtbar gemacht Rhein Lahn Zeitung vom 11 Oktober 2020 50 344444444444 7 7094444444444 Koordinaten 50 20 40 N 7 42 34 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romisches Militarlager Auf dem Ehrlich amp oldid 220913958