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Als sudgallische Terra Sigillata wird in der Archaologie eine romische Keramikwarenart bezeichnet die ab Ende des 1 Jahrhunderts v Chr im sudlichen Gallien im Gebiet der Rutener produziert wurde Terra Sigillata TS wurde als Tafelgeschirr in der 2 Halfte des 1 Jahrhunderts v Chr in Oberitalien entwickelt und vor allem im Hauptproduktionsort Arezzo hergestellt Um 15 v Chr entstanden erste Filialbetriebe arretinischer Topferwerkstatten nordlich der Alpen im gallischen Lugdunum dem heutigen Lyon Eine TS Produktion im grossen Stil setzte im sudgallischen Raum in den 20er Jahren des 1 Jahrhunderts n Chr ein Spater verlagerte sich die TS Herstellung immer weiter nach Osten naher an die Handelswege von Rhein und Donau Sudgallische Terra Sigillata Bilderschussel Drag 29 in der Romerhalle Bad Kreuznach Fehlbrande aus La Graufesenque grosstenteils aneinander haftend Form Graufesenque E im Museum von Millau Sudgallische Schussel Drag 29 spates 1 Jahrhundert n Chr Fundort London Die Form Drag 30 mit senkrechter Wandung stellte zusammen mit den Schusseln der Form Drag 29 die beliebteste Gefassform der sudgallischen TS dar Napf der selteneren marmorierten Gefasse Form Hofheim 8 Inhaltsverzeichnis 1 Historische Entwicklung 2 Formenspektrum 3 Unterscheidung arretinischer und sudgallischer TS 4 Datierungsproblematik 5 Organisation der Topferbetriebe 6 Literatur 7 WeblinksHistorische Entwicklung BearbeitenDas Hauptproduktionszentrum sudgallischer TS war im 1 Jahrhundert das Tal von La Graufesenque etwa zwei Kilometer sudostlich von Millau Condatomagus im franzosischen Departement Aveyron Die hier hergestellte Ware war vor allem fur den gallischen Markt bestimmt fand aber auch den Weg nach Mainz Neuss oder bis zum Auerberg Noch vor der Mitte des ersten Jahrhunderts etablierten sich die Topferateliers von La Graufesenque Stand die TS Herstellung anfangs noch weitgehend in arretinischer Tradition bzw kopierte diese so entstanden schon bald neue Gefassformen welche auf gallische Vorbilder zuruckgriffen In der zweiten Halfte des ersten Jahrhunderts erreichte La Graufesenque ihren Hohepunkt vor allem fur Ware aus Massenproduktion TS von La Graufesenque wurde in der gesamten romischen Welt bis nach Kleinasien verhandelt Bekannt geworden sind zwei Kisten mit TS Schusseln vom Typ Dragendorff Drag 29 und Drag 37 aus Pompeji In trajanischer Zeit verschwindet die TS von La Graufesenque in den Provinzen vom Markt Die Topferbetriebe von La Graufesenque haben fortan nur noch lokale Bedeutung Im spaten ersten Jahrhundert gewinnt der ebenfalls sudgallische Topferort Banassac an Bedeutung Standen die TS Ateliers von Montans und von La Graufesenque noch zumindest teilweise in arretinischer Tradition so fehlt der oberitalische Einfluss in Banassac vollig In hadrianischer Zeit war auch das Ende der TS Produktion von Banassac und damit das Ende der Bedeutung der sudgallischen TS gekommen Formenspektrum BearbeitenZu den altesten Gefasstypen im Inventar sudgallischer Terra Sigillata gehort die Form Drag 11 einem Kelch welcher dem Profil nach noch ganz in arretinischer Tradition steht Die haufigste Form ist die Schussel Drag 29 Diese wird ab neronischer Zeit sukzessive durch die Form Drag 37 ersetzt Eine Rolle spielen noch die Formen Drag 30 und Knorr 78 Siehe auch Liste wichtiger Terra Sigillata GefassformenUnterscheidung arretinischer und sudgallischer TS BearbeitenZu Anfang wurde auch in Sudgallien Terra Sigillata in arretinischer Tradition hergestellt Zumindest wurde diese in hervorragender Qualitat kopiert Trotzdem lassen sich deutliche Unterschiede erkennen Sudgallische TS zeichnet sich in der Regel durch einen auffalligen hochglanzenden intensivroten Scherben aus Im Bruch sind makroskopisch kleine weissliche Magerungsbestandteile Kalk charakteristisch Auch in Form und Verzierung ergeben sich Unterschiede Arretinische Topfer gestalteten die Randformen ihrer Gefasse meist einheitlich In sudgallischen Ateliers scheint Einheitlichkeit kein grosses Gewicht gehabt zu haben Bei der arretinischen Reliefsigillata dominieren szenische Darstellungen z B Jagdszenen Reliefverzierte sudgallische TS hingegen weist entweder eine zweireihige Ornamentzone auf oder eine grosse Bilderzone bei der Rankenmuster beliebt waren In den Ateliers von Banassac dominieren Ornamente in Form von Pfeilspitzen Datierungsproblematik BearbeitenIn der Literatur finden sich Versuche eine periodisierende Gliederung der sudgallischen TS vorzunehmen z B Hermet 1934 Als Kriterium fur diese Art von Datierungsansatz dienen Profilentwicklung und Machart der Verzierungen Solche Einteilungen haben sich als unpraktikabel erwiesen da sie starr und vor allem sehr subjektiv waren Heute wird eine chronologische Zuordnung mit Hilfe der Stempel bevorzugt Organisation der Topferbetriebe BearbeitenNamentlich bekannt sind fast 300 Topfer aus La Graufesenque Einen Einblick in die Organisation der Topferbetriebe geben die Topferrechnungen von La Graufesenque Dabei handelt es sich um bislang ca 40 TS Scherben auf denen eine Kombination aus Wortern und Zahlen eingeritzt sind Die Entzifferung der Graffiti bereitet noch Schwierigkeiten Bei den Wortern handelt es sich wohl um eine Kombination aus Vulgarlatein und keltischen Ausdrucken Die Topferrechnungen bestehen in der Regel aus einem Kopfteil einem Mittelteil und einem Schlussteil Die Kopfzeile enthalt dabei das Wort ty8os vermutlich dem keltischen Wort fur Brennofen und einer Zahl zwischen 1 und 9 Der Mittelteil besteht aus vier Kolonnen mit Topfernamen Gefassbezeichnung Grosse und Stuckzahl Im Schlussteil wird die addierte Summe der Stuckzahlen genannt meist eine Zahl um 30 000 Uber die Bedeutung dieser Topferrechnungen herrscht noch Unklarheit Ein Brennofen muss von verschiedenen Topfern oder Topferateliers beschickt worden sein Um nach dem Brand die Gefasse wieder zuordnen zu konnen notierte der Brennmeister die einzelnen Lieferungen Literatur BearbeitenJoseph Dechelette Les vases ceramiques ornes de la Gaule Romaine Paris 1904 Donald Atkinson A hoard of Samian ware from Pompeji In The Journal of Roman Studies 4 1914 26 64 Frederic Hermet La Graufesenque Condatomago I Vases Sigillees II Graffites Paris 1934 August Oxe Die Topferrechnungen von La Graufesenque In Bonner Jahrbucher 130 1925 38 71 August Oxe La Graufesenque In Bonner Jahrbucher 140 141 1936 325 394 Barbara Pferdehirt Die romischen Terra Sigillata Topfereien in Sudgallien Kleine Schriften zur Kenntnis der romischen Besetzungsgeschichte Sudwestdeutschlands 18 Aalen 1978 Egon Schallmayer Punzenschatz sudgallischer Terra Sigillata Topfer Aufgestellt nach Uberarbeitung des Katalogs von Geo T Mary bearbeitet von Egon Schallmayer 1 Menschen Tiere 2 Pflanzen 3 Ornamente Kreise Kranze Randfriese Eierstabe Stuttgart 1985 Barbara Pferdehirt Die romische Okkupation Germaniens und Ratiens von der Zeit des Tiberius bis zum Tode Trajans Untersuchungen zur Chronologie sudgallischer Reliefsigillata In Jahrbuch des RGZM 33 1986 221 320 Pia Eschbaumer Andrea Faber Die sudgallische Reliefsigillata kritische Bemerkungen zur Chronologie und zu Untersuchungsmethoden Eine Stellungnahme zu dem Aufsatz von B Pferdehirt im Jahrbuch RGZM 33 1986 In Fundberichte aus Baden Wurttemberg 13 1988 223 247 Robert Marichal Les graffites de La Graufesenque Paris 1988 Brian R Hartley Brenda M Dickinson Names on terra sigillata An index of makers stamps amp signatures on Gallo Roman terra sigillata Samian ware Institute of Classical Studies London 2008ff Bulletin of the Institute of Classical Studies Supplement 102 Weblinks Bearbeitenhttp www graufesenque com http pedagogie ac toulouse fr culture divers lagraufesenque htm nbsp Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source source Speichern 07 00 min 3 27 MB Text der gesprochenen VersionMehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sudgallische Terra Sigillata amp oldid 235970238