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Richomer auch Ricomer 1 lateinisch Flavius Richomeres 393 war ein spatantiker romischer Heermeister magister militum Zunachst kampfte er als comes unter dem westromischen Kaiser Gratian im Gotenkrieg Dann fungierte er 383 sowie 388 bis 393 als magister militum unter Theodosius I sowohl im Osten als auch im Westen des Romischen Reiches und bekleidete im Jahr 384 das Consulat Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Aufstieg und Einsatz im Gotenkrieg 1 2 Heermeister Theodosius I 2 Literatur 3 AnmerkungenLeben BearbeitenAufstieg und Einsatz im Gotenkrieg Bearbeiten nbsp Solidus Goldmunze Kaiser Gratians 375 383 unter dem Richomer als Fuhrer der Leibwache dienteRichomer war vornehmer 2 frankischer Abstammung Sein Aufstieg hing mit dem anderer frankischer Militars zusammen wahrscheinlich auch dem des Merobaudes der seit etwa 375 als magister militum des Westkaisers Valentinian I diente Nach Valentinians Tod 375 ubernahm dessen Sohn Gratian das Kaisertum im Westen des Reiches 377 ist Richomer als Fuhrer von Gratians Leibwache comes domesticorum bezeugt sein Kollege auf diesem Posten war der Franke Mallobaudes 3 Gratian schickte ihn 377 aus Gallien in den Osten um den Ostkaiser Valens beim Kampf gegen die Goten zu unterstutzen Gotenkrieg 376 382 Dabei standen ihm zunachst nur eine eher sparliche Zahl von Soldaten zur Verfugung weil ein grosserer Teil auf Drangen des magister militum Merobaudes Richomers Vorgesetztem zur Sicherung der Rheingrenze in Gallien blieb 4 Er ubernahm dann aber auch die grosseren Verbande des Generals Frigeridus der krankheitsbedingt passen musste In der Schlacht nahe ad Salices bei Tomoi in Moesien unterstutzte er mit diesen Verbanden diejenigen der ostlichen Heermeister Traianus und Profuturus Die Schlacht forderte auf beiden Seiten hohe Verluste fuhrte aber kein endgultiges Ergebnis herbei 5 Im Anschluss versuchten die romischen Truppen die Goten auszuhungern indem sie sie in den Passen des Balkangebirges einzuschliessen versuchten und die Nahrung in den befestigten Stadten bunkerten Richomer kehrte danach wieder nach Gallien zuruck um von dort weitere Unterstutzung zu besorgen 6 378 befand er sich dann erneut mit Gratian in Thrakien um die Goten zuruckzudrangen Er wurde mit Briefen an Kaiser Valens vorausgeschickt und erreichte diesen bei Adrianopel heute Edirne am 7 August 378 wo er ihm die baldige Ankunft der Truppen Gratians meldete 7 Er erbot sich bei den Verhandlungen die Valens mit den Goten unter Fritigern fuhrte als Geisel fur diese an um einen Waffenstillstand zu sichern Er musste dies jedoch nicht einlosen als die Schlacht von Adrianopel unerwartet noch vor Ankunft des Westheeres ausbrach 8 Er uberlebte die fur die Romer verheerende Niederlage 9 in der ein Grossteil der ostlichen Hofarmee unterging und auch Kaiser Valens den Tod fand Heermeister Theodosius I Bearbeiten Nach der Niederlage scheint er in die Armee des neuen Ostkaisers Theodosius I ubergegangen zu sein 10 382 hielt er sich in der Hauptstadt Konstantinopel auf wo er bereits eine einflussreiche aber nicht genau bekannte Stellung innehatte 11 383 befand er sich als Heermeister magister militum Theodosius I in Antiochia am Orontes und genoss die Freundschaft des beruhmten Redners Libanios 12 Zum 1 Januar 384 ging er nach Konstantinopel um sein Amt als erster Konsul neben Clearchus anzutreten Anscheinend hatte er das Heermeisteramt an Ellebichus abgetreten 388 wurde er wieder zum Heermeister bestellt und gegen Magnus Maximus entsandt der sich in Gallien zum Gegenkaiser erhoben hatte Hier befehligte er die Truppen gemeinsam mit seinen Heermeisterkollegen Arbogast Flavius Timasius und Promotus Nach dem Feldzug ging er mit Kaiser Theodosius nach Rom und blieb dann mit ihm in Italien wo er noch im Mai 391 nachzuweisen ist 13 Richomer war ein Onkel des Heermeisters Arbogast der in den Jahren um 390 Valentinian II den eigentlichen Kaiser im Westen des Reiches dominierte und versuchte neben der Kontrolle uber das Militar auch diejenige uber die zivile Administration zu gewinnen Richomer stellte auch wohl 389 den Kontakt zwischen Arbogast und dem Grammatiklehrer Eugenius her einem Angehorigen des alten romischen Senatsadels Dieser wurde 392 wichtig als Arbogast nach dem Tod Valentinians II Eugenius als neuen Kaiser im Westen einsetzte 14 Auch mit dem romischen Senator und Konsul Quintus Aurelius Symmachus der in der Stadt Rom eine wichtige Stellung als princeps senatus innehatte und den Richomer 388 in Rom auch personlich kennenlernte verband ihn ein mehrere Jahre dauernder Briefwechsel Symmachus hatte die Briefbekanntschaft 382 aufgenommen als er seinen in den Osten gehenden Neffen Virius Nicomachus Flavianus dem Richomer der damals vermutlich bereits magister militum war empfohlen hatte 15 Wohl 391 kehrte Richomer gemeinsam mit Theodosius I wieder in den Osten zuruck 392 besuchte er das Heiligtum des Apollon in Daphne einem Vorort Antiochias 16 Da Theodosius den dynastiefremden Eugenius nicht als Kaiser im Westen akzeptierte bereitete er einen Feldzug nach Westen vor 393 sollte Richomer darin als Heermeister der Kavallerie gegen Eugenius ins Feld ziehen doch starb er zuvor an einer Krankheit 17 Briefe an ihn sind sowohl von seinem Freund Libanios als auch von Symmachus uberliefert den er 388 in Rom kennenlernte 18 Libanios schrieb zu dessen Consulatsantritt auch einen Panegyricus Lobrede auf Richomer 19 Diese Quellen bezeugen dessen gute Vernetzung mit den traditionellen heidnischen Bildungseliten denn Libanios und Symmachus waren beide prominente Anhanger der alten Kulte Libanios bezeichnete Richomer in einer seiner Reden als einen Mann der tief mit der Religion der Gotter im Plural verbunden war 20 Dennoch scheint er in die Konflikte seiner Zeit etwa den Streit um den Victoriaaltar zwischen dem mittlerweile von den Kaisern getragenen Christentum und den traditionellen Kulten nicht aktiv eingegriffen zu haben seine Briefpartner vermeiden die Religionspolitik als direktes Thema 21 Seine Beziehungen zu den beiden Mannern beruhten aber auch auf dem ihnen gemeinsamen Heidentum Richomer stellte damit eine Verbindung zwischen den traditionellen Eliten und der Gruppe der am westlichen Hof und im Militar einflussreichen frankischen Militareliten her 22 Richomer ist wahrscheinlich nicht identisch mit dem Vater des Frankenkonigs Theudomer der bei Gregor von Tours erwahnt wird 23 Literatur BearbeitenAlexander Demandt Magister militum In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Supplementband XII Stuttgart 1970 Sp 553 790 hier Sp 718 f Arnold Hugh Martin Jones John Robert Martindale John Morris Richomeres In The Prosopography of the Later Roman Empire PLRE Band 1 Cambridge University Press Cambridge 1971 ISBN 0 521 07233 6 S 765 766 Otto Seeck Richomeres 1 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band I A 1 Stuttgart 1914 Sp 796 f Karl Friedrich Stroheker Zur Rolle der Heermeister frankischer Abstammung im spaten vierten Jahrhundert In Historia Band 4 1955 S 314 330 Manfred Waas Germanen im romischen Dienst im 4 Jh n Chr 2 durchgesehene Auflage Manfred Habelt Verlag Bonn 1971 ISBN 3 7749 1105 3 insbesondere S 31 33 101 103 Anmerkungen Bearbeiten So als Ricomeres in den Briefen des Quintus Aurelius Symmachus 3 54 69 und auf den meisten zeitgenossischen Inschriften auf denen er teilweise auch als Ricomedes oder Rigomedes erscheint Vgl Otto Seeck Richomeres 1 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band I A 1 Stuttgart 1914 Sp 796 f hier Sp 796 Ammianus Marcellinus 31 12 15 Karl Friedrich Stroheker Zur Rolle der Heermeister frankischer Abstammung im spaten vierten Jahrhundert In Historia Band 4 1955 S 314 330 hier S 316 f Dazu Manfred Waas Germanen im romischen Dienst im 4 Jh n Chr 2 durchgesehene Auflage Manfred Habelt Verlag Bonn 1971 ISBN 3 7749 1105 3 S 96 Dazu Ammianus Marcellinus 31 7 Ammianus Marcellinus 31 8 1 2 Ammianus Marcellinus 31 12 4 Datierung nach Manfred Waas Germanen im romischen Dienst im 4 Jh n Chr 2 durchgesehene Auflage Manfred Habelt Verlag Bonn 1971 ISBN 3 7749 1105 3 S 101 Ammianus Marcellinus 31 12 15 17 Ammianus Marcellinus 31 13 9 Karl Friedrich Stroheker Zur Rolle der Heermeister frankischer Abstammung im spaten vierten Jahrhundert In Historia Band 4 1955 S 314 330 hier S 317 Aus diesem Jahr ist ein Brief des Quintus Aurelius Symmachus an Richomer in Konstantinopel erhalten Symmachus Briefe 3 58 der ein Empfehlungsschreiben fur Symmachus Neffen Virius Nicomachus Flavianus enthalt Ob Richomer fur diese Zeit tatsachlich als zweiter magister militum praesentalis anzusehen ist wie Wilhelm Ensslin annahm ist umstritten vgl Alexander Demandt Magister militum In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Supplementband XII Stuttgart 1970 Sp 553 790 hier Sp 718 f Vgl Libanios Briefe Nr 866 972 1007 1024 Vgl hierzu auch A D Lee War in Late Antiquity A Social History Ancient World at War Blackwell Publishers Malden MA 2007 ISBN 978 0 631 22926 1 S 153 155 158 160 Codex Theodosianus 7 1 13 Zosimos 4 54 1 f Dazu Karl Friedrich Stroheker Zur Rolle der Heermeister frankischer Abstammung im spaten vierten Jahrhundert In Historia Band 4 1955 S 314 330 hier S 327 f Dazu Karl Friedrich Stroheker Zur Rolle der Heermeister frankischer Abstammung im spaten vierten Jahrhundert In Historia Band 4 1955 S 314 330 hier S 325 Libanios Briefe 1024 Vgl Manfred Waas Germanen im romischen Dienst im 4 Jh n Chr 2 durchgesehene Auflage Manfred Habelt Verlag Bonn 1971 ISBN 3 7749 1105 3 insbesondere S 33 102 Zosimos 4 55 2 3 Quintus Aurelius Symmachus Briefe 3 54 69 Libanios Reden 1 220 Libanios Reden 1 219 A D Lee War in Late Antiquity A Social History Ancient World at War Blackwell Publishers Malden MA 2007 ISBN 978 0 631 22926 1 S 160 Dazu Karl Friedrich Stroheker Zur Rolle der Heermeister frankischer Abstammung im spaten vierten Jahrhundert In Historia Band 4 1955 S 314 330 hier S 324 330 Gregor von Tours 2 9 Unterschieden etwa bei Otto Seeck Richomeres 2 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band I A 1 Stuttgart 1914 Sp 797 PersonendatenNAME RichomerALTERNATIVNAMEN Richomeres Flavius Ricomer RicomeresKURZBESCHREIBUNG frankischer Offizier in romischen DienstenGEBURTSDATUM um 335STERBEDATUM 393 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richomer amp oldid 239423783