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Frigeridus vor der Mitte des 4 Jahrhunderts im ausgehenden 4 Jahrhundert war ein wahrscheinlich germanischstammiger hoher ritterlicher Stabsoffizier der spatromischen Armee Als dux Anfuhrer hatte er unter Kaiser Valentinian I 364 375 den militarischen Oberbefehl uber die pannonische Provinz Valeria inne Dux Valeriae ripensis 1 Vieles spricht dafur dass er mit dem Frigeridus dux identisch ist den der antike Historiker Ammianus Marcellinus fur das Jahr 377 erwahnt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Forschung 2 Lebenslauf 2 1 Als Oberkommandeur in Valeria 2 2 Truppenkommandeur im Zweiten Gotenkrieg 3 Bekannte Oberkommandeure der Provinz Valeria 4 Literatur 5 AnmerkungenForschung Bearbeiten nbsp Ziegelstempel des Dux Valeria Frigeridus aus Tahitotfalu BalhavarBereits Theodor Mommsen hatte 1873 angenommen dass der im 31 Buch der Romischen Geschichte des Ammianus genannte Frigeridus dux mit der von den valentinianischen Ziegelstempeln bekannten Person ubereinstimmen muss Mommsen und andere nachfolgende Gelehrte waren sich noch sicher dass Frigeridus im Fruhjahr 377 in der von Ammianus genannten Funktion als dux in den Krieg marschierte was spater nach Untersuchungen am Originaltext und den angenommenen Dienstgradverhaltnissen bezweifelt wurde 3 Neue Spekulationen um das Amt des Frigeridus brachte ein 1997 gefundener Ziegel der im nordbulgarischen Kastell Iatrus Anfang des 5 Jahrhunderts wiederverwendet wurde In das erhaltene Bruchstuck war vor dem Brand unter anderem die Abkurzung Frig eridus du x geritzt worden Wann der Ziegel hergestellt worden ist und ob er mit dem Kampfhandlungen von 377 zu tun hat bleibt ungewiss Er bestatigt jedoch mit grosser Wahrscheinlichkeit die Anwesenheit eines Frigeridus dux in der Provinz Moesia secunda 4 Es wurden daher Uberlegungen laut die ein zweites Dukat des Frigeridus nach 373 in einer anderen Provinz fur moglich erscheinen lassen 5 Die spatantike Rangbezeichnung des Frigeridus vir perfectissimus ist auf einigen Ziegelstempeln in der Abkurzung VP uberliefert wie sie beispielsweise an der bruckenkopfartigen Schiffslande Szigetmonostor Horany in Ungarn zutage kamen Das perfectissimus Vollkommenster bezeichnete nicht die Eigenschaft einer Person sondern deren Rang innerhalb einer Hierarchie Seit Konstantin dem Grossen 306 337 wurde der Titel perfectissimus fur Inhaber niederer ritterlicher Amter verwendet 6 Fur den in der Vergangenheit unter Wissenschaftlern immer wieder diskutierten Zeitraum der Amtszeit des Frigeridus ist der VP Stempel von einiger Bedeutung da unter Valentinian I den duces der Rang des Clarissimats verliehen wurde 7 Maria R Alfoldi hat daher eine Zeit des Ubergangs nahegelegt und eingebracht dass erst 386 alle duces als viri clarissimi bezeichnet worden sind 2 Lebenslauf BearbeitenAls Oberkommandeur in Valeria Bearbeiten nbsp Der Limesausbau im Grossraum des Donauknies mit dem Kastell God BocsaujtelepHochstwahrscheinlich loste Frigeridus seinen Vorganger Terentius im Jahr 371 als dux in der Provinz Valeria ab und blieb dort bis zu seiner intrigierten Amtsenthebung 373 374 8 Mit Frigeridus der als begabter Offizier galt wurde das valentinianische Bauprogramm zur militarischen Absicherung des pannonischen Donaulimes in einem bisher unbekannten Masse vorangetrieben Die mit seinem Namen gestempelten Ziegelsteine lassen sich uberdurchschnittlich haufig an Kastellen Burgi und Schiffslanden nachweisen Zu diesem neuen Verteidigungskonzept muss auch eine Neuorganisation der in der Provinz liegenden Truppen stattgefunden haben die allerdings bereits unter den Vorgangern des Frigeridus eingelautet worden sein konnte Ein wesentlicher Baustein der neuen romischen Strategie war auch der weitere Ausbau des Limes Sarmatiae eines sudlich des Donauknies bei Dunakeszi beginnenden Wallsystems das uber die Theiss hinweg weit in die Ungarische Tiefebene reichte und dort fast rechtwinklig nach Suden hin abknickte um beim Legionsstandort Viminacium wieder auf den Donaulimes zu stossen Die von den Romern errichtete Wallanlage sollte wahrend der Volkerwanderungszeit den verbundeten Stamm der sarmatischen Jazygen schutzen und gleichzeitig als Bollwerk im Vorfeld der pannonischen Provinzen angreifende Feinde abfangen Aus strategischen Grunden wurde eine Verkurzung der Grenzlinie in Angriff genommen und der Limeswall bis zum nordlichen Scheitelpunkt des Donauknies vorgeschoben 8 Um das Vorverlegen des Limes zu bewerkstelligen musste im Vorfeld das am Ostufer der Donau liegende sudliche Stammesgebiet der germanischen Quaden das unmittelbar an den Limes und die Landereien der Jazygen anschloss entgegen geltenden Vertragen enteignet und die Bewohner vertrieben werden 373 noch unter Frigeridus befahl Valentinian I den Bau der Grossfestung God Bocsaujtelep im annektierten Quadenland 9 Ziegelstempel mit dem Namen des Frigeridus wurden wahrend der Grabungen zu Beginn dieses Jahrtausends an Ort und Stelle gefunden 10 Die Aufmessung der kunftigen Anlage im Gelande die heute als archaologischer Schlussel zum Ausbau des sarmatischen Limes gilt war noch nicht abgeschlossen da stellte Frigeridus die Arbeiten ein Der Grund hierfur lag in den anhaltenden Protesten der Quaden die sich uber das dreiste Vorgehen der Romer emporten Der vorsichtig und bedachtsam handelnde Frigeridus hielt die Einwande der Germanen offensichtlich fur berechtigt und ordnete daher im Einvernehmen mit seinem Vorgesetzten dem comes et magister utriusque militiae Equitius den Baustopp an Der Bericht des Equitius uber diese Massnahme loste am Hofe Valentinians I eine Intrige aus Der Kaiser hatte das Schreiben dem einflussreichen emotional und roh geltenden Pratorianerprafekten Maximinus zu Handen gegeben der sogleich eine Moglichkeit sah seinem noch jungen unerfahrenen und arroganten Sohn Marcellianus einen erstklassigen Karrierestart zu ermoglichen Er stellte Equitius vor Valentinian als angstliche Person dar die offenbar mit der Situation nicht fertigwerden wurde und schlug als Ersatz fur Frigeridus Marcellianus vor 9 Frigeridus wurde 373 374 seines Amtes enthoben Die nun folgende Fortsetzung der valentinianischen Politik im Grenzland fuhrte schon im nachsten Jahr zum Krieg Truppenkommandeur im Zweiten Gotenkrieg Bearbeiten Im Fruhjahr 377 erhoben sich gotische Teilstamme und Verbande die sich ein Jahr zuvor in der romischen Diozese Thrakien auf der ostlichen Balkanhalbinsel niedergelassen hatten Gotenkrieg 376 382 Die unter dem Oberbefehl des Ostkaisers Valens 364 378 stehenden Truppen wurden geschlagen Letztendlich verloren die Romer am Ende den Krieg mit der Schlacht bei Adrianopel in der auch Valens fiel Zu den Unterstutzungskraften die der Westkaiser Gratian 375 383 auf Bitten des Valens in das Kriegsgebiet geschickt hatte gehorte neben dem einflussreichen comes domesticorum Richomer einem Germanen auch Frigeridus der pannonische und transalpine Hilfstruppen befehligte 11 Noch vor dem Eintreffen von Frigeridus hatten einige wenige Eliteeinheiten der ebenfalls herbeigerufenen Orientarmee Vorarbeit geleistet und die Goten in die Dobrudscha gejagt Die auch nach der Verstarkung zahlenmassig unterlegenen romischen Truppen hofften die Goten aushungern zu konnen doch war sich ihre Fuhrung uber das weitere Vorgehen uneinig In dieser Phase wurde Frigeridus von einem Gichtanfall heimgesucht und musste den Oberbefehl uber seine Verbande an Richomer abgeben 12 der als Befehlshaber uber 1000 Mann der kaiserlichen Palastgarde scholae palatinae eines der ranghochsten Amter im damaligen Staat bekleidete 13 Bei der folgenden Schlacht ad Salice im Spatsommer 377 erlitten die Gegner so schwere Verluste dass ein beidseitiger Ruckzug und eine Kampfpause notwendig wurden Die Romer sperrten nun die Balkanpasse und horteten Lebensmittel Richomer nutzte die Zeit um aus Gallien frische Truppen heranzufuhren wahrend sich Frigeridus in Illyrien wieder unter das Kommando des Gratian stellte Von dort wurde er noch im Herbst erneut nach Thrakien beordert um nordwestlich von Stara Sagora im heutigen Bulgarien eine befestigte Verteidigungslinie aufzubauen 14 nbsp Der Schipkapass rotes Viereck im heutigen Umfeld Kernpunkt war der Schipkapass von dem eine wichtige Strasse in das sudlich gelegene Tal der Maritza fuhrte Der strategisch wichtige Raum war schon vom Gotenkonig Kniva im 3 Jahrhundert genutzt worden um die Romer zu schlagen Auch diesmal galt es die anruckenden Goten nicht nach Sudwesten Richtung Philippopel und Illyrien durchbrechen zu lassen Die Goten wiederum mussten noch vor Winteranbruch 377 die Sperren des Frigeridus uberwinden um unbeschadet durch die kalte Jahreszeit zu kommen Als die Goten versuchten die romischen Truppen einzukesseln liess Frigeridus die Stellungen raumen und setzte sich ab um eine neue Abwehrlinie zu errichten Auf dem Ruckzug uberraschten die Romer den gotischen Reiterfuhrer Farnobius mit seiner marodierenden zahlenmassig nicht unerheblichen greutungisch taifalischen Gruppe Sie machten Farnobius nieder und besiegten die Germanen Die Uberlebenden wurden in Oberitalien und Aquitanien angesiedelt Als Nachstes versuchte Frigeridus eine Stellung am Pass von Succi aufzubauen um dort die Goten doch noch vor Illyrien abzufangen Der Pass bildete die Grenze zwischen den beiden romischen Reichsteilen Doch bevor es zu Kampfhandlungen kam wurde der erprobte Heerfuhrer durch den comes Maurus abgelost der beim anschliessenden Angriff der Goten auf den Pass versagte 15 Der weitere Lebenslauf des Frigeridus ist unbekannt vielleicht setzte er sich unter anderem bedingt durch das Gichtleiden nach seiner Ablosung zur Ruhe 16 Ob und inwieweit der ehemalige dux wahrend der Kampfe des Jahres 377 im Kastell Iatrus Bauten errichten liess wie der oben genannte Ziegelfund nahelegen konnte bleibt unbekannt zumal im Zweifelsfall auch eine andere Person gleichen Namens existiert haben konnte Bekannte Oberkommandeure der Provinz Valeria BearbeitenName Amtsbezeichnung Zeitstellung BemerkungAugustianus 17 viro clarissimo comite ordinis primi et duce Valeriae limitis 18 364 365 367 Erwahnt in einer Bauinschrift aus Esztergom Nach Sandor Soproni konnte sie zum Kastell Esztergom Hidegleloskereszt gehort haben Terentius dux Valeriae 367 368 bis spatestens 371 Der Ausbau von Binnenfestungen und Limesanlagen ist archaologisch feststellbar Frigeridus vir perfectissimus dux Valeriae ab spatestens 371 bis 373 374 8 Frigeridus ist wahrscheinlich germanischer Abstammung Der Ausbau von Binnenfestungen und Limesanlagen wird in einem bisher unbekanntem Mass vorangetrieben Marcellianus dux Valeriae ab 373 374 Marcellianus ist aus Pannonien geburtig Aufgrund der Kriegswirren 374 375 und der anschliessenden Ereignisse gegen germanische und sarmatische Feinde u a Zusammenbruch des Limes Sarmatiae stocken die Arbeiten am Limes und werden teilweise ganz aufgegeben Literatur BearbeitenKlaus Wachtel Frigeridus dux In Chiron Bd 30 2000 S 905 914 Herwig Wolfram Die Goten 4 Auflage Beck Munchen 2001 ISBN 3 406 33733 3 S 129 ff Anmerkungen Bearbeiten Notitia Dignitatum IN PARTIBUS OCCIDENTIS XXXIII a b Maria R Alfoldi Gloria Romanorum Schriften zur Spatantike Historia Einzelschriften 153 Franz Steiner Stuttgart 2001 ISBN 3 515 07918 1 S 320 Fussnote Klaus Wachtel Frigeridus dux In Chiron Bd 30 2000 S 905 914 hier S 905 906 Klaus Wachtel Frigeridus dux In Chiron Bd 30 2000 S 905 914 hier S 911 Klaus Wachtel Frigeridus dux In Chiron Bd 30 2000 S 905 914 hier S 912 Jochen Martin Spatantike und Volkerwanderung 4 Auflage Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2001 ISBN 3 486 49684 0 S 73 Andras Mocsy Pannonien und das romische Heer Ausgewahlte Aufsatze Franz Steiner Stuttgart 1992 ISBN 3515061037 S 237 a b c Zsolt Mrav Archaologische Forschungen 2000 2001 im Gebiet der spatromischen Festung von God Bocsaujtelep Vorbericht 2002 In Communicationes archeologicae Hungariae 2003 S 101 a b Zsolt Mrav Archaologische Forschungen 2000 2001 im Gebiet der spatromischen Festung von God Bocsaujtelep Vorbericht 2002 In Communicationes archeologicae Hungariae 2003 S 99 Zsolt Mrav God fortress In Zsolt Visy Hrsg The Roman army in Pannonia Teleki Lazlo Foundation 2003 ISBN 963 86388 2 6 S 200 Ammianus Marcellinus 31 7 3 4 Dazu Klaus Wachtel Frigeridus dux In Chiron Band 30 2000 S 905 914 hier S 905 Herwig Wolfram Die Goten 4 Auflage Beck Munchen 2001 ISBN 3 406 33733 3 S 129 Alexander Demandt Geschichte der Spatantike 2 Auflage Beck Munchen 2008 ISBN 978 3 406 57241 8 S 232 Herwig Wolfram Die Goten 4 Auflage Beck Munchen 2001 ISBN 3 406 33733 3 S 130 Herwig Wolfram Die Goten 4 Auflage Beck Munchen 2001 ISBN 3 406 33733 3 S 131 So spekuliert bspw Otto Seeck Frigeridus 1 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band VII 1 Stuttgart 1910 Sp 102 Klaus Wachtel Frigeridus dux In Chiron Bd 30 2000 S 905 914 hier S 913 CIL 3 10596 PersonendatenNAME FrigeridusKURZBESCHREIBUNG romischer Oberbefehlshaber und HeerfuhrerGEBURTSDATUM 4 JahrhundertSTERBEDATUM 4 Jahrhundert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frigeridus amp oldid 238653762