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Dieser Artikel erlautert den Begriff Amicitia aus der romischen Geschichte fur andere Bedeutungen siehe Amicitia Begriffsklarung Amicitia lateinisch Freundschaft ist ein Begriff aus der romischen Geschichte Amicitia war sowohl die Bezeichnung fur eine Freundschaft im heute gebrauchlichen Sinne als auch fur Freundschaften im philosophischen sozialen und politischen Lebensbereich Darstellung der Amicitia am Eingangstor zum Friedenspalast in Den Haag NiederlandeDer Begriff amicitia bildete sich in der romischen Gesellschaft unter dem Einfluss des griechischen Freundschaftsbegriffes Philia Cicero definierte die philosophische Sicht der amicitia und legte damit die gultige Definition fur die folgenden Jahrhunderte vor Fur eine Freundschaft im personlichen Sinne benutzte man die Bezeichnung familiaris Amicitia wie auch amicus wurde zur Bezeichnung einer freundschaftlichen Beziehung zwischen gleichrangigen hochgestellten Personen der Aristokratie benutzt Vor allem in der spaten Romischen Republik waren diese oft ererbten politisch freundschaftlichen Verbindungen wichtig als sich die Freunde bei Prozessen Wahlen und bei der Amtsfuhrung wahrend der labilen Zeiten unterstutzten Ein weiteres freundschaftliches Verhaltnis gab es zwischen dem Patron und seinen Klienten Der Patron war der amicus der Klienten Die Volkstribunen Gaius Sempronius Gracchus und Marcus Livius Drusus fuhrten die Unterteilung der Freundschaften in soziale Klassen ein die in der Folgezeit ublich werden sollte Die Versohnung nach einem Freundschaftsbruch zwischen zwei Aristokraten war ein feierlicher und formalisierter Akt Politische Freundschaften mussten keine personlichen sein Cicero nannte beispielsweise Quintus Fufius Calenus amicus obwohl er ihn personlich hasste 1 In der Kaiserzeit galten wohl alle hohen Funktionstrager als amici augusti als Freunde des Kaisers Ein kaiserlicher amicus hatte einen hohen sozialen und politischen Stand der Verlust der kaiserlichen Freundschaft hingegen konnte todlich sein Der Freundeskreis beriet den Kaiser und sorgte im Allgemeinen auch fur eine reibungslose Nachfolge des Princeps Eine wichtige Rolle spielte die amicitia seit der Zeit der spaten Republik auch in der romischen Aussenpolitik 2 Befreundete Herrscher wurden zum amicus populi Romani erklart Zunachst waren diese Freunde Ebenburtige Als das Romische Reich erstarkte wurde diese Verbindung mehr und mehr zu einem Klientelverhaltnis Nicht selten war die Versicherung der Freundschaft Roms gleichbedeutend mit der Sicherung der Herrschaft des Freundes von Rom beispielsweise der Herrscher von Pergamon oder Armeniens Der Klient war dabei zu bestimmten Leistungen Rom jedoch zu nichts verpflichtet Dennoch wurde ein Angriff gegen einen Freund Roms nicht selten als Angriff auf Rom verstanden und fuhrte zu einer Gegenreaktion Der Begriff wurde durch Gerd Althoff und Hagen Keller auch fur das Fruhmittelalter herangezogen Sie schlussfolgerten dass der ostfrankische Konig Heinrich I im 10 Jahrhundert seine Konigsherrschaft durch amicitia Bundnisse mit den Herzogen zu konsolidieren versuchte Sein Sohn Otto I habe diese Politik aufgegeben und dadurch Konflikte erzeugt 3 Verena Epp beschreibt die amicitia im Ubergang von der Spatantike zum Fruhmittelalter als wechselseitige wertbezogene und moralisch bindende Verpflichtung von mindestens zwei adeligen Parteien die affektive und vertragliche Bestandteile umfasst und sich in gegenseitigen Diensten aussert 4 Epp unterscheidet vier Formen der amicitia die sich in der historischen Wirklichkeit nicht strikt voneinander trennen liessen 5 amcitia als personale Beziehung S 27 129 als Klientel und Gefolgschaftsbeziehung S 130 175 als aussenpolitisches Beziehungsverhaltnis S 176 233 und als geistliche Beziehung S 234 298 Der in hohem Masse verpflichtende Charakter der mittelalterlichen amicitia und die starke Institutionalisierung fuhrten im Falle eines Freundschaftsbruchs zu sozialer Achtung und Ausgrenzung in den eigenen Reihen und zu gewaltsamen Auseinandersetzungen der ehemaligen Freunde Literatur BearbeitenKarl Johannes Neumann Amicus 2 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band I 2 Stuttgart 1894 Sp 1831 f Johann Oehler Amicus 3 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band I 2 Stuttgart 1894 Sp 1832 f Werner Dahlheim Struktur und Entwicklung des romischen Volkerrechts C H Beck Munchen 1968 Jorg Spielvogel Amicitia und res publica Ciceros Maxime wahrend der innenpolitischen Auseinandersetzungen der Jahre 59 50 v Chr Steiner Stuttgart 1993 ISBN 3 515 06175 4 Verena Epp Amicitia Zur Geschichte personaler sozialer politischer und geistlicher Beziehungen im fruhen Mittelalter Monographien zur Geschichte des Mittelalters Band 44 Hiersemann Stuttgart 1999 ISBN 3 7772 9917 0 Koenraad Verboven The economy of friends Economic aspects of amicitia and patronage in the late republic Latomus Bruxelles 2002 ISBN 2 87031 210 5 Andreas Zack Studien zum Romischen Volkerrecht Kriegserklarung Kriegsbeschluss Beeidung und Ratifikation zwischenstaatlicher Vertrage internationale Freundschaft und Feindschaft wahrend der romischen Republik bis zum Beginn des Prinzipats Beihefte zum Gottinger Forum fur Altertumswissenschaft Band 5 Duehrkohp und Radicke Gottingen 2001 ISBN 3 89744 139 X Christian Wendt Sine fine Die Entwicklung der romischen Aussenpolitik von der spaten Republik bis in den fruhen Prinzipat Studien zur Alten Geschichte Band 9 Verlag Antike Berlin 2008 ISBN 978 3 938032 24 4 Inge Kroppenberg Amicitia und romisches Delegations und Auftragsrecht In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Romanistische Abteilung 126 2009 S 284 304 Christian Rollinger Amicitia sanctissime colenda Freundschaft und soziale Netzwerke in der Spaten Republik Studien zur alten Geschichte Band 19 Verlag Antike Heidelberg 2014 ISBN 978 3 938032 71 8 Weblinks BearbeitenCicero Laelius de amicitia lateinisch Anmerkungen Bearbeiten Cicero Briefe an Atticus 15 4 1 Christian Wendt Sine fine Die Entwicklung der romischen Aussenpolitik von der spaten Republik bis in den fruhen Prinzipat Studien zur Alten Geschichte Band 9 Verlag Antike Berlin 2008 ISBN 978 3 938032 24 4 S 103 105 Gerd Althoff Hagen Keller Heinrich I und Otto der Grosse Neubeginn auf karolingischem Erbe Bd 1 2 Gottingen u a 1985 Gerd Althoff Amicitiae und Pacta Bundnis Einung Politik und Gebetsgedenken im beginnenden 10 Jahrhundert Hannover 1992 Verena Epp Amicitia Zur Geschichte personaler sozialer politischer und geistlicher Beziehungen im fruhen Mittelalter Stuttgart 1999 S 299 Verena Epp Amicitia Zur Geschichte personaler sozialer politischer und geistlicher Beziehungen im fruhen Mittelalter Stuttgart 1999 S 299 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Amicitia amp oldid 238607338