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Die heraldische Lilie ist in der Heraldik eine gemeine Figur bestehend aus drei stilisierten Blattern die von einem Band zusammengehalten werden Das mittlere Blatt ist oben und unten zugespitzt die ausseren Blatter hangen herab und sind oben nach aussen umgebogen Das Zeichen ist eine stilisierte Schwertlilie Iris die mit der Lilie Lilium botanisch nur entfernt verwandt ist Stilisierte LilieDas Unicodesymbol der heraldischen Lilie ist U 269C 9884 Inhaltsverzeichnis 1 Grundformen 1 1 Farbsymbolik 2 Variationen 2 1 Fleur de Lys 2 1 1 Das Lilienbanner 2 2 Fuggerlilie 2 3 Florentinische Lilie 2 4 Gleve 2 4 1 Glevenkranz Glevenrad Lilienhaspel 2 5 Weitere Abwandlungen 2 6 Beispiele fur die Variationen Galerie 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGrundformen BearbeitenMit dem gewohnlich dargestellten Band um die Blutenblatter heisst die heraldische Lilie umgurtet fehlt es ist sie nicht umgurtet Weitere Varianten der heraldischen Lilie haben eigenstandige Namen erhalten Fehlt der Lilie das Mittelblatt wird sie als verstummelt blasoniert derselbe Begriff wird verwendet wenn nur der untere Teil des Mittelblatts fehlt Haufig wird das Mittelblatt auch durch andere Symbole wie ein Kreuz oder eine gestielte Blume ersetzt und muss beschrieben werden Fehlen unterhalb des Gurtels die Aussenblatter so handelt es um eine arabische Lilie 1 nbsp Stilisiert nbsp Geschlitzt nbsp FlachigFarbsymbolik Bearbeiten Die Lilie ist zumeist golden oder silbern tingiert Bis heute gilt die gelbe Sumpf Schwertlilie Iris pseudacorus als ritterlich wahrend der blau purpurne Kulturformenkreis der Ritter Schwertlilie Deutsche Schwertlilie Iris germanica in Wappen seltener dargestellt ist Die weisse bis blauliche Dalmatinische Iris Bleiche Schwertlilie Iris pallida die ebenso wie die Albinoform der Florentiner Schwertlilie Iris germanica var florentina als Veilcheniris Veilchenwurz oder Violwurtz zur Herstellung des Veilchenparfums antikes Desodorant genutzt wird dient als Emblem des Wohlstands und des Reichtums durch Handel Diese Lilien werden rot dargestellt selten auch schwarz Mit Lilie im folgenden Text ist stets die heraldische Lilie gemeint die botanisch gesehen keine Lilie sondern eine Iris ist Variationen BearbeitenFleur de Lys Bearbeiten nbsp Die heilige Konigin Chrodechild empfangt von einem Engel die Fleur de Lys und uberreicht sie ihrem Mann Konig Chlodwig I Darstellung aus dem Stundenbuch des Duke of Bedford um 1423 In der franzosischen Heraldik ist die Lilie unter dem Namen Fleur de Lys oder Fleur de Lis Lilienblume Lilienblute franzosische Lilie bekannt und steht im speziellen Bezug zu Frankreich als das wohl bekannteste Symbol der franzosischen Monarchie Der im hohen Mittelalter aufgekommenen Legende nach wurde die Lilie dem Merowingerkonig Chlodwig I von einem aus dem Himmel herabgestiegenen Engel uberreicht Die Geschichte ist in verschiedenen Variationen uberliefert in der Regel wurde sie mit der Taufe des Frankenherrschers nach der Schlacht von Zulpich 496 in Zusammenhang gebracht Auch liess man Konigin Chrodechild die Lilien in Empfang nehmen um sie diese ihrem Ehemann uberreichen zu lassen womit ihr herausragender Einfluss auf die Konversion Chlodwigs zum katholischen Glauben hervorgehoben wird siehe die Darstellung im Stundenbuch des Bedford Meisters zum Motiv vgl auch die Verkundigung des Herrn Im Selbstverstandnis des kapetingischen Konigtums des hohen Mittelalters unterstutzte die Lilie als unverkennbares ausserliches Symbol seinen Anspruch die konigliche Autoritat unmittelbar von Gott erhalten zu haben ohne dazu eine Vermittlung seitens des Papstes oder des Kaisers notwendig gehabt zu haben nbsp Siegel Roberts des FrommenIn einem Siegel Roberts II des Frommen 996 1031 wurde erstmals bei einem Kapetingerkonig die Lilie fur die Darstellung des Kronornaments genutzt womit dies uberhaupt die fruheste bekannte Darstellung eines frankischen Monarchen mit diesem Symbol ist Ab Konig Philipp I 1052 1108 zierte die Lilie im Siegel das Ende des koniglichen Zepters und ab Philipp II August 1179 1223 trugen die Konige in ihren Siegeln neben dem Zepter auch eine Lilie in ihrer freien Hand Fur die Kronungsfeier Philipps II im Jahr 1187 liess dessen Vater Ludwig VII einen blauen Mantel mit eingenahten goldenen Lilien anfertigen Ihre endgultige Etablierung als konigliches Erkennungszeichen erlangte die Blume durch Ludwig VIII 1223 1226 der schon als Kronprinz die Azure seme de lis Or blauer Schild mit dicht angeordneten Lilien aus Gold als sein Siegelzeichen und Schildwappen verwendete Auch dessen Bruder Philipp Hurepel verwendete sie in seinem Wappen worin ihn sich alle nachfolgenden koniglichen Prinzen zum Vorbild nahmen Um fortan als Angehoriger des Hauses Frankreich ausgewiesen zu werden wurden die Fleur de Lys zum unentbehrlichen Bestandteil im Wappen eines Geblutsprinzen Nach dem Biographen Guillaume de Nangis Vita Sancti Ludovici IX erhellte die Lilie kraft der drei Werte die sich in ihren Blatter manifestieren das franzosische Konigtum 2 Wahrend das mittlere Blatt den Glauben foy symbolisiert stehen die zwei flankierenden Blatter fur Ritterschaft chevalerie und Weisheit sapience 1376 wurde die Anzahl der Lilien im Wappen von Karl V in Wurdigung der heiligen Dreifaltigkeit auf drei reduziert Ab dem 14 Jahrhundert wurde die Lilie so eng mit der Herrschaft uber Frankreich in Verbindung gebracht dass der englische Konig Eduard III sein Abzeichen 1340 mit der Lilie schmuckte um seinen Anspruch auf die franzosische Krone zu bekraftigen Diese Lilie wurde erst 1801 entfernt als Georg III den Anspruch auf den franzosischen Thron aufgab Seit dem Mittelalter an war es auch ublich Personen oder Familien sowie Kommunen die sich in besonderer Weise fur den Konig verdient gemacht haben dadurch zu wurdigen dass ihnen das Tragen der Lilien in ihren Wappen gestattet wurde Den sogenannten guten Gemeinden bonnes villes die dem Konigtum besonders eng verbunden waren wurde das Hinzufugen eines Lilienbandes Chef de France im Wappen gewahrt Eine prominente Person deren Familie aufgrund ihrer Taten geadelt wurde war die Nationalheilige Jeanne d Arc der von Konig Karl VII ein blaues Wappen mit zwei Lilien verliehen wurde Zugleich nahm ihre Familie den Namen du Lys zur Lilie an nbsp Ein Siegel Konig Philipps III 1270 1285 nbsp Das Wappen Frankreichs seit dem 13 Jahrhundert bis 1376 France ancienne nbsp Das Wappen Frankreichs von 1376 bis 1792 und 1814 bis 1830 France moderne nbsp Das Wappen der englisch britischen Monarchen von 1340 bis 1801 in dieser Form bis 1406 nbsp Das Wappen von Paris nbsp Das Wappen der Jeanne d Arc und der Familie du Lys nbsp Das Wappen von LilleEin prominentes Beispiel in Deutschland ist das Wappen von Wiesbaden Das Aachener Stiftswappen kombiniert auf einem gespaltenen Schild ein Feld franzosischer Lilien mit dem Reichsadler des Heiligen Romischen Reichs In der Zeit des Franzosischen Kaiserreichs 1804 1815 und in dessen Neuauflage 1852 1870 wurden die Lilien auf die ursprungliche Anweisung Napoleon Bonapartes durch Bienen ersetzt Im Grab des Merowingerherrschers Childerichs I hatte man goldene Anhanger in Bienenform als Beigaben gefunden Das Lilienbanner Bearbeiten nbsp Die Standarte der koniglichen Familie Frankreichs bis 1789 sowie von 1814 bis 1830Die drei goldenen Lilien auf blauem Grund waren die franzosische konigliche Flagge Fur die weisse Flagge des Hauses Bourbon mit drei heraldisch stilisierten goldenen Lilien hat sich der Name Lilienbanner eingeburgert Das Lilienbanner mit weissem Hintergrund war die Nationalflagge bis zur franzosischen Revolution 1789 als sie durch die blau weiss rote Trikolore abgelost wurde Zu Beginn der Restauration 1814 wurde die Fleur de Lys wieder in die Flagge aufgenommen aber 1830 nach der Julirevolution wieder entfernt Bis heute ist sie aber ein Bestandteil von Wappen und Flagge der kanadischen Provinz Quebec sowie der Flagge Montreals das in dieser Provinz liegt Vor allem in monarchistischen und konservativen Kreisen Frankreichs wird sie auch manchmal als ein nationales Symbol genutzt Fuggerlilie Bearbeiten nbsp Wappen der Fugger von der LilieDieselbe Lilie im gespaltenen Schild vorne blau in Gold hinten verwechselt fuhren auch die Fugger die in der Linie der Fugger von der Lilie eines der wichtigsten Handelshauser der fruhen Neuzeit fuhrten Durch sie ist die Fleur de Lys auch im Raum Augsburg verbreitet Florentinische Lilie Bearbeiten Die Bezeichnung Florentiner Lilie ist gebrauchlich fur eine aus Florenz bekannt gewordene Variante Sie unterscheidet sich durch die zwei Staubfaden Blutenstande und zeigt gebartete oder gekrauste Blutenblattspitzen Sie ist im Raum um Florenz ab dem 14 Jahrhundert nachweisbar Die Lilie mit den Staubfaden wird auch ornamentierte Lilie 3 genannt Viele Formen haben sich etabliert ornamentiert mit Blumen Weintrauben Lilien oder gestielten heraldischen Rosen Lilien erschienen auch auf Munzpragungen so auf einer Goldmunze in Florenz als so genannter Liliengulden 4 und in Strassburg als Lilienpfenning hier aber ohne Staubfaden nbsp Florentiner Lilie Lilie mit Staubfaden nbsp Wappen von Turku FinnlandGleve Bearbeiten Wird der Teil einer Lilie unterhalb des Gurtels durch andere Formen ersetzt handelt es sich um eine Gleve Ist die angesetzte Form ein Stab entsteht ein Lilienstab Lilienszepter oder Lilienstangel bzw Glevenstab usw Die Gleve war eine Stangenwaffe und der Hellebarde ahnlich 5 Siehe auch Lilienkreuz Abwandlungen nbsp Wappen des Kronlands Triest 1850 1918 Im unteren Feld eine Gleve Lanze des heiligen Sergius hier in lilienahnlicher Darstellung Strohl 1890 auf dem Bindenschild vor 1850 fand sich dort ein schwarzer Anker nbsp Wappen der Comune di Triest heutige Form blasoniert als Di rosso all alabarda o lancia di San Sergio d argento Glevenkranz Glevenrad Lilienhaspel Bearbeiten nbsp Schwarze Lilienhaspel in SilberWappen von Hamminkeln nbsp Funfstrahliges goldenes GlevenradWappen von Re Norwegen Ausserdem konnen mehrere Lilien zu einem Kreis angeordnet werden wobei je nach Ausfuhrung des Mittelblattes z B ein Glevenkranz oder Glevenrad mit Nabe entstehen Die Lilienhaspel war ursprunglich eine Schildversteifung und zugleich Schildzier gewesen Sie war in der Form eines Ringes mit acht Lilienstaben auf dem Schild als Schildbuckel aufgenietet und strahlenartig als Befestigung zum Schildrand gefuhrt Die ornamentierten Stabe wurden Buckelreis genannt Die franzosische Bezeichnung escarboucle beschreibt die geschmuckte Form des Glevenrades Hier war mittig ein Karfunkelstein als Schmuck eingesetzt Dieses Bild ging dann in das Wappen uber und wird dann Rad bzw Haspel genannt Es lasst sich um 1300 im Klever Wappen nachweisen Gefuhrt wurde es von Dietrich VII mit aufgelegtem Schildchen und seinem Bruder Dietrich genannt Louf mit Turnierkragen Vorher und danach war der Lowe im Wappen Viele Klever Siegel zeigen die Lilienhaspel mit mittig gelegtem Schildchen so jenes von Herzog Wilhelm V aus dem Jahr 1572 Selbst im kurbrandenburgischen Wappen war das Klever Wappen mit einem Smaragd in der Mitte eingefugt 6 Weitere Abwandlungen Bearbeiten nbsp Doppelte Lilie in einem polnischen WappenDie Lilie bestimmt auch die Namen vieler anderer Heroldsbilder oder gemeinen Figuren Lilienkreuz Lilienendenkreuz Glevenkreuz auch als Steckkreuz als Jakobskreuz Kreuzlilie mit einem durch ein Kreuz ersetztes Mittelblatt auch Kreuzblume sowie mit Ersatz durch Pfeil oder andere Symbole Die Guelfenlilie war im Hoch und Spatmittelalter in den oberitalienischen Kampfen zwischen Ghibellinen und Guelfen das Symbol der papsttreuen Guelfenpartei Es leitete sich vom Lilienwappen des Kapetingers Karl von Anjou ab der mit papstlicher Unterstutzung die Kaiserpartei der Staufer bekampfte 7 Deren ghibellinische Anhanger verwendeten hingegen den Reichsadler als Symbol Die Lilie ist daher in zahlreichen Wappen einst guelfisch gesinnter italienischer Adelsgeschlechter oder auch Kommunen etwa von Bologna zu finden Die Rautenlilie ist eine Abwandlung der Lilie als Zeichen der Pfadfinder Lilienkrone Lilienmaander Lilienschnitt Lilienzepter Lilienhermelin als Pelzwerk In der schottischen Heraldik ist ein Lilienbord verbreitet oft rot tingiert wie im Wappen Schottlands Bei einer doppelten Lilie ist der obere gleich dem unteren Teil gestaltet 5 Auch gibt es die unterhalbe Lilie eine halb dargestellte Lilie Bei der Rochlilie ist der untere Teil als Turm ausgebildet Roch Schachturm Eine Lilie der Gattung Lilium also keine heraldische Lilie kam um 1705 in das Wappen von Bad Duben der Heraldiker bezeichnet sie mit Gartenlilie Beispiele fur die Variationen Galerie Bearbeiten Pelzwerk Schildteilung und Schnitt nbsp LilienhermelinWappen der Kapetinger Konigreich Frankreich bis 1376 nbsp Lilienhermelin im rechten oberen und linken unteren GeviertWappen Konig Eduards III von England nbsp Lilienbesetztes Band auf HermelinWappen von Acigne nbsp achtstrahliger LilienzeptersternWappen von Brunegg AG nbsp Darmstadt nbsp SV Darmstadt 98 nbsp Stadt Ellwangen Jagst nbsp Lilienschnitt Wappen von Gottingen Alb Donau Kreis nbsp Karlstadt nbsp Stilisierte Lilie als Initialwappen Myhl nbsp Wappen von Nysa nbsp Sulzbach Rosenberg nbsp New Orleans Saints nbsp Bogenschnitt und Verwechselte Farben Saint Flour Cantal nbsp bis 1977 gebrauchliches Wappen der Hansestadt Warburg mit Lilie im Stadttor nbsp Hansestadt Warburg Nordrhein Westfalen Formen der Lilie nbsp Blaue Lilie am Bund rechts mit gruner Buchel links mit gruner Eichel bestecktWappen von Alfdorf nbsp Lilie und Sittich Wappen von Elmpt nbsp Lilie in verwechselten FarbenWappen von Ferpicloz FR nbsp Glevenkreuz oder LilienendenkreuzVerbandsgemeinde Irrel nbsp ebenso in Heiligkreuz TG nbsp Kreuzblume als LilieWappen von Klausen Eifel nbsp GlevenradWappen von Kottenheim nbsp Lilien im DreipassWappen von Massing nbsp geviertWappen von Plossberg nbsp Zwei gekreuzte Gleven Lilienstabe Wappen von Remchingen nbsp RochlilieLiteratur BearbeitenJean Bernard Cahours d Aspry Des fleurs de lis et des armes de France Legendes Histoire et Symbolisme Atlantica Biarritz 2006 ISBN 2 84394 861 4 Arthur Charles Fox Davies A Complete Guide to Heraldry Lightning Source La Vergne TN 2009 ISBN 978 1 4437 5719 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lilie in der Heraldik Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Lilienhaspel Glevenrad in der Heraldik Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Walter Leonhard Das grosse Buch der Wappenkunst Entwicklung Elemente Bildmotive Gestaltung Bechtermunz Augsburg 2003 ISBN 3 8289 0768 7 Guillaume de Nangis Vita Sancti Ludovici IX Herausgegeben von Pierre Claude Francois Daunou und Joseph Naudet Imprimerie Royale Paris 1840 Walter Leonhard Das grosse Buch der Wappenkunst Entwicklung Elemente Bildmotive Gestaltung 2 durchgesehene und erweiterte Auflage Callwey Munchen 1978 ISBN 3 7667 0345 5 D Johann Georg Krunitz Okonomisch technologische Encyklopadie oder allgemeines System der Staats Stadt Haus und Landwirthschaft wie auch der Erdbeschreibung Kunst und Naturgeschichte in alphabetischer Ordnung Verlag Pauli 1804 a b Gert Oswald Lexikon der Heraldik Bibliographisches Institut Leipzig 1984 DNB 850576571 S 102 Mannheim Wien Zurich 1984 ISBN 3 411 02149 7 Maximilian Gritzner Landes und Wappenkunde der Brandenburgisch Preussischen Monarchie Geschichte ihrer einzelnen Landestheile deren Herrscher und Wappen Heymann Berlin 1894 Stephen Slater The Complete Book of Heraldry ISBN 1843096986 Seite 201 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lilie Heraldik amp oldid 236881956