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Das Aachener Stiftswappen auch Karlswappen war das Wappen des Marienstifts zu Aachen Aachener Stiftswappen 1721 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Siehe auch 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEs wird angenommen dass das Kollegiatstift St Marien in der Reichsstadt Aachen bereits in der zweiten Halfte des 14 Jahrhunderts unter der Regierung von Karl IV ein Stiftswappen als Wappen Karls des Grossen einfuhrte Auf dessen gespaltenem Schild stellte es auf der heraldisch rechten ranghoheren Seite einen halbierten Reichsadler und auf dessen linker nachrangiger Seite ein Feld franzosischer Lilien dar Dieses Wappen ist 1460 auf der Karlsdarstellung eines Reliquienschrankes nachweisbar in welchem vermutlich die Karlsbuste aufbewahrt worden war An mehreren Wanden in der Chorhalle des Aachener Doms wurde das Stiftswappen 1486 ebenfalls aufgemalt 1 Ausserdem war es an Eingangen von Liegenschaften des Stifts angebracht etwa an einem Tor der Uersfelder Hofe Als Hans von Reutlingen 1528 das alte Stiftssiegel von 1347 durch einen neuen Siegelstempel ersetzte stellte er darauf unter einer Maria bei der Verkundigung des Herrn auch das Aachener Stiftswappen dar Mit der Auflosung des Marienstifts im Zuge der Sakularisation endete der hoheitliche Gebrauch von Stiftswappen und siegel nbsp KarlsbusteAuf der Karlsbuste die mit einiger Sicherheit um 1350 von Karl IV im Zusammenhang mit dessen Kronung am 25 Juli 1349 gestiftet wurde war die Kombination von Reichsadler auf dem Brustpanzer der Figur Karls des Grossen und Lilienfeld auf dem Sockel vielleicht schon vorgegeben als sich das Stift zur Einfuhrung des Wappens entschloss Jedenfalls war der Reichsadler zur Zeit der Einfuhrung des Aachener Stiftswappens in der Regierungszeit Karls IV unstrittig das Wappensymbol des Heiligen Romischen Reichs wahrend die Lilien heraldisch auf das franzosische Lilienbanner verwiesen Mit dem Lilienbanner ist die Legende verbunden dass der Merowingerkonig Chlodwig I der Begrunder des Frankenreiches eine weisse Lilie als traditionelles Mariensymbol von einem Engel uberreicht bekommen habe weil er nach der Schlacht von Zulpich durch Taufe zum romisch katholischen Christentum ubergetreten war Pippin dem Jungeren dem Vater Karls des Grossen wurde das Lilienzeichen durch Geschichtsschreiber zugesprochen Dieser soll es seinem Sohn vererbt haben Unter dem Konigtum der Kapetinger insbesondere unter Ludwig VIII von Frankreich avancierte das Lilienwappen unter Verwendung der alteren Farbkombination Blau Gold zum Symbol des franzosischen Konigtums Dabei wurde das Zeichen und die Lilien Legende zum Beweis dafur erhoben dass der franzosische Konig als Nachfolger der frankischen Konige seine Macht unmittelbar von Gott und nicht von Papst oder Kaiser erhalten habe Insofern reprasentierte das Lilienbanner zur Zeit der Entstehung des Stiftswappens nicht nur die fromme Legende um die Konversion Chlodwigs I sondern auch den Gedanken der Souveranitat des franzosischen Konigtums nbsp Franzosische Lilie auf dem BustensockelDieser besondere Bedeutungsgehalt erklart warum der franzosische Humanist Jean de Montreuil Sekretar von Konig Karl VI von Frankreich und durch dieses Amt mit der Rechtspflege und den Staatsdoktrinen am franzosischen Hofe vertraut uber die Karlsbuste so erbost war als er sie Anfang 1401 auf der Ruckreise von einer diplomatischen Mission bei einem Besuch des Marienstifts erblickte In einem Brief den er nach Ruckkehr in Paris verfasste beschwerte er sich beim Burgermeister damals Reinhard von Moirke der Jungere und den Schoffen von Aachen mit der rhetorischen Frage ob sie ihm sagen konnten weshalb es geschehen konnte dass auf dem Heiltum oder dem Kopfreliquiar eben jenes hochwurdigsten Karl das bis zu den Schultern reicht das Wappen Frankreichs allein am Rande und zusatzlich in den anderen oberen Teilen jenes Heiltums aber uberall das Reichswappen gemalt ist so als ob das Konigreich Frankreich wenig oder gar nichts ware und als ob die Deutschen der Meinung anhingen Karl habe Frankreich dem Reich hinzugefugt und nicht vielmehr mit der Kraft und Macht der Franzosen das Reich erworben und zu seinem Eigentum gemacht Mit folgenden Worten forderte er dazu auf den aus seiner Sicht bestehenden Missstand abzustellen All das moge euer Urteil erwagen hochgeehrte Manner damit dasjenige was Maler oder Silberschmiede aus Unkenntnis versehen oder einfach dreist gefertigt haben durch eure verstandige Klugheit wieder gut gemacht werde Denn man tritt dem Reich oder den Deutschen durchaus nicht zu nahe vermehrt vielmehr ihre Ehre wenn das Wappen und vaterliche Zeichen all der Sohne und Tochter des Kaisers und der Kaiserin und zugleich des Konigs von Frankreich der mit franzosischem Schwert wie schon gesagt fur euch wenn ihr aufgemerkt habt das Reich erwarb im ganzen und uberall gemeinsam abgebildet und gemalt wurde gleichberechtigt geteilt mit dem kaiserlichen Wappen wobei der kaiserlichen Wurde durchaus eingeraumt wird dass sie die rechte Seite einnehme Er wollte damit erreichen dass an der Karlsbuste Anderungen vorgenommen werden so dass die in dem Stiftswappen praktizierte Anordnung von Reichswappen und Lilienbanner auch auf der Karlsbuste erscheine Fur ihn war die Anordnung des Liliensymbols auf dem Sockel der Karlsbuste unertraglich weil sie in seinen Augen einer symbolischen Unterordnung Frankreichs gleichkam und unstatthaft zumal nach seinem frankozentrischen Geschichtsbild Charlemagne als Konig von Frankreich das Reich geschaffen hat welches spater den Deutschen ubergeben worden sei 2 Siehe auch BearbeitenListe der Wappen in der Stadteregion AachenLiteratur BearbeitenAachen In Gustav Adelbert Seyler Johann Siebmacher s grosses und allgemeines Wappenbuch Band 1 Abt 5 Reihe 2 Kloster Verlag von Bauer und Raspe Emil Kuster Nurnberg 1882 S 1 Google Books Einzelnachweise Bearbeiten Gisbert Knopp Ulrike Heckner Die gotische Chorhalle des Aachener Doms und ihre Ausstattung Baugeschichte Bauforschung Sanierung Michael Imhof Verlag Petersberg 2002 ISBN 978 3 935 59038 9 S 232 Werner Paravicini Aachen 1401 Ein Franzose sieht das Wappen Karls des Grossen In Etienne Francois Uwe Puschner Hrsg Erinnerungstage Wendepunkte der Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart C H Beck Munchen 2010 ISBN 978 3 406 57752 9 S 67 ff Google Books Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aachener Stiftswappen amp oldid 238895361