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Die Karlsbuste ist ein um 1350 geschaffenes Reliquiar in Form einer Buste Karls des Grossen in dem seine Schadeldecke als Reliquie verwahrt werden soll Das Reliquiar gehort zur spatmittelalterlichen Ausstattung des Aachener Doms und wird in der Aachener Domschatzkammer aufbewahrt Die Karlsbuste gilt als eines der bedeutendsten Zeugnisse gotischer Goldschmiedekunst und die wohl bekannteste Reliquienbuste uberhaupt Dabei handelt es sich um ein Idealbild kein Portrat Karls des Grossen Karlsbuste Aachener DomschatzkammerZum Karlsfest aufgestellt im Aachener Dom Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 3 Gegenwart 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenBeschreibung BearbeitenDas Bustenreliquiar besteht aus getriebenem Silber und ist teils vergoldet Das Reliquiar umschliesst eine menschliche Schadeldecke der Uberlieferung zufolge jene Karls des Grossen Es stellt die Buste des Kaisers dar das Haupt mit einer edelsteinbesetzten goldenen Lilienkrone geschmuckt die dem Aachener Munster heute Dom laut Urkunde von 1262 von Richard von Cornwall auf ewige Zeiten uberlassen wurde sie ist 1873 von August Witte aufwandig restauriert worden Die Haar und Bartpartien sind vergoldet Gesicht und Hals in akzentuierter Modellierung in getriebenem Silber gearbeitet Den Brustpanzer schmucken silberne Adlertauschierungen der Reichsadler auf dem Goldgrund des Gewandes als Wappentier des Heiligen Romischen Reiches weist auf die Kaiserwurde hin sowie Filigran und Edelsteinborten einige der Edelsteine sind antike Gemmen Die Karlsbuste steht auf einem achteckigen an den Flanken mit zwei Offnungen fur ein Trageholz versehenen Sockel der mit heraldischen Lilien verziert ist Symbol fur die franzosische Konigsherrschaft und damit Ausdruck des Selbstverstandnisses eines sich letztlich in der Nachfolge Karls des Grossen sehenden Stifters Ausgehend von der Karlsbuste als einem Hohepunkt rhein maaslandischer Goldschmiedekunst nicht nur des Mittelalters setzte eine Blutezeit silbervergoldeter naturalistisch gestalteter Bustenreliquiare ein 1 Geschichte Bearbeiten nbsp Kameen auf der KroneDie Karlsbuste gilt nach der Aachener Tradition als Stiftung Karls IV der am 25 Juli 1349 im Aachener Dom zum Konig gekront wurde Diese Stiftung ist zwar nicht urkundlich erwahnt jedoch als gut moglich anzusehen was sich aus der tiefen Verehrung desselben fur Karl den Grossen heraus erklart Das Reliquiar steht in der Tradition franzosischer Konigsdarstellungen des 13 Jahrhunderts und stellt eine kunstlerische Idealisierung des Frankenkaisers dar obgleich es durchaus auch individualisierende Gesichtszuge aufweist Letztere sind ebenfalls bei einem Portrat Johanns II von Frankreich in ahnlicher Weise bemerkbar Moglicherweise handelt es sich bei dem Schopfer des Bustenreliquiars einem Aachener Goldschmied um einen in Frankreich geschulten Kunstler Das Reliquiar wurde in Prozessionen mitgetragen und bei Kronungen dem einziehenden Konig entgegengetragen welcher auf diese Weise als legitimer Nachfolger Karls des Grossen von diesem gleichsam geistig empfangen wurde und als neuer Herrscher huldigend die Reliquie seines Vorfahren verehrte Die Verwendung antiker Gemmen und Kameen fur Reliquiar und Krone weist hin auf einen Bezug zur fur die mittelalterliche Kaiseridee essentiellen romischen Antike in deren Tradition schon Karl der Grosse und spater Karl IV sich in ihrer Herrscherrolle sahen Die neuere historische Forschung geht mit grosser Wahrscheinlichkeit davon aus dass Karl IV mit der von dem Karlseliquiar getragenen Krone anstelle der seinerzeit im Besitz Ludwigs des Bayern bzw seiner Erben befindlichen Reichskrone gekront wurde Anlasslich der Kronung ist wohl der mit dem Kreuz versehene Mittelbugel hinzugefugt worden Im Jahre 1414 wurde Sigismund von Luxemburg mit der nun modifizierten Krone gekront Eine Parallele zu dieser Krone ist in der Prager Wenzelskrone zu sehen welche die Schadelreliquie des Wenzel von Bohmen schmuckte und gleichfalls zu Kronungen verwendet wurde Gegenwart BearbeitenAuch heute noch findet das Bustenreliquiar Karls des Grossen liturgische Verwendung im Rahmen des Karlsfestes sowie zum Hochfest Christi Himmelfahrt wozu die Buste im Dom aufgestellt wird Traditionell erfolgt dies bei letzterem Feiertag mit Hinblick auf die jahrlich stattfindende Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen welche zur Ehrung herausragender Personlichkeiten erfolgt die sich um die Forderung der europaischen Integration verdient gemacht haben Die Karlsbuste ist ein beliebtes und immer wieder im Zusammenhang mit Karl dem Grossen verwendetes Motiv So dient sie auch aufgrund ihres Wiedererkennungswertes fur die Stadt Aachen und ihrer hohen ideologischen wie kunsthistorischen Bedeutung in stilisierter Form als zentrales Element im Signet der Karlspreisstiftung Literatur Bearbeiten nbsp Wohlfahrtsmarke der Deutschen Bundespost von 1988Ernst Gunther Grimme Text Ann Bredol Lepper Aufnahmen Aachener Goldschmiedekunst im Mittelalter Seemann Koln 1957 S 69 72 Ernst Gunther Grimme Text Ann Bredol Lepper Aufnahmen Die grossen Jahrhunderte der Aachener Goldschmiedekunst Aachener Kunstblatter Bd 26 Verlag des Aachener Museumsvereins Aachen 1962 S 65 74 75 Ernst Gunther Grimme Text Ann Munchow Aufnahmen Der Aachener Domschatz Aachener Kunstblatter Bd 42 Schwann Dusseldorf 1973 Nr 69 S 88 90 Birgitta Falk Bildnisreliquiare Zur Entstehung und Entwicklung der metallenen Kopf Busten und Halbfigurenreliquiare im Mittelalter In Aachener Kunstblatter Bd 59 DuMont Schauberg Koln 1991 93 S 99 238 Ernst Gunther Grimme Text Ann Munchow Aufnahmen Der Dom zu Aachen Architektur und Ausstattung Einhard Aachen 1994 ISBN 978 3 920284 87 3 S 165 215 218 Herta Lepie Georg Minkenberg Die Schatzkammer des Aachener Domes Brimberg Aachen 1995 ISBN 3 923773 16 1 S 27 Ernst Gunther Grimme Der Dom zu Aachen Einhard Aachen 2000 ISBN 978 3 930701 75 9 S 95 97 Herta Lepie Der Domschatz zu Aachen In Clemens M M Bayer Dominik M Meiering Martin Seidler Martin Struck Hrsg Schatzkunst in Rheinischen Kirchen und Museen Schnell amp Steiner Regensburg 2013 ISBN 978 3 7954 2827 3 S 121 137 hier S 127 128 Walter Maas Pit Siebigs Der Aachener Dom Schnell amp Steiner Regensburg 2013 ISBN 978 3 7954 2445 9 S 158 160 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karlsbuste Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten Klaus Gereon Beuckers Der Essener Marsusschrein Aschendorff Munster 2006 ISBN 3 402 06251 8 S 30 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karlsbuste amp oldid 235673469