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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Gemmen als Brutkorper bei Pflanzen werden im Artikel Brutkorper behandelt Unter einer Gemme lateinisch gemma Knospe Edelstein Juwel 1 versteht man einen geschnittenen Schmuckstein bzw Edelstein Daraus leiten sich auch der Fachbegriff fur Edelsteinkunde Gemmologie sowie die Bezeichnung des Steinschneiders Gemmarius ab Darstellung verschiedener Gemmen und KameenGemmen aus PompejiHeute versteht man unter einer Gemme meist einen vertieft geschnittenen Schmuckstein Das Bildmotiv wird in den Stein eingeschnitten diese Schmucksteine bezeichnet man auch als Intaglio Im Gegensatz dazu wird bei einer Kamee bzw einem Kameo der Hintergrund des Bildmotivs weggeschnitten das Motiv ragt also wie ein Relief aus dem ubrigen Stein heraus Im weiteren Sinne kann die Gemme aber auch als Oberbegriff fur Intaglio und Kamee alle geschnittenen Edel und Schmucksteine bezeichnen Bevorzugtes Steinmaterial ist die Quarzgruppe z B Chalzedone in Form von Lagensteinen Die altesten Steinschnitte entstanden im 5 bis 3 Jahrtausend vor Christus Besonders hochwertig war die Steinschneidekunst der Agypter Perser Assyrer Romer und Griechen Gemmen dienten in der Antike als Siegelsteine zur Siegelung von Dokumenten spater auch als Schmuckstuck Eine Sonderform dieser Schmucksteine stellen die Alsengemmen dar Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Gebrauch von antiken Gemmen 3 Technik des Gemmenschnitts 4 Steinarten 5 Glaspasten 6 Bildinventar 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDas Wort Gemme in der Bedeutung geschnittener durchsichtiger Stein im Gegensatz zum undurchsichtigen lapillus geht zuruck auf lateinisch gemme ursprunglich Auge bzw Knospe am Rebstock bzw Weinstock dann unter anderem Siegelring Perle und kleiner Edelstein 2 woraus als Entlehnung althochdeutsch gimma und mittelhochdeutsch gimme im Angelsachsischen gimm und wie im Franzosischen gemme worauf englisch gem beruht in der Bedeutung Edelstein entstanden Erst im 18 Jahrhundert seit Lessing wurde das Wort im Deutschen wieder fur die geschnittenen Steine der Antike aus italienischen Sammlungen als Fachbegriff verwendet 3 Gebrauch von antiken Gemmen Bearbeiten nbsp Gemma Augustea romisch aus dem 1 Jh n Chr Der Brauch etwas durch ein Siegel zu verschliessen reicht in gewissen Kulturkreisen bis weit in die Urgeschichte zuruck Babylonische Rollsiegel geben davon schon Zeugnis und selbst in der heutigen Zeit werden Vertrage und andere wichtige Schreiben noch mit einem Abdruck versehen Das Prinzip der Abdrucke ist durch die Einmaligkeit des Siegels den Besitzer anzuzeigen der fur den Inhalt garantiert Zur Herstellung derartiger Abdrucke wurden bereits zu Beginn des 4 Jahrtausends v Chr in Mesopotamien gravierte Zylinder angefertigt Diese Zylinder und auch die ersten Gemmensteine wurden anfangs mit relativ einfachen Zeichen und Bildern versehen Mit der Weiterentwicklung der Schnitttechnik wurden auf immer harteren Steinen immer kompliziertere Bilder eingraviert was fur den eigentlichen Verwendungszweck als Siegel jedoch irrelevant war Die Masse in die man die gravierten Steine eindruckte war wie aus der Uberlieferung und erhaltenen Zeugnissen bekannt ist unterschiedlich Bienenwachs und Ton waren in der Antike besonders beliebt doch auch Blei wurde hierfur verwendet Auch auf Gefassen sind Abdrucke von Gemmensteinen erhalten geblieben Geschnittene Steine konnten auch an einem Fingerring montiert sein und damit sowohl zum Tragen und Herzeigen als auch als Siegel verwendet werden Etliche Gemmen waren zudem anders gefasst und dienten als Schmuck fur eine Brosche oder Ohrringe Es gibt zudem zahlreiche Gemmen die nie gefasst waren da sie keine Reste von Klebstoffen oder Spuren von Ringfassungen aufweisen Diese Steine wurden vielleicht aufgrund ihrer Schonheit und ihres Wertes als Sammelobjekte aufbewahrt Manchmal waren sie fur den Besitzer als gluckbringend bzw schadenabwehrend aus magischer Sicht wertvoll Technik des Gemmenschnitts BearbeitenSchon aus urgeschichtlicher Zeit ist das Eingravieren von Zeichen und Bildern in kleinere Steine bekannt Fruhe Gravuren sind alle mit einem Stichel in weiche Steine eingetieft worden Vorlaufer der ersten Gemmen waren in den Hochkulturen des vorderen Orients entstanden und stammen aus dem 3 Jahrtausend v Chr Es handelte sich hierbei um Schmucksteine die als Roll bzw Stempelsiegel Verwendung fanden wobei die eingravierten Zeichen bereits mit Bohrern oder Radchen hergestellt wurden Die ersten Gemmen in der fruhen griechischen Welt stammen aus dem 8 Jahrhundert v Chr sie sind mit Darstellungen versehen die dem geometrischen Stil zugehoren Damals war die Technik des Gravierens mit einem rotierenden Schneidewerkzeug jedoch in Vergessenheit geraten Daher wurden fur die Siegel weiche Steine wie Serpentin Steatit u a verwendet welche sehr leicht mit einem handgefuhrten Stichel bearbeitet werden konnten Erst uber die Phoniker wurde die hochentwickelte Steinschneidetechnik in der Mittelmeerwelt verbreitet und erreichte im 5 und 4 Jahrhundert v Chr einen Hohepunkt Beruhmte Gemmenschneider aus hellenistischer Zeit der ausgehenden romischen Republik und der beginnenden Kaiserzeit sind auch namentlich bekannt z B Phrygillos Sosias etc nbsp Romischer Siegelring in Gold mit Portrat von Commodus 180 200 n Chr gefunden in Tongern Gallo Romisches Museum TongerenIn der romischen Kaiserzeit vom 1 Jahrhundert v Chr bis zum 5 Jahrhundert n Chr waren Werkstatten zur Herstellung von Gemmen weit verbreitet und etliche Gemmenkunstler waren sogar im ganzen Imperium unterwegs An der Technik des Eingravierens hat sich abgesehen von einigen die Antriebsart betreffende Neuerungen eigentlich bis heute nichts geandert Der Graveur befestigte den vorgeformten Schmuckstein auf einer Unterlage und bewegte den Stein am rotierenden Zeiger so wie er ihn fur seine Schnitte und Vertiefungen brauchte Die Zeiger selbst waren aus relativ weichem Metall und wurden in unterschiedlichen Grossen Formen und Starken angefertigt Ihre Schneidspuren sind auf Gemmen manchmal noch gut erkennbar Bei einigen Stucken kann man noch deutlich den Gebrauch von verschiedenen Radchen und Bohrerarten erkennen Viele Gemmen scheinen allerdings mit einfachen Werkzeugen hergestellt worden zu sein wie ihre einfache und derbe Machart zeigt Die Auswahl der verwendeten Zeigerformen traf der Gemmenschneider je nach Bedarf dies war auch zeitlich und modisch bestimmt Der aus weichem Eisen gefertigte kugel kegel oder radchenformige Zeiger wurde in Ol und Diamantstaub getaucht die als Schneid bzw Schleifmittel dienten Durch Wenden und Drehen des Steines am rotierenden Zeiger wurde dann graviert In diesem Vorgang wurde der Stein bewegt und nicht der Zeiger Auf dem Stein war das Bild zuvor in Umrissen eingeritzt worden um die Schnitte besser ausfuhren zu konnen Zur Kontrolle wurden Zwischenabdrucke vorgenommen und Details wurden mit feineren Werkzeugen herausgearbeitet Zum Abschluss wurden das Bild und die ubrige Steinoberflache glanzend poliert Steinarten BearbeitenDie Technik des Gemmenschnittes war zur romischen Kaiserzeit schon so weit ausgereift dass alle bekannten Schmuck und Edelsteine bearbeitet werden konnten Fur die Auswahl der Schmucksteine war es ausschlaggebend dass stets gewisse Steintypen in Mode waren wobei auch Preiskriterien oder Belieferungsmoglichkeiten eine grosse Rolle spielten Auch der Glaube an magische Krafte der Steine spielte keine geringe Rolle Meist wurden fur bestimmte Bildergruppen gewisse Steinarten bevorzugt Fur magische oder gnostische Stucke bevorzugte man gesprenkelte mehrfarbige Steine wie den Hamatit und den Chrysopras aber auch Bein kommt dafur in Frage Auch die Herstellung und die Qualitat der Steine waren von entscheidender Bedeutung Die Steine wurden wohl grosstenteils aus dem Nahen und vor allem aus dem Fernen Osten importiert wie es Plinius in seiner naturalis historia fur etliche Sorten beschreibt Smaragd XXXVII 65 Jaspis XXXVII 115 ff Amethyst XXXVII 40 und Sardonyx XXXVII 23 Die damaligen Modetendenzen beziehen sich nicht nur auf die Steinarten sondern auch auf die Farben der Edelsteine Beispielsweise waren in der fruhen romischen Kaiserzeit dunklere Edelsteine gefragter z B Karneol Jaspis Die blasseren Farben wurden wiederum mit dem ausgehenden 2 Jh n Chr bevorzugt nbsp Portrat des 1683 hingerichteten englischen Freiheitshelden Algernon Sidney aus KarneolGemme von Lorenz Natter um 1740Von den verschiedenen Steinarten waren besonders zwischen dem 1 Jahrhundert v Chr und 4 Jahrhundert n Chr der Karneol und im 2 und 3 Jahrhundert n Chr der Jaspis gefragt Der Onyx war vor allem im 1 und 2 Jahrhundert n Chr sehr beliebt Glaspasten BearbeitenAus Glas gegossene Imitationen von Gemmen und auch Kameen die fast immer die Farben und Formen von Edel und Schmucksteinen imitieren werden heutzutage Glaspasten genannt Dies ist eine Bezeichnung die sich aus Paste der neulateinischen und italienischen Benennung fur Glasmassen zur Herstellung von Edelsteinen herleitet Glaspasten haben nicht nur gelaufige Gemmensteinarten wie den zweischichtigen Onyx den Karneol Chrysopras u a nachgeahmt sondern haben auch eine eigene von Steinen nicht erreichbare Farbvariation und Fantasiebereiche geboten Somit waren die Produkte nicht nur billigere Massenware sondern sie haben Marktlucken erschlossen welche die Steinglyptik nicht abdecken konnte Durch sorgfaltige Beobachtungen konnen aus technischer Sicht zwei Grundtypen unterschieden werden die auch zwei verschiedene Herstellungsmethoden erfordern Es gibt Pasten mit einer eher rauen Bildflache Sie zeigen fast durchwegs auf der Ruckseite Spuren von einem Eindruck der von einem Gegenstand herruhrt mit dem die Masse wohl in eine Form eingedruckt war Die Paste hatte das Bildmotiv in der Gussform In diese mit den Randern adaptierte Form wurde das geschmolzene Glas eingetropft und mit einem auf der Ruckseite eingesetzten Stab festgedruckt Hierbei handelt es sich um Pasten mit einer sehr glatten Bildschichte deren Ruckseite rau und so dicht gepresst ist so dass ein Druck auf die Bildschichte ausgeubt worden sein muss Hier wurde vermutlich ebenfalls eine mit vorbereiteten Randern ausgeformte Gussform benutzt in welche Glasmasse eingetropft und mit einem Stempel nachgedruckt wurde auf dessen Druckseite das Bildmotiv eingelassen war Die Imitate sind manchmal derart qualitatsvoll gearbeitet dass es heute noch Schwierigkeiten gibt dies als Glas zu identifizieren und nicht als Stein zu erkennen Die Verwendung von Glaspasten unterscheidet sich keineswegs von den Steingemmen Auch sie werden in Ringe jeglicher Metallart gefasst Insbesondere Goldringe liegen in besonderer Haufigkeit vor Sie scheinen auch zum Siegeln von weichem Material verwendet worden sein da manche Pasten eine besondere strapazierte Oberflache aufweisen Siehe auch Pate de verreBildinventar BearbeitenDie Wahl der Motive auf den Schmucksteinen war uber Jahrhunderte hinweg von wechselnden Tendenzen in religiosen Angelegenheiten und der Entwicklung im Geschafts und Alltagsleben abhangig Somit waren die Darstellungen beeinflusst von Glaube und Aberglaube der Hoffnung auf Gluck Erfolg Sieg und Furcht vor Ungluck Elend und Tod Einen grossen Bereich umfassen Themen die sich mit der Welt der Gotter und Schutzheiligen befassen Ein weiterer Teil der Bildinhalte auf Gemmen und Kameen hat sich auch intensiv mit der griechischen und romischen Sagenwelt beschaftigt Insbesondere sakrale Themen hatten eine dominierende Stellung bei den Darstellungen Als Vorlagen dieser Bildthemen dienten vor allem Rundplastiken und Reliefs aus Kultorten oder auch Munzen Die Bildinhalte wurden meist der Zeit oder dem Geschmack des Kunden angepasst Vermutlich gab es fur den Gemmenschnitt eine Art Musterbuch in welchem die beliebtesten Motive festgehalten wurden um den Kunden und auch dem Gemmenschneider die Auswahl des Bildmotivs zu erleichtern Im ausgehenden 2 Jahrhundert nach Christi Geburt wurde der Einfluss orientalischer Religionen und Kulte in der westlichen Welt besonders bemerkbar was sich auch auf die Bildinhalte auf Gemmen ausgewirkt hat Darstellungen von agyptischen Gottheiten wie z B Anubis und Isis waren ebenfalls sehr beliebt Siehe auch BearbeitenDaktyliothek Gemmensammlung Literatur BearbeitenHeinrich Karl Ernst Kohler Abhandlung uber die geschnittenen Steine mit den Namen der Kunstler H K E Kohler s gesammelte Schriften herausgegeben von Ludolf Stephani Band III Druckerei der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften St Petersburg 1851 IX 374 S eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Heinrich Karl Ernst Kohler Kleine Abhandlungen zur Gemmen Kunde Theil II H K E Kohler s gesammelte Schriften herausgegeben von Ludolf Stephani Band V Druckerei der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften St Petersburg 1851 IV 204 S online verfugbar bei archive org Internet Archive Adolf Furtwangler Die antiken Gemmen Geschichte der Steinschneidekunst im klassischen Altertum Giesecke amp Devrient Leipzig u a 1900 Digitalisat abgerufen am 23 Mai 2023 3 Bande Band 1 Tafeln Band 2 Beschreibung und Erklarung der Tafeln Band 3 Geschichte der Steinschneidekunst im klassischen Alterum Peter Zazoff Die antiken Gemmen Handbuch der Archaologie Beck Munchen 1983 ISBN 3 406 08896 1 C Plinius Secundus Steine Edelsteine Gemmen Bernstein In Naturkunde Band 37 Artemis amp Winkler Munchen u a 1994 ISBN 3 7608 1617 7 Regine Fellmann Brogli Gemmen und Kameen mit landlichen Kultszenen Untersuchungen zur Glyptik der ausgehenden romischen Republik und der Kaiserzeit Europaische Hochschulschriften Reihe 38 Archaologie Band 59 Lang Frankfurt am Main u a 1996 ISBN 3 906751 70 8 Gunther Dembski Die antiken Gemmen und Kameen aus Carnuntum Archaologischer Park Carnuntum Neue Forschungen Band 1 Phoibos Verlag Wien 2005 ISBN 3 901232 53 2 Erika Zwierlein Diehl Antike Gemmen und ihr Nachleben De Gruyter Berlin u a 2007 ISBN 978 3 11 019450 0 Matthias Pausch Stefan Langer Hrsg Ausgefallen und erlesen Romische Gemmen der Kastelle Ruffenhofen Dambach Gnotzheim und Theilenhofen Nunnerich Asmus Verlag Oppenheim 2022 ISBN 978 3 96176 185 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gemmen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Gemme Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Gemme die Digitales Worterbuch der deutschen Sprache abgerufen am 23 Mai 2023 Alois Walde Johann Baptist Hofmann Lateinisches etymologisches Worterbuch Band 1 Carl Winter s Universitatsbuchhandlung Heidelberg 1938 S 587 588 online verfugbar bei archive org Internet Archive Friedrich Kluge Alfred Gotze Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache Hrsg Walther Mitzka 21 unveranderte Auflage De Gruyter Berlin New York 1975 ISBN 3 11 005709 3 S 247 Normdaten Sachbegriff GND 4020059 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gemme amp oldid 234001383