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Karneol von mittellateinisch carneolus ist eine undurchsichtige bis schwach durchscheinende zweifarbig rot weiss bis orange weiss gebanderte Varietat des Chalcedons Er besteht somit aus Quarz in faseriger Form dessen feinkristalline Struktur erst unter dem Mikroskop sichtbar wird Getrommelter Karneol aus BotswanaKarneol wird ausschliesslich zur Herstellung von Schmucksteinen verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Farbe 2 Etymologie 3 Geschichte 4 Bildung und Fundorte 5 Verwendung als Schmuckstein 6 Legendare Heilkrafte und Schutzzauber 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseFarbe BearbeitenAlle roten Farbtone von dunkelrot uber fleisch und hellrot bis beinahe rosa kommen vor Ebenso sind Farbabweichungen in Richtung Gelborange und Ubergange zum braunen Sardonyx moglich Es gibt sowohl einfarbige gestreifte wie auch gefleckte und gewolkte Exemplare Am hochsten geschatzt werden Karneole die beim Durchblicken feurig rot beim Blick auf die Oberflache aber schwarzlich rot erscheinen Ihre Farbe verdanken die Karneole dem Element Eisen das in Form von Eisenoxid oder Eisenhydroxid in verschiedenen Mengen im Karneol auftritt Entsprechend fallt die Farbe aus Das Oxid des dreiwertigen Eisens Fe2O3 farbt den Stein rot sein Hydroxid Fe OH 3 farbt ihn braun Bei Karneolen aus Indien hat die Sonnenhitze der man die Rohsteine aussetzte das Eisenhydroxid in Eisenoxid umgewandelt und somit zu der begehrten roten Farbe beigetragen Karneole lassen sich durch Hitze dauerhaft farblich zum Rot hin verandern Es ist eine komplizierte und Vorsicht erfordernde aber seit dem Altertum bekannte Kunst unter anderem bei den Etruskern und Phrygern Etymologie BearbeitenDie Herkunft der Bezeichnung Karneol ist nicht eindeutig Die lateinische Bezeichnung im Mittelalter war corneolus die schon allgemein vom Jahre 1078 an verwendet wurde Spater wurde der Stein auch cornelius genannt So heisst es im 13 Jahrhundert bei Albertus Magnus corneolus quem quidam cornelium dicunt corneolus den man auch cornelium nennt In der Physica dem lateinisch abgefassten medizinischen Werk der Hildegard von Bingen 1098 1179 wird der Stein cornelius oder ahnlich genannt In der so genannten Pariser Handschrift der Physica aus den Jahren 1425 1450 ist das Kapitel 4 23 uber den Karneol uberschrieben mit De Cornelione Wie es dort heisst sei der Stein wegen seiner Farbe nach der Kornelkirsche benannt worden In anderen Sprachen beginnt die Bezeichnung fur Karneol meist mit corn also einem o als zweitem Buchstaben So geht nach dem New English Dictionary von Murray Oxford 1893 der detailliert die Herkunft des Wortes behandelt das heutige englische Wort cornelian fur Karneol auf die mittelenglische 1000 1500 Bezeichnung corneline zuruck die ihrerseits vom altfranzosischen corneline stammt Zum Teil werde es auf das lateinische Wort cornu Horn zuruckgefuhrt weil die Farbe des Steins manchmal dem des Fingernagels gleiche teils aber auch auf die rote Farbe der Kornelkirsche die lateinisch cornum Adjektiv corneus heisst Im spaten 15 Jahrhundert sei das Wort corneolus verfalscht worden zur carneolus und zwar nach dem lateinischen Wort carneus fleischfarben Zwar gibt es im Englischen fur den Schmuckstein auch die Bezeichnung carnelian also wie im Deutschen a statt o Die englischsprachige Chambers s Encyclopaedia Ausgabe 1970 stellt aber hierzu unmissverstandlich klar dass es cornelian heissen muss Cornelian ein Edelstein oft falschlicherweise carnelian genannt ist Das franzosische Wort fur Karneol ist cornaline Laut Grossem Larousse Ausgabe 1982 kommt die Bezeichnung von corne Horn Die spanische Bezeichnung ist ganz ahnlich namlich cornalina Im Italienischen heisst der Schmuckstein corniola oder cornalina Laut Hans Luschen Die Namen der Steine Basel 1979 ist die haufigste Form dieses mittellateinischen Namens corneolus daneben cornelius und corniol Die Herleitung aus dem lateinischen corneus hornern die Verkleinerungsform davon ist corneolus sei nicht so einleuchtend wie die aus dem lateinischen cornus Kornelkirschenbaum von dem die Verkleinerungsform ebenfalls corneolus ist und cornum Kornelkirsche Beschreibungen in alten Buchern uber Steine hatten die Farbe des Karneols mit der des Fleisches oder des Spulwassers von Fleisch verglichen Darauf konnte es beruhen dass sich im 15 Jahrhundert die Formen mit a namlich carniol carneolus usw durchsetzten Carneolus sei als der Fleischfarbene verstanden worden Die Schreibweise Karniol war im 18 und 19 Jahrhundert gelaufig 1 2 Rotliche oder fleischfarbene Varietaten wurden in verschiedenen Quellen auch als Sarder oder Sardus 3 bzw Sardis 4 5 bezeichnet Geschichte Bearbeiten nbsp Siegelring Ramses II und seiner Frau Nefertari Gold und KarneolKarneol wurde bereits im Altertum als Schmuckstein geschatzt und findet sich insbesondere auf Ringen Bekannte Beispiele sind Der Ring von Tello Iran ca 2500 v Chr heute im Louvre Phonizischer Siegelring mit Skarabausdarstellung 6 Jh v Chr heute im British Museum Etruskischer Siegelring mit Poseidon Motiv 6 Jh v Chr heute in der Franzosischen Nationalbibliothek in Paris Im alten Agypten galt der Karneol aufgrund seiner an Blut erinnernden Farbe als Lebensstein Daher spielte er bei Bestattungsritualen eine Rolle und wird auch im Agyptischen Totenbuch erwahnt Zahlreiche Karneole wurden auch im Grab von Tutanchamun KV62 im Tal der Konige gefunden Die Region Meluḫḫa trug den sumerischen Beinamen Land des Karneols Im 1 Buch Mose der Bibel werden Karneolsteine im Zusammenhang mit der Lage des Garten Eden erwahnt Israelitische Hohepriester trugen sie an ihren Gewandern Das Zypern Museum in Nikosia besitzt zwei Halsketten aus Karneolperlen und zahnformigen Muscheln die in der Ausgrabungsstatte von Khirokitia im Suden der Insel an Skeletten von dort begrabenen Frauen gefunden wurden Die Halsketten werden in die Zeit von 3 500 bis 3 000 v Chr datiert Der verwendete Karneol muss vom Festland importiert sein da es ihn auf der Insel nicht gibt Im 5 000 jahrigen Troja wurde bei Ausgrabungen ebenfalls Schmuck aus Karneol gefunden In der Romischen Kaiserzeit 0 375 war der Karneol neben Glas das haufigste Material zur Herstellung von Gemmen Oft waren sie Teil eines Ringes der auch zum Siegeln benutzt wurde In die Gemmen waren meist Glucks und Schutzsymbole bzw Schutzgottheiten eingeschnitten Bei einfachen Soldaten bestand der Ring aus Eisen bei Offizieren aus dem Ritterstand aus Gold Wichtigste Quelle von Karneol war Indien Bei Kalkriese nahe Osnabruck dem wahrscheinlichen Ort der Varusschlacht 9 n Chr hat man einen Eisenring mit Gemme aus Karneol gefunden die ein Doppelfullhorn mit dem Heroldstab des Merkur zeigt In spatromischer Zeit kommen Karneolperlen vor allem in den ostlichen Provinzen vor Im nordalpinen Raum treten sie nur vereinzelt auf so auch in Pfyn Ad Fines und Kaiseraugst Schweiz 6 2005 wurden bei Grossschwabhausen im Kreis Weimarer Land in einem Kindergrab aus dem 11 12 Jahrhundert 13 Perlen entdeckt die vermutlich zu einer Kette gehorten Vier der Perlen sind aus Karneol Da der Karneol leicht zu bearbeiten ist wurde er gern als Siegelring benutzt So trug Martin Luther einen Siegelring aus Gold mit einem Karneol in den die so genannte Luther Rose das Wappen Luthers eingeschnitten ist Der Ring wurde um 1530 angefertigt wahrscheinlich in Augsburg und ist im Grunen Gewolbe des Dresdner Schlosses ausgestellt Der fruhere hohe Rang des Karneols als Schmuckstein zeigt sich eindrucksvoll bei den so genannten Juwelengarnituren Augusts des Starken 1670 1733 und seines Sohnes die ebenfalls im Grunen Gewolbe des Dresdner Schlosses ausgestellt sind und einen Hauptbestandteil des sachsischen Kronschatzes bilden Von den neun Garnituren dort ist die umfangreichste mit 123 Einzelteilen die Karneolgarnitur Sie wurde 1719 vollendet und ist weitgehend ein Werk der Goldschmiede Gebruder Johann Melchior Georg Friedrich und Georg Christoph Dinglinger Im Mittelalter wurden auch Puppen aus Karneol hergestellt da die Farbe des Steins der Farbe menschlicher Haut am nachsten kommt 7 In der Neuzeit erlebte der Karneol eine Renaissance als Schmuckstein Zu den bedeutendsten Verarbeitungsstatten zahlen die Schleifereien in Idar Oberstein Der Stein war auch mehrfach Gegenstand literarischer Verarbeitung Johann Wolfgang von GoetheSegenspfander aus dem West Ostlichen Diwan Peter Paul AlthausWenn ich endlich einmal wusste aus dem Traumstadt Zyklus Talisman in Karneol Glaub gen bringt er Gluck und Wohl Steht er gar auf Onyx Grunde Kuss ihn mit geweihtem Munde Alles Ubel treibt er fort Schutzet dich und schutzt den Ort dd Meiner Mutter Ohrgehange waren zwei Beryll Kameen meines Vaters Halstuchnadel war ein roter Karneol Edelsteine haben Krafte gruner Pol und roter Pol dd 1964 zuchtete Professor Rupprecht im Auftrag des Instituts fur Zierpflanzenbau in Ost Berlin eine neue Rosensorte und benannte sie nach dem Mineral Karneol Rose Das Institut fur Obstzuchtung in Dresden Pillnitz entwickelte eine Sauerkirschsorte die 1990 unter dem Namen Karneol Kirsche anerkannt wurde 8 Bildung und Fundorte BearbeitenDer Karneol tritt in der Natur entweder als sinterartiger Uberzug von Gesteinen oder als Auffullung von Hohlraumen auf In manchen Achaten bildet er auch mehr oder weniger dicke Lagen innerhalb ihrer charakteristischen Banderung Haufig sind Karneole auch aus ihrem Ursprungsgestein herausgelost und findet sich in den Gerollen der Flussablagerungen Bisher konnte Karneol in rund 120 Fundorten Stand 2009 nachgewiesen werden so unter anderem bei Hobart auf Tasmanien Australien bei Foz do Iguacu in Brasilien in den franzosischen Regionen Elsass Franche Comte und Lothringen Baden Wurttemberg Schwarzwald Bayern Fichtelgebirge Hessen Odenwald Rheinland Pfalz Bad Bergzabern Saarland Sachsen Glauchau und Thuringen Saalfeld in Deutschland England und Schottland in Grossbritannien Gujarat in Indien in den Karawanken und bei Leutschach in Osterreich Niederschlesien in Polen Karelien in Russland im schweizerischen Kanton Jura Banska Bystrica in der Slowakei Sabaragamuwa auf Sri Lanka in einigen Regionen von Sudafrika im tschechischen Bohmen auf der Halbinsel Krim in der Ukraine im Komitat Borsod Abauj Zemplen von Ungarn sowie in vielen Regionen der USA 9 Verwendung als Schmuckstein Bearbeiten nbsp Moderne KarneolgemmeKarneol hat als Chalcedon Varietat die gleiche Mohsharte von 6 5 bis 7 und keine Spaltneigung Er ist daher fur die Verwendung als Schmuckstein gut geeignet und wird haufig zu Ringsteinen Ketten Gemmen oder auch kunstgewerblichen Gegenstanden wie beispielsweise Skulpturen verarbeitet Das Farbenspiel bei Karneol kommt dabei im Glattschliff besonders zur Geltung daher wird er gern in Form von Cabochonen oder auch Handschmeichlern angeboten Legendare Heilkrafte und Schutzzauber BearbeitenIm Mittelalter wurde der Karneol bisweilen in Amuletten getragen die gegen Verzauberung schutzen sollten Hildegard von Bingen zahlt ihn zu den wichtigsten Heilsteinen er hilft angeblich u a gegen Blutungen Kopfschmerz Husten und Erkaltungskrankheiten Bei Marbod von Rennes 1035 1123 Bischof dieser Stadt in der Bretagne und bei Albertus Magnus 1193 1280 hatte der Stein neben dem Blutstillen auch die Wirkung den Zorn zu besanftigen Geradezu als Allheilmittel fur den Charakter wurde der Karneol in einem Werk aus dem Jahre 1354 der Oeconomia von Konrad von Megenberg gepriesen Wer schwach ist aber fest sein mochte wer lau ist aber brennen mochte wer feig ist aber kuhn sein mochte wer Knecht ist aber Herr sein mochte der trage immer einen Karneol dd Auch noch in spateren Jahrhunderten misst man dem Karneol besondere Wirkung bei und zwar auf Frauen Der aufrichtige Jubilierer aus dem Jahre 1773 schreibt Der Karneol von Mannern getragen lasst sie auf Frauen in seltsamer Weise anziehend wirken Esoteriker ordnen den Karneol den Tierkreiszeichen Widder Stier und Skorpion zu Ausserdem steht er nach Raphaell fur den Planeten Mars Planet und nach Uyldert fur den Planeten Jupiter Der Schriftsteller und Dichter Theodor Korner ordnete den Karneol in seinem Gedicht Die Monatssteine dem Monat Juli zu Als Heilstein soll der Karneol in der Lage sein Arthritis Depressionen Neuralgien und Rheuma zu heilen sowie Fieber und Infektionen zu lindern Ausserdem soll er die Vitalitat fordern Wissenschaftlich ist hiervon nichts belegt Siehe auch BearbeitenSystematik der Minerale Liste der MineraleLiteratur BearbeitenWalter Schumann Edelsteine und Schmucksteine Alle Arten und Varietaten 1900 Einzelstucke 16 uberarbeitete Auflage BLV Verlag Munchen 2014 ISBN 978 3 8354 1171 5 S 142 Jaroslav Bauer Vladimir Bouska Edelsteinfuhrer Verlag Werner Dausien Hanau Main 1993 ISBN 3 7684 2206 2 S 128 129 Hans Luschen Die Namen der Steine Das Mineralreich im Spiegel der Sprache 2 Auflage Ott Verlag Thun 1979 ISBN 3 7225 6265 1 S 249 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karneol Carnelian Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Karneol In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 30 Mai 2022 Carnelian In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 30 Mai 2022 englisch Karneol im Edelstein Knigge von Prof Leopold Rossler Memento vom 30 November 2020 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Samuel Hahnemann Apothekerlexikon 1 Abt 2 Teil Leipzig 1795 S 472 online verfugbar bei zeno org James Fenimore Cooper Der Spion Kapitel 15 in der Ubersetzung von Carl Kolb in einer Ausgabe aus 1841 Projekt Gutenberg abgerufen am 1 Juni 2022 Otto Zekert Osterreichischer Apothekerverein Gesellschaft fur Geschichte der Pharmazie Hrsg Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570 Deutscher Apotheker Verlag Hans Hosel Berlin 1938 S 138 Latein eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Carneolus J u W Grimm Deutsches Worterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm Sarder Sardis Sardonix In woerterbuchnetz de Abgerufen am 1 Juni 2022 Hermann Johann Graber Versuch einer historischen Erklarung der Offenbarung des Johannes Universitatsbuchhandlung von Karl Winter Heidelberg 1857 S 79 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Max Martin Das spatromisch fruhmittelalterliche Graberfeld von Kaiseraugst Basler Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte 5 A Habegger Derendingen Solothurn 1991 S 32 33 flache quadratische Perle mit fazettierten Ecken in einem Frauengrab um 400 oder des fruhen 5 Jahrhunderts Helmut Hundsbichler Gerhard Jaritz Harry Kuhnel Elisabeth Vavra Alltag im Spatmittelalter Hrsg Harry Kuhnel 2 Auflage Styria Verlag Graz Wien Koln 1996 ISBN 3 222 12451 5 Josef Cornelissen Ein Stein voll wunderbarer Wirkungen In cornelissen de Abgerufen am 1 Juni 2022 Fundortliste fur Karneol beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 30 Mai 2022 Normdaten Sachbegriff GND 4614469 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karneol amp oldid 236943455