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Ein Amulett ist ein als Anhangsel tragbarer Gegenstand dem magische Krafte zugeschrieben werden mit denen er Gluck bringen energetische sakramentale Wirkung und vor Schaden schutzen apotropaische Wirkung etwa als Artzney so man ann Hals henckt soll In seiner gluckbringenden Eigenschaft und meist grosserer Ausfuhrung wird es auch als Talisman bezeichnet Das Amulett hat mit seiner magischen Wirkung Parallelen zur Votivgabe Wahrend die Votivgabe typischerweise an einem geeignet erscheinenden Ort hinterlegt wird dient das Amulett dazu am Korper oder in einer Tasche mitgefuhrt zu werden Abgesehen von seinem zugedachten magischen Aspekt kann das Amulett auch sichtbar als Schmuckstuck oder als Zeichen der Zugehorigkeit zu einer meist religiosen Gemeinschaft getragen werden Diverse Talismane in der Schaufensterauslage eines Fachgeschafts in Porto Diese Frauenfigur aus Elfenbein ist ein Amulett mu po aus dem Kameruner Grasland Bamunkung Es sollte den Trager vor Hexerei schutzen die als Ursache von Krankheiten Ungluck und Tod angesehen wurde Bei Maskentanzen trug der Tanzer das Amulett am Korper Ein altes agyptisches Amulett des Zwerggottes Bes aus der Dauerausstellung des Kindermuseums von Indianapolis Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Verwendung 3 Kulturelle Varianten 4 Verstandnis im Judentum 5 Verstandnis im Christentum 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDie genaue Etymologie des Wortes ist ungeklart Der lateinische Begriff amuletum von dem das deutsche Wort ab Anfang des 18 Jahrhunderts entlehnt ist findet sich mehrfach in der Naturalis historia Plinius des Alteren 1 Jahrhundert n Chr 1 und wird von verschiedenen Autoren 2 als Abwehrmittel gegen Unheil auf amoliri abwenden entfernen zuruckgefuhrt Von anderen Wissenschaftlern 3 wurde eine Herkunft aus der arabischen Wurzel ḥ m l حمل ḥamala tragen vermutet gegen die Johann Gildemeister in der Zeitschrift der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft argumentierte 4 Moglicherweise besteht als gesundheitsfordernde bzw schadenabwendende Speise aus Starkemehl eine Verwandtschaft mit griechisch lateinisch amylum bzw amulum Starkemehl 5 und diese wurde dann volksetymologisch auf lateinisch amoliri abwenden bezogen 6 Verwendung BearbeitenAmulette werden am Korper oft auch als Schmuck oder in der Kleidung getragen in Fahrzeugen oder der Behausung aufbewahrt oder dem Vieh umgehangt Sie konnen aus einer Vielzahl von Materialien bestehen und durch sie soll der Trager passiv geschutzt werden Schon in der Vorgeschichte hangten sich Menschen Uberreste Zahne und Krallen ihrer erlegten Beute um Sie sollten dem Trager die Kraft des Tieres geben Amulette fanden Anwendung in der Heilkunde 7 als Schutz von Schwangeren 8 gegen den Bosen Blick und beispielsweise die Muskatnuss 9 als Liebeszauber und gegen eine Vielzahl von Krankheiten Am Amulett wirkt die animistische Vorstellung dass magische Krafte auf den Menschen einwirken denen er durch das Amulett entgegenwirken kann Amulette sind in allen Kulturen bekannt Seit der Steinzeit nutzte man Muscheln oder Perlen und besondere Mineralien wie Bernstein Horn oder Beinmaterial Amulett von Lindholmen Fossilien und Bergkristalle In keltischen Siedlungen wurden polierte durchbohrte Schadelfragmente Amulette bei Grabungen gefunden Bei den Arabern sind Amulette Ledertaschchen mit eingenahtem Papier auf das eine Koransure oder ein magisches Zeichen geschrieben ist Sie verbreiten die islamische Segenskraft Baraka Eine amulettartige positive Wirkung entfalten im Volksglauben Buntmetalle besonders Kupfer und Messing Der Glaube an die medizinische Wirksamkeit von Amuletten erfuhr in Europa besonders von der Fruhen Neuzeit bis ins 17 Jahrhundert eine Hochblute und findet sich etwa bei Paracelsus Marsilio Ficino Cornelius Agrippa und Giordano Bruno 10 Kulturelle Varianten BearbeitenAls Amulett gelten bei den Alten Agyptern Skarabaus Knoten Horusauge Assyrern Tafelchen mit Beschworungsformeln Chinesen Lochmunzen Zauberformeln fu in Geheimschrift Christen Kreuze Symbole auf den Kultgewandern Reliquien Pilgerzeichen Pesttaler als talerformige Amulettmedaillen nbsp Pesttaler eine talerformige Amulettmedaille mit der ehernen Schlange von 1528 die gegen die Pest schutzen soll Alte Griechen Abaskanton Batylien und Goldenes Vlies Germanisch heidnische Religionen Donarskeule Thorshammer Indianern Nordamerikas Medizinbeutel Persern Glaskopfchen Maghrebstaaten bis Naher Osten Hand der Fatima Mauretanien Funfermotiv auf Haushaltsgegenstanden aus verziertem Leder wie auf dem Kamelreitsattel Rahla und dem Kissen Surmije Das Schusselamulett ist ein geometrisches Motiv auf der Holzschussel Gdah Romer verschiedene Symbole der Fruchtbarkeit und der sexuellen Potenz Tuareg um den Hals hangende Ledertaschen oder silberne Amulettbehalter silberner dreieckiger oder kreuzformiger Halsschmuck bei Frauen Turken Nazar blaues Auge gegen den Bosen Blick USA vorwiegend unter Afroamerikanern Mojo nbsp Rosafarbenes Halsgezeig mit einem herzformigen Anhanger und aufgenahten Schweizer Munzen die den bosen Blick ablenken sollten 1944 Basel In der Sammlung des Judischen Museums der Schweiz nbsp Judisches Amulett Hand der Miriam entspricht der Hand der Fatima Darin ist auf Hebraisch Psalm 67 als Segensbitte eingraviert Verstandnis im Judentum BearbeitenAmulette sind in der judischen Tradition weit verbreitet und Beispiele fur Amulette aus der Zeit Salomos sind in vielen Museen zu finden Da im Judentum Gotzen und Gotzenbilder verboten sind stehen bei judischen Amuletten Text und Namen im Vordergrund Beispiele fur Amulette mit Text sind die Silberne Schriftrolle ca 630 v Chr und die noch heute gebrauchlichen Mesusa 11 und Tefillin 12 Ein Gegenbeispiel ist die Hand der Miriam der Umriss einer menschlichen Hand Ein weiteres nichttextliches Amulett ist das Siegel Salomos auch bekannt als Hexagramm oder Davidstern In einer Form besteht es aus zwei ineinander verschlungenen Dreiecken und wird haufig um den Hals getragen Ein weiteres gebrauchliches Amulett ist das Chai Symbol hebraisch ח י lebendig ḥay das ebenfalls um den Hals getragen wird Andere ahnliche Amulette die noch in Gebrauch sind bestehen aus einem der Namen des Gottes des Judentums wie ה He יה YaH oder שדי Schaddai die auf ein Stuck Pergament oder Metall meist Silber eingraviert sind 13 Zu den regionalen Traditionen rund um die Geburt von Kindern gehorten haufig Amulette die dazu dienten den Teufel den Bosen Blick oder Damonen wie Lilith abzuwehren Sogenannte Wunderrabbiner Ba al Shem waren dafur zustandig Amulette zu schreiben und die Namen Gottes und schutzenden Engel anzurufen Hebammen stellten ebenfalls Amulette her die oft mit Krautern gefullt waren 14 In Suddeutschland im Elsass und in Teilen der Schweiz trugen die judischen Jungen fur ihre Brit Mila Halsgezeige Munzen oder Korallensteine an diesen Halsbandern sollten den Bosen Blick von den Jungen ablenken und so als Schutz dienen Dieser Brauch hielt sich bis ins fruhe 20 Jahrhundert 14 Verstandnis im Christentum BearbeitenDer Bagdader Mathematiker Philosoph und Arzt Qusta ibn Luqa Qusṭa ibn Luqa al Baʿlabakki 15 war melchitischer Christ griechischer Abstammung und machte bereits in seiner um 900 entstandenen Schrift uber den Wert von Amuletten Glauben und menschliche Einbildungskraft fur deren Wirkung verantwortlich Okkulte oder astrale Eigenschaften verneinte er 16 In Europa wandte sich die christliche Kirche im Mittelalter ebenfalls gegen den Aberglauben zu dem auch Amulette gerechnet wurden Das hinderte den Volksglauben allerdings nicht daran an Amuletten mit christlichem Bezug festzuhalten Auch hohe Kirchenmanner besitzen Glucksbringer So sind etwa im Schatzinventar des Heiligen Stuhls von 1295 15 Natternzungenbaume verzeichnet 17 Als am 9 Februar 1749 der Furstbischof Anselm Franz von Wurzburg zeitlebens ein Streiter gegen Aberglauben und Hexenwahn nach einem Schlaganfall starb fand man auf seiner Brust ein Amulett aus Messingblech auf dem ein Pentagramm und einige Zauberformeln eingraviert waren 18 nbsp Romisches Amulett mit mannlichen Genitalien 1 bis 4 Jh n Chr ca 4 5 2 7 cmSiehe auch BearbeitenFetischismus Pesttaler als talerformige AmulettmedaillenLiteratur BearbeitenHans Bonnet Amulett In Lexikon der agyptischen Religionsgeschichte Nikol Hamburg 2005 ISBN 3 937872 08 6 S 26 31 Mariacarla Gadebusch Bondio Amulett In Werner E Gerabek u a Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 52 f Liselotte Hansmann Lenz Kriss Rettenbeck Amulett und Talisman Erscheinungsform und Geschichte Callwey Munchen 1966 2 Auflage 1977 Erweiterte Neuausgabe Amulett Magie Talisman Nikol Hamburg 1999 ISBN 3 933203 21 X Charms and Amulets In James Hastings Hrsg Encyclopaedia of Religion and Ethics Band 3 Charles Scribner s Sons New York NY 1908 1926 S 392 472 online Charms and Amulets PDF Archiviert vom Original am 22 Februar 2014 abgerufen am 22 November 2015 Rudolf Kriss Volksglaube im Bereich des Islam Band 2 Amulette Zauberformeln und Beschworungen Harrassowitz Wiesbaden 1962 DNB 452596009 Eugen von Philippovich Kuriositaten Antiquitaten Ein Handbuch fur Sammler und Liebhaber Bibliothek fur Kunst und Antiquitatenfreunde Band 46 Klinkhardt und Biermann Braunschweig 1966 DNB 457803428 Daniela Schmid Judische Amulette aus Osteuropa Phanomene Rituale Formensprache Dissertation Universitat Wien 2012 Thomas Staubli Amulette Altbewahrte Therapeutica zwischen Theologie und Medizin in G Thomas I Karle Hg Krankheitsdeutung in der postsakularen Gesellschaft Theologische Ansatze im interdisziplinaren Gesprach Stuttgart 2009 S 91 114 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Amulett Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Amulett Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Christa Tuczay Amulette und Talismane In Gudrun Gersmann Katrin Moeller Jurgen Michael Schmidt Hrsg Lexikon zur Geschichte der Hexenverfolgung historicum net 9 November 2007Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Ludwig Karl Weigand Deutsches Worterbuch Erster Band A L 1878 S 47 z B Friedrich Ludwig Karl Weigand Deutsches Worterbuch Erster Band A L 1878 S 47 Alois Walde Johann Baptist Hofmann Lateinisches etymologisches Worterbuch 1910 S 38 z B Johann Christian August Heyse Fremdworterbuch 1870 S 42 James Yates Amuletum in William Smith Hrsg Dictionary of Greek and Roman Antiquities 1870 S 91 Siehe Johann Gildemeister Amuletum In ZDMG 38 1884 S 140 142 Richard Wunsch Amuletum In Glotta Band 2 Heft 3 1910 S 219 230 Digitalisat Vgl Friedrich Kluge Alfred Gotze Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache 20 Auflage hrsg von Walther Mitzka De Gruyter Berlin New York 1967 Neudruck 21 unveranderte Auflage ebenda 1975 ISBN 3 11 005709 3 S 20 M R Baldwin Toads and Plague Amulet Therapie in Seventeenth Century Medicine In Bulletin of the History of Medicine Band 67 1993 S 227 247 Vgl Karl Sudhoff Ein Amulett fur Schwangere In Sudhoffs Archiv Band 2 1909 S 300 und Zum Amulett fur Schwangere In Sudhoffs Archiv Band 3 1910 S 352 John W S Johnsson Die Muscatnuss ein kosmetisch erotisches Amulett Volksmed Untersuchungen eingesandt zum dritten internat med hist Kongress London 1922 In Proceedings of the Third International Congress of the History of Medicine London 17 22 Juli 1922 S 225 232 Mariacarla Gadebusch Bondio 2005 S 53 Kosior Wojciech It Will Not Let the Destroying One Enter The Mezuzah as an Apotropaic Device according to Biblical and Rabbinic Sources In The Polish Journal of the Arts and Culture Band 9 2014 S 127 144 Kosior Wojciech The Name of Yahveh is Called Upon You Deuteronomy 28 10 and the Apotropaic Qualities of Tefillin in the Early Rabbinic Literature In Studia Religiologica Band 2 2015 S 143 154 Encyclopedia Judaica Amulet Abgerufen am 7 November 2022 a b Naomi Lubrich Hrsg Geburtskultur Judische Zeugnisse aus der landlichen Schweiz und Umgebung Basel 2022 ISBN 978 3 7965 4607 5 S 27 35 Manfred Ullmann Die Medizin im Islam Handbuch der Orientalistik 1 Abteilung Erganzungsband VI 1 Leiden Koln 1970 S 126 128 Friedrun R Hau Qusṭa ibn Luqa al Baʿlabakki In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1210 Natternzungen In Eugen von Philippovich Kuriositaten Antiquitaten Klinkhardt amp Biermann Braunschweig 1966 Manfred Brauneck Religiose Volkskunst DuMont Koln 1979 S 301 ISBN 3 7701 0967 8 Normdaten Sachbegriff GND 4142310 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Amulett amp oldid 237762912