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Pesttaler sind Gedenktaler oder talerformige Medaillen des 16 und 17 Jahrhunderts aus Silber die sich auf das Ende einer Pestepidemie beziehen und mit bildlicher Darstellung und Schrift darauf hinweisen Pesttaler sind auch die in der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts gepragten Medaillen mit Amulettcharakter die hauptsachlich aus Joachimsthal Jachymov stammen und im Talergewicht gepragt wurden 1 2 Pesttaler aus Joachimsthal von Utz Gebhardt mit seinem Munzmeisterzeichen Halbmond und Kreuz und der Jahreszahl 1528 Silber Durchmesser 47 mm 29 0 g Inhaltsverzeichnis 1 Pesttaler als talerformige Amulettmedaillen 1 1 Pesttaler aus Joachimsthal von Utz Gebhardt 1 1 1 Vorderseite 1 1 2 Ruckseite 1 2 Trivia 2 Pesttaler als Beiname von Gedenktalern oder Medaillen 2 1 Beschreibung des Magdeburger Pesttalers 2 1 1 Vorderseite 2 1 2 Ruckseite 2 2 Beschreibung des Schautalers Medaille von Erfurt 2 2 1 Vorderseite 2 2 2 Ruckseite 3 Literatur 4 EinzelnachweisePesttaler als talerformige Amulettmedaillen BearbeitenIn der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts wurden sogenannte Schautaler mit der Bezeichnung Pesttaler gepragt Sie zeigen die Anbetung der ehernen Schlange ein Motiv aus dem Alten Testament und auf der Gegenseite eine Kreuzigung im Munzbild Diese Geprage mit dem Charakter von Amulettmedaillen waren die Vorlaufer der sogenannten biblischen Schaugroschen und sollten durch ihre Bilder vor der drohenden Pestgefahr schutzen der die Heilkunde dieser Zeit machtlos gegenuberstand 3 Bekannt sind auch die sogenannten Wittenberger Pesttaler Das sind talerformige und spater auch medaillenformige Stucke aus der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts die ebenfalls die Anbetung der ehernen Schlange auf der Vorderseite und die Kreuzigung auf der Ruckseite zeigen Die Stucke haben aber weder mit Wittenberg noch mit der Pest in dieser Stadt etwas zu tun 4 Pesttaler aus Joachimsthal von Utz Gebhardt Bearbeiten Bild siehe oben Typische Stucke sind die Pesttaler des Munzmeisters Utz Gebhardt aus Joachimsthal mit seinem Munzmeisterzeichen Halbmond und Kreuz Das Munzmeisterzeichen ist auf beiden Seiten aufgepragt was sonst ein Merkmal fur eine Zwittermunze sein kann Gebhardt war von 1527 bis 1530 in Joachimsthal tatig Die talerformigen Medaillen wurden im Talergewicht sowie als Dickabschlage Dicktaler gepragt Auch Pesttaler Teilstucke sind bekannt Vorder und Ruckseite sind mit je zwei sich erganzenden Schriftkreisen eingefasst die von Stefan Kotz in einer Erklarung der Universitat Munster veroffentlicht sind Dieser Text ist mit kleinen Abweichungen die durch die handisch ausgefuhrten Munzstempelgravuren bedingt sind wiedergegeben 5 Vorderseite Bearbeiten Die Vorderseite zeigt die eherne Schlange die sich mehrfach um den aufgerichteten Kreuzstab windet Zu den Seiten sind je sechs kniend betende Personen zu sehen Am Boden liegen vier Tote Die eherne Schlange geht auf 4 Mose 21 6 9 zuruck Mache eine eherne Schlange und richte sie zum Zeichen zeigen auf wer gebissen ist sundig ist und sie ansieht soll leben Die eherne Schlange gilt als Prophezeiung von Christi Kreuzestod so steht es in Johannes III V 14 16 6 Im Feld oben ist die geteilte Jahreszahl 15 21 aufgepragt Zu beiden Seiten des Kreuzstabes mit der ehernen Schlange befindet sich die Bibelstelle NUM RI 21 6 9 Die zweikreisige Umschrift lautet DER HER SPRA ZV MOSE MAC DIR EIN ERNE SLANG VND RICT SI ZVM ZE IGEN AVF WER GEPISN IST VND SICT sieht SI AN DER SOL LEBEN Der Herr sprach zu Mose Mache dir eine eherne Schlange und richte sie zum Zeigen auf Wer gebissen ist und sieht sie an der soll leben Auf der Ruckseite befindet sich die Fortsetzung Ruckseite Bearbeiten Die Ruckseite zeigt Christus am Kreuz und zu den Seiten je sechs kniend betende Personen 7 Die zweikreisige Umschrift lautet GLEIC WI DI SLANG SO MVS DES MENSEN SON ERHOET WERDEN AVF DAS AL DI AN IN GLAVBEN HABEN DAS E WIC LEBEN Gleich wie die Schlange so muss des Menschen Sohn erhoht werden auf dass alle die an ihn glauben das ewige Leben haben Zu beiden Seiten des Kreuzes sind die Bibelstelle JOAN NES 3 14 16 und oben ein Schriftband mit INRI Ihesus Nazarenus Rex Iudaeorum Jesus von Nazaret Konig der Juden 8 Anmerkung Es existieren auch Nachpragungen und ahnliche Stucke aus anderer Herkunft so zum Beispiel wahrscheinlich aus Hameln oder Riechenberg 9 Spater wurden auch Abgusse als Amulett angefertigt Trivia Bearbeiten Noch heute ist die mehrfach um einen Stab gewundene Schlange Attribut des griechischen Heilgottes Asklepios als Askulapstab das Symbol der Arzte und Pharmazeuten 10 Pesttaler als Beiname von Gedenktalern oder Medaillen BearbeitenPesttaler als Beiname von Gedenktalern oder Medaillen die mit Schrift und bildlicher Darstellung auf das Erloschen der Pest hinweisen gibt es zum Beispiel von 11 Nurnberg von 1633 ein Pesttaler mit Stadtansicht und PAX ADSIT BELLVM FVGIAT PESTISQVE SEVERA Der Friede soll bleiben Krieg und strenge Seuche sollen weichen 12 Erfurt von 1683 ein Schautaler Medaille auf das Ende der Pest siehe dazu den Abschnitt Beschreibung des Schautalers Medaille von Erfurt mit Abbildung es existieren auch Nachbildungen von 1992 13 Magdeburg von 1682 und 1683 siehe dazu den Abschnitt Beschreibung des Magdeburger Pesttalers mit Abbildung Breslau von 1714 Schlesien eine Silbermedaille auf das Ende der Pest in Breslau 14 und Wien von 1715 eine Silbermedaille von 1715 auf die Errichtung der Dreifaltigkeitssaule in Mariahilf zum Gedachtnis des Erloschens der Pest in Wien 15 Beschreibung des Magdeburger Pesttalers Bearbeiten nbsp nbsp Magdeburg Pesttaler von 1682 Silber Durchmesser 47 mm 29 04 g Der Magdeburger Pesttaler ist ein Gedenktaler der auf das Ende der Pestepidemie in Magdeburg gepragt wurde Der silberne Taler stammt aus der Munzstatte Magdeburg und entspricht einem im Reichsmunzfuss gepragten Speciesreichstaler von 1682 wiegt 29 04 g und hat einen Durchmesser von 47 mm Der Munzmeister Christoph Pflug war fur das ordnungsgemasse Ausbringen verantwortlich Wegen seines grossen Durchmessers ist das Geprage ein sogenannter breiter Taler 16 Vorderseite Bearbeiten Auf der Vorderseite uber der Stadtansicht von Magdeburg befinden sich ein Schriftband mit TANDEM LUX ALMA REVERTIT Endlich kehrte das rettende Licht zuruck und der Stadtschild zwischen Lorbeerzweigen Rechts uber der Stadt strahlt die personifizierte Sonne uber Wolken Unten links befindet sich das Munzmeisterzeichen C P des Munzmeisters Christoph Pflug 17 Ruckseite Bearbeiten Auf der Ruckseite vorn im Bild in einer Landschaft stehen zwei Frauen nebeneinander Die linke halt eine Rose in ihrer Hand Beide deuten auf den nach rechts ins Gebirge reitenden personifizierten Tod Oben uber den Wolken befindet sich das strahlende Gottesauge Daruber ist ein Schriftband mit VITA ADSTAT MORSQUE RECEDIT Das Leben bleibt bestehen und der Tod zieht sich zuruck Unten im Abschnitt ist das Ende der Pestepidemie mit MAGDEBURG A PESTE LI BER M FEBRUAR 16 82 angegeben Die geteilte Jahreszahl ist zu beiden Seiten des Reichsapfels aufgepragt der wahrscheinlich auf die Pragung nach dem Reichsmunzfuss hinweist Beschreibung des Schautalers Medaille von Erfurt Bearbeiten nbsp Gedenkmedaille auf die Beendigung der letzten Erfurter Pestepidemie von 1683 Silber Durchmesser 48 19 mm 28 67 g Der sogenannte Pesttaler Medaille ist unsigniert wiegt 28 67 g und hat einen Durchmesser von 48 19 mm Die Stucke wurde in Varianten gepragt zum Beispiel auch ohne Totenkopf auf dem Sockel 18 Vorderseite Bearbeiten Als Vorderseite wird in der Regel die Seite mit der Stadtansicht bezeichnet 19 Der Schautaler von Erfurt auf das Ende der Pest zeigt auf der Vorderseite die Stadtansicht von Erfurt Uber der Stadt am bewolkten Himmel strahlt links oben die personifizierte Sonne Daruber ist ein Schriftband mit HOC REDEUNTE PERIT CONTAGIOSA LUES Mit ihrer Ruckkehr der Sonne verging die ansteckende Seuche Unten im Abschnitt sind drei Zeilen Schrift ERPHORDIA A PESTE LIBERA ANNO 1683 EXEUNTE Erfurt frei von der Pest am Ausgang des Jahres 1683 Ruckseite Bearbeiten Auf der Ruckseite steht vorn im Munzbild ein Engel mit strahlendem Haupt der sein Schwert in die Scheide steckt auf dem personifizierten Tod Links auf einem Sockel mit sechs Zeilen Schrift steht ein Totenkopf In der Inschrift des Sockels ist die Anzahl der Pesttoten genannt Demnach hatte Erfurt im Jahr 1683 dem Ende der Pest 9437 Pestopfer Das waren mehr als die Halfte der Einwohner 20 Uber dem Munzbild ist ein Schriftband mit MORS IUGUEANS CEDIT VITA SALUSQ REDIT Der wurgende Tod weicht Leben und Gesundheit kehren zuruck 21 Von 1992 gibt es Nachbildungen des Schautalers von 1683 aus unedlem Metall im verkleinerten Durchmesser von 43 mm die mit der Jahreszahl 1992 punziert sind Die Punze ist vertieft eingeschlagen und wurde beim Entfernen deutliche Spuren hinterlassen Literatur BearbeitenHelmut Kahnt Das grosse Munzlexikon von A bis Z Regenstauf 2005 Heinz Fengler Gerd Gierow Willy Unger transpress Lexikon Numismatik Berlin 1976 Carl Christoph Schmieder Handworterbuch der gesammten Munzkunde Halle und Berlin 1811 Friedrich von Schrotter Hrsg mit N Bauer K Regling A Suhle R Vasmer J Wilcke Worterbuch der Munzkunde de Gruyter Berlin 1970 Nachdruck der Originalausgabe von 1930 coingallerry Viktor Katz Die Erzgebirgische Pragemedaille des XVI Jahrhunderts Prag 1932 darin Pesttaler Einzelnachweise Bearbeiten Helmut Kahnt Das grosse Munzlexikon von A bis Z 2005 S 343 Heinz Fengler Gerd Gierow Willy Unger transpress Lexikon Numismatik 1976 S 280 Pesttaler und S 162 Joachimsthaler Medaillen Viktor Katz Die Erzgebirgische Pragemedaille des XVI Jahrhunderts darin Pesttaler 1932 Friedrich von Schrotter Hrsg Worterbuch der Munzkunde 1930 Nachdruck von 1970 S 304 Universitat Munster Munze des Monats Oktober 2020 Stefan Kotz Infektionsschutz mal anders Utz Gebhardt Amulett Medaille sogenannter Pesttaler o J 1527 1529 St Joachimstal Silber gepragt Gew 30 56 g Dm 47 mm mit Ose 50 mm Museum fur Hamburgische Geschichte Inv Nr MK 1959 75 296 Kunker Schautaler 1528 mit Erklarung Helmut Kahnt Das grosse Munzlexikon von A bis Z 2005 S 343 Pesttaler aus Joachimsthal Universitat Munster Munze des Monats Kunker Pesttaler ohne Jahreszahl 1542 1558 als dreifacher Schautaler wahrscheinlich in Hameln oder Riechenberg gepragt Universitat Munster Munze des Monats Oktober 2020 Kahnt S 343 Beispiele Nurnberg Erfurt und Magdeburg CoinArchives Nurnberger Pesttaler von 1633 Nachbildung von 1992 Erfurt von 1683 auf das Ende der Pest coinarchives Schlesien Silbermedaille von 1714 auf das Ende der Pest in Breslau CoinArchives Silbermedaille 1715 von G W Vestner auf die Errichtung der Dreifaltigkeitssaule in Mariahilf zum Gedachtnis des Erloschens der Pest in Wien Munzkabinett Berlin Durchmesser und Gewicht Munzkabinett Berlin Munzmeister Christoph Pflug Leitzmann zu 812 dort ohne Totenkopf auf dem Sockel Kunker Schautaler von 1683 auf das Ende der Pest in Erfurt Blatter des Vereins fur Thuringische Geschichte e V Jahrgang 13 2003 H 2 Die letzte Pest in Thuringen 1681 1684 von Peter Lange Orlamunde und Thomas Nitz Erfurt Nachbildung von 1992 Erfurt Medaille von 1683 auf das Ende der Pest mit Ubersetzung der Inschrift Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pesttaler amp oldid 238325107