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Karl I von Anjou franzosisch Charles d Anjou italienisch Carlo d Angio Marz 1227 7 Januar 1285 in Foggia war seit 1266 Konig von Sizilien Ab 1282 war sein Herrschaftsgebiet auf den festlandischen Teil des Konigreichs beschrankt der Titel blieb jedoch unverandert Er ist der Stammvater des alteren Hauses von Anjou eines Seitenzweiges der franzosischen Herrscherdynastie der Kapetinger Arnolfo di Cambio Statue Karls von Anjou als romischer Senator 13 Jh ehemals am Senatorenpalast Rom Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Jugend 1 2 Kreuzzug nach Agypten und Regentschaft in Frankreich 1 3 Kampf gegen die Staufer 1 4 Weltreichsplane 1 5 Konig von Jerusalem 1 6 Neue Offensive gegen Byzanz 1 7 Die Sizilianische Vesper 1 8 Bestattung 2 Urteil 3 Vorfahren 4 Nachkommen 5 Wappen 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenLeben BearbeitenHerkunft und Jugend Bearbeiten Karl war der jungste Sohn des franzosischen Konigs Ludwig VIII der Lowe 1226 und dessen Ehefrau Blanka von Kastilien Sein Geburtsdatum ist unbekannt und bis heute Gegenstand der Forschung Konig Ludwig VIII nannte in seinem im Juni 1225 niedergeschriebenen Testament funf lebende Sohne wobei laut einer Chronik aus Tournai bei seinem Tod im November 1226 neben Ludwig IX Robert Alfons Johann und Philipp Dagobert noch ein sechster Sohn namens Stephan hinzugekommen ist 1 Aufgrund dieser Angaben wird angenommen dass Karl danach geboren sein muss vielleicht erst in den ersten Monaten des Jahres 1227 Dem stehen allerdings die Nichterwahnung seiner Geburt in den Chroniken was in der mittelalterlichen Geschichtsschreibung nichts Ungewohnliches ist als auch die Ereignisse entgegen die unmittelbar auf den Tod Ludwigs VIII und der Regierungsubernahme seiner Witwe eintraten Blanka von Kastilien musste nicht nur die Beerdigung ihres Mannes und die Kronung des altesten Sohnes Ludwig IX organisieren sondern auch einen Aufstand des Feudaladels gegen ihre Regentschaft niederschlagen Dabei hatte sie beschwerliche Reisewege zu absolvieren von Montpensier nach Saint Denis und Paris von dort nach Reims um schliesslich im Januar 1227 in Curcay zu weilen Fur eine hochschwangere Frau im 13 Jahrhundert eine riskante Angelegenheit Eine spat entstandene Erzahlung eines fahrenden Sangers aus Reims berichtet dass sich Konigin Blanka in diesem Kontext gegen den Vorwurf der Affare mit dem papstlichen Legaten Romano Bonaventura verteidigt habe indem sie sich gegenuber der Hofgesellschaft nackt auszog um das Gerucht einer vermeintlichen Schwangerschaft zu entkraften Der Wahrheitsgehalt dieser der Belustigung dienenden Erzahlung wird freilich als gering eingestuft kann aber in einem allgemeinen Wissen um eine Nichtschwangerschaft der Konigin Regentin nach dem Tode Ludwigs VIII begrundet sein Alternativ wird deshalb auch eine Identifizierung Karls mit dem sechsten Konigssohn Stephan in Betracht gezogen Von diesem ist das Geburtsjahr 1225 bekannt 2 Stephan ist wohl erst nach der Niederlegung des vaterlichen Testaments Juni 1225 geboren wurden da ein sechster Sohn darin nicht erwahnt wird Mit dem Tod Ludwigs VIII 1226 verschwindet er zugleich aus den Uberlieferungen Karl hingegen tritt erstmals im Jahr 1239 gemeinsam mit seinen Brudern geschichtlich in Erscheinung bei der Entgegennahme der aus Konstantinopel eingetroffenen Dornenkrone 3 Wahrscheinlich war Stephan fur eine geistliche Laufbahn vorherbestimmt wahrend die vier alteren Bruder per Testament fur weltliche Aufgaben vorgesehen waren indem sie neben dem Konigtum fur Ludwig mit der Einsetzung in bedeutende Lehen bedacht wurden Neben Philipp Dagobert starb im Jahr 1232 auch Johann womit eine personelle Neuregelung des Testaments notig wurde 4 Als Ersatz fur die Erbverfugungen Johanns konnte nun Stephan aufgeruckt sein der zu dieser Gelegenheit vielleicht anlasslich seiner Firmung einen neuen Namen annehmen konnte um sein bisheriges geistliches Leben zugunsten des weltlichen abzustreifen Bemerkenswert ist dass Karl als erster legitim geborener Kapetingerprinz den Namen des Kaisers Karl der Grosse trug Vor ihm hatte ihn nur Peter Karlotus getragen Sohn Philipps II August und das auch nur im Diminutiv Unter Ludwig VIII hatte das kapetingische Konigtum eine dynastische und ideologische Anknupfung an die Dynastie der Karolinger vollzogen die sich fortan auch in der Namensgebung manifestierte nbsp Historisierende Statue in Hyeres von Charles I d Anjou Comte de Provence1245 fuhrte Karl im Auftrag seines Bruders ein Heer in die Provence um diese nach dem Tod des Grafen Raimund Berengar V dem franzosischen Einfluss gegen Aragon zu sichern Die alteste Tochter des Grafen Margarete war mit Konig Ludwig IX verheiratet doch galt diese nicht als Erbin der Grafschaft sondern deren noch unverheiratete jungste Schwester Beatrix Um die Provence fester an Frankreich zu binden wurde Karl umgehend mit Beatrix in Aix verheiratet was ihm die Herrschaft uber dieses Land aber auch eine lebenslange Rivalitat mit Margarete einbrachte die mit dem Erbgang ihrer Schwester nicht einverstanden war 5 De jure war die Grafschaft Provence als Teil des alten Konigreiches Burgund dem romisch deutschen Kaiser lehnspflichtig doch Karl ignorierte dies indem er seinem Bruder den Lehnseid ablegte Kaiser Friedrich II sah sich zu diesem Zeitpunkt ausserstande die Rechte des Reiches in der Provence zu wahren Auf einem Hoftag in Melun August 1246 wurde Karl von seinem Bruder Ludwig IX zum Ritter geschlagen und gemass dem Testament ihres Vaters mit den Grafschaften Anjou und Maine belehnt 6 Diese Lehen gehorten vormals der Dynastie Plantagenet welche aber 1204 von Konig Philipp II August ihrer Besitzungen fur verlustig erklart wurde Doch das damalige Haupt der Plantagenets Konig Heinrich III von England erhob immer noch einen Anspruch darauf und gab diesen erst im Vertrag von Paris 1259 auf Kreuzzug nach Agypten und Regentschaft in Frankreich Bearbeiten Am 25 August 1248 brach Karl zusammen mit Ludwig IX in Aigues Mortes zum Sechsten Kreuzzug nach Agypten auf Er nahm an der Belagerung von Damiette teil und verteidigte im Dezember 1249 das Feldlager der Kreuzfahrer vor al Mansura Am 8 Februar 1250 fiel Karls Bruder Robert von Artois bei einem unvorbereiteten Angriff auf die Stadt in der anschliessenden Schlacht am 11 Februar waren es nicht zuletzt Karls Fuhrungsqualitaten die den Sieg der Kreuzfahrer ermoglichten Doch die Belagerung al Mansuras musste aufgrund des durch Krankheiten stark geschwachten Heeres aufgegeben werden Auf dem Ruckmarsch nach Damiette gerieten Karl und Ludwig IX am 8 April 1250 bei Fariskur in die Gefangenschaft der Mamluken Nach der baldigen Herauslosung aus der Gefangenschaft kehrte Karl zusammen mit seinem Bruder Alfons von Poitiers nach Frankreich zuruck wahrend Ludwig IX selbst noch im Heiligen Land verblieb und ubernahm einen Sitz im Regentschaftsrat seiner Mutter Gemeinsam mit Alfons zog er in die Provence wo sich der lokale Adel und die Stadte unter der Fuhrung von Barral des Baux gegen seine Herrschaft erhoben hatten Bis zum Juni 1251 gelang es den Brudern die Revolte niederzuschlagen Karl ubernahm die Kontrolle in Marseille wahrend Avignon an Alfons fiel Seine Position in der Regierung Frankreichs versuchte Karl mit personlichen Interessen zu verbinden als sich 1253 die Grafin Margarete II von Flandern an ihn wandte Deren Sohne aus zweiter Ehe Avesnes kampften seit mehreren Jahren gegen die Sohne aus erster Ehe Dampierre im Flamischen Erbfolgekrieg um das reiche Erbe der Mutter Diese versprach nun Karl die Grafschaft Hennegau als Gegenleistung fur seine Unterstutzung gegen die Avesnes Bruder Karl begann einen erfolgreichen Feldzug in dem er die Stadt Mons eroberte und Valenciennes belagerte worauf die Avesnes ein Bundnis mit dem romisch deutschen Konig Wilhelm von Holland eingingen Bevor es aber zu einem Waffengang mit diesem kam kehrte Konig Ludwig IX aus dem Heiligen Land zuruck zog 1255 in Gent ein und erzwang ein Ende der Kampfhandlungen Alle Parteien mussten 1256 den bereits 1246 gefassten koniglichen Schiedsspruch betreffs der Erbfolge in Flandern akzeptieren der Karl nicht berucksichtigte Das Versprechen auf den Hennegau liess sich Karl allerdings spater von der Grafin fur viel Geld abkaufen Danach zog Karl in die Provence wo er seine Herrschaft festigte indem er im August 1257 den Fursten von Orange zu einer Huldigung bewegen konnte In der Folgezeit erweiterte er das Territorium der Provence bis 1259 auf Kosten des Grafen von Savoyen Kampf gegen die Staufer Bearbeiten nbsp Papst Clemens IV kront Karl von Anjou nbsp Die Schlacht von Benevent 1266 Darstellung aus der Chronik des Giovanni Villani 14 Jahrhundert In den folgenden Jahren eroffnete sich fur Karl in Suditalien ein neues Betatigungsfeld Der Papst befand sich dort in einem Machtkampf gegen die Staufer und suchte dabei in den Konigshausern Europas nach Unterstutzung Nachdem der englische Prinz Edmund 1254 seine Unterstutzung versagt hatte wandte sich der Papst erstmals an Karl von Anjou der aber ebenfalls ablehnte Die Ablehnung erfolgte dabei auf Druck Konig Ludwigs IX der die Staufer immer noch als legitime Konige Siziliens betrachtete und ein Vorgehen gegen diese fur moralisch bedenklich hielt Die Haltung Ludwigs IX anderte sich 1258 nachdem Manfred den Thron in Palermo gegen die Rechte seines eigenen Neffen Konradin usurpiert hatte und die Lehnshoheit des Papstes auf Sizilien nicht anerkannte Zusatzlich konnte Papst Urban IV 1261 den franzosischen Konig davon uberzeugen dass jeder zukunftige Kreuzzug nur dann Aussicht auf Erfolg haben konnte wenn Sizilien von einem der Sache wohlgesinnten Konig regiert wurde Nachdem Ludwig IX mit einem letzten diplomatischen Versuch gescheitert war Manfred zu einem Bundnis mit dem Papst gegen Byzanz und die Muslime zu bewegen gab er Karl 1263 sein Einverstandnis zu einem Feldzug nach Italien der den Charakter eines Kreuzzuges erhalten sollte Der Konig unterstutzte seinen Bruder auch finanziell indem er eigens fur ihn eine Steuer erhob nbsp Papst Clemens IV kront Karl von Anjou Fresko im Ferrande Turm in Pernes les Fontaines 13 JahrhundertIm August 1263 erfolgte die Wahl Karls zum Senator von Rom und nachdem er in der Stadt eingezogen war wurde er von Papst Clemens IV am 28 August 1265 mit dem Konigreich Neapel Sizilien belehnt Am 6 Januar 1266 folgte die Kronung in der Peterskirche in Rom durch mehrere Kardinale 7 worauf sich Karl mit seinem Heer gegen Manfred wandte Er stellte und totete ihn in der Schlacht bei Benevent Dieser Sieg verhalf Karl zur Errichtung seiner Herrschaft uber das Konigreich Sizilien In Neapel zog er am 7 Marz ein Er errichtete eine zentralisierte und effiziente Verwaltung und stutzte sich dabei massgeblich auf franzosische Beamte welche auf die Bevolkerung einen extremen Steuerdruck ausubten Sein junges Konigtum sollte noch einmal ins Wanken geraten als sich der mundig gewordene Konradin 1268 mit einem Heer gegen ihn wandte worauf sich auf Sizilien erste Revolten gegen Karl erhoben die durch eine pisanische Flotte unterstutzt wurden Zur selben Zeit wurde der Papst durch eine Revolte der Bevolkerung aus Rom vertrieben wo die Ghibellinen unter Karls vormaligem Verbundeten Heinrich von Kastilien dem er nach Benevent noch das Senatorenamt ubertragen hatte die Macht ubernahmen Dennoch hielt Karl an seinem Bundnis mit dem Papst fest von dem er im April 1268 in Viterbo das Reichsvikariat fur Italien verliehen bekam Zugleich liess er Konradin exkommunizieren Am 25 Juni schlug Konradin ein Heer Karls bei Ponte di Valle und zog am 24 Juli in Rom ein Zusammen mit Heinrich von Kastilien zog er weiter in das Territorium Karls um sich mit den aufstandischen Sarazenen von Lucera zu vereinen was Karl zu verhindern wusste Am 23 August stellte er Konradin in der Schlacht bei Tagliacozzo und errang einen vernichtenden Sieg uber ihn in dessen Folge Karl in Rom einziehen konnte das Senatorenamt wieder ubernahm und die Ruckkehr des Papstes ermoglichte Konradin wurde auf der Flucht gefangen genommen und an Karl ausgeliefert Um die Bedrohung der Staufer gegen seine Herrschaft endgultig zu beseitigen liess er einen Prozess gegen Konradin eroffnen Das Urteil endete erwartungsgemass mit einem Schuldspruch Der letzte Staufer wurde am 29 Oktober 1268 in Neapel enthauptet Die Mehrzahl der Zeitgenossen fasste diese Tat als ungeheuerliches Verbrechen auf eine Uberschreitung der Schranken die den Volkern seit Jahrhunderten von Recht und Sitte gezogen worden waren so der Konradin Biograf Ferdinand Geldner Weltreichsplane Bearbeiten Karl war nun Konig von Sizilien und dies eroffnete ihm weiterreichende Moglichkeiten zur Etablierung eines grossen Mittelmeerreichs Gelegenheit dazu bot ihm der Gegensatz zwischen den Lateinern und Griechen im alten byzantinischen Raum Seit der lateinische Kaiser von Konstantinopel Balduin II von Courtenay 1261 vom byzantinischen Kaiser Michael VIII Palaiologos vertrieben worden war suchte er nach einem starken Verbundeten um sein verloren gegangenes Reich zuruckzuerobern Kaiser Michael VIII wiederum hatte seine Position ausgebaut indem er geschickt im Konflikt zwischen den Staufern und dem Papst lavierte sodass keine geeinte Front gegen ihn auftreten konnte Dies anderte sich nun mit der Herrschaft Karls von Anjou der mit dem Papst in bestem Einvernehmen stand Unter dessen Vermittlung schloss Karl am 27 Mai 1267 in Viterbo mit Balduin II einen Vertrag der die Ruckeroberung Konstantinopels beinhaltete Karl bekam zudem die Oberhoheit uber Morea Epirus und Korfu das er sogleich besetzen liess sowie ein Drittel aller Eroberungen zugesagt Weiterhin gewann er die Fursten des Balkans wie Konstantin Tich fur sein antibyzantinisches Bundnis Im Jahr darauf starb der Papst und Karl verhinderte in den nachsten drei Jahren die Wahl eines neuen Kirchenoberhauptes um seine Plane nicht zu gefahrden 1270 entsandte er erste Truppen auf den Peloponnes nbsp Karl von Anjou am Sterbebett seines Bruders des heiligen Ludwig vor Tunis 14 Jahrhundert Aber in dieser Situation vereitelte das Kreuzzugsvorhaben seines alteren Bruders Ludwig IX von Frankreich im Juni 1270 seine Ziele da er sich diesem nicht versagen konnte Doch Karl verstand es seinen Bruder gegen den Sultan von Tunis ziehen zu lassen der angeblich unter dieser Bedrohung zum Christentum konvertieren wurde Tatsachlich war der Sultan einst ein Vasall Siziliens gewesen hatte aber nach dem Ende Konig Manfreds diese Vasallitat abstreifen konnen Karl war daher bestrebt diese zu erneuern Als er am 25 August im Feldlager vor Tunis eintraf lag sein Bruder bereits im Sterben Nach dessen Tod versuchte Karl den Oberbefehl uber das Kreuzfahrerheer zu ubernehmen konnte sich aber gegen seinen Neffen Philipp III nicht durchsetzen Er erreichte dafur einen Friedensvertrag mit dem Sultan der ihm einen hohen Tribut zahlte und bei seinem Neffen erreichte er die Uberantwortung der Eingeweide Ludwigs IX dem schon damals der Ruf eines Heiligen vorauseilte Die Eingeweide liess er in Monreale bestatten Inzwischen war auch Prinz Eduard Plantagenet mit einer englischen Kreuzfahrerflotte bei Tunis dazugestossen und drangte die franzosischen Kreuzfahrer den Kreuzzug in Palastina fortzusetzen Bei der Uberfahrt geriet Karls Flotte in einen Sturm und viele seiner Schiffe sanken was ihm als Vorwand diente nach Sizilien zuruckzukehren Die Teilnahme am Kreuzzug vereitelte aber Karls Angriff auf Byzanz und auch danach sollte ihm vorerst keine Gelegenheit mehr gegeben werden da 1271 mit Gregor X ein Papst gewahlt wurde der ein distanziertes Verhaltnis zu Karl pflegte 1272 konnte Karl lediglich Durazzo einnehmen Diese Eroberungen nannte er Regnum Albaniae Konigreich Albanien um mit dem selbst zugelegten Konigstitel auch die Oberherrschaft uber die lokalen albanischen Fursten beanspruchen zu konnen Die albanische Kuste sollte als Ausgangspunkt fur weitere Eroberungen in der Romania dienen Um den Papst wieder enger an sein Lager zu binden forderte Karl im Jahr 1273 die Wahl seines Neffen Philipp III von Frankreich zum romisch deutschen Konig Gregor erkannte die Gefahr einer sich anbahnenden angevinischen Umklammerung und lieh seine Unterstutzung stattdessen dem Grafen Rudolf von Habsburg der sich in der Wahl auch durchsetzte Karls Plane erlitten einen neuerlichen Ruckschlag als Michael VIII die Union der Ostkirche mit dem Papsttum am 6 Juli 1274 auf dem Konzil von Lyon vollzog Der byzantinische Kaiser tat dies gegen den Willen seines eigenen Klerus konnte damit aber das Bundnis zwischen dem Papst und Karl von Anjou sprengen In der Folge verlor Karl mehrere Stutzpunkte auf dem Balkan an Byzanz wie Berat und Butrinto Eine weitere Bedrohung erwuchs ihm mit dem Konig von Aragon der sich als Erbe der Staufer verstand Um dieser Gefahr zu begegnen spielte Karl seinen dominierenden Einfluss auf seinen Neffen Philipp III von Frankreich aus und erreichte im Vertrag von Orleans 1275 die Einbeziehung Navarras in eine gemeinsame Front gegen Aragon Konig von Jerusalem Bearbeiten nbsp Historisierende Statue von Karl I am Palazzo Reale in Neapel 1888 Da seine Ambitionen in Richtung Byzanz einstweilig lahmgelegt waren interessierte sich Karl nunmehr verstarkt fur das Heilige Land Dort verfugte er uber hervorragende Beziehungen allerdings nicht zu den christlichen Baronen sondern zu den Mamluken in Agypten Bereits 1272 hatte er einen Vertrag zwischen dem englischen Prinzen Eduard Plantagenet und Sultan Baibars I ausgehandelt der den Christen einen zehnjahrigen Frieden einbrachte Nun strebte er nach der Krone Jerusalems und wurde dabei nicht nur vom Papst sondern auch von seinem Erzgegner Michael VIII Palaiologos unterstutzt Dieser erhoffte sich durch eine Ablenkung Karls eine zusatzliche Entlastung Im Marz 1277 kaufte Karl unter Vermittlung des Papstes der Furstentochter Maria von Antiochia ihre mehr als dunnen Anspruche auf die Krone Jerusalems fur 1 000 livre in Gold und eine Jahresrente von 4 000 livre ab Die Barone Outremers erkannten aber weder Maria noch Karl an und erklarten sich fur Konig Hugo III von Zypern als rechtmassigen Erben der Staufer Im Templerorden hingegen fand Karl einen machtigen Verbundeten der mit Hugo III um den Besitz der Burgen von Sidon und Arsuf im Streit lag Ausserdem war der Grossmeister der Templer Guillaume de Beaujeu ein Verwandter Karls 1277 ernannte Karl seinen Gefolgsmann Roger von San Severino zu seinem Bailli in Jerusalem und entsandte ihn nach Akkon der Hauptstadt des Konigreiches Mit der Hilfe der Templer und der Venezianer konnte Roger in Akkon einziehen Der rechtmassige Bailli Balian von Ibelin ubergab angesichts der Ubermacht kampflos die Zitadelle der Stadt und zog sich nach Zypern zuruck Damit gelang es Karl seine Herrschaft in Akkon zu etablieren die wenig spater auch von Furst Bohemund VII dem Urgrossneffen Marias von Antiochia anerkannt wurde Militarisch wurde seine Herrschaft durch ein franzosisches Regiment gesichert welches einst sein Bruder Ludwig IX dort zuruckgelassen hatte und das noch immer von der franzosischen Krone unterhalten wurde Mit den Mamluken erreichte er eine Koexistenz da diese sich darauf verlassen konnten dass Karl keinen Kreuzzug gegen sie zulassen wurde Die Herren von Tyros und Beirut hingegen blieben auf der Seite des Konigs von Zypern der seinen Anspruch weiter aufrechterhielt Neue Offensive gegen Byzanz Bearbeiten Der Tod Papst Gregors X zu Beginn des Jahres 1276 ermoglichte Karl die Wiederaufnahme seiner antibyzantinischen Politik indem er seinen Einfluss auf das Papsttum in den darauffolgenden kurzen Pontifikaten zu starken wusste Einzig Nikolaus III versuchte sich ihm zu widersetzen er entzog Karl das Vikariat und die Senatorenwurde Nach dessen Tod 1280 wurde mit Martin IV ein Oberhaupt gewahlt welches ganzlich von der franzosischen Partei das heisst Karl von Anjou abhangig war Schon zuvor hatte Karl seine Position gegen Byzanz starken konnen nachdem 1278 der Furst von Achaia gestorben war und sein Furstentum gemass dem Vertrag von Viterbo nun an Karl uberging Im selben Jahr hatte der Furst von Epirus Karl als seinen Oberherren anerkannt und auch die Herrscher des Balkan hielten weiter an ihrer Allianz mit ihm fest Unter Karls Einfluss kundigte Martin IV gleich in seinem ersten Amtsjahr 1281 die Kirchenunion mit Byzanz einseitig auf und nahm damit die letzte Hurde fur einen Angriff gegen Byzanz Am 3 Juli 1281 schloss sich Venedig in Orvieto der angevinischen Allianz an in der Hoffnung von einem Sieg gegen Byzanz seine alten Handelsstutzpunkte in Konstantinopel zuruckzugewinnen Darauf entsandte Karl ein erstes Heer nach Albanien das aber mit einer Belagerung von Berat scheiterte und von einem byzantinischen Entsatzheer vernichtet wurde Dennoch zog Karl im Fruhjahr 1282 eine Streitmacht von uber 400 Schiffen und 27 000 Mann zusammen und bereitete sich auf den Hauptschlag gegen Byzanz vor Auch seine Verbundeten auf dem Balkan liessen ihre Heere aufmarschieren Die Sizilianische Vesper Bearbeiten Hauptartikel Sizilianische Vesper In dieser entscheidenden Situation brach am 30 Marz 1282 in Palermo und Corleone eine Revolte der Bevolkerung gegen die franzosischen Beamten aus die schnell auf andere Stadte Siziliens ubergriff Karl nahm den Aufstand erst ernst als am 30 August 1282 der aragonesische Konig Peter III bei Trapani landete und sich zum Konig proklamieren liess nbsp Die Ankunft Peters III von Aragon auf Sizilien Darstellung aus der Chronik des Giovanni Villani 14 Jahrhundert Die Sizilianische Vesper als der dieser Aufstand in die Geschichte einging sollte sich als ein Ereignis weitreichender politischer Tragweite fur die gesamte Mittelmeerregion um Italien Griechenland Spanien Frankreich und das Heilige Land erweisen Bereits im Vorfeld der Erhebung wurde die wachsende Unzufriedenheit der Sizilianer gegen die Franzosen vom byzantinischen Kaiser geschurt und finanziell unterstutzt der darin die einzige Moglichkeit sah der Bedrohung durch Karl von Anjou zu entgehen Einen weiteren Forderer besass die Revolte im Konig von Aragon der mit einer Tochter Konig Manfreds verheiratet war und daher einen Anspruch auf die sizilianische Krone als Erbe der Staufer erhob Angesichts der ernstzunehmenden Bedrohung durch Peter von Aragon reiste Karl Anfang des Jahres 1283 nach Frankreich Dort arrangierten beide Herrscher fur den 1 Juni 1283 in Bordeaux ein gerichtliches Duell mit einhundert Rittern auf beiden Seiten um einen langeren Krieg gegeneinander zu verhindern Das Duell wurde allerdings auf Einspruch des Papstes verboten da die Herbeifuhrung eines Gottesurteils nicht dem kanonischen Gesetz entsprach Dennoch fanden sich im Juni 1283 Karl sowie der franzosische Konig und die franzosische Ritterschaft in Bordeaux ein Letztlich aber verzichteten Anjou und Aragon auf eine Durchfuhrung des Duells und schoben sich gegenseitig Terminverzogerungen als Grund zu 8 Im Juli desselben Jahres wurde Karls Flotte bei Malta vernichtet worauf die Aragonier die Kuste des italienischen Festlandes uberfielen und den Hafen von Neapel abriegelten Karl machte seinen Einfluss auf seinen Neffen Konig Philipp III geltend und bewog ihn zu einem Kreuzzug gegen Aragon Papst Martin IV hatte seinen Segen zu solch einem Kreuzzug gegeben indem er Peter exkommuniziert und all seines Besitzes fur verlustig erklart hatte Unterdessen erlitt Karls gleichnamiger Sohn den er als Regenten zuruckgelassen hatte in der Bucht von Neapel am 5 Juni 1284 eine schwere Niederlage gegen die aragonesische Flotte und geriet in Gefangenschaft Karl kehrte nur drei Tage spater wieder nach Neapel zuruck und war fortan mit der Verteidigung seines Festlandbesitzes um Kalabrien und Apulien beschaftigt In dieser Situation starb er am 7 Januar 1285 in Foggia Die sizilianische Vesper brachte Karls Plane zur Errichtung eines Grossreichs zu Fall Seine Nachkommen konnten sich lediglich in Suditalien mit der Hauptresidenz Neapel behaupten spielten aber in der Politik Europas nur noch eine untergeordnete Rolle und verzettelten sich in blutigen Intrigen untereinander Auch die Herrschaft in Akkon ging 1286 verloren nachdem der angevinische Statthalter die Zitadelle der Stadt an Konig Heinrich II von Zypern ausgehandigt hatte Der Anspruch auf das Konigreich von Jerusalem blieb unter Karls Nachkommen nur noch in ihrer Titulatur erhalten Fur das Byzantinische Reich bedeutete das Ende Karls noch einmal eine Atempause fur die kommenden einhundertfunfzig Jahre bis es von den Osmanen erobert wurde Der Verlust Siziliens an Aragon markierte zugleich den Beginn der katalanischen Dominanz im westlichen Mittelmeer in Suditalien und Griechenland Bestattung Bearbeiten nbsp Liegefigur Karls von Anjou in der Abtei von Saint DenisKarl erhielt nach seinem Tod eine getrennte Bestattung Sein Korper wurde im Dom San Gennaro in Neapel bestattet seine Eingeweide hingegen in einem Grab in der Kathedrale von Foggia Die Gestalt des neapolitanischen Grabmals ist nicht dokumentiert 1596 wurde es ganzlich zerstort und durch ein von Domenico Fontana gefertigtes Epitaph ersetzt das noch heute an der Eingangswand des Domes zu sehen ist Im Jahr 1326 stiftete Klementine von Ungarn Konigin von Frankreich ihrem Urgrossvater Karl in Saint Jacques in Paris ein Herzgrab Die eigens gefertigte Liegefigur die einen jugendlichen Karl zeigt der sein Herz in der linken Hand tragt wurde 1820 in die Abtei von Saint Denis uberfuhrt Urteil BearbeitenKarl von Anjou war eine der umstrittensten Personlichkeiten der mittelalterlichen Geschichte Europas Allgemein bleibt an ihm bis heute das Bild des papstlichen Henkers der Staufer haften der in seinem ubermassigen Ehrgeiz und grenzlosen Machtstreben vor keiner Gewalttat zuruckschreckte Von Dante wurde er sogar mit dem Tod des beruhmtem Universalgelehrten Thomas von Aquin in Verbindung gebracht Doch nicht alle mittelalterlichen Chronisten uberlieferten ein negatives Bild von ihm so urteilte zum Beispiel Salimbene in seiner Chronika uber Karl Er war ein ausgezeichneter Feldherr und nahm von den Franzosen den Schimpf den sie unter dem heiligen Ludwig im Orient auf sich geladen hatten Unbestritten ist Karls dominierender Einfluss auf die Politik Er war es der das Machtvakuum in Italien nach dem Ende der Staufer ausfullte und den franzosischen Konig wie auch den Papst zu Instrumenten seiner Interessen machte Diese Politik diskreditierte besonders die moralische Autoritat des Papsttums in dessen Namen Karl zwei Kreuzzuge gegen christliche Machte fuhrte und somit dessen Weg in das babylonische Exil vorbereitete Bedingt durch die kaiserlose Zeit avancierte Karl zum machtigsten Herrscher seiner Zeit was ihn laut Kienast zum ungekronten Kaiser des Abendlandes machte In Dantes gottlicher Komodie sitzt Karl vor den Toren des Fegefeuers und singt im Akkord mit seinem Rivalen Peter von Aragon Vorfahren BearbeitenLudwig VII der Jungere 1120 1180 Adele von Champagne 1140 1206 Balduin V von Hennegau 1150 1195 Margarete I von Flandern 1145 1194 Sancho III von Kastilien 1133 1158 Blanka von Navarra 1157 Heinrich II Plantagenet 1133 1189 Eleonore von Aquitanien 1122 1204 Philipp II August 1165 1223 Isabelle von Hennegau 1170 1190 Alfons VIII von Kastilien 1155 1214 Eleonore Plantagenet 1161 1214 Ludwig VIII der Lowe 1187 1226 Blanka von Kastilien 1188 1252 Karl I von Anjou 1227 1285 Nachkommen BearbeitenAus der ersten Ehe seit 1246 mit Beatrix von der Provence 1267 entstammten folgende Kinder nbsp Beatrix von der Provence und Karl von Anjou gekront als Konigin und Konig von Sizilien Vor dem Vater kniend der Prinz Karl von Salerno sog Mechelner Bibel 14 Jh heute in Lowen Ludwig 1248 in Nikosia Blanche um 1250 10 Januar 1269 1266 mit Graf Robert III von Flandern 1249 1322 Beatrix um 1252 1275 1273 mit Philipp von Courtenay 1283 Titularkaiser von Konstantinopel Karl II der Lahme 1254 6 Mai 1309 in Neapel Konig von Neapel 1270 mit Maria von Ungarn Philipp 1256 1 Januar 1277 in Bari 28 Mai 1271 mit Isabelle de Villehardouin 1263 23 Januar 1312 Robert um 1258 1265 Isabella 1261 1304 1272 mit Konig Ladislaus IV von Ungarn 1262 1290 Der zweiten Ehe seit 1268 mit Margarete von Burgund 1308 Tochter des Grafen Odo von Nevers Auxerre und Tonnerre entstammten folgende Nachkommen Margarethe nach 1276 in jungen Jahren Wappen Bearbeiten nbsp Erstes Wappen Karls von Anjou benutzt bis 1246 die Burgenbordure verweist auf Kastilien das Land seiner Mutter nbsp Zweites Wappen Karls von Anjou benutzt ab 1246 nbsp 1277 kaufte Karl die Rechte am Konigreich Jerusalem und erganzte entsprechend sein Wappen Literatur BearbeitenJean Dunbabin The French in the Kingdom of Sicily 1266 1305 Cambridge 2011 Jean Dunbabin Charles I of Anjou Power Kingship and State Making in Thirteenth Century Europe London New York 1998 Peter Herde Karl I von Anjou Stuttgart u a 1979 Peter Herde Carlo I d Angio In Alberto M Ghisalberti Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 20 Carducci Carusi Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 1977 S 199 226 Peter Herde Karl I von Anjou In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 5 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1991 ISBN 3 7608 8905 0 Sp 983 985 Tanja Michalsky Memoria und Reprasentation die Grabmaler des Konigshauses Anjou in Italien Gottingen 2000 Veroffentlichungen des Max Planck Instituts fur Geschichte 157 ISBN 3 525 35473 8Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karl I Neapel Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten Zum Testament Ludwigs VIII siehe Layettes du Tresor des Chartes Vol 2 hrsg von Alexandre Teulet Paris 1866 Nr 1710 S 54 Zu den Namen der Prinzen siehe Chronicon Turonense hrsg von Leopold Delisle in Recueil des Historiens des Gaules et de la France Bd XVIII 1878 S 317 Zum Geburtsjahr des Prinzen Stephan siehe Chronicon Turonense hrsg von Leopold Delisle in Recueil des Historiens des Gaules et de la France Bd XVIII 1878 S 313 Guillaume de Nangis Gesta Sancti Ludovici hrsg von M Daunou in Recueil des Historiens des Gaules et de la France Bd XX 1840 S 327 Zum Tod der Prinzen Johann und Philipp Dagobert siehe Alberich von Trois Fontaines Chronica in Monumenta Germaniae Historica SS Bd XXIII 1874 S 930 Guillaume de Nangis Gesta Sancti Ludovici hrsg von M Daunou in Recueil des Historiens des Gaules et de la France Bd XX 1840 S 353 354 Guillaume de Nangis Gesta Sancti Ludovici hrsg von M Daunou in Recueil des Historiens des Gaules et de la France Bd XX 1840 S 354 J Loughlin Pope Clement IV Nicht mehr online verfugbar In The Catholic Encyclopedia Robert Appleton Company 1908 archiviert vom Original am 17 April 2016 abgerufen am 22 Mai 2016 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www newadvent org Guillaume de Nangis Gesta Philippi Regis Franciae hrsg im Recueil des Historiens des Gaules et de la France Bd XX 1840 S 524 525 ausserdem Dunbabin S 38 39VorgangerAmtNachfolgerManfredKonig von Sizilien 1266 1282Peter I ManfredFurst von Tarent 1266 1285Karl II der Lahme 1282 abgespalten vom Konigreich Sizilien Konig von Neapel 1282 1285Karl II der LahmeAmt neu geschaffenKonig von Albanien 1272 1285Karl II der LahmeHugo I von LusignanKonig von Jerusalem Gegenkonig 1277 1285Karl II der LahmeWilhelm II von VillehardouinFurst von Achaia 1278 1285Karl II der Lahmefranzosische KrondomaneGraf von AnjouGraf von Maine 1246 1285Karl II der LahmeBeatrixGraf von Provence zusammen mit Beatrix 1246 1267Karl II der LahmeNormdaten Person GND 118640100 lobid OGND AKS LCCN n84101413 VIAF 17302763 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Karl I ALTERNATIVNAMEN Karl I von Anjou Charles d Anjou franzosisch Carlo d Angio italienisch KURZBESCHREIBUNG Konig von SizilienGEBURTSDATUM Marz 1227STERBEDATUM 7 Januar 1285STERBEORT Foggia Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl I Neapel amp oldid 217259811