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Das Jakobinerkloster Paris war ein Konvent der Dominikaner in Paris Jakobiner war eine in Frankreich gebrauchliche Bezeichnung fur einen Ordensmann des Predigerordens Die im Jahr 1216 von Papst Honorius durch eine Bulle bestatigte Ordensgemeinschaft hatte zwei bedeutende Konvente mit renommierten Schulen in Paris und ein Noviziat Die Klosterkirchen dienten den Stammvatern dreier koniglicher Linien sowie hohen Wurdentragern der weltlichen und geistlichen Macht als Grablege Der Jakobinerkonvent auf einem Vogelschauplan von Paris um 1540 Tapisserie Bonnardot Inhaltsverzeichnis 1 Der Dominikanerorden in Paris 1 1 Entstehung und Gebrauch der Bezeichnung Jakobiner 1 2 Ursprunge und Ausbreitung des Ordens in Paris 2 Ordensniederlassungen in Paris 2 1 Kloster in der Rue Saint Jacques 2 1 1 Geschichte 2 1 2 Vorsteher 2 1 3 Beisetzungen 2 2 Kloster in der Rue du Faubourg Saint Honore 2 2 1 Geschichte 2 2 2 Beisetzungen 2 3 Noviziat in der Rue du Bac 2 3 1 Geschichte 2 3 2 Beisetzungen 3 Quellen 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 FussnotenDer Dominikanerorden in Paris BearbeitenEntstehung und Gebrauch der Bezeichnung Jakobiner Bearbeiten Fur die Umstande weswegen die Dominikaner in Frankreich Jakobiner genannt wurden fuhren verschiedene Quellen unterschiedliche Grunde an darunter die Bezeichnung leite sich von dem fruheren Hospice Saint Jacques und seiner kleinen dem heiligen Jakobus geweihten Kapelle ab 1 2 die die ersten Dominikanerbruder bald nach ihrer Ankunft bezogen die glaubwurdigste Dieses Pilgerheim lag an dem ehemaligen gallo romischen Cardo heute Rue Saint Jacques der sudlichen Ausfallstrasse die den Ausgangspunkt fur den nordlichsten der franzosischen Jakobswege bildete auf dem sich seit der Mitte des 11 Jahrhunderts die Pilgerfahrten nach Galicien an das Grabmal des heiligen Jakobus in Santiago de Compostela entwickelten Diese gewannen im 12 Jahrhundert mehr und mehr an Bedeutung In der Folgezeit wurden die Dominikaner in ganz Frankreich Jakobiner genannt Wenn es in anderen Quellen heisst die Jakobiner seien nach der Strasse benannt worden in der ihr Kloster lag ist dies insofern nicht zutreffend als die im innerstadtischen Bereich gelegene Strasse bis in das 12 Jahrhundert die offizielle Bezeichnung Grand rue du Petit Pont trug 3 Allerdings wurde sie zu einem spateren Zeitpunkt in Grand rue Saint Jacques des Precheurs umbenannt und enthielt damit einen Hinweis sowohl auf das Ziel des hier beginnenden Pilgerweges das Grab des Heiligen als auch auf die Anwesenheit des Ordens der Prediger Es verhalt sich also eher umgekehrt Falsch ist die dritte Version gemass welcher die Kommende St Jacques du Haut Pas der namensgebende Faktor gewesen sein soll die sich in etwa 500 Metern Entfernung in der Verlangerung derselben Strasse aber ausserhalb der damaligen Stadttore befand heute Rue Saint Jacques Dies ist eine Verwechslung zwischen dem Orden der Prediger und dem in Italien gegrundeten geistlichen Ritter und Hospitalorden San Giacomo di Altopascio Ursprunge und Ausbreitung des Ordens in Paris Bearbeiten Der Dominikanerorden ging aus einer kleinen um Dominikus gebildeten Gruppe namens Freres de la Predication de Toulouse hervor die 1207 aus etwa 30 bis maximal 40 Predigern bestand 4 und es sich zum Ziel gesetzt hatte im Languedoc die Albigenser zu bekehren Nachdem die Gemeinschaft durch Honorius III 1216 zum Orden der Prediger erhoben worden war fasste Dominikus ungeachtet der geringen Zahl der Bruder des erst seit Kurzem bestehenden und folglich noch wenig gefestigten Ordens am Pfingstfest des Jahres 1217 den Beschluss die Dominikaner in alle Himmelsrichtungen auszusenden womit er zunachst auf Widerstand stiess sich aber schliesslich durchsetzen konnte Schon im Sommer desselben Jahres brachen zwei Gruppen auf verschiedenen Wegen nach Paris auf 5 Ordensniederlassungen in Paris BearbeitenKloster in der Rue Saint Jacques Bearbeiten Geschichte Bearbeiten nbsp Plan des Jakobinerklosters im heutigen Strassennetz nbsp Plan des Jakobinerklosters nach Viollet le DucDie ersten 1217 in Paris eingetroffenen Dominikaner liessen sich zunachst in einem Haus auf der Ile de la Cite nieder wo seit 1163 an der neuen gotischen Kathedrale Notre Dame de Paris gebaut wurde Ein oder zwei Jahre spater bezogen sie auf der Rive Gauche dem linken Ufer der Seine das oben genannte Hospice de Saint Jacques das im Jahr 1209 auf die Initiative von Jean Barastre errichtet worden war um den Jakobuspilgern geistlichen materiellen und medizinischen Beistand zu gewahren Der Eingang befand sich in der heutigen Rue Saint Jacques Nummer 156 sudlich der Sorbonne Dort wurde eine zweischiffige Kirche errichtet Dank der Unterstutzung von Ludwig IX Konig von 1226 bis 1270 konnten die Jakobiner ihr Kloster auf verschiedene umliegende Hauser ausdehnen so dass sie bald das gesamte Gebiet besassen das im Westen von der Rue de la Harpe heute Boulevard Saint Michel im Norden von der Rue des Cordiers Rue Cujas im Osten von der Gand rue du Petit Pont Rue Saint Jacques begrenzt wurde und im Suden nur durch eine Strasse von der erst jungst auf die Initiative von Philipp August errichteten Stadtmauer ab 1195 getrennt wurde Zwei Jahre nach Inbesitznahme des Hospizes bauten sie auf einem Gelande vor den Stadttoren Saint Jacques und Saint Michel heute Nummern 151 und 172 der Rue Saint Jacques ein Dormitorium und ein Pflegeheim Dort wurde trotz des Widerstandes des Pfarrers der Gemeinde St Benoit im Jahr 1220 auch der Klosterfriedhof angelegt Als 1358 jenseits der alten Stadtmauer ein Graben gezogen wurde musste das ausserstadtische Gelande wieder abgetreten werden An der Sudmauer des Klosterbezirkes entstanden die Ecoles Saint Thomas genannten Schulen in denen die Bruder sich in kontroversen Auseinandersetzungen auf das Predigen vorbereiteten Diese besuchten unter anderem der erste grosse Aristoteliker des Mittelalters Albertus Magnus 1200 1280 der bedeutende Kirchenlehrer und Scholastiker Thomas von Aquin 1225 1274 und Meister Eckhart 1260 1328 Um 1461 lehrte dort Alanus de Rupe auch Alain de la Roche genannt der spatere Grunder der ersten Rosenkranzbruderschaft 1468 Die Schulen wurden 1649 geschlossen Das Amt des Organisten bekleidete ab 1719 Louis Nicolas Clerambault 1676 1749 der es seinen Sohnen Cesar Francois Nicolas und Evrard Dominique ubertrug Dieses nach der Grundung des Filialklosters in der Rue Saint Honore 1613 Grand Couvent des Jacobins genannte Kloster wurde wahrend der Franzosischen Revolution im Jahr 1790 aufgehoben Sein Kreuzgang diente vorubergehend als Tanzsaal Schliesslich wurde die gesamte Anlage mit Ausnahme des Portals das bis 1866 existierte abgerissen Durch das parzellierte Gelande wurden die Rue Soufflot die Rue Toullier und die Rue Victor Cousin gezogen Vorsteher Bearbeiten Prior des Klosters waren 1230 Hugo von Saint Cher 1200 1236 unter dessen Fuhrung in Paris eine umfangreiche Wortkonkordanz der Bibel erarbeitet wurde um 1452 Jean Brehal Inquisitor der 1452 an der Eroffnung des Rehabilitationsprozess der Jeanne d Arc teilhatte Beisetzungen Bearbeiten In der Klosterkirche deren Nordfassade zwischen der Rue Saint Jacques und der Rue Touillier etwa auf dem heutigen Mittelstreifen der inzwischen verbreiterten Rue Cujas stand befanden sich die Leichname Herzen oder Eingeweide von 22 Konigen Koniginnen Prinzen und Prinzessinnen von Geblut und waren unter anderen die Stammvater der drei koniglichen Hauser Valois Evreux und Bourbon beigesetzt siehe Stammliste der Kapetinger 1285 Herzbestattung von Philipp III Konig von Frankreich 1299 Margarete von Sizilien 1273 1299 erste Ehefrau des nachstehend genannten Karl I von Valois Stammmutter der Valois 1308 Catherine de Courtenay 1274 1307 08 zweite Ehefrau des nachstehend genannten Karl I von Valois 1311 Margarete von Artois 1311 Ehefrau des nachstehend genannten Ludwig von Evreux Ihre Grabfigur befindet sich heute in der Kathedrale von Saint Denis nbsp Grabfigur der Klementine von Ungarn 1328 Kathedrale von Saint Denis1317 Robert von Clermont 1256 1317 Stammvater der Bourbonen die Herzbestattung erfolgte im Couvent des Cordeliers in Paris 1319 Ludwig von Evreux 1276 1319 Halbbruder des nachstehend genannten Karl I von Valois und Stammvater der Herzoge von Bretagne Seine Grabfigur befindet sich heute in der Kathedrale von Saint Denis 1325 Karl I von Valois 1270 1325 Regent von Frankreich und Stammvater der Valois 1328 Herzbestattung von Karl IV Konig von Frankreich 1328 Klementine von Ungarn 1293 1328 Ehefrau Ludwigs X Ihre Grabfigur befindet sich heute in der Kathedrale von Saint Denis Ausserdem wurden die Eingeweide der Konige Philipp V 1293 1322 und Philipp VI 1293 1350 in dieses Kloster uberfuhrt Ebenfalls dort beigesetzt wurden 1318 Jean de Meung genannt Clopinel Dichter Gelehrter und Ubersetzer im Alter von 38 Jahren 6 7 1355 Humbert II 1312 1355 letzter Graf und Dauphin von Viennois 1602 Jean Passerat Dichter im Alter von 68 Jahren 1623 Nicolas Coeffeteau Dominikanerbruder und Gelehrter im Alter von 49 Jahren 1724 Noel Alexandre Dominikanerbruder und Gelehrter im Alter von 85 Jahren Kloster in der Rue du Faubourg Saint Honore Bearbeiten Geschichte Bearbeiten Nachdem Sebastien Michaelis der Grossinquisitor des Ordens denselben Anfang des 17 Jahrhunderts unter dem Einfluss der Jesuiten reformiert hatte erhielt er im Jahr 1613 die Genehmigung der Koniginmutter und Regentin Maria von Medici auf dem rechten Seineufer in der Rue Saint Honore ein zweites Kloster zu grunden Dank grosszugiger Spenden unter anderem von Henri de Gondi Bischof von Paris konnte er in der genannten Strasse ein 10 Morgen grosses Grundstuck erwerben das im Westen an das Hotel de Vendome 360 364 Rue Saint Honore im Norden an die impasse de la Corderie heute Rue Gomboust und im Osten an die Rue de La Sourdiere grenzte Hinter dem Haupteingang in der Achse der heutigen Rue du Marche Saint Honore bei der Nummer 328 Rue Saint Honore umgab ein weitlaufiger Hof die Klosterkirche in deren Dachstuhl die beruhmte Bibliothek mit ihren 30 000 Banden eingerichtet wurde Dahinter schlossen sich die Klostergebaude der Kreuzgang und ein Garten an Wahrend der Revolution wurde das Kloster das 60 Bruder und 20 Novizen beherbergte aufgehoben Die seit Dezember 1789 von dem politischen Club Breton Bretonischer Klub abgespaltene Societe des Amis de la Constitution Gesellschaft der Verfassungsfreunde nutzte zunachst den Kapitelsaal dann die Bibliothek schliesslich aufgrund der steigenden Mitgliederzahl das gesamte Kirchenschiff als Versammlungsstatte und wurde daher bald Klub der Jakobiner genannt Maximilien de Robespierre war der wichtigste Vertreter desselben Seine Verhaftung erfolgte am 9 Thermidor Jahr II 27 Juli 1794 bereits einen Tag spater wurde die Hinrichtung vollzogen Noch am selben Tag wurde der Versammlungsort geschlossen Der Nationalkonvent bestimmte das Gelande durch ein Dekret vom 17 Mai 1795 28 Floreal Jahr II fur den Bau von Markthallen eine Entscheidung deren Verwirklichung erst ab 1806 in Erwagung gezogen und im Jahr 1810 vollendet wurde Von dem Kloster blieb nichts erhalten An seinem Standort befinden sich heute die Rue du Marche Saint Honore und der gleichnamige Platz Beisetzungen Bearbeiten In der Klosterkirche wurden folgende Personen bestattet 1620 Antoine de Pluvinel 1555 1620 Grunder der Reitakademien und Reitlehrer von Ludwig XIII 1639 Tommaso Campanella 1568 1639 Dominikaner Philosoph Sozialutopist Dichter und Politiker 1679 Francois Combefis 1605 1679 Dominikaner und Philosoph 1687 Francois de Crequy 1629 1687 Marschall von Frankreich Fragmente des Grabes in der Kirche St Roch 1695 Pierre Mignard 1612 1695 Maler Fragmente des Grabes in der Kirche St Roch 1695 Andre Felibien im Alter von 76 Jahren Kunsthistoriker 1698 Jacques Quetif im Alter von 80 Jahren Bibliothekar 1724 Jacques Echard 1644 1724 Dominikaner und Gelehrter 1738 Jean Baptiste Labat 1663 1738 Dominikaner Missionar Plantagenbesitzer und ReiseschriftstellerNoviziat in der Rue du Bac Bearbeiten Geschichte Bearbeiten Im Jahr 1631 erwarben vier kurz zuvor aus Rom eingetroffene Dominikaner sudlich der Seine an der Ecke der Rue du Bac und des Chemin aux vaches heute Boulevard Saint Germain ein kleines Haus in dem sie ein Jahr spater ein Noviziat einrichteten Im folgenden Jahr entstanden eine provisorische Kapelle und mehrere Hauser deren Vermietung das Vorhaben unter anderem finanzieren sollte Weitere durch den Orden zur Verfugung gestellte Mittel Spenden und Anleihen ermoglichten den Bau eines stattlichen Haupttraktes Ab 1682 arbeitete der Architekt Pierre Bullet 1639 1716 an der Errichtung einer grosseren Kirche heute St Thomas d Aquin die Francois Le Moyne mit Deckengemalden 1723 versah Die Arbeiten zogen sich hin und konnten nach 1765 endgultig abgeschlossen werden Inzwischen waren im Jahr 1735 zwei Flugel rechteckig an den Haupttrakt gesetzt und durch einen dritten verbunden worden so dass die Anlage die Form eines quadratischen Kreuzganges angenommen hatte Die Etagen uber den Galerien nahmen die Klosterzellen und die Bibliothek auf Dort befanden sich bei Ausbruch der Revolution 14 000 Bande und zwei Globen des beruhmten venezianischen Kartografen Vincenzo Maria Coronelli der zwischen 1681 und 1683 in Paris residierte Das Noviziat beherbergte 21 Bruder als es nach Ausbruch der Revolution geschlossen wurde 1790 Ab 1796 diente es als Waffenlager und museum Dieses wurde durch die Beute der napoleonischen Feldzuge bereichert und war als es im Verlauf der Julirevolution am 28 Juli 1830 von den Aufstandischen geplundert wurde das bedeutendste Artillerie Museum Europas Nach Beendigung des Aufstandes kehrten die Waffen in das Museum zuruck dessen Fundus im Jahr 1905 die Grundlage fur die Einrichtung des Musee de l armee im Invalidendom bildete Die Anlage ist abgesehen von dem wahrend der Revolution geplunderten Mobiliar nahezu vollstandig erhalten geblieben Die ehemalige Klosterkirche ist heute die Pfarrkirche St Thomas d Aquin Der Kreuzgang die Klosterzellen und der sogenannte grosse Saal in dem die Ordensbruder wahrend des Baus der Kirche ihre Gottesdienste abhielten beherbergen heute Dienststellen der Militarbehorden Beisetzungen Bearbeiten Beigesetzt wurden im Noviziat der Rue du Bac unter anderen 1684 Philippe II de Montaut Benac 1619 1684 Marschall von Frankreich 1688 Francois du Bec Crespin marquis de Vardes Generalleutnant der Armeen 1692 Charles III de Lorraine duc d Elbeuf 1657 1692 Die Grabmale ubernahm 1795 das Musee des Monuments francais um sie vor der Zerstorung zu retten Quellen BearbeitenJacques Hillairet Dictionnaire des rues de Paris Paris 1963 ISBN 2 7073 0092 6 Dictionnaire des Monuments de Paris Ed Hervas Paris 2003Siehe auch BearbeitenThomismus Couvent des Jacobins de la rue Saint JacquesWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Jakobinerkloster Paris Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Lageplan des Jakobinerklosters in der Rue Saint Jacques auf einer privaten Webseite franzosisch Fussnoten Bearbeiten Nomenklatur der Pariser Strassennamen Hillairet Bd 2 S 440 Rue SAINT JACQUES Memento vom 17 Juli 2007 im Internet Archive Auszug aus der Nomenklatur der Pariser Strassennamen franzosisch Webseite des Ordens der Prediger L envoi des freres par saint Dominique Memento vom 24 Februar 2008 im Internet Archive Teil 5 der Geschichte des hl Dominikus auf der Website des Ordens franzosisch Als Quelle wird dort genannt die frz Ubersetzung 1987 von Anselm Hertz Helmuth Nils Loose Dominikus und die Dominikaner Herder Freiburg 1981 ISBN 3 451 18388 9 Hillairet Band 2 Seite 440 laut Wikipedia aber um 1240 spatestens 1305 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jakobinerkloster Paris amp oldid 230779933