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Das Couvent des Cordeliers oder Couvent des freres mineurs Kloster der Minderen Bruder war ein im Jahr 1230 in Paris gegrundetes Kloster dessen romisch katholische Ordensgemeinschaft ordo fratrum minorum sich an der von Franziskus von Assisi verfassten Ordensregel orientierte fur die Ordensregel siehe Franziskanische Orden Die in grobes graues Tuch gewandeten Bruder dieses Bettelordens wurden nach der Kordel mit der sie ihre weite Kutte zusammenschnurten die Cordeliers Kordeltrager genannt woher sich der Name des Klosters ableitete das sich auf dem Gelande der heutigen Ecole de Medecine im 6 Arrondissement befand Nach der Farbe ihres Gewandes wurden sie auch als freres gris oder graue Bruder bezeichnet Das erhaltene gotische Refektorium des Klosters aus dem 14 Jahrhundert ist seit 1975 als Monument historique klassifiziert 1 Das gotische RefektoriumFrancisco de Herrera der Altere Der heilige Bonaventura tritt dem Orden der Minderen Bruder bei 1628 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Gebaude 3 Geschichte 4 Klosterbruder und Lehrer 5 Im Kloster bestattete Personen 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Kloster entstand ausserhalb der 1195 von Konig Philipp August errichteten Stadtmauer auf einem Grundstuck der in den Feldern vor den Toren der Stadt gelegenen Abtei Saint Germain des Pres das der Abt Eudes den Minderen Brudern uberlassen hatte 2 Es war im Westen von einem sudwarts fuhrenden Weg heute rue Monsieur le Prince 3 begrenzt und im Nordwesten durch den Vorplatz der Klosterkirche Durch diesen fuhrte spater eine Strasse die nach der Reform des Ordens 1502 den Namen rue de l Observance heute rue Antoine Dubois erhielt Die nordostliche Grenze bildete ein fruherer Feldweg die spatere rue des Cordeliers heute rue de l Ecole de Medecine wo der Klostereingang lag Diese Strasse verband das Stadttor Porte Saint Germain heute N 87 Boulevard Saint Germain mit der rue de la Harpe heute Boulevard Saint Michel bis zu welcher sich der Klosterbezirk erstreckte Gebaude Bearbeiten nbsp Teilansicht der Klosteranlage im Jahr 1793 nbsp Der Klosterkreuzgang im Jahr 1793Vom Kloster ist einzig das spatgotische Gebaude aus dem Ende des 15 Jahrhunderts erhalten das im Erdgeschoss den Speisesaal und daruber den Schlafsaal der Monche beherbergte Es ist abgesehen von andernorts erhaltenen Klosterkirchen eines der seltenen Zeugnisse mittelalterlicher Klosterarchitektur in Paris Das Gebaude beherbergt seit 1835 das der Anatomie gewidmete Musee Dupuytren Der ursprungliche Klosterkreuzgang bestand bis zum Jahr 1877 Er wurde anlasslich der Errichtung eines Krankenhauses in Anbetracht seines schlechten Zustandes abgetragen und unter Verwendung der alten Substanz originalgetreu wieder aufgerichtet Nach dem Klosterplan von 1774 4 erhob sich zwischen dem Kreuzgang und der rue des Cordeliers die machtige dreischiffige sechzehnjochige und nach Sudosten ausgerichtete Klosterkirche hinter deren Apsis sich das Refektorium erstreckte Etwas weiter ostlich stand die Theologieschule an welche sich mindestens zwei mit ihren Giebeln zur rue de la Harpe gekehrte Hauser anschlossen die von dort auch zuganglich waren Eines dieser Hauser hatte 1620 die bereits 1604 von Heinrich IV in den grossen Saal des Kreuzganges uberfuhrte konigliche Bibliothek aufgenommen 5 An der rue de la Harpe grenzte der Klosterbezirk im Norden an die Kirche Saint Come et Saint Damien im Suden an das College de Justice Den ubrigen sudlichen Bereich nahm der weitlaufige Klostergarten mit dem Infirmarium ein Geschichte BearbeitenDie ersten Minderen Bruder des Heiligen Franziskus liessen sich zwischen 1217 und 1219 in Saint Denis im Norden von Paris nieder von wo sie auf den Montagne Sainte Genevieve zogen Dort hatten einige Jahre zuvor bereits die Dominikaner an der Poterne Saint Jacques das sogenannte Jakobinerkloster gegrundet Wahrend die Dominikaner innerhalb der Stadtmauer von Philippe Auguste angesiedelt waren planten die grauen Bruder ab 1223 auf einem jenseits der Poterne in Vauvert gelegenen Gelande den Bau eines Hauses das noch vor seiner Vollendung einsturzte 6 Daraufhin uberliess Abt Eudes von Saint Germain des Pres weiter westlich das oben beschriebene Grundstuck Vermutlich im Jahr 1236 trat Alexander von Hales in das Couvent des Cordeliers ein verlegte seinen theologischen Lehrstuhl in den Klosterkreuzgang und grundete dort die altere Franziskanerschule Ihm folgte Bonaventura von Bagnoregio Nicht zuletzt durch seine Lehrer kam das Kloster zu hohem Ansehen und grosszugiger Gonnerschaft So stiftete beispielsweise Johanna von Evreux die Gemahlin von Konig Karl IV den Brudern im Jahr 1341 eine Kapelle und ein Infirmarium und liess Karl V der in Abwesenheit seines Vaters als Dauphin 1356 und 1357 die Generalstande in dem grossen Saal des Kreuzganges einberufen hatte ihnen mehrere Gebaude errichten Auch Anna von Bretagne unterstutzte das Kloster Im 17 Jahrhundert verlegte Ludwig XIV den Sitz und Tagungsort des Ritterordens Ordre de Saint Michel aus der Sainte Chapelle in Vincennes in das Couvent des Cordeliers Nach dem Ausbruch der Revolution wurde das Kloster im Jahre 1790 geschlossen Seine Kirche und ein Teil der Klostergebaude dienten daraufhin vorubergehend dem von Camille Desmoulins gegrundeten Klub als Versammlungsstatte der aus diesem Grunde als Club des Cordeliers bezeichnet wurde Ab 1795 beherbergte die Klosteranlage ein Krankenhaus bevor sie im 1 Kaiserreich 1802 bis auf den Kreuzgang das Refektorium und das Dormitorium abgerissen wurde um dem Bau der Praktischen Schule der Medizinfakultat Ecole Pratique de la Faculte de Medecine und eines neuen Krankenhauses mit 140 Betten Platz zu schaffen das von den Barmherzigen Brudern betreut wurde die bereits das nahegelegene Hopital de la Charite leiteten Beide Bauten wurden zwischen 1877 und 1900 vollstandig erneuert Heute sind die Franziskaner in Paris in der Gemeinschaft des Couvent Saint Francois de Paris in der rue Marie Rose N 7 im 14 Arrondissement zusammengeschlossen in der etwa zwanzig Bruder leben Der Kreuzgang gehort heute der Universitat Sorbonne und beherbergt Forschungslabors sowie einige Verwaltungsdienste fur das Doktoratsstudium und Dienste fur Praventivmedizin Klosterbruder und Lehrer BearbeitenAlexander von Hales um 1185 1245 Begrunder der ersten Franziskanerschule Bonaventura von Bagnoregio 1221 1274 italienischer Theologe der Scholastik spaterer Generalminister der Franziskaner 1257 1274 Johannes Duns Scotus um 1266 1308 schottischer Theologe und Philosoph der Scholastik Jacques Du Bosc 17 Jh Prediger des Konigs predicateur du roi Gegner der Jansenisten Jean Francois Burte 1740 1792 Martyrer der RevolutionIm Kloster bestattete Personen Bearbeiten nbsp Grabmal des Karl von Evreux 1336 1245 Alexander von Hales um 1185 1245 Begrunder der ersten Franziskanerschule siehe oben 1284 Pierre oder Peter I 1251 1283 Graf von Alencon 1269 Graf von Blois 1279 und Chartres Herr von Avesnes Guise etc Sohn des Konigs Ludwig IX 1305 Johanna I von Navarra 7 1273 1305 Grafin von Champagne 1274 1305 und Konigin von Navarra aus eigenem Recht Gemahlin Philipps IV des Schonen Konigin von Frankreich von 1285 bis 1305 1371 Herzbestattung der Johanna von Evreux 1310 1371 Tochter des unten genannten Ludwig von Frankreich Graf von Evreux und Witwe des Konigs Karls IV ihre Eingeweide wurden in der Abtei von Maubuisson beigesetzt die Gebeine in Saint Denis wo Johannas Grabfigur erhalten ist 8 1321 Maria von Brabant 9 wohl 1256 1321 zweite Gemahlin Philipps III Konigin von Frankreich 1275 1321 1322 Herzbestattung Philipps V 10 1293 1322 Konig von Frankreich und Navarra seine Gebeine wurden in der koniglichen Grablege in Saint Denis beigesetzt 1328 Louis oder Ludwig von Valois 1318 1328 Graf von Chartres Sohn von Karl I von Valois und seiner Ehefrau Mathilde von Chatillon 1328 Louis oder Ludwig von Frankreich 1328 Sohn Konig Philipps VI und seiner Gemahlin Johanna von Burgund 1329 Herzbestattung der Mahaut oder Mathilde von Artois um 1270 1329 ihre Gebeine wurden in der Abtei von Maubuisson beigesetzt 1330 Louis oder Ludwig von Frankreich 1330 Sohn Konig Philipps VI und seiner Gemahlin Johanna von Burgund 1336 Charles oder Karl von Evreux 1305 1336 Graf von Etampes Sohn von Ludwig von Frankreich Graf von Evreux Neffe des Konigs Philipp IV von Frankreich 1390 Jean Yves de Beaupoil de Saint Aulaire 1329 1390 Seigneur du Haut et Bas Neomalet Waffenbruder des Bertrand du Guesclin 1793 Jean Paul Marat Verleger Journalist und Jakobiner unter den Baumen des Kreuzgangs beigesetzt 1794 exhumiert und im Pantheon bestattet 1795 endgultig auf dem Friedhof der Pfarrkirche Saint Etienne du Mont beigesetzt Siehe auch BearbeitenCordeliers Begriffsklarung Couvent des Cordelieres Paris Konvent der Klarissen Literatur BearbeitenLaure Beaumont Maillet Le Grand Couvent des Cordeliers de Paris Etude historique et archeologique du XIIIe siecle a nos jours Paris 1975 Catherine Brut und Sebastien Poignant Le refectoire du couvent des Cordeliers in Bulletin de la Societe de l histoire de Paris et de l Ile de France 130e annee S 119 286 Jacques Hillairet Dictionnaire Historique des Rues de Paris Les Editions de Minuit Paris 1963 ISBN 2 7073 0092 6 Theophile Lavallee Histoire de Paris depuis le temps des Gaulois jusqu a nos jours 1814 1848 Band 2 Ausgabe 1857 Paris Edition Michel Levy Freres online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Couvent des Cordeliers Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Couvent des Cordeliers Paris im Club Paris Refektorium des Couvent des Cordeliers auf der Seite structuraeEinzelnachweise Bearbeiten Refectoire in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Vgl Jacques Hillairet Dictionnaire Historique des rues de Paris Diese Strasse hiess laut der offiziellen Nomenklatur der Pariser Strassen chemin de dessus les fosses 1419 chemin allant a la Porte Saint Michel 1510 rue des Fosses Saint Germain 1559 1582 spater rue des Fosses Monsieur le Prince und rue de la Liberte 1793 Vgl Hillairet op cit S 460 Das Haus in der rue de la Harpe erscheint unter der Bezeichnung Bibliotheque du Roi in den Planen von Gomboust 1652 und Jouvin de Rochefort 1672 Eine erste von Karl V im Louvre gegrundete konigliche Bibliothek ging im Hundertjahrigen Krieg verloren Ludwig XI Karl VIII und Ludwig XII bauten die zweite von Franz I in Fontainebleau untergebrachte konigliche Bibliothek auf welche Heinrich IV wahrend der Hugenottenkriege 1595 von dort nach Paris zuruckholte und 1604 im Couvent des Cordeliers einlagerte Colbert Minister Ludwigs XIV brachte sie in der rue Vivienne unter bevor sie schliesslich 1721 in den benachbarten Stadtpalast in der rue Richelieu kam der seinerzeit fur den Kardinal Mazarin errichtet worden war Dort befindet sie sich noch heute siehe BnF Vgl Alfred Fierro Histoire et Dictionnaire de Paris Paris 1996 Robert Laffont ISBN 2 221 07862 4 S 345 Vgl Lavallee Histoire de Paris depuis le temps des Gaulois jusqu a nos jours S 341 Nach anderen Quellen soll das Herz mit den Eingeweiden in Maubuisson beigesetzt worden sein Vgl Lavallee op cit S 341 Vgl Lavallee op cit S 34148 850556 2 341303 Koordinaten 48 51 2 N 2 20 28 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Couvent des Cordeliers Paris amp oldid 231053373