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Kommende kɔˈmɛnde Betonung auf der zweiten Silbe lateinisch commendare anvertrauen empfehlen bezeichnet ursprunglich als Begriff im Kirchenrecht die Ubertragung der Einkunfte eines Kirchen oder Klostervermogens auf eine dritte Person unter Befreiung von den Amtspflichten In spaterer Zeit wurden die Niederlassungen der Ritterorden als Kommende oder Komturei bezeichnet in Frankreich als commanderie in Spanien als encomienda in Polen als komturia komenda oder komandoria Commanderie d Arville Departement Loir et CherInhaltsverzeichnis 1 Kommende im Kirchenrecht 1 1 Anfange 1 2 Laien als Kommendatarabte 1 3 Weitere Entwicklung 1 4 Heutige Situation 2 Kommenden der Ritterorden 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseKommende im Kirchenrecht BearbeitenAnfange Bearbeiten Im kanonischen Recht war die Kommende eine Form der treuhanderischen Weitergabe kirchlicher Pfrunden an eine dritte Person den Kommendisten 1 Der Begriff in commendam wurde ursprunglich auf die einstweilige Besetzung einer Pfrunde angewandt zu der es ubergangsweise keinen Amtstrager gab als logisches Gegenstuck zum Begriff in titulum der dem ordnungsgemassen und unbedingten Zustand zugeordnet war Bereits Ambrosius von Mailand 397 erwahnt in einem Brief die Weitergabe einer Kirche in commendam wahrend seiner Zeit als Bischof Commendo tibi fili Ecclesiam quae est ad Forum Cornelii donec ei ordinetur episcopus Epistel II Das dritte Konzil von Orleans sprach im Jahr 538 das Recht Guter in commendam zu geben den Bischofen zu wahrend im deutschen Sprachgebiet die Institution der Eigenkirchen ublich war Papst Gregor der Grosse 604 gab Kirchen und Kloster in commendam an solche Bischofe die durch Kriegsgewalt aus ihren Diozesen vertrieben worden waren oder deren Diozesen nicht wohlhabend genug waren um ihr kirchliches Oberhaupt zu ernahren 2 Laien als Kommendatarabte Bearbeiten In der Zeit der Merowinger und Karolinger wurden im frankischen Reich auch Laien mit Abteien belehnt Ein solcher Laienabt oder Kommendatarabt war ein Schutzherr aber nicht das geschaftsfuhrende Oberhaupt einer Abtei er erhielt die Einkunfte so dass die Kloster oft ihre Einkunfte verloren und dafur keinen Ersatz erhielten Ein Abt in commendam hatte auch mit dem taglichen Betrieb oder der geistlichen Disziplin nichts zu tun und residierte ublicherweise auch nicht in der Abtei Die geistliche Leitung des Klosters lag meist bei einem Monch des Klosters der oft als Prior betitelt wurde Der zuerst unter Karl Martell aufgetretene Brauch wurde zwar von der Kirche meist bekampft angesichts der Macht des jeweiligen politischen Landesherrn blieb der Kirche jedoch oft nichts anderes ubrig als diese Praxis zu akzeptieren Bekannte Beispiele von Laienabten aus dem 10 Jahrhundert sind Otto der Erlauchte aus der Familie der Liudolfinger 912 Herzog von Sachsen Laienabt von Hersfeld Richard der Gerichtsherr aus der Familie der Buviniden 921 Herzog von Burgund Laienabt von Sainte Colombe in Sens und Saint Germain d Auxerre Eberhard von Franken aus der Familie der Konradiner 939 Laienabt von St Maximin in Trier Hugo Capet der Stammvater der Kapetinger 996 Konig von Frankreich Laienabt von Saint Martin de Tours Saint Germain d Auxerre Saint Aignan in Orleans Saint Quentin und Saint VaastAls 1122 der Investiturstreit zugunsten der Kirche beigelegt wurde wurde die Ernennung von Laien in commendam abgeschafft Weitere Entwicklung Bearbeiten Ab dem 14 Jahrhundert wurden Pfrunden in grosser Zahl in die Hand einzelner Kardinale gegeben wobei die Vergabe nicht mehr zeitlich beschrankt sein musste sondern auch auf Lebenszeit erfolgen konnte So verlieh das Konkordat von Bologna aus dem Jahre 1516 zwischen Papst Leo X und Konig Franz I dem Konig von Frankreich das Recht 225 abbes commendataires fur fast alle franzosischen Abteien zu ernennen Kommendatarabte konnten auch zu einer Verbesserung der Ordensdisziplin beitragen wie die Beispiele Jean de la Barriere Armand Jean Le Bouthillier de Rance und Angelique Arnauld zeigen Bekannte Kardinale die gleichzeitig Kommendatarabte waren sind Richelieu und Mazarin denen unter anderem die Abtei Cluny und die Abtei La Chaise Dieu unterstanden Die Stellung als Kommendatarabt war nicht auf Kardinale beschrankt so war Christophorus Rauber als Bischof von Laibach von 1508 bis 1536 Kommendatarabt des Stiftes Admont Heutige Situation Bearbeiten Mit der Franzosischen Revolution ist in der Praxis die Vergabe des Titels abbe commendataire in Frankreich erloschen entsprechend auch in Deutschland nach der Sakularisation zu Beginn des 19 Jahrhunderts endete die Vergabe des Titels Kommendatarabt In der Anglikanischen Kirche wurde das Verfahren Pfrunden in commendam zu geben im Jahr 1836 abgeschafft In der Katholischen Kirche hat der Papst noch heute das Recht dieses Verfahren anzuwenden Davon macht er aber nur bei Kardinalen Gebrauch die in Rom residieren Kommenden der Ritterorden Bearbeiten nbsp Der Gillhof in Kirchhain Kommende des Deutschen OrdensDie geistlichen Ritterorden nannten ihre Niederlassungen z B Kloster der Ordensritter und Ordenspriester Kommende Sie waren nicht nur Konvente sondern auch Verwaltungseinheiten die einem Komtur mittellateinisch commendator Befehlshaber unterstanden Der Komtur ubte alle Verwaltungsbefugnisse aus beaufsichtigte die seiner Kommende unterstellten Vogteien und Zehnthofe und war seinerseits dem Bailli oder Landkomtur unterstellt Mehrere Kommenden wurden in einer Ballei einer Ordensprovinz zusammengeschlossen Zu den Aufgaben der Komturei zahlte in erster Linie die Bewirtschaftung ihrer Guter Ihr oblag jedoch auch die Ubung der Gastfreundschaft gegenuber durchreisenden Ordensangehorigen Die Kommende alimentierte Kuster Pfarrer und alle weltlichen und geistlichen Untergebenen des Komturs Arme wurden durch Almosen unterstutzt 3 Siehe auch BearbeitenListe ehemaliger Johanniterkommenden Liste der Kommenden des Deutschen Ordens Liste der Kommenden des TemplerordensLiteratur BearbeitenWerner Bergmann Otto Dickau Heinz Jurgen Kamp Geschichte und Quellen der Deutschordenskommenden im Ruhrgebiet am Beispiel der Kommende Welheim Von den Anfangen bis zum Vorabend der Reformation Henselowsky Boschmann Bottrop 2017 ISBN 978 3 942094 74 0 Franz Josef Felten Abte und Laienabte im Frankenreich Studie zum Verhaltnis von Staat und Kirche im fruheren Mittelalter Monographien zur Geschichte des Mittelalters Bd 20 Hiersemann Stuttgart 1980 ISBN 3 7772 8018 6 Zugleich Saarbrucken Univ Diss 1976 Erich Meuthen Zum spatmittelalterlichen Kommendenwesen In Lotte Kery Dietrich Lohrmann Harald Muller Hrsg Licet preter solitum Ludwig Falkenstein zum 65 Geburtstag Shaker Aachen 1998 ISBN 3 8265 3636 3 S 241 264 Ulrich Stutz Geschichte des kirchlichen Benefizialwesens von seinen Anfangen bis auf die Zeit Alexanders III Aus dem Nachlass erganzt und mit Vorwort versehen von Hans Erich Feine 2 Auflage Scientia Verlag Aalen 1961 Michael Ott In commendam In Catholic Encyclopedia Band 7 Robert Appleton Company New York 1910 Michael Ott Commendatory Abbot In Catholic Encyclopedia Band 4 Robert Appleton Company New York 1908 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Kommende Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Kommende im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Kommendist In Vormalige Akademie der Wissenschaften der DDR Heidelberger Akademie der Wissenschaften Hrsg Deutsches Rechtsworterbuch Band 7 Heft 8 bearbeitet von Gunther Dickel Heino Speer unter Mitarbeit von Renate Ahlheim Richard Schroder Christina Kimmel Hans Blesken Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar 1981 OCLC 832567114 adw uni heidelberg de Gregor der Grosse Episteln I 40 II 38 III 13 VI 21 In Patrologia Latina Bd LXXVII S 493 577 614 812 Zeitschrift Johanniter Heft 2 2007Normdaten Sachbegriff GND 4125540 9 lobid OGND AKS Anmerkung Kommende lt Ritterorden gt GND 4164771 3 fur Kommende lt Kirchenrecht gt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kommende amp oldid 237880942