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Im Frankreich des Ancien Regime war der Bailli oder Bayle ein feudaler Beamter der vom Grundherrn mit Verwaltungs Steuer Polizei und Justizaufgaben betraut worden war Das Amt und spater auch der Bezirk des Bailli wurden Bailliage genannt In Sudfrankreich bis nach Anjou und Maine wurden die gleichen Beauftragten als Senechaux Einzahl Senechal bezeichnet ihr Amtsbezirk als Senechaussee Einteilung Frankreichs in Bailliages und Senechaussees im Jahr 1789Je nach Region nahmen die Baillis stark unterschiedliche Aufgaben wahr In der Grafschaft Provence des 12 Jahrhunderts hatte der Bailli die Amtsgewalt eines tatsachlichen Gouverneurs Im 13 Jahrhundert beaufsichtigten die Baillis des Grafen Alfons von Poitiers die dem Grafen von Toulouse unterstehenden Feudalherren In der Dauphine waren die Baillis um militarische Aufgaben aufgewertete Kastellane Im Herzogtum Bretagne entsprachen die Bailliages ab dem 12 Jahrhundert weitgehend den alten Grafschaften Geschichte BearbeitenDie koniglichen Baillis waren anfangs d h zur Zeit des Konigs Philipp Augustus Ende des 12 Jahrhunderts Beauftragte des Monarchen denen die Uberwachung der Arbeit der Vogte Prevots bzw in der Normandie der Vicomtes oblag ohne eine regionale Zustandigkeit zu haben Diese ergab sich erst in der Zeit des Konigs Ludwig IX also ab 1226 wobei eine regionale Struktur noch nicht gegeben war definierte Bailliages entstanden erst zwischen 1230 und 1260 Als Reprasentant des Konigs in einem Teil der Domaine royal wurde der Bailli schnell der Vollstrecker des koniglichen Willens gegenuber den regionalen Herren auch in angrenzenden Gebieten die nicht zum Besitz des Konigs gehorten Der Bailli von Vermandois spielte eine bedeutende Rolle in der Grafschaft Flandern der Bailli von Macon in Lyon Die Institution des Bailli wurde rasch in weiteren Furstentumern ubernommen Der Herzog von Burgund setzte Baillis ein die vor allem als Richter fungierten einen im Jahr 1239 drei weitere 1262 einen funften 1266 Ihre Anzahl vervielfachte sich im 14 Jahrhundert Die Freigrafschaft Burgund teilte Philipp IV 1333 in die Bailliage d Amont Hauptstadt Vesoul und die Bailliage d Aval Salins 1422 richtete Herzog Philipp der Gute die Bailliage du Milieu Dole ein 1676 wurde Besancon als weitere Bailliage aus Amont und Milieu ausgegliedert Das Herzogtum Lothringen war in die bailliages d Allemagne mit Sitz in Wallerfangen spater Saargemund Francois Nancy und de Voge Mirecourt eingeteilt Der wesentliche Unterschied zwischen den nordfranzosischen Baillis und den sudfranzosischen Senechaux im Karolingerreich war der Seneschall der hochste Beamte des Hofes liegt nicht in den Aufgaben sondern in den Personen Bei den Senechaux handelte es sich zumeist um Angehorige der alten Adelsfamilien die das Amt oft nur vorubergehend wahrnahmen wahrend es sich bei den Baillis im Allgemeinen um Berufsbeamte handelte die haufig nach einer Karriere in mehreren Bailliages in die Zentralverwaltung oder die zentrale Jurisdiktion befordert wurden Ende des 15 Jahrhunderts waren die Senechaux gegenuber den Baillis hoher angesehen und die Unterscheidung zwischen Nord und Sud spielte nur noch eine untergeordnete Rolle Konig Ludwig XI hatte 1451 einen Seneschall der Normandie Louis de Breze 1477 Senechaux im Artois und im Boulonnais sowie einen erblichen Seneschall in Burgund ernannte sogar mit Philippe Pot einen Grand Senechal de Bourgogne allerdings wurde dieser Titel nur dieses eine Mal vergeben Im Roussillon und in der Cerdagne ernannte Ludwig XI 1461 einen Seneschall Der Titel Grand Senechal de Provence blieb nach der Vereinigung der Provence mit Frankreich bestehen Die Stadt Paris war ein Sonderfall Von Philipp II bis Ludwig IX gab es hier zwei konigliche Amtstrager die ublicherweise aus der stadtischen Burgerschaft ernannt wurden Prevots Vogte die sich die Aufgabe teilten einer fungierte als Richter der andere als Steuereinnehmer Ludwig IX schliesslich fasste die beiden Aufgaben wieder zusammen und ernannte mit Etienne Boileau einen Garde de la Prevote de Paris fur den das Grand Chatelet vergrossert und modernisiert wurde Ab dem 14 Jahrhundert amtierten Personen als Bailli oder Seneschall die weitere Aufgaben fernab von ihrem Einsatzort wahrzunehmen hatten der Marschall Boucicaut Robert von Clermont Regnaud d Aubigny oder Jean de Bonnay Senechaux de Toulouse Einige werden ausdrucklich in Anerkennung ihrer Verdienste zumeist in der Armee ernannt der Batard de Bourbon erhielt die Senechaussee de Toulouse mit einigen weiteren Amtern um ihm ein Einkommen zu sichern Der Marschall Gilbert Motier de La Fayette versah das Amt des Seneschalls von Beaucaire zwei Jahre lang interimsmassig Marschall Jean de Baudricourt war gleichzeitig Bailli von Chaumont und Chalon spater gleichzeitig Gouverneur des Herzogtums Burgund und Bailli von Chaumont Der Herzog von Bedford ernannte fur Paris franzosische Baillis fur Evreux 1434 jedoch den Englander Roland Scandish sogar ohne den ublichen Eid zu verlangen da der neue Bailli als Kapitan bei der Armee zwischen Loire und Armelkanal diente und dort unabkommlich war Umgekehrt hatten einige Bailliages gleichzeitig mehrere Baillis die sich die Einkunfte aus diesem Amt teilten in Amiens wurde Robert de la Boye am 22 Oktober 1391 wegen standiger Abwesenheit abgesetzt wahrend sein Nachfolger Thibaut de la Boissiere bereits seit 1390 ernannt war und Ferry de Hangest Bailli seit 1407 der nacheinander gemeinsam mit David de Brimeu Seigneur de Humbercourt 1410 und Philippe d Auxy 1411 amtierte David de Brimeu wurde 1415 ein zweites und 1417 ein drittes Mal zum Bailli von Amiens ernannt ab 1408 wiederum mit Ferry de Hangest Des Weiteren wurde immer noch in Amiens zur gleichen Zeit die Aufgabe offenbar innerhalb weniger miteinander verschwagerten Familien weitergereicht Thibaut de la Boissiere 1390 Jean de Bains 1393 Guillaume Tournebeuf 1399 Jean de Bains 1401 2 Mal Thibaut de la Boissiere 1402 2 Mal Jean de Bains 1403 3 Mal David de Brimeu 1415 und 1417 wie erwahnt zum 2 und 3 Mal und als sein Nachfolger dessen Verwandter Denis de Brimeu Ubertroffen wurde dieses Spiel dann von Regnaut de Longueval Bailli 1435 1456 und seinem Sohn Artus de Longueval Bailli 1456 1496 die das Amt 60 Jahre in der Familie halten konnten Ahnlich im Cotentin Robert de Montauban Bailli 1415 1417 Arthur de Montauban Bailli 1450 1451 und Jean de Montauban Bailli 1451 1455 Arthur de Montauban trat das Amt an seinen Bruder Jean ab um sich geistlichen Amtern zu widmen er wurde 1467 Erzbischof von Bordeaux In Melun folgten aufeinander Philippe de Melun ab 1435 dann sein Bruder Charles und schliesslich dessen Sohn Antoine In Evreux schliesslich war das Amt Ende des 15 Jahrhunderts fest in der Hand der Familie Hangest In der Touraine findet man Jean du Fou Bailli 1480 1483 Guy Pot 1483 1484 erneut Jean du Fou 1484 dann dessen Bruder Yves seit 1484 der sein Amt als Seneschall von Poitou 1473 1488 deswegen nicht aufgab aber dennoch mehrere Nachfolger hatte Jean du Fou kehrte 1488 ins Amt zuruck sein Nachfolger wurde 1492 erneut Guy Pot Zu dieser Zeit bestand das Amt noch real sofern nicht bereits ein Capitaine general oder Lieutenant general des Konigs vorhanden war In der Mitte des 15 Jahrhunderts gab es jedoch eine Reihe von Baillis als reine Titeltrager von denen auch keine Anwesenheit mehr erwartet wurde das Amt bezahlte ihre Dienste an anderen Stellen vor allem in der Armee bei denen ihnen vor allem Kosten entstanden so im Poitou Pierre de Breze und Philippe de Commynes in Montpellier Philippe Cousinot und Francois d Este Amaury de Craon tauschte 1331 beim Konig das Amt des Seneschalls von Maine samt einer Zuweisung von 10000 Livre gegen eine Jahresrente von 1500 Livre Auch hier war die Entwicklung in der Stadt Paris anders als im Rest des Landes der Garde de la Prevote de Paris blieb eine bedeutende Funktion mit der Verantwortung fur die Ordnung in der Hauptstadt auch wenn ihm fur die Jurisdiktion zwei Stellvertreter Lieutenants beigegeben wurden je einer fur die zivile und die Kriminaljustiz wodurch dem Bailli mit der Zeit diese Aufgabe tatsachlich abhandenkam 1551 schuf Konig Heinrich II je Bailliage oder Senechaussee eine Bailliage presidial keine neue Verwaltungs sondern lediglich eine zwischen Bailliage und Parlement eingeschobene Justizebene um sein Gerichtssystem zu starken Die Bailliages und Presidiaux waren erstinstanzliche Gerichte fur bestimmte Verbrechen die der Blutgerichtsbarkeit vergleichbar und zuvor in die Kompetenz des lokalen Adels gefallen waren Sakrileg Majestatsbeleidigung Entfuhrung Vergewaltigung Ketzerei Geldfalschung Aufruhr Aufstand und illegaler Waffenbesitz 1764 wurde ihre Zahl auf 100 erhoht Am Vorabend der Revolution wurden auf Basis der Bailliages die Wahlkreise fur die Generalstande etabliert Durch ein Edikt vom 24 Januar 1789 wurden vom Konig mehr als 400 Bezirke geschaffen Mit dem Dekret vom 22 Dezember 1789 wurde jetzt von der Verfassunggebenden Versammlung die Auflosung der Bailliages und Senechaussees sowie der Bailliages presidiaux und die Einrichtung der Departements beschlossen Liste einiger Bailliages und Senechaussees Bearbeiten nbsp Karte der Provinz Anjou mit Untergliederungen in Senechaussees im Jahr 1789Ende des Mittelalters gab es Bailliages die offensichtlich von ausserst unterschiedlicher Grosse waren und von denen einige nur kurze Zeit bestanden Alencon Amboise Amiens Autun Montagnes de Haute Auvergne Auxerre Auxois Baronnies Bar sur Seine Beaumont le Roger Berry Blois Brianconnais Caen Seneschallat Carcassonne Caux Chalon sur Saone Chartres Chaumont Cotentin Dijon Dourdan Embrunais Epinal Etampes Evreux Gapencais Gevaudan Gisors Gresivaudan Lille Macon Mantes Meaux Melun La Montagne en Bourgogne Montargis Montferrand heut Ortsteil von Clermont Ferrand et Usson Montfort l Amaury Montrichard Nemours Normandie Noyers Orleans Paris Prevote et Vicomte de Paris Peronne Montdidier et Roye Rouen Saint Pierre le Moutier Senlis Sens Sezanne Touraine Tournai Troyes Velay Vermandois Viennois La Tour du Pin Viennois Valentinois Vitry en Perthois VivaraisLiteratur BearbeitenRobert Henri Bautier Bailli bailliage In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 1 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1980 ISBN 3 7608 8901 8 Sp 1354 1357 Jean Favier Dictionnaire de la France medievale Fayard Paris 1993 ISBN 2 213 03139 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bailliage und Senechaussee amp oldid 226984551